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Nicht denken, laufen!

Nicht denken, laufen!

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Hallo an alle,

zum Thema Mentaltraining und mentale Härte im Wettkampf bin ich auf eine Seite gestoßen (http://www.aktiv-laufen.de/285-Ratgeber_TippsTricks-,e_14879,r_2650.htm), von der ich mal zitiere:
[INDENT]Die Beine schmerzen, das Herzkreislaufsystem läuft auf Volllast und das Anstrengungsgefühl wird langsam unangenehm. Hier schaltet sich dann bei vielen Menschen der Kopf ein. Man überlegt, worin der Sinn dieses „Sich-Selbst-Quälens“ liegt. Man stellt die Teilnahme am Wettkampf in Frage. Man(n) oder Frau denken darüber nach, dass es doch viel einfacher wäre, das Tempo jetzt zu drosseln um mit weniger Schmerzen weiter zu laufen. (...)
Die Lösung für dieses Problem klingt nun sehr einfach, aber es ist nur sehr schwer in die Tat umzusetzen: Denken Sie einfach während eines Wettkampfs nicht.
[/INDENT]Cool, nicht?
Klingt ein wenig nach: Dumm läuft gut. Oder so ähnlich.

Noch spektakulärer ist der Weg zum Nicht-Denken: Die linke "Grübel-Hälfte" des Hirns muss abgeschaltet werden, indem man die linke Hand während des Laufens zur Faust ballt und so die rechte "intuitive" Gehirnhälfte stärker aktiviert.

Höm. Hat das schonmal jemand (erfolgreich) probiert?
Was haltet Ihr davon?

oLi



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oLi hat geschrieben:
Die Lösung für dieses Problem klingt nun sehr einfach, aber es ist nur sehr schwer in die Tat umzusetzen: Denken Sie einfach während eines Wettkampfs nicht.

Hallo oLi,
klingt klasse, "funktioniert" bei mir aber leider andersrum. Wenn ich auf gewissem Anstrengungsniveau bin und nicht denke, bleibe ich stehen (bzw. gehe :nene: )

Gibts dagegen ein Rezept :confused: außer: mit Gewalt am Denken bleiben :confused:
Sag nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst (Matthias Claudius)

http://artificial-nonsense.blogspot.com/

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oLi hat geschrieben: Hier schaltet sich dann bei vielen Menschen der Kopf ein. Man überlegt, worin der Sinn dieses „Sich-Selbst-Quälens“ liegt. Man stellt die Teilnahme am Wettkampf in Frage
Vermutlich bin ich zu blöd - sowas ist mir in keinem meiner 3 Marathons jemals passiert. Nichtmal beim ersten, bei dem ich mich wahrlich viele Kilometer lang abgequält habe.

Zwar werde ich langsamer :D aber gegrübelt oder irgendwelche Sinnfragen gewälzt habe ich noch nie bei Wettkämpfen oder Volksläufen. Mir ist von vorneherein völlig klar, dass der Quatsch keinerlei übergeordneten Sinn hat und ich das nur tue, weil mir selber danach ist. Schlimmstenfalls kann ich mir also sagen: "Bist du blöd, Frau!" Da auch das von vorneherein schon zweifelsfrei feststand, spare ich mir jede Form von Zweifeln :D

Das Leben kann so einfach sein!

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oLi hat geschrieben: Noch spektakulärer ist der Weg zum Nicht-Denken: Die linke "Grübel-Hälfte" des Hirns muss abgeschaltet werden, indem man die linke Hand während des Laufens zur Faust ballt und so die rechte "intuitive" Gehirnhälfte stärker aktiviert.

Höm. Hat das schonmal jemand (erfolgreich) probiert?
Was haltet Ihr davon?

oLi


Ehrlich gesagt kann ich nicht glauben, daß das funktionieren soll. Andererseits: man kann es ja mal ausprobieren ... schaden dürfte das auch nicht, oder? Kann ich gleich ja mal am Sonntag testen :D

Diese Sinnfrage stelle ich mir allerdings auch öfters - allerdings eher vor dem Wettkampf - nicht dabei. Beim Wettkampf versuche ich eher, positiv zu denken. So nach dem Motto: so schlecht geht es Dir doch gar nicht - beim letzten Lauf hast Du Dich doch viel schlechter gefühlt.

Andreas

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Ich muss wohl noch ein wenig mehr zitieren, um die angebliche Lösung zu erläutern:
[INDENT]Die Angst vor dem Elfmeter

Vor der Fußballweltmeisterschaft widmete sich Prof. Beckmann folgendem Thema: Die Angst des Schützen vor dem Elfmeter. In der Geschichte des Fußballs wurden viele wichtige Spiele durch das Elfmeterschießen entschieden. Doch was unterscheidet den sicheren Elfmeterschützen von einem Unsicheren? Dazu untersuchten die Forscher 20 Sportstudenten. Die Probanden wurden also aufgefordert, einige Elfmeter zu schießen. Zusätzlich wurde in einem Fragebogen ermittelt, ob die Studenten eher aus dem Bauch heraus Entscheidungen fällen oder eher analytisch vorgehen, das heißt über Ihr Handeln nachdenken.

Weniger Denken führt zu mehr Treffern

Prof. Beckmann kam nun zu dem Schluss, dass vor allem diejenigen Schützen erfolgreicher waren, die weniger über ihre Entscheidung nachdenken, quasi also einfach zum Elfmeterpunkt gehen und den Ball ohne viel nachzugrübeln ins Tor schießen. Im Gegensatz dazu versagten die Sportler, die anstehende Entscheidungen viel und gründlich überdenken. Zwar war der Unterschied zwischen beiden Gruppen nicht überwältigend, aber eine Tendenz war zweifelsfrei zu erkennen.
(...)

Linke Hand zur Faust ballen, rechte Hand locker lassen

Die Hypothese der Forscher war nun, man müsse einfach die rechte Gehirnhälfte aktivieren, damit die „Grübler“ eher spontan entscheiden und nicht so viel über ihr Handeln und die Konsequenzen nachdenken. Denn die rechte Gehirnhälfte ist weniger analytisch und regelt die Dinge ganzheitlich.

Darum sollten nun die schlechteren Elfmeterschützen einen Tennisball in die linke Hand nehmen und diesen fest drücken. Durch die Überkreuzkoordination des Gehirns – die rechte Gehirnhälfte steuert die linke Körperhälfte und umgekehrt – sollte dadurch die rechte Gehirnhälfte aktiviert werden. Die Messungen des EEG bestätigte diese Vermutung, in der rechten Gehirnhälfte waren nun auch Aktivitäten zu sehen.

Die „Grübler“ schossen also nun ihre Elfmeter, während sie in der linken Hand einen Tennisball drückten, während die rechte Hand locker blieb. Und tatsächlich, die Trefferquote ging nach oben.

(Zitat wieder aus: http://www.aktiv-laufen.de/285-Ratgeber ... r_2650.htm)
[/INDENT]Und das Prinzip hat der Herr Professor auch bei der "Deutschen Spitzensportlerin Kathleen Friedrich" mit Erfolg angewandt.

Man darf übrigens auch ohne Tennisball laufen...
oLi

6
Ich glaube schon das man mit dem denken negative Erfahrungen machen kann. Hatte da selber diesen Sommer ein Erlebnis.
Ich laborierte schon seit einigen Wochen an einer akuten Muskelverhärtung. Mit Vitaminen, anderer Ernährung, und Physiotheraphie bekam ich das Problem wieder in Griff. Ich trainierte immer nach Anleitung meines Therapeuten. An einem Tag als meine Wadenmuskel wieder in Ordnung war sollte ich einen leichten Dauerlauf von ca. 45min absolvieren. Es ging mir blendend und ohne jegliche Probleme. Die ganze Strecke war auf Wald und Naturwegen. Bis ich zu einem Teilstück mit Teerbelag kam. Ich sah das und dachte: "Geht es wohl auf Teer auch? Oder kommt der Schmerz wieder?" Ich war erst ein paar Meter auf dem neuen Bodenbelag und schon war der alte Schmerz wieder da. Das gleiche hatte ich wenn ich einen bestimmten Laufschuh trug. Immer hatte ich Probleme.
10 Tage nach dem Vorfall wollte ich einen Marathon bestreiten. Mein Homöopath gab mir ein Mittel gegen die Nerven und zur Beruhigung und der Lauf ging ohne Problem, ausser des Trainingsrückstandes den ich mir engefangen hatte.

Seither glaube ich daren das man mit Denken viel erreichen kann.

Das mit der Faust kann auch stimmen. In Jungen Jahren (Als Anfänger) hat mir mein Trainer gesagt, wenn du Seitenstechen hast dann mache eine Faust. Manchmal hat es gewirkt. Vieleicht habe ich dann die linke genommen??

Dasselbe sage ich jetzt auch meinen Kindern wenn sie mal einen kurzen Lauf mit mir machen wollen. Werde es mal präzisieren (Linke Faust).

Willy

7
Hmmmmm,

Nicht denken während des laufens ist zumindest unter Wk-Bedingungen nicht unbedingt sinnvoll.

Lauf ich nur so für mich, oder in der M-Vorbereitung die Läufe im GA-Bereich, dann bin ich gedanklich wo ganz anders.
Träume mich durch die verschiedesten Dinge und lass den lieben Gott nen guten Mann sein.

Aber auch hier mit einem Ohr im Körper und am hineinhorchen ob alles i.o. ist.
Schmerzen wegdenken (nicht beachten) ist absolut verkehrt.

Gruss Mayo
[SIGPIC][/SIGPIC]Blog unter: www.mytll.blogspot.com

8
oLi hat geschrieben:Hallo an alle,




zum Thema Mentaltraining und mentale Härte im Wettkampf bin ich auf eine Seite gestoßen (http://www.aktiv-laufen.de/285-Ratgeber_TippsTricks-,e_14879,r_2650.htm), von der ich mal zitiere:[INDENT]Denken Sie einfach während eines Wettkampfs nicht. [/INDENT]Cool, nicht?
Klingt ein wenig nach: Dumm läuft gut. Oder so ähnlich.

Klingt eher nach Zen :hallo: und was Du als "dumm" bezeichnest ist mir auch unter dem Begriff Flow bekannt. Da hat wohl jeder seine Techniken und Tricks um diesen Zustand künstlich zu erzeugen. Mir hilft es meist, wenn ich mich auf meine Lauftechnik konzentriere oder an die Steigerungsläufe im Training denke, da laufen mir die Beine regelrecht davon :wink:

Gruss
TriRunner

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Hi oLi


Danke für Deine nette Begrüßung hier im Forum.


In deinem Kommentar hattest Du geschrieben :
Ich hab Dich bildlich so richtig eingehen sehen.
... und dann dieses Posting - au weia. Hätte ich von den Tennisbällen vorher gewußt, ich hätte bestimmt einen mitgenommen :zwinker5: . Aber selbstverständlich funktioniert dieser Effekt besonders gut wohl nur bei "Kurz-Belastungs-Sportarten", bei denen wenigstens eine ausreichende Sauerstoffversorgung des Organismus und des Gehirns und sichergestellt ist.

Im Finale des Marathons, wie ich ihn am Sonntag erlebt hatte, war schlicht nichts mehr möglich. Der Kreislauf kochte und die Koordination war weg. Allein schon das Ballen einer Faust wäre zuviel des guten gewesen. Alle Gedanken waren auf das Laufen gerichtet und für die Wahrnehmung oder die Konzentration auf anderes blieb gar nichts mehr übrig. In diesem Sinne kann ich Dein erstes Fazit voll und ganz unterstreichen:
Dumm läuft gut.
Aber:
... und das Anstrengungsgefühl wird langsam unangenehm. Hier schaltet sich dann bei vielen Menschen der Kopf ein.
Das werde ich mal bei einem Tempodauerlauf ausprobieren. Der Autor will offensichtlich auf den richtigen Zeitpunkt hinaus. Ich bin super gespannt - sollte ich nochmal 15km TDL machen, dann kann ich schon mal ab km6 eine Faust machen - den Effekt werde ich schnell spüren, da ich solche Läufe auf einem 2.2km-Rundkurs mache - die äußeren Eindrucke also immer die selben sind.

dsx
Münster06 Knappe Kiste

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oLi hat geschrieben:Höm. Hat das schonmal jemand (erfolgreich) probiert?
Was haltet Ihr davon?
Selbstversuch heute morgen:
Obwohl nur 5 km Joggen angesagt waren, hatte ich nicht die rechte Motivation. In Gedanken schon beim Halbmarathon morgen, wollten sich die Beine gar nicht bewegen und der Respekt vor dem morgigen Tempo wuchs.

Also: Linke Faust geballt und - ... - ... - nix.

Faust stärker geballt - strengt an. Lenkt vielleicht von anderen Gedanken ab, weil es weh tut, wenn man übertreibt.

Faust auf und zu machen - nee.

Also ich glaub, da such ich mir was anderes. Vor allem sollten die Hände doch locker bleiben, fast geschlossen und den Daumen angelegt.

Was ich aber sehr gut kenne, ist das Gefühl beim Flow, wo man zumindest oft Raum und Zeit um sich herum nicht mehr wahr nimmt und zumindest diesen Teil der Gedankenwelt abschaltet. Insofern stimme ich TriRunner unbedingt zu.

"An nichts denken" ist eine wunderbare Mentalübung. Hilft vor allem beim Einschlafen :D .
Das wär's: Im Wettkampf neue Bestzeiten im Schlaf laufen...

oLi

Glaube muss die Werke tun!

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Mensch, oLi,

du musst auch "richtig" dran glauben, sonst wirkt das nicht! :teufel:
:tocktock:
Die Methode mit dem Tennisball scheint aus dem "Neurolinguistischen Programmieren" zu stammen ... nette kleine Toolbox voll mit ähnlich verblüffenden "Tricks", die sich in Teilen der Psycho-Szene großer Beliebtheit erfreut. Bei manchen Leuten scheinen diese Tricks tatsächlich zu wirken, was IMHO eher auf Placebo-Effekte, Vertrauen zum Coach etc. zurückgeht als auf die Methode selbst. Mir ist wenigstens keine Studie bekannt, in der die Wirksamkeit methodisch sauber belegt worden wäre. Naja, wem's hilft ...

Ich würde es jedenfalls im Wettkampf bevorzugen, mir gegen das Grübeln positive Zielvorstellungen vor Augen zu führen ... das lässt sich auch üben.

vg,
kobold

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oLi hat geschrieben:Selbstversuch heute morgen:
Obwohl nur 5 km Joggen angesagt waren, hatte ich nicht die rechte Motivation. In Gedanken schon beim Halbmarathon morgen, wollten sich die Beine gar nicht bewegen und der Respekt vor dem morgigen Tempo wuchs.

Also: Linke Faust geballt und - ... - ... - nix.

Faust stärker geballt - strengt an. Lenkt vielleicht von anderen Gedanken ab, weil es weh tut, wenn man übertreibt.

Faust auf und zu machen - nee.

Also ich glaub, da such ich mir was anderes. Vor allem sollten die Hände doch locker bleiben, fast geschlossen und den Daumen angelegt.

Was ich aber sehr gut kenne, ist das Gefühl beim Flow, wo man zumindest oft Raum und Zeit um sich herum nicht mehr wahr nimmt und zumindest diesen Teil der Gedankenwelt abschaltet. Insofern stimme ich TriRunner unbedingt zu.

"An nichts denken" ist eine wunderbare Mentalübung. Hilft vor allem beim Einschlafen :D .
Das wär's: Im Wettkampf neue Bestzeiten im Schlaf laufen...

oLi

Na dann sehen wir uns ja morgen - ich bin der andere mit der geballten Faust :D

Andreas
Gesperrt

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