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"schweben" trainieren

"schweben" trainieren

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Hallo,
ich bin 1,92m groß und habe gehört, dass so riesen wie ich, oft durch einen suboptimalen laufstil eine Menge Kraft verschwenden. Es hieß in irgenteinem Thread, dass wir "herumhüpfen" :confused: . darauf wurde folgendes geantwortet:" Den flüssigen Schritt habe ich mir antrainiert..."
Nun, was ist ein flüssiger schritt ?! kann ich auf irgentwelche feinheiten achten um meinen laufstil zu optimieren ? ich habe gehört, dass die hüfte möglichst immer auf einer und der selben höhe bleiben soll.
Ich hoffe ich bekomme von euch den einen oder anderen Tipp ;)

MfG
Philipp
Bild

Ich

-Größe: 192cm
-Alter: 16 Jahre (3.10.90)
-Gewicht: 74kg

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Hallo

Oh ja, die Sache mit dem Schweben. Letzten Sonntag, an einem 10 Meilen Wettkampf, hatte ich kurz vor der Ziellinie für kurze Zeit dieses Gefühl. Ok, es verschwand schlagartig, als mich eine junge Frau "schwebend" überholte. Ich bin ein Trampel. :peinlich:

Also, wie das mit dem Schweben dauerhaft gehen soll, ist mir auch schleierhaft. Besonders gegen Ende der Läufe.

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Spannendes Thema - jetzt kommt ja der Winter und im nächsten Jahr soll ja auch alles besser werden :D

Vor wenigen Tagen war die Jule Aßmann wieder bei Stern TV zu Gast. Dort wurde live eine Videoanalyse ihres Laufstils vorgenommen und mit dem von Günther Jauch verglichen. Man muß schon einen Blick dafür haben, aber wesentlich sind die Hebebewegungen des Oberkörpers, die besser gleich null sein sollten, sowie das möglichst niedrige Anheben der Oberschenkel und das Führen des Fußes, der sofort beim Aufsetzen wieder nach hinten gezogen/gedrückt werden sollte. Tja - leider finde ich keinerlei Bilder im Web.

Jule war auch schon mal Thema im Forum und in dem geposteten Spiegel-Artikel ist in blau die entsprechende Stelle markiert: Laufen mit Fliehkraft

... Warum sie so schnell ist, sagt der Sportwissenschaftler, „erklären diese leistungsphysiologischen Werte allein aber noch nicht“.

Um das Geheimnis zu lüften, geht es vier Häuser weiter zu Gert-Peter Brüggemann, ins Institut für Biomechanik und Orthopädie. Wieder muss Jule auf ein Laufband, doch diesmal erfassen vier Hochgeschwindigkeitskameras ihre Bewegungen aus verschiedenen Perspektiven. Jeder Schritt wird in bis zu 500 Einzelbilder pro Sekunde zerlegt, gleichzeitig werden die Trittkräfte erfasst. Als Brüggemann die Videobänder analysiert, fühlt er sich an „viele der kenianischen Laufwunder“ erinnert. „Jules Beine haben ein auffallend geringes Massenträgheitsmoment“, erläutert der Biomechaniker. Soll heißen: Ein Bein, das wenig wiegt, das keine massige Muskulatur mitschleppen muss, läuft beinahe schwerelos. Doch das ist nicht alles. „Wenn Jule die Beine nach vorn durchschwingen lässt“, erkennt Institutschef Brüggemann, „nutzt sie die Gravitation aus – und spart Energie.“ Und weil sie das Knie nur so weit anhebt, wie es gerade mal sein muss, übernimmt auch beim Strecken des Beins die Schwerkraft einen Großteil der Arbeit. Öko- nomischer kann man nicht vorwärts kommen. Bei weniger begabten Läufern arbeiten indes Streck- und Beugemuskulatur oft gegeneinander. Die Folge ist ein erhöhter Energiebedarf. „Jules Koordination hingegen ist perfekt“, staunt Brüggemann, „sie trampelt nicht, wie manch anderer Läufer, sie rollt beinah wie ein Rad.“ ...
Münster06 Knappe Kiste

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Die Position (Hüfte nach vorne gerichtet, Schwerpunkt nicht zu weit hinten) ist wichtig. So sinkt man automatisch weniger ab (rauf und runter), man braucht weniger Kraft und läuft eben ökonomischer.

Da "wir Grosse" gewichtsmässig normalerweise eher benachteiligt sind, gilt es die Schrittlänge entsprechend auszunützen. Es versteht sich, dass wir bei gleicher Kadenz so Vorteile erarbeiten können.

Gerade der Laufstil war für mich in der Anfangsphase wichtig. Mit einem erfahrenen Trainer konnte ich in diesem Bereich gewaltig profitieren. Aus einem Buch lernt man das nicht - Unterstützung ist unbedingt erforderlich (immer vorausgesetzt natürlich, dass man optimieren will).

Ich verstehe manchmal nicht, dass gewisse Leute auf alle Details achten und wichtig nehmen, beim Laufstil dann aber wieder sagen, dass dieser kaum effizient verbessert werden könne. Sicher, einiges hängt hier vom Talent aber, aber die "schlimmsten" Fehler müssen unbedingt ausgemerzt werden.

Grüsse Michi

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Der Laufstil eines meiner Vereinskollegen glich dem einer Schlaftablette - und er war schnell - sehr schnell. Irgendwie schien es so, daß er seine Beine lediglich nach vorne schob.
Da "wir Grosse" gewichtsmässig normalerweise eher benachteiligt sind, gilt es die Schrittlänge entsprechend auszunützen. Es versteht sich, dass wir bei gleicher Kadenz so Vorteile erarbeiten können.
Jetzt war ich gerade happy, meine großen und weiten Schritte zugunsten effizienterer und kleinerer verändert zu haben, da steht schon gleich die nächste Änderung vor der Tür. Ich habe mal in einem Tempolauf (2x5km) experimentiert und erstaunlich gute Fortschritte erzielt. Es gibt eine deutliche Veränderung beim Laufen, wenn Hüftposition und Beinarbeit entsprechend geändert werden. Als Beleg dafür war einerseits das veränderte Laufgefühl ("Schleichmodus") und andererseits die ungewohnte muskuläre Belastung der Oberschenkelmuskulatur im unteren Drittel (Bereich des Knies). Sehr schnell war es dann auch jeweils vorbei mit dem Vergnügen, denn die Muskeln waren ratzfatz ermüdet.

Während des Köln MA hatte ich auch schon ein wenig damit gespielt, ich konnte mitten im Feld meine Geschwindigkeit optimal mit der meiner Mitläufer vergleichen und bei entsprechender Technik war ich signifikant schneller unterwegs. Das Ende vom Lied waren dann wohl die Oberschenkelprobleme zum Ende des MA - kein Wunder wie ich jetzt weiß.
Ich verstehe manchmal nicht, dass gewisse Leute auf alle Details achten und wichtig nehmen, beim Laufstil dann aber wieder sagen, dass dieser kaum effizient verbessert werden könne.
... da geht was - keine Frage. Letztlich aber nur in Verbindung mit Trainingskontrolle wie bei Dir oder bei Trainingseinheiten nahe dem jeweiligen Renntempo. Ich habe den Stil trotz "Schlaftablettengefühls" als sehr dynamisch erlebt und kann mir nicht vorstellen, auf diese Art durch den Wald zu joggen. Aber mal sehen ....


dsx - 1,93m 82kg
Münster06 Knappe Kiste

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Nach Martin/Coe - Mittel- und Langstreckentraining unterscheiden sich die guten von den schlechten Läufern im Stil vorallem darin
- der Punkt des Auftreffen des Fußes wandert zum Körperschwerpunkt (KSP) hin
- die auf und ab Bewegungen des KSP nehmen ab

(so aus dem Kopf -hab das Buch nicht da)

wobei beide Punkt miteinander zusammen hängen.
Die Gefahr ist bei vielen halt, dass sie zu "große" Schritte machen - der Fuß trifft zu weit vor dem KSP den Boden. Das führt zum absenken und oftmals einer Bremswegung das der Fuß in dem Moment nicht aktiv nach hinten geführt werden kann
Große Schrittlänge resultierend aus einem gutem Abdruch hingegen ist von Vorteil

Das alles lässt sich gut über ein Lauf ABC erlernen

-running-

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Hallo Philipp,

davon, deim eigenen Körper, ohne fachliche Anleitung und ohne wirklichen Grund, ins Handwerk zu pfuschen, halte ich überhaupt nichts. Dafür gibt es folgende Gründe:
  • Im Lauf der menschlichen Entwicklung bis ins Erwachsenenalter findet das eigene Nervensystem heraus, welche Bewegungsabläufe beim Laufen optimal für geringsten Krafteinsatz sind (Das ist hier sehr ausführlich und auch für Nichtmediziner verständlich dargestellt). Wer da eingreift verändert den Laufstil, aber, wie Markworth es darstellt, höchstens zur zweitbesten Lösung. Davon ausgenommen sind meines Erachtens Menschen mit Fehlstellungen und Fehlhaltungen.
  • Bei SpitzenläuferInnen kann das von dir zitierte "Schweben" oft beobachtet werden, aber eben nicht in jedem Fall. 2005 gewann eine Japanerin den Berlin Marathon. Keine Ahnung wie sie hieß. Ich hab mir den Lauf am Fernseher gegeben. Was die Frau mit ihren Armen vollführte und wie sie mit ihren "kurzen Beinchen" auf den Asphalt "trommelte" - das war alles andere als ein guter Laufstil. Und die Frau ist Weltklasse.
  • Anlässlich einer Laufbandanalyse wurde bei mir eine Unregelmäßigkeit im Lauf entdeckt. An sich unbedeutend, wenn ich nicht Probleme mit den Achillessehnen (nicht vom Laufen!) hätte. Um die "Unregelmäßigkeit" zu korrigieren, empfahl mir der Analyst ein paar Dehnübungen. Auf meine Frage, ob ich das denn nicht mit konzentrierten Laufübungen korrigieren oder damit wenigstens die Wirkung der Dehnübungen unterstützen könne, überzog sich sein Gesicht mit einem Lächeln und er erläuterte mir die Hoffnungslosigkeit meines Unterfangens. Zusammengefasst so viel wie "sie werden immer wieder in ihre normalen, tief eingeprägten Bewegungsmuster zurückfallen".
  • Warum willst du einen anderen Laufstil praktizieren? Schneller werden? Selbst unter fachlicher Anleitung - vorausgesetzt der kann da wirklich was rauskitzeln - ist der dafür nötige Aufwand unverhältnismäßig hoch. Mit ein paar Kilometer Lauftraining mehr - richtig eingesetzt natürlich - erreichst du wahrscheinlich deutlich mehr.
Alles Gute :daumen:
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Hallo Udo,
Zusammengefasst so viel wie "sie werden immer wieder in ihre normalen, tief eingeprägten Bewegungsmuster zurückfallen".
Leider kann ich dir hier nicht zustimmen. Man kann eigenen Laufstil ändern bzw. korrigieren. Es dauert zwar lange, ist es aber durchaus möglich.
Ob dass bei Philipp sinnvoll ist, weiß ich nicht. Nun wenn er sich einen schweren Laufstill eineignet, wird's in 2 Jahren deutlich schwieriger sich für ihn umzustellen.


Gruß
Rolli

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Die Aussage, dass man den Laufstil nur mit unverhältnismässig grossem Auf-wand korrigieren / verbessern kann, ist wenig fundiert, bzw. falsch. Es lassen sich im Leistungsbereich messbare / markante Verbeserungen erzielen. An der Haltung, dem Fussabdruck, der Landung und dem Armschwung gilt es zu arbeiten. Das sage nicht nur ich - da kannst du jeden kompetenten Trainer fragen und in jedes Buch schauen. Darüber ob der Laufstil verbessert werden kann und soll, muss im Sinne einer Grundsatzdiskussion nicht mehr debattiert
werden. Die Antwort ist nämlich wissenschaftlich mehr als gegeben.

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Da schließe ich mich Rolli und Michaelch voll an. Wie sonst hätte es etwa den Hochspringern der frühen 70er-Jahre gelingen können, kurzfristig vom Straddle zum Flop überzugehen?
Die Laufschule Marburg
Twitter
Video-Anleitung zur Selbsthilfe bei Überpronationsproblemen

"Barfuß - das ist ehrlich!" (Zuschauer eines Straßenlaufs in Marburg, während ihn eine Barfußläuferin passiert)

Persönliche Bestzeiten

5.000 m (Bahn) in 21:39 (barfuß) - Bahnlauf des ASC Breidenbach, 6.9.2013
10.000 m (Bahn) in 45:14 (barfuß) - Kreismeisterschaften in Eschenburg-Eibelshausen, 09.10.2015
10 km (Straße) in 46:16 (barfuß) - 31. Marburger Ahrens-Stadtlauf, 29.9.2013
HM in 1:41:53 (barfuß) - 16. Schottener Stauseelauf, 5.10.2013

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so, ich habs jetzt mal getestet. mit meinen langen beinen bin ich ja prädestiniert für solche experimente.
ich hab früher für schnelles laufen meine beine möglichst weit nach vorne geschwungen, was ja - wie ich hier gelesen habe - unsinn ist. beinausschlag nach vorne war jetzt sehr gering, dafür das hintere bein möglichst gestreckt und mit der wadenmuskulatur nach vorne geschoben.
ergebnis: sensationell schnell (8km knapp unter 34min, davon waren aber 4km 'einlaufen' in 4:40/km). nach den vier schnellen kilometern waren meine muskeln (wade!) dermassen platt, dass ich wieder einen gang zurückgeschalten habe. puls ging mit steigender muskelschwäche zwar nach oben, aber noch weit unter dem was ich sonst für das tempo hätte (hier ca. 85-86% von hfmax, sonst wäre das deutlich über 90%).

ich glaub die technik bau ich aus :D
Gesperrt

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