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3.Magdeburg Marathon Das erste Mal

3.Magdeburg Marathon Das erste Mal

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Das erste Mal oder zu viel hoch und runter macht die Waden hart

Es ist vollbracht, ich hab es getan und ob es wirklich gut war?

Vor vier Jahren fing es an, dass ich vor der Frage stand, ob ich weniger esse oder trinke oder mich mehr bewege. Als Genussmensch entschied ich mich fürs letztere und als Spätberufener entdeckte ich meine Liebe zum Ausdauersport. So gab ich 2003 meine Halbmarathonpremiere in Berlin (2:08) und als ich mich im gleichen Jahr beim 1. Magdeburg Marathon auf der Halbdistanz bereits um 9 min verbesserte wusste ich: da geht was. Es lohnt sich weiterzulaufen. So lief ich zwei Halbmarathons im Jahr und verbesserte mich langsam. Marathon war viel zu weit und dieser Trainigsaufwand mit den langen Läufen…… Neeeee!
Bis im Sommer an der Ostsee mich bei einem 12km Lauf ein Profi, so nenne ich die Läufer mit Trägershirt und Vereinsaufdruck, überholte, sich zurückfallen ließ, grüßte und mit der Tür ins Haus fiel. „Haste morgen Lust auf einen langen Lauf?“ Die Versuchung war groß und wenn auch nicht am nächsten Morgen sondern eine Woche später und dann noch einen noch eine Woche später und es war geschehen. Zwei lange Läufe mit 30 und 33 km in der holsteinischen Schweiz waren vollbracht und ich hatte mich sogar recht schnell erholt. Als dann beim Eilenriederennen noch eine neue PB rauskam (1:46:16) entschloss ich mich: In Magdeburg sollte es geschehen.
Fünf lange Läufe, davon drei über 30 km und ein konsequentes vier Tage Training und in der Letzten Woche täglich 2 l Wasser gehörten zur Vorbereitung.
Am Samstag dann die Fahrräder aufs Dach und die Familie ins Auto gesteckt. Auf der Pastaparty zu spät eingetroffen um noch die Foris zu treffen, hab ich versucht mit meiner Frau Treffpunkte für das Anfeuern festzulegen. Schade dass es keinen Plan mit km Angaben gab um Treffpunkte zu vereinbaren. Aber es wurde schnell klar. In den weiten Elbauen ist der Mann auf sich allein gestellt. Und die Familie hat Zeit für Hundertwasser und den Jahrtausendturm.
Die Messe in Magdeburg ist übersichtlich, die Startnummerausgabe geht flott und die Leute sind sehr nett. Noch zwei Handklappern fürs Anfeuern gekauft und ab gings ins „Haus der Athlethen“, einem Sporthotel direkt im Rothehornpark an der alten Elbe gelegen. Das es so schön ist in Magdeburg merkte meine Frau nicht zum letzten Mal an diesem Wochenende an.
Ein kleines Bier noch und um kurz nach 23:00 ins Bett, man will ja beim ersten Mal alles richtig machen.
Morgens um 7:15 krähte der Handyhahn und leise schlich ich mich aus dem Zimmer um als erstes im Frühstücksraum einzutreffen und die Reiher in der Elbe zu beobachten. Ein herrlicher Tag begann, die Sonne begann zu strahlen und das bunte Laub leuchtete. Nach dem Frühstück ein kurzer Spaziergang, der Dom grüßte vom Weiten. Dann gings mit dem Fahrrad zum Start, einen Teil der Strecke schon abfahrend, stieg bei mir die Vorfreude und das Kribbeln.
Magdeburg ist schon sehr familiär und es herrscht eine sehr schöne Stimmung am Start! Keine echten Wartezeiten, alles geht flott und ohne Riesengedrängel.
Dann der Start, diesmal nicht vom OB. Das es dann noch fünf Minuten dauerte bis ich über die Matte lief deutet auf ein Problem hin. Ja, das Starterfeld ergibt ein tolles Bild, aber es ist auf der Strecke entschieden zu drängelig. Zu unterschiedlich sind die Ambitionen und wenn ich Halbmarathon hätte laufen wollen wäre ich wohl zum rasenden Stier geworden. Also die 12km Läufer sollten doch kurz vorher auf die Strecke geschickt werden!

Dann ging es los, bei strahlensten Sonnenschein über die Elbe zum Sightseeing: Theater, Rathaus, Hundertwasserhaus, Dom, alte Villen und Palais, Stadthalle Rotehornpark- Magdeburg at it´s best. Die Schlaglöcher kurz hinter der Stadthalle hatten aber Cross Qualität- Mann oh Mann! Die Stimmung eher noch morgendlich verhalten. Dabei stehen die Sachsenanhaltiner doch so früh auf?
Am Hundertwasserhaus traf ich auf die Familie die ordentlich klapperten. Nur selten wechselte ich vom Pulsmessmodus auf die Zeit aber ich war gut unterwegs. Würde nachher der Mann mit dem Hammer kommen?
Nach der Stadttour und einem zweiten Treffen mit Barbara Maria und Johannes ging es dann noch mal über die Elbe auf die richtige Seite und ich fand ein gleichmäßiges Tempo mit zwei Halbmarathonläufern, Vater und Tochter, er mit einer sehr schönen weißen Schiebermütze. Wir plauderten nett und sie haben mir die zeit auf fast vier kilometern gut vertrieben. Hoffentlich haben sie gut gefinnisht. Ja und dann trennten sich die Wege und es ging einsamer werdend raus in die Auen in denen nur noch Marathonis oder solche die es werden wollten, liefen. Für mich war dies der schönste Teil der Stecke. Die Sonne strahlte, meine Laufsonnenbrille hatte ich am Vortag mehr nur pro forma eingepackt, jetzt war ich froh dass ich sie hatte. Die Wiesen leuchteten gelb, die Bäume alt und knorrig bunt, man war ein Held und es war einfach herrlich. Wie war das mit meinem Versprechen an Barbara, dass ich es nur einmal versuchen wollte? Wenn es doch so schön ist? Vor dem Weinberg galt es noch bei km 18 eine moderierte Verpflegungsstation der Gemeinde Gerwisch, die uns mit den Grüßen aller Vereine im Ort in Stimmung brachte, zu passieren. Ich fand das Klasse und die Helfen waren super nett. Die nahmen einem sogar die leeren Becher ab.
Den Aufstieg zum Weinberg, der doch knackig ist, gefiel mir gut. Gar nicht gut war das runterlaufen- da begannen meine Waden zu verhärten. Ich konzentrierte mich, damit sie bloß nicht krampfen, und das schon bei km 22 -23! Und dann ging es weiter immer leicht bergauf und bergab, erst die Autobahn und dann das Wasserkreuz. Oben blies der Wind kräftig, dann kam noch der RTW mit Blaulicht, kein Problem ich Quetschte mich auf den Steig an der Seite, aber das Gelbshirt vor mir blieb stehen. Nur das nicht! Meine Waden, mein Rhythmus es war alles Mist und das ohne dass km 30 überhaupt in Sicht war! So habe ich dieses europäische Denkmal der Wasserstraßenkunst kaum wahrgenommen und in seiner vollen Schönheit nicht genossen. Es war eine Qual! Zum Glück hatte die Verpflegungsstation Lostau Live-musik. Und beim Marathon findet man ja Musik gut, die man sonst nicht so mag. Jedenfalls sang der Sänger das schöne Lied von der „Rosamunde“, die mir ihr Herz schenken soll. Ich sang mit voller Kraft mit und dies half mir meine harten Waden zu vergessen. Dann ging es durch schmale Gassen durchs Dorf und dann in den Wald und es lief wieder. Ich holte Läufer ein und es wurde immer besser. Bald waren wir wieder in der Elbaue und vor mir lief ein Läufer mit Mütze, kraftsparend, guter Stil und in einem guten Tempo. Km 30, 31, 32 ,33 wie würde es weiterlaufen, meine Zeit war recht erfreulich! Der Mann mit der Mütze zeigte Schwächen und ich holte ihn ein und konnte mich etwas absetzen, aber er blieb mir auf den Fersen. Vor mir ein Glatzkopf, der die Menge an den Versorgungspunkten immer anheizte so dass die Stimmung direkt hinter ihm riesig war.
Wurde ich langsamer oder der Mann mit der Mütze schneller? Irgendjemand an der Strecke rief:“ Das sieht locker aus“ und der Mann mit der Mütze antwortet: „Das sieht aber nur so aus.“ Hatte er Probleme? Nein er überholte mich wieder und gewann gut 100m Vorsprung, ich aber blieb dran. Es wurde schwerer, nicht schlimm aber man spürte die Beine. Die km-Schilder sehnte ich herbei aber es lief ganz gut. Beim Verpflegungsstand km 37 hatte ich den Mann mit der Mütze eingeholt und stand ihm gegenüber. Und es war Bernd! „Baid78“ aus dem Forum, der auch Premiere lief. Wir liefen gemeinsam weiter aber ich spürte, er hatte noch ein paar Körner mehr als ich. Aber ich wollte nicht abreißen lassen und er nahm mich mit. Nun lief ich an der Schmerzgrenze, meine Oberschenkel brannten und meine Hüfte schmerzte. Bernd versuchte sich mit mir zu unterhalten, aber ich war recht unkommunikativ, lief ich doch am Rande. Viel wahrnehmen konnte ich nicht mehr, wir bogen ab auf die Herrenkrugstraße und selbst der Eingang des Elbauenparks löste keine Begeisterung aus. Immer weiter und Bernd war so gut drauf. Kleinste Steigungen quälten mich und als es dann noch einmal über die Brücke in den anderen Parkteil ging musste ich Bernd vorschicken. Er hatte einfach noch mehr drauf und mir war es dann auch lieber allein weiterzulaufen. Noch mal raus aus dem Park und noch mal die Herrenkrugchaussee lang, wann kam es denn nun das verdammte Ziel? Direkt vor der Schlusskurve sah ich dann Barbara mit Johannes und Maria. Barbara kam mir entgegengelaufen und ich rief: „Gib mir die Kinder zum Zieleinlauf“ Die strahlten als sie mich auf die Zielgerade abbiegen sahen und begriffen erst gar nicht was ich von ihnen wollte. Aber dann waren sie da und liefen an meiner Hand mit mir die Gerade lang, wo ein tolles Publikum johlte und klatschte. Persönlich vom Zielsprecher begrüßt, musste auch ich laut juchzen vor Freude. Mit beiden Kindern überquerte ich die Ziellinie. Bernd klatschte mich ab, dann war bei mir Schluss. Ich war alle. Aber es war geschafft. Erschöpfung und Rührung schüttelten mich. Nach 5-10 min. ging es wieder.
Zeit: 04:08.65; Ein 5:53 min Schnitt! Ich konnte mehr als zufrieden sein, sub 4h wäre zuviel gewesen. Ohne Bernd wären es zwei – drei Minuten mehr gewesen, da sieht man was ein Forumskontakt bringt. Danke Bernd!
Noch mal einen? Ich weiß noch nicht, Der Mann mit dem Hammer war nicht da aber eine Quälerei am Ende war es schon.

Magdeburg? Bei so einem traumhaften Wetter ein Herbstmärchen. Sympathisch noch überschaubar, keine Gänsehautzuschaueratmosphäre aber freundliches Publikum gerade in den Aussenbezirken super engagiert ( Neben einem herlaufende Bananenversorgerin wie bei den Profis-). Auf der Marathonstrecke nicht zuviel aber auch nicht zuwenig Läufer. Schön wären etwas weniger begleitende Radfahrer. Phantastische Landschaft und hübsches Sightseeing. Und für die Familie mit dem wohl sehenswerten Jahrtausendturm ein tolles Begleitprogramm bietend. Atmosphäre im Zielbereich super. Organisation gut.
Ich komme wieder ob nun halb oder ganz man wird sehen.
Der knobi, ab jetzt der maraknobi

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Hey, Maraknobi :D ... einen schönen Bericht hast Du geschrieben :nick: ! Den Einlauf mit Kindern habe ich 2004 auch gemacht. Das ist herrlich. Wer da im Auge trocken bleibt hat selber schuld. Was die Quälerei betrifft kann ich Dich beruhigen. Vorrausgesetzt man trainiert entsprechend, tut der Zweite nicht mehr so weh und die Quälerei wird deutlich weniger. Erhol Dich gut!

Liebe Grüße, Lars

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Hi maraknobi :hallo:

Superschöner Bericht. Jetzt bin ich richtig gefordert noch ein paar Facetten in meinen Bericht einzubauen, den Du oder Lars noch nicht erwähnt haben.
knobi hat geschrieben:...
Bald waren wir wieder in der Elbaue und vor mir lief ein Läufer mit Mütze, kraftsparend, guter Stil und in einem guten Tempo.
...
Zeit: 04:08.65; Ein 5:53 min Schnitt! Ich konnte mehr als zufrieden sein, sub 4h wäre zuviel gewesen. Ohne Bernd wären es zwei – drei Minuten mehr gewesen, da sieht man was ein Forumskontakt bringt. Danke Bernd!
Und hier ein 2xDanke (obwohl ich das mit dem Laufstil nicht so recht glauben mag, hat mich natürlich gefreut das zu lesen :teufel: ) und das gemeinsame Laufen zum Ende war sehr schön, schließlich habe ich 35 km auf den Mann mit der Startnummer 343 gewartet :D

Nochmal SUPER :daumen: und ich freue mich auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr!

Bernd

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Na jetzt bin ich gespannt. Gratulation ich bin sehr froh, dass Du dann verdientermaßen vor mir in der Wertungsliste gelandet bist und meinen Spätstart noch aufgeholt hast. Verdient gewonnen. knobi :giveme5:

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Hallo Knobi,

auch von mir unbekannterweise Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Marathondebüt! Am Vorabend hat es leider ja nicht geklappt mit einem Treffen, aber daß ihr beide (Bernd und Du) Euch dann getroffen habt, ist ja genial!
Dann erhole Dich gut und genieße die Erinnerungen an Deinen Lauf!

Viele Grüße Thomas
Pläne 2014
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22.02.2014 FAMILA-KIEL Lauf (10km)
16.03.2014 LISSABON-HM
26.04.2014 HIDDENSEE-HM
02.08.2014 ROSTOCK-HM

04.10.2014 Kap-Arkona-Aquamarislauf (HM)

Bild

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Hallo Tom, danke für die Glückwünsche. Das gute ist ja, dass mit der Regeneration auch die Erinnerungen an denm Lauf immer schöner werden. Das nächste Mal klappts mit dem Treffen am Vorabend, weil auf der Strecke sieht man bei Deinen Zeiten Dich nur von hinten. :hallo:
Gruß knobi

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Hallo Knobi

Ein schöner Bericht von dir. Gratulation zu deinem ersten Marathon. War doch ein toller Lauf mit einer super Zeit von dir :nick: .
Gruß Thomas :hallo:
Ob ein Weg leicht ist oder schwer,
ob er falsch ist oder richtig,
entscheidet der Läufer und nicht der Zuschauer


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