Wie ich mit Knoblauchcremesuppe die PB um 20’ verbesserte

Gudrun bestellte Knoblauchcremesuppe. Gudrun ist Ärztin und muss es ja wissen. Gudrun läuft auch, aber nicht dieses mal. Dafür lief Wolfgang mit mir, der hier elcorredor heißt, und von Gudrun irgendwann mal geheiratet wurde. Sie musste es ja wissen. Deshalb hatte ich auch eine Knoblauchsuppe bei dem netten Italiener im Schatten des Wiener Stephansdoms bestellt. Knoblauchcremesuppe steht noch nicht auf der Dopingliste, wurde mir von allen versichert. Wir malten uns dennoch die Wirkung aus, vor allem die auf die Mitläufer am kommenden Tag beim LCC-Herbstmarathon im Prater. Laut Ausschreibung ist der Lauf für ambitionierte Freizeitsportler – ich hatte mich dennoch angemeldet. Auch wenn es Herbstmarathon heißt, wollte ich nur den auch angebotenen Halbmarathon laufen. Zu mehr hatte ich seit dem Potsdamer Platz am 24. September in Berlin keine Lust mehr.
Wolfgang hatte ich nur fragen brauchen, ob er auch läuft. Seine Bedenkzeit war wohl eher ein Alibi, jedenfalls hatte er schnell zugesagt und sich als Pacemaker angeboten. Schließlich wollte ich meine PB unterbieten. Da ich allerdings erst einen HM ernsthaft gelaufen bin und es damals auf dem Rennsteig mein erster längerer Wettkampf war, stand die PB bei 2:03. Ziemlich ahnungslos, wie schnell ich laufen kann, nahm ich mir eine 1:50 vor. Nach den 4:12 beim Berlin-Marathon und einer 2:27 bei den 27 km über die Jenaer Kernberge, erschien mir das Ziel realistisch. Mit Wolfgang vereinbarte ich 5 min / km zu laufen, so weit ich das Tempo halte.

Der Start im Ernst-Happel-Stadion, wo 2008 die Fußball EM sein wird, war beeindruckend. Im Bogen liefen wir auf die Prater Hauptallee. In der Nacht hatte es gestürmt und der Wind, der noch immer teils heftig wehte, hatte die Bäume halb vom Laub entleert. Es regnete zum Glück nicht mehr und der Prater schimmerte im schönsten Herbstbunt. Wolfgang war ein guter Pacemaker. Seine Elektronik zeigt uns jederzeit die Geschwindigkeit und half, nicht zu schnell zu werden. Wir pendelten uns bei 4:50 min/km ein. Das war zwar ein bißchen schnell, aber meine Lauffreude ließ kein langsameres Tempo zu. Wolfgang war auch ein guter Reiseführer und berichtete im Wurstelbrater, wie der weissrussische Diktator im Schweizer Haus ausgbuht wurde, am Riesenrades, dass es jüngst renoviert wurde und beim Unterlaufen eine Brücke, dass darüber die am stärksten befahrene Autobahn Wiens führt. So kamen wir nach kaum spürbaren 49 min wieder ins Stadion – die ersten 10 km waren geschafft. Auf der Hauptallee zurück war der Wind stärker geworden und bließ uns mächtig ins Gesicht. Zum Glück gab es nach ca. 3 km beim Riesenrad die Wendestelle. Ich merkte, dass ich schneller wurde. Wolfgang blieb einen halben Schritt hinter mir, um mich zu bremsen. Da hörte ich seltsame Worte: „Wir lassen uns jetzt vom Rückenwind treiben und sterben dann auf den letzten 2 km im Gegenwind“. Hatte ich das gesagt? Ich ließ es locker laufen und wartete auf den Einbruch. Doch auch als das Feld nach km 18 wieder gegen die Wind lief, stand kein Mann mit einem Hammer im Prater sondern nur freundliche Zuschauer. Im Ziel blieb die Uhr für mich bei 1:42:46 stehen. Die Zeit war 2 Stunden vorher für mich noch unvorstellbar. Nun werde ich wohl vor allen Wettkämpfen zur Knoblauchcremesuppe greifen, bevor sie auf den Index verbotener Substanzen kommt. Dank an Gudrun für den Tipp und Wolfgang für die unterhaltsamen Schrittmacherdienste.

Jörg

Hallo Jörg,

eine tolle Zeit! Glückwunsch!
Schnell gelaufen und fein geschrieben!

Ich stehe ja schon auf Knoblauch, aber diese Wirkung war mir nicht bekannt. Muss ich mal testen. - Glückwunsch.
Aber, sach ma, hab ich da was falsch verstanden? Wenn Du 1:27 auf 27 km gelaufen bist, hast Du Dich doch eigentlich verschlechtert. Oder? Ein HM ist doch nur 21,x km lang. Hast du Deinem Pacemaker zu interessiert zugehört?
Schöner Bericht - Danke.

Gruß Hans

hi

denke mal, das hätte heissen sollen "27 km- 2:27". Mei, der gute ist in Wien, eine der romantischsten Städte der Welt, Zyhlen werden da unwichtig.

Glückwunsch zu dieser Verbesserung. Wo zur Hölle krieg ich hier Berge her?

Lauf, Laufzeit, Laufbericht - alles super!

Habe auch gleich nach Rezepten für Knoblauchcremesuppe gesucht und ungefähr drölfzig Varianten gefunden - welche ist nun die richtige? (werde morgen - Allerheiligen - gleich mal lostesten ;-)

Da reihe ich mich doch nahtlos ein:
Schön gegessen, gelaufen und geschrieben!

PS.: Knoblauchcremesuppe muss ich auch mal probieren - Ich liebe Knoblauch!

Gruß!
Burkhard

emt-fan hat geschrieben: Aber, sach ma, hab ich da was falsch verstanden? Wenn Du 1:27 auf 27 km gelaufen bist, hast Du Dich doch eigentlich verschlechtert. Oder?

Das wäre dann doch zu schön, habe es mal verbessert.

Hallo Jörg!

Was so eine Knoblauchsuppe doch alles ausmacht . Jedenfalls sorgen die Inhaltsstoffe dieser Knolle für eine gute Durchblutung - vielleicht lag es ja auch daran, dass du eine so tolle Zeit gelaufen bist .

Mir hat es jedenfalls großen Spaß gemacht, für dich den Pacemaker zu geben. Dabei hatte es frühmorgens noch so ausgesehen, als würden uns im Prater aufgrund des stürmischen Wetters die Äste um die Ohren fliegen. Gott sei Dank war es dann doch nicht so schlimm - für die LäuferInnen ließen die Wiener im Laufe des Vormittags dann sogar noch die Sonne scheinen.

„Wir lassen uns jetzt vom Rückenwind treiben und sterben dann auf den letzten 2 km im Gegenwind“

Nichts war's mit dem Sterben. Offenbar hast du über die ganze Distanz das optimale Tempo erwischt.
Höflicherweise hast du auch verschwiegen, dass meine Form derzeit gar nicht soooo gut ist - und du die letzten 5 Kilometer alleine gelaufen bist und schließlich rund 40 Sekunden vor mir im Ziel warst (schöner Pacemaker ). Mein unregelmäßiges Training macht sich leider stärker bemerkbar, als befürchtet.
Aber wenn ich meine verdammte Verkühlung los bin, die sich inzwischen eingeschlichen hat, geht es wieder so richtig los.

@Lizzy
Die Knoblauchcremesuppe mit dem speziellen Turboeffekt gibt es eben nur im Restaurant La Norma in Wien. Ich kann sie jedenfalls wärmstens empfehlen (wie übrigen das ganze, wunderbare Lokal).

Liebe Grüße

El Corredor

elcorredor hat geschrieben:Höflicherweise hast du auch verschwiegen, dass meine Form derzeit gar nicht soooo gut ist - und du die letzten 5 Kilometer alleine gelaufen bist

Ach du wolltest mir einfach nur den letzten Motivatrionskick geben. Es hat mir auch richtig Spaß gemacht. Auf dem Rennsteig können wir ja den ersten Kilometer aus Neustadt raus zusammenlaufen, bevor du mich dann stehen läßt.

So Jörg, da habe ich Deinen Bericht ja auch noch gefunden.

Knoblauch also Und ich hab mich das immer nicht getraut, vor Wettkämpfen. Wegen der Anderen... aber mit Hilfe des Gegenwindes ist Dir niemand in die Hacken getreten und bei Rückenwind hattest Du nach Vorn hin freie Bahn... das merk ich mir

Noch einmal herzlichen Glückwunsch, das ist ne richtig tolle Zeit! Aber ich habe ja bereits beim Berliner Trainingslauf gemerkt, wie Du abgehst...

Hab den Bericht erst jetzt gelesen. Super! Wo krieg ich jetzt abends noch Knoblauchsuppe her, für meinen 10er morgen oder wirkt das nur bei längeren Distanzen?

Übrigens, eine fantastische Knoblauchsuppe gibt es auch hier in Berlin im Restaurant "Vogelweide", falls du mal nicht bis nach Wien fahren willst.

Liebe Grüße
Birgit

Das wäre mir ja beinahe entgangen: Jörg flitzt in Wien herum. Klasse Zeit, da kann man ja auf den nächsten Rennsteig gespannt sein.

Gruß Conni

*verwässeran*

Wieso läuft mir, wenn ich hier ins Forum reingucke, ständig das Wasser im Mund zusammen?

*verwässeraus*