Laufen auf Friedhöfen

Hallo, liebe Mitforumsels,

nach vielem Lesen in diesem Forum nutze ich jetzt mal meine Schreibzulassung, ich hätte da nämlich mal gern ein Problem:

bei einigen meiner Läufe komme ich an einem sehr hübsch gelegenen Friedhof vorbei, der auch von der Größe durchaus geeignet wäre, ihn mal in einen Lauf einzubauen, schließlich brauche ich Abwechslung.

Die Frage ist jetzt die: darf man das? Ist das geschmack- oder pietätlos, auf Friedhöfen zu joggen?

Ich bin echt unsicher und hoffe auf aufklärende Meinungen.

Gruß
Carsten

Hallo Carsten,
zu diesem Thema gab es hier sogar schon einmal eine Umfrage:
http://www.laufen-aktuell.de/laufen-aktuell/content/forum/showthread.html?t=12186&highlight=friedhof

Grüße
Uschi

Da antworte ich doch mit einem entschiedenen: Kommt drauf an ;)

Wenn der Friedhof einen parkähnlichen Charakter hat mit vielen Wegen und Du nicht direkt an den Gräbern vorbeiläufst und niemanden störst, könntest Du es wohl machen - hast Du schon mal geguckt ob es eine Friedhofsordnung dort gibt und was über "Störungen" dort steht? Ich persönlich würde es wohl vermeiden wenn ich könnte - ich denke das Friedhofsbesucher und Trauernde schon gerne ihre Ruhe haben und es gibt so viele schöne andere Wege die man laufen kann.

Ich würde sagen: "Lass es bleiben!"

Auch wenn der Friedhof Park ähnlich sein sollte. Es gibt doch sicher genug Gegenden um den Friedhof herum die man zum Laufen nutzen kann, oder?

Ich persönlich würde es auf jeden Fall nicht machen!

Gruss
Bebe

Hallo Carsten,zu diesem Thema gab es hier sogar schon einmal eine Umfrage

Ich muss mir jetzt mal selber irgendwohin beißen, da nutze ich schon die Suchfunktion, gebe "Friedhof" ein, kriege 28172 Treffer mit Themen, die ich nie in diesen Zusammenhang gebracht hätte und du, liebe Uschi, schickst mir nach fünf (!!!) Minuten den Link.
Dann danke ich recht schön und lese mich jetzt tief in die Materie ein.

Gruß
Carsten

Ich weiß nicht, immer diese Ausgrenzung. Der Tod gehört doch irgendwie zum Leben mit dazu und die Toten haben auch nichts davon, wenn sie alleine gelassen werden und niemand mehr an sie denkt.

Andererseits, ich weiß schon dass es da andere Meinungen gibt und respektiere auch diese. In Berlin ist doch dieses Stehlenfeld am Brandenburger Tor und ich laufe da auch immer nur drumrum, obwohl es mich mal sehr interessieren würde reinzulaufen. Gab schon große Diskussionen um die Frage, was man da nun tun darf und was nicht. Essen und Joggen waren besonders fragwürdig. Ich würde DA nicht reinlaufen weil ich nicht gerade irgendeinem jüdischen Holocaustüberlebenden Touristen in die Arme laufen wollte. Auf einem deutschen Friedhof fühle ich mich kulturell ein bißchen kompetenter.

Gruß
Meike

Ich würde es auch sein lassen. Ich hole mir da zwar öfter Wasser, aber dann laufe ich ormal zur Wasserstelle und gehe auch gleich wieder.

Ich habe mich mal in Sachen Friedwald erkundigt, weil ich diese Bestattungsform sehr schön finde und bei der Führung meinte auch die Försterin, dass sie die Wege bewusst nicht ausbauen, weil sie keine Jogger in dem Wald haben möchte. Wenn mal ein zwei vorbeikommen wäre das zwar kein Problem, aber so richtig viel los sein soll da nicht durch Läufer oder Walker.

Ich denke auch, dass der Friedhof ein Ort der Ruhe bleiben sollte. Es gibt ohnehin sehr winig Plätze an denen Ruhe herrscht.

Das ist ein Thema wozu ich doch gerne was erzaehlen moechte.

Nahezu vor und nach jeden Trainingseinheit, laufe ich (mit Hund uebrigens) ueber unser Dorfsfriedhof am Grab meiner Frau vorbei. Da klopfe ich auf das Kreuz ihres Grabes und fordere sie auf, mitzulaufen. Selbstverstaendlich "bringe" ich sie dann auch wieder zurueck. Mittlerweile habe die Leute bei uns im Dorf sich daran gewoent. Sogar "unser" Hund wird nicht beanstandet, obwohl laut Friedhofsordnung keine Hunde auf dem Friedhof gestattet sind.

Ansonsten wuerde ich, ehrlich gesagt, nicht auf die Idee kommen ueber ein Friedhof zu laufen/Joggen.

in Friedhofsordnungen ist meist die Rede davon, dass man nichts tun darf, was "die Würde des Ortes verletzen könnte", wie auch immer das auszulegen ist.
Mein Schneckentempo könnte man möglicherweise durchaus noch als "würdevoll & gemessenen Schrittes" interpretieren .
Nichtsdestotrotz würde ich persönlich nicht zwischen Gräberfeldern laufen, weil ich weiß, dass viele Menschen in ihrer Trauer den Friedhof als einen Ort der Ruhe und des stillen Gedenkens brauchen.

vg,
kobold

ET hat geschrieben:...klopfe ich auf das Kreuz ihres Grabes und fordere sie auf, mitzulaufen. Selbstverstaendlich "bringe" ich sie dann auch wieder zurueck...

@Eric, mich beeindruckt sehr, wie du damit umgehst.
Ich wusste nicht vom Tod deiner Frau und es macht mich sehr betroffen.

Roland B.

Entscheidend ist ja nicht, welche persönliche Einstellung man als Läufer dazu hat, sondern welche Einstellung die Trauernden haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich zumindest ein paar Trauernde durch Läufer gestört fühlen und es als unwürdig ansehen, ist doch relativ hoch und das sollte man auf jeden Fall respektieren, auch wenn man selbst anderer Meinung sein sollte.

Also: aus Respekt vor den Trauernden und der Würde des Ortes ein eindeutiges Nein!

Gruß Jörg

Ich nutze teilweise meine Laufeinheiten um meine Oma auf dem Friedhof zu besuchen.
Meist nehme ich noch zwei Euro mit für eine Rose an der angrenzenden Gärtnerei.
Ich bin mir sicher das gefällt Ihr und stört niemanden.

In diesem Sinne,
Mattin

Ein recht morbides Hobby. Normalerweise bin ich dafür immer zu haben aber ich würde den Ärger mit den Leuten scheuen.

Wenn ich mich nun auf die andere Seite versetze würde ich mich als Tote doch freuen wenn gelegentlich mal ein paar Läufer oder vielleicht sogar ein Volkslauf an meinem Grab vorkommen würden. Ich glaub es wär sogar das Highlight des Totenjahres ...

Endorphinjunkie hat geschrieben: Die Frage ist jetzt die: darf man das? Ist das geschmack- oder pietätlos, auf Friedhöfen zu joggen?

Meine Meinung: solange Du nicht lärmend durch den Friedhof schlurfst, Dich dabei laut mit einem eventuellen Mitläufer unterhältst oder ständig auf den Boden spuckst sehe ich da kein Problem drin.

Mein erster Gedanke war "ne, macht man nicht".

Wenn ich aber so drüber nachdenke, fällt mir auf, dass ich bei 2 Laufstrecken direkt an Kriegsgräbern vorbeilaufe. Strenggenommen ist das auch eine Art Friedhof, nur kommt da selten ein Angehöriger vorbei.

Ich denke, davon würde ich es abhängig machen, ob das ein Friedhof ist, in dem auch (lebende) Leute sind, die ihre Toten besuchen wollen. Aus Rücksicht denen gegenüber würde ich ebenfalls eher woanders laufen. Es wirkt auf mich irgendwie unpassend, wenn ich mir einen keuchenden, schwitzenden Läufer in kurzer Hose mit MP3-Player vorstelle, der an trauernden, nachdenklichen Angehörigen in Trauerkleidung vorbeirennt. Und so eine Situation wäre ja je nach Tageszeit und Wochentad durchaus denkbar.

Ich lauf reglemässig über nen Friedhof (Nordheim) und hatte noch nie Probleme damit und wie's aussieht die anderen auch nicht, weder die Toten noch die Besucher.

Gruss Tell

Hier noch ein Zitat zum Thema, von der offiziellen Website unserer Stadt.

Friedhöfe sind [..] In den wunderschönen Parkanlagen spazieren auch Eltern mit Ihren Kleinkindern, erholen sich erschöpte Stadtmenschen und freuen sich Pensionierte an der Natur. Die Friedhöfe sind ein beachtlicher Teil der grünen Lunge unserer Stadt.(Quelle)


Ich bin eindeutig ein "erschöpfter Stadtmensch", also werd ich da auch weiterhin durchlaufen