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Und es war Sommer...

Und es war Sommer...

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Es war ein schöner Tag, der letzte im August
Die Sonne brannte so, als hätte sie's gewusst
Die Luft war flirrend heiß und um allein zu sein
Sagte ich den ander'n: Ich hab' heut keine Zeit
Da ich gerne eure Laufberichte lese versuch ich mich heute auch mal an einem. Hoff es ist einigermaßen lesbar, meine Deutschlehrer haben meine Texte nie sonderlich gefallen. :wink: :wink:

Samstag, ein Tag vorm Halbmarathon- und Wettkampfdebüt. S-Bahn Linie 1, Haltestelle Gottlieb-Daimler Stadion, 11Uhr. Die Sonne brennt, jede Bewegung fördert gefühlte 2Liter Schweiss aus den Poren. Der Gedanke daran, dass in 24 Stunden man hoffentlich im Ziel ist kann die Nervosität und Angst kaum lindern.
Abends dann ein Hoffnungsschimmer, Gewitter und Regen überm Ländle. Also früh ins Bett und noch n Stoßgebet losgeschickt.

Sonntag, jetzt gilts. Das Stoßgebet scheint geholfen zu haben, denn es ist bewölkt und deutlich angenehmer. Auf dem Weg zum Start läuft mir dann noch Zahnpasta-Dieter über den Weg, meinen ursprünglichen Plan mich die ersten Kilometer an hin zu hängen hab ich inzwischen aber gegen den Plan anzukommen getauscht. Nach mehrmaligem Aufsuchen der Dixiehäuschen am Rand (nein ich hatte kein Durchfall :daumen: :daumen: ) steh ich also mit meinem Vater im Pulk und warte bis es losgeht. "Noch 10 Sekunden bis zum Start" schallt es in meinen Ohren, nochmal tief durchgeatmet und schon gings los bzw auch nich. Menschenmassen soweit ich sehen konnte, ein Kampf um jeden Schritt began. Doch ich fühlte mich gut, nich überragend aber gut. Und das obwohl ich nich gut trainiert habe, zu unregelmäßig und inkonsequent. Nach 4km die erste Wasserstelle, bis auf das 90% des Wassers in der Nase oder neben dem Mund waren liefs noch einigermaßen, die Beine waren allerdings doch schon irgendwie nich mehr so leicht. Kurz darauf die erste "Steigung" (eigentlich nich schlimm), ich bekomm n mulmiges Gefühl im Magen. Warum nur? Doch was falsches gegessen? Zu viel getrunken und n Wasserbauch? Sofort kommen Gedanken an den Ausstieg. Doch ich kann doch nich aussteigen, dann hätten meine Kumpels doch Recht, dass ich n HM nich pack. Nachdem mich mein Vater mit motivierenden Worten aus meinen Gedankengängen riss gings erstmal bergab und der Magen fühlte sich wieder in Ordnung an. Aber seitdem war jeder Schritt die Hölle auf Erden. Ich glaub ich hab zu wenig gegessen. 2,5 Stunden davor 2 Brötchen und 1h davor n Müsliriegel. Hät ich bloß die Banane noch vernascht, "Du Vollidiot" sag ich zu mir. Mein Ziel unter 2 Stunden hab ich mir längst aus dem Kopf gestrichen, gefühlsmässig kam ich mir wie 7min/km vor. Nachdem ich mich über die nächsten 2 Wasserstationen irgendwie bis zu KM10 hangelte, sagte mein Vater dann völlig überraschend "Wir sind noch gut in der Zeit" zu mir. Ich selbst lauf ohne Uhr. Die Beine wurden aber mit jedem Schritt schwerer, die sogenannte "Luft" war aber da, nur die Oberschenkel nich. Bei immernoch bewölktem Wetter quälte ich mich zu KM15. Mein Vater:"Wir sind 2min unter der Zeit". Mein Gesichtsausdruck muss ne Mischung zwischen Ungläubigkeit und gequältem Lachen gewesen sein. Einerseits dachte ich wären wir meilenweit weg von der Zeit, andererseits wusst ich nich wie ich des Tempo ansatzweise halten sollte. Naja erstmal n Becher getrunken, inzwischen landeten auch schon kanpp 50% an ihrem Bestimmungsort. Beim letzten Hügelchen bei KM18 mit geschätzten 3% Steigung über maximal 250m, der mir allerdings wie Alp d'Huez, Tourmalet und wie sie alle heißen hintereinander vorkomm. Meine Beine wurden von der inzwischen hochkonzentrierten Milchsäure zerfräßt, eine Laktatmessung würde jegliche Skala übersteigen und ich würd ins Guinessbuch der Rekorde eingehen. KM20, inzwischen brennt die Sonne, höllisch. Meine Beine auch, unmenschlich Qualen. Das Stadion schon in Sichtweite höre ich nur noch: " Noch 7 Minuten, des reicht, beiss nochmal." Also gut, wenn dann wenigstens mit Fahnen und Trompeten untergehen und ich beschleunige. Ich komm mir unheimlich dynamisch vor. Tor 19, hier gehts ins Stadion, die Menge tobt. Bestimmt wegen mir. Nochmal den Sprint angezogen. Ich fliege und zack bin ich im Ziel. Hmm irgendwie hät ich noch gern ne Runde im Stadion hingelegt. Egal, hauptsache die Zeit stimmt. Netto: 1:59:29. Auch wenn ich keine Energie mehr zum Grinsen hatte, innerlich spielten die Hormone und Endorphine verrückt. Und als ich ne Medaille umgehängt bekam fühlte ich mich so als ob ich grad Olympiasieger, Weltmeister und Europameister auf einmal geworden wäre. Stolz wie Oskar kämpfte ich mich zum erfrischenden Wasser und legte mich erstmal aufn Rasen und genoß einfach. Ein Tag, so wunderschön wie heute.....

Da ich mich nie wirklich vorgestellt habe (bin eher ein stiller Mitleser) hol ich dies hier auch gleich noch nach:

Ich heisse Philipp, komm aus Herrenberg (30km südlich von Stuttgart). Bin 19Jahre, etwa 1,88m, 70kg. Hab 12 jahre lang handball gespielt, im februar diesen jahres aufgehört. Ich hatte anstatt lust immer angst vor handballspielen. doch jetzt schein ich das richtige gefunden zu haben. neben dem normalen nervös-sein hatte ich richtige vorfreude auf den HM und werd mit sicherheit beim laufschuh bleiben. zwar nur wenige wettkämpfe bestreiten aber doch regelmäßig laufen.

edit: die temperaturen haben mir übrigens überhaupt nichts ausgemacht, war wohl viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt :-)

Toller Einstieg

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Glückwunsch :daumen:
Das war doch ein guter Einstieg. Erster HM und schon unter 2 h, das ist doch was !
Jetzt nur noch etwas regelmäßiger trainieren und die nächsten tollen Wettkämpfe werden folgen.

:hallo: Hans-Dieter

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Hallo Phillip


Herzlichen Glückwunsch

toll gemacht
schön geschrieben
und ein Superliedeinstieg für den Bericht....(summe herum)

Gruß Martin
mit freundlichem Gruß aus Hamburg


Martinwalkt
About me, alles auf einen Blick

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RÄSCHPÄCKT! :respekt:
Für den Einstieg super Bericht + super Zeit, da kann man ja noch einiges erwarten :daumen:
Also: Willkommen im Forum und weiter so :hallo: .
Gruß
Claudia
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Hi Philipp :hallo:

Glückwunsch zu deiner Leistung! :daumen:

Den ersten HM bei den momentanen Bedingungen unter 2 Stunden zu finishen verdient :respekt:

Jetzt dran bleiben, weiter trainieren und vielleicht im nächsten oder übernächsten Jahr einen Marathon ...

Viel Erfolg und weiterhin Spaß am Laufen wünscht
Rainer
Gesperrt

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