Pronationsstütze zwingend notwendig?

Hallo,

ich bin Laufanfänger, 43 J, 85kg und laufe mittlerweile dreimal die Woche gut 5000m am Stück.
Heute traf ich beim Laufen einen Arbeitskollegen, der schon sehr lange läuft und viel Erfahrung hat. Netterweise paßte er sich für ein kurzes Gespräch meinem Anfängerschneckentempo an.
Er hätte mich schon einen Moment von hinten beobachtet und meinen Laufstiel etwas analysiert. Positiv sei, dass ich trotz meines Anfängertempos eine recht aufrechte Haltung hätte, keinen hängenden Schultern und keinen gebeugten "Schluffenstiel", wie er es nannte.

Ich wäre allerdings wohl ein leichter Pronierer, vor allem mit dem rechten Bein- ich wußte gar nicht das das unterschiedlich sein kann?

Allerdings hätte ich mit dem Asics CumulusVIII einen Schuh der für Normalläufer ausgerichtet sei. Ich sollte doch eventuell bei einem nächsten Neukauf einen Schuh mit Pronationsstütze in Erwägung ziehen. Allerdings gingen die Meinungen unter den Profis schon wieder auseinander, wie sinnvoll nun Pronationstützen wirklich seien. (Stimmt diese Aussage?)

Zu dem Gespräch würde ich gerne mal Eure Meinung hören:

Ich bin super mit den neuen Schuhen zufrieden und verspüre keinerlei Probleme. Bei der Beratung sagte mir die Verkäuferin, ich sei zwar ein leichter Pronierer, wenn mir der Schuh aber sonst am besten von den anprobierten sitzt, solle ich den Cumulus nehmen. Bin ich also mit dem Cumulus schlecht beraten?

Muß man allgemein als leichter Pronierer zwingend einen Schuh mit Stütze nehmen, verschlimmert sich das pronieren gar, wenn man dann einen Normalläuferschuh trägt?



Viele Grüße, Jürgen

Augenstern hat geschrieben: Muß man allgemein als leichter Pronierer zwingend einen Schuh mit Stütze nehmen, verschlimmert sich das pronieren gar, wenn man dann einen Normalläuferschuh trägt?

Nein! eher im Gegenteil, würde ich sagen. Je weniger Stütze, desto aktiver und selbständiger die Füße und desto besser kommen sie bald mit allen Schuhen zurecht.

Mir wollte man gestützte Schuhe aufschwätzen, und für die neutralen, die ich mir aussuchte, keine Garantie übernehmen, aber das ist Käse, ich laufe trotz Pronation und wechselnden Umfängen gut mit neutralen Schuhen.

Eine gewisse Pronation ist außerdem normal und notwendig als Dampfungssystem des Körpers. Schont die Knie.

Marienkäfer hat geschrieben:Eine gewisse Pronation ist außerdem normal und notwendig als Dampfungssystem des Körpers. Schont die Knie.

Dem ist nichts hinzuzufügen !

Hallo Augenstern,laufe seit ca.4 Jahren und bin mittlerweile wieder bei einem Neutralschuh gelandet.Die ganzen Experimente haben mich letzendlich nur viel Schmerzen gekostet.Frag 10 sog.Experten und Du bekommst 20 verschiedene Antworten.Geh in ein gutes Fachgeschäft und frag nach Schuhen mit Rücknahmegarantie.Und dann hilft nur noch ausprobieren.

Die Pronationsstützen haben mir Schmerzen an der Plantarsehne, sprich einen angehenden Fersensporn eingebracht. Würde ich nur bei Problemen mit den Knien oder Ähnliches empfehlen, sprich wenn sie wirklich notwendig sind.

Hallo,

vielen Dank für Eure netten Antworten und Erfahrungen.
Ihr scheint Euch ja einig, dass man als leichter Pronierer eigentlich keine Schuhe mit Stütze braucht, sondern das die sogar kontraproduktiv sind.
Dann kann ich ja beruhigt meinen Cumulus weiterlaufen

Schaut man sich dagegen das Angebot in einem Laufgeschäft an, hat man das Gefühl das der Großteil des Schuhprogramms aus Schuhen mit Pronationsstützen besteht und so wird auch wohl oft beraten

Viele Grüße, Jürgen

Hallo Jürgen,

jeder Mensch hat zwei verschiedene Füße und Beine. Spiegelgleich sehen sie nur oberflächlich betrachtet aus. Insofern gebe ich deinem Freund recht.

Unterstellt man eine fundierte Laufschuhberatung (wonach es ja aussieht, da beim Verkauf deine leichte Pronation erkannt wurde), sollte der von dir erworbene Schuh deinen Bedürfnissen genügen.

Es ist natürlich möglich, dass Fußfehlstellungen, mit denen man jahrzehntelang ohne etwas davon zu wissen gelebt hat, durch Lauftraining zu Beschwerden führen. Das scheint bei dir aber (noch?) nicht der Fall zu sein.

Es gibt eine Möglichkeit - ohne gleich einen Arzt zu konsultieren - deinen Laufstil und die Relevanz deiner Pronation von einem Fachmann analysieren zu lassen. Das ist die Laufbandanalyse, die in vielen Instituten für eine Gebühr zwischen 50 und 100 Euro angeboten wird. Wenn du mehr über diese Möglichkeit wissen willst, findest du eine Einführung auf unserer Laufseite unter "Wissenswertes".

Insgesamt "sehe" ich bei dir eher kein Problem, wenn man vom gegenwärtigen Laufpensum ausgeht und davon, dass du mit dem Schuh gut zurecht kommst (= keinerlei Beschwerden).

Alles Gute

Hallo Udo,

danke für Deine nette und fundierte Antwort!

Ich habe erstmal ein weing auf Deiner guten Internetseite gestöbert!
So lange ich ohne Beschwerden bin, werde ich den Cumulus weiterlaufen. In zwei drei Monaten will ich mir ein weiteres Paar Laufschuhe zum wechseln anschaffen. Dann werde ich mal ein anderes Geschäft aufsuchen und mich nochmal per Videoanalyse beraten lassen.
Beim Cumulus war es einfach so, das er mir in Konkurrenz zu einigen anderen Schuhen, wie z.B. den gestützten GT2110, oder einem Adidas (Name weis ich nicht mehr) und drei weiteren Paaren am besten passte. Ich konnte mit jedem der Schuhe einige Runden drehen und der Cumulus war einfach wie für mich gemacht, während gerade die gestützten Schuhe mir ein wenig wie ein "Fremdkörper" am Fuß vorkamen.
Ob mein "Gefühl" allerdings aus orthopädischer Sicht ein relevantes Argument ist weis ich nicht recht.

Viele Grüße, Jürgen

Augenstern hat geschrieben:Beim Cumulus war es einfach so, das er mir in Konkurrenz zu einigen anderen Schuhen, wie z.B. den gestützten GT2110, oder einem Adidas (Name weis ich nicht mehr) und drei weiteren Paaren am besten passte. Ich konnte mit jedem der Schuhe einige Runden drehen und der Cumulus war einfach wie für mich gemacht, während gerade die gestützten Schuhe mir ein wenig wie ein "Fremdkörper" am Fuß vorkamen.
Ob mein "Gefühl" allerdings aus orthopädischer Sicht ein relevantes Argument ist weis ich nicht recht.

Hallo Jürgen, kein Orthopäde kann dir "schlechtes Laufgefühl in einem bestimmten Schuh" in positives umwandeln. Grundsätzlich darf man sich der professionellen Erkenntnis, dass bestimmte Schuhe für den eigenen Fuß nicht taugen, nicht verschließen. Aber von den dann noch in Frage kommenden, nehme ich natürlich den, der mir das beste Gefühl vermittelt.

Schuhhersteller arbeiten mit verschiedenen Leisten. D.h. jeder legt einen etwas anders geformten Fuß zu Grunde. Manche "bauen" eher schlankere Schuhe, andere solche in denen sich breitere Füße oder ein höherer Rist eher wohl fühlt. Bei Äußerungen und Fragen zum Thema Schuh ist in diesem Forum Vorsicht angezeigt. Da gibt es welche, die sich in jedem Schuhladen grundsätzlich "bestohlen" fühlen oder bestimmte Marken rundweg ablehnen.

Zufälligerweise haben sowohl meine Frau, als auch ich, eher etwas breitere Füße. Dem kommt die "Bauweise" von Asicsschuhen entgegen. Ich laufe derzeit mit 6 Paar Schuhen, sie mit 3 Paar. Bei mir sind das 5 Asics-Schuhe und ein Paar von New Balance. Sie hat 2 Asics-Paare und ein Paar von Saucony. Während wir ausnahmslos in allen Asicsmodellen das angenehme "Hausschuhempfinden" haben (vom ersten bis zum letzten Meter), ziehen wir die Exemplare von NB bzw. Saucony nur an, um dem Fuß eben auch mal einen anderen Leisten "anzubieten" (Bei bis zu 130 km/Woche halte ich das für ein Muss bei mir). Wirklich wohl fühle ich mich im NB nicht. Asics setzt meines Erachtens ganz bewusst auf den "Wohlfühleffekt" (neben der üblichen Promotion), um mehr Schuhe zu verkaufen. Da sie dabei ganz offensichtlich keine schlechtere orthopädische Verträglichkeit erzielen, soll es mir recht sein.

Alles Gute und viel Laufspaß