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Änderung des Laufstils

Änderung des Laufstils

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Hi,

ich möchte meinen Laufstil vom Hinterfußlauf zum Mittelfußlauf umstellen. Das hat mir mein Physiotherapeut nach meinem HWS Bandscheibenvorfall empfohlen.

Kann mir jemand Tipps geben, wie ich die Umstellung am Besten trainiere. Oder kennt jemand zufällig eine Internetadresse, auf der vielleicht ein Trainingsvideo zu sehen ist? Ich denke, dass es recht schwer sein wird, nach über 30 JAhren plötzlich den Laufstil zu ändern.

Vielen Dank vorab.


Chris

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Nix für ungut, aber vielleicht ist es einfacher eine zweite Meinung einzuholen als 30Jahre Laufpraxis umzubauen...
Denn eine langfristige Änderung belastet deinen Körper ganz neu und ob das auf lange Sicht dann besser ist?
Aber eine zweite Meinung würde ich mir zu Absicherung vorher einholen.

Änderungen sind wohl auch nur mit ganz bewußten Lauf-ABC möglich.
Aber der Körper wird spätestens bei Ermüdung wieder in alte Bewegungsmuster verfallen.
(Meine bescheidene Meinung)

Realdedo
Hier ruhen meine Gebeine, ich wünscht´ es wären Deine... (U. Priol)

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Da hast Du Dir was vorgenommen. Schau Dir das Buch Natürlich Laufen von mathias Marquwardt an, oder auch seine Internetseite. Ist leider nicht mehr ganz so übersichtlich wie früher, aber ganz informativ. Die Laufbibel habe ich selbst noch nicht gelesen, soll aber sehr empfehlenswert sein.

Mein Eindruck ist, das viele Menschen mit dem Nike Free automatisch auf dem Vorfuß, bzw. mittelfuß laufen. Wäre meiner Meinung nach eine Überlegung wert.

Zweite Meinung - Du hattest schon Glück, einen Spezialisten gefunden zu haben, der sich mit Laufstil etc. beschäftigt. Wenn Du z. B. zu mehreren Orthopäden gehst, werden die dir sagen "Einlagen und tschüß". Weiß nicht, ob das als zweite Meinung hilfreich ist.

Ich bin der Meinung, Du mußt selbst herausfinden, was Deinem Körper gut tut und der Rat des Physiotherapheuten ist dazu ein guter Ansatz. Die obengenannten Bücher können Dir helfen, Dich mit dem Thema vertraut zu machen.

Viel Erfolg.

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Realdedo hat geschrieben:Nix für ungut, aber vielleicht ist es einfacher eine zweite Meinung einzuholen als 30Jahre Laufpraxis umzubauen...
Denn eine langfristige Änderung belastet deinen Körper ganz neu und ob das auf lange Sicht dann besser ist?
Aber eine zweite Meinung würde ich mir zu Absicherung vorher einholen.

Änderungen sind wohl auch nur mit ganz bewußten Lauf-ABC möglich.
Aber der Körper wird spätestens bei Ermüdung wieder in alte Bewegungsmuster verfallen.
(Meine bescheidene Meinung)

Realdedo
Richtig!
Nichts gegen eine Verbesserung des Laufstils, aber den Laufstil völlig ändern und sich damit zusätzliche Probleme einhandeln :confused: Die Frage ist auch, inwiefern die Umstellung weniger belastend für den HWS-Bereich sein soll. Schaut man sich die Negativmeinung zum Fersenaufsatz beim Laufen an, scheint sie mir weniger auf Untersuchungen als auf tradierten Meinungen zu beruhen. Neuere Untersuchungen sehen keinen signifikanten Unterschied zwischen Fersen, Mittelfuß-, Vorfußaufsatz und Knie oder Hüftproblemen.
Viele Grüße
Fritz

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also ich würds lassen den laufstil uz ändern.. das wollten die bei mir auch machen.. habe dadurch probleme mit den füßen und hüften bekommen..
also einfach weiterlaufen und zu nem anderen arzt gehen.. mal schauen was der sagt
Bier löst keine Probleme ??? Ach, aber Wasser... oder wie !

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Wessinghage und Neumann/Hottenrott behaupten, daß die Kräfte kurz nach der Landung beim Fersenlauf höher sind als beim Vorfußlauf. Besonders stört sie die schnellere Kraftveränderung beim Fersenlauf.
Die Kräfte beim Fersenlauf wirken ihrer Meinung nach eher im passiven Bewegungsapparat, während beim Vorfußlaufstil eher die Muskeln die Kräfte verarbeiten.

Ich habe eine Umstellung durchgeführt nach dem Studium von Marquwardts erstem Buch ("Natürlich Laufen"). Ich habe aber den brutalen Weg gewählt und habe die Anpassungen nur über das Laufen vorgenommen, wobei ich vom Laufen im Stand ausgegangen bin und praktisch von 0 an neu laufen lernte. Das bescherte mir anfangs immer wieder heftigen Muskelkater in den Waden, wenn die Distanz zu weit war. Meine Umfänge mußte ich auf 1/3 reduzieren, nach einigen Monaten war es wieder die Hälfte, nach einem halben Jahr war ich auf meinem alten Niveau und konnte problemlos weiter steigern.
Diesen doch etwas schmerzhaften Weg habe ich gewählt, weil ich eine Abneigung gegen Fitneßstudios habe und weil ich glaubte, daß ich in einen Geschwindigkeitsbereich vorgestoßen war, der Vorfußlaufen sinnvoll erscheinen ließ. Für den Schollenmuskel ist mir auf Anhieb kein sinnvolles Training ohne Studio eingefallen (außer man hat einen geduldigen Schatz, den man einbeinig "hoppern" kann).
Nach einem halben Jahr konnte ich den Vorfußlaufstil während eines HM ca. 2/3 der hügeligen Strecke halten. Bergab lief ich dann auf der Ferse. Nach einem 3/4 Jahr war ein flacher HM auf der gesamten Strecke im Vorfußstil möglich.
Koordinativ bin ich zwiespältig unterwegs. Nach über 30 Jahren Fersenlauf hat sich dieses Schema natürlich fest eingebrannt, sodaß ich, wenn ich nicht meine Sportkleidung trage und nur schnell den Bus erreichen will, im Fersenlauf loslaufe.
Andererseits habe ich versucht, beim Training wieder zurück zum Fersenlauf zu kommen, einfach, um Alternativen zu haben und wieder andere Muskeln zu belasten. Mich hat es nach ein paar Schritten derart durchgebeutelt, daß ich gerne wieder in den Vorfußstil zurückwechselte.

Fazit:
Für den Vorfußstil sprechen der sanftere Kraftanstieg und die geringere Belastung des passiven (und irreparablen) Bewegungsapparates.
Gegen eine Umstellung sprechen der erhebliche Aufwand (Krafttraining, Zeit,...), der Rückfall auf ein (temporär?) niedrigeres Leistungsniveau und eine gesamte koordinative Neuorientierung bei einem seit der Jugend eingeprägtem Bewegungsmuster. Auch die Muskelbelastung ist erheblich größer und durch das exzentrische Bewegungsmuster muß man bei Übertreibung immer wieder mit Muskelkater rechnen. (Aber Muskeln regenerieren dafür relativ gut.)

P.S.: Von Achillessehnenproblemen bin ich verschont geblieben, vielleicht, weil ich nie auf der Bahn trainiert habe und selbst Wald eher gemieden habe (man hat koordinativ schon so genug zu tun; jetzt überlege ich wieder, mal echte Waldläufe einzustreuen).
Dehnen habe ich mir nicht ersparen können.

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Ich sehe den wesentlichen Vorteil des Vorfußlaufes darin, dass die Bewegungsenergie bei der Landung in den Sehnen und Muskeln wie in einer Feder gespeichert wird und beim Absprung zu einem größeren Teil wieder zurückgeführt werden kann, als dies beim Fersenlauf der Fall ist.

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Hallo,

schon mal vielen Dank für die schnellen Antworten.

Ich denke schon, dass ich auf Mittelfußlauf umstellen sollte, zumal ich seit Jahren immer wieder auch Probleme mit der Achillessehne und der Schienbeinkante hatte. Hier hat mir der Physiotherapeut recht anschaulich erklärt, dass dies tatsächlich mit dem Fersenlauf zusammenhängen sollte.

Allerdings macht mir echt Angst, wie schwer der Umstieg anscheinend fällt. Damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet.

Ich hab mir jetzt die DVD "Besser Laufen" bestellt. Ich hoffe, dass sie zügig bei mir eintrudelt und würde dann, wenn es die HWS zuläßt, gegen Ende der woche ganz langsam wieder mit 5-10 km langsamen Lauf anfangen.

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Marna hat geschrieben:... wie in einer Feder gespeichert wird und beim Absprung zu einem größeren Teil wieder zurückgeführt ...
Dazu muss aber auch das Verhältnis der Leistungsfähigkeit der Wadenmuskulatur zum Körpergewicht passen. Einen aktiven Laufstil mit Mittel- Vorfußaufsatz und Aufprallabfederung mit den Waden halte ich ebenfalls für langfristig sinnvoller, weil in der Gelenkbelastung schonender. Neben der physiologischen ist es für mich aber auch die psychologische und praktische Komponente, warum ich lieber vorfüßig durch die Gegend schleiche. Es fühlt sich lockerer, leichter und freier an (der Spaßfaktor ist größer). Und man kann in der Dunkelheit die nicht sichtbaren leichten Bodenunebenheiten ausgleichen, wo man mit einem passiven Fersenlaufstil mitunter unangenehm 'reinplumpst'.

Chris, es dauert vieleicht lange. Bei mir hat es ein gutes halbes Jahr gedauert und ich bin vorher 'nur' 2 Jahre fersenorientiert gelaufen. Es ist mitunter frustrierend, weil der Wechsel mit richtig gemeinem Muskelkater zu tun haben kann. Aber meiner Meinung nach lohnt es sich.

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Marna hat geschrieben:Ich sehe den wesentlichen Vorteil des Vorfußlaufes darin, dass die Bewegungsenergie bei der Landung in den Sehnen und Muskeln wie in einer Feder gespeichert wird und beim Absprung zu einem größeren Teil wieder zurückgeführt werden kann, als dies beim Fersenlauf der Fall ist.
Diese Erklärung leuchtet mir nicht ein. Die Muskeln sind keine Federn, die Energie speichern – völlig egal mit welchem Teil des Fußes man aufkommt. Du brauchst Kraft, um die Landung abzufedern und Du brauchst wieder Kraft, um den nächsten Schritt zu tun. Wenn die Energie gespeichert werden würde, dann könntest du hüpfenden durch die Gegend rennen, ohne dass Du dafür Energie aufbringen müsstest.

Darüber hinaus leuchtet mir auch nicht an, weshalb der Fersenlauf per se unökonomischer sein soll. Wenn ich den Fuß entgegen der Laufrichtung in den Beton ramme, egal ob es nun der Vor- oder Rückfuß ist, dann ist das unökonomisch. Entscheidend ist die Relativbewegung des Fußes zum Boden. Wenn ich mit der Ferse oder dem Vorfuß die Straße beim aufkommen an mich ran ziehe, dann ist das gut. Wie gesagt, welcher Körperteil zuerst den Boden berührt, ist da völlig irrelevant.

Viele Gruße,
Jörn

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Beim Rennen verhält sich unser Körper
nicht wie ein Pendel, sondern wie ein Gummiball.
Als Sprungfedern dienen nebst den
Muskeln und Sehen im oberen Bein vor allem
die Achillessehne, welche die Ferse mit
der Wadenmuskulatur verbindet. Da wir beim
Rennen auf dem Fussballen abstehen
, wirkt
der Fuss als Hebel mit der Achillessehne am
längeren Hebelarm. Messungen haben ergeben,
dass die Zugkraft auf die Achillessehne
beim Abspringen rund dem siebenfachen
Körpergewicht entspricht; die Sehne
überträgt also von den Wadenmuskeln auf
die Ferse eine Kraft von ungefähr einer halben
Tonne.
Der gewölbte Fuss bildet eine weitere Feder.
Beim Aufsetzen drücken wir den Fuss
zwischen Ferse und Fussballen flach. Dabei
werden die dazwischen verlaufenden Bänder
wie Gummibänder gespannt. Die gespeicherte
Energie wird wieder freigesetzt, wenn
wir beim Abstossen die Ferse hochziehen
und den Fuss krümmen.
Die Achillessehne federt rund 35% der kinetischen
Energie ab, der gewölbte Fuss
weitere 17%. Zusammen halbieren sie also
die Arbeit, welche die Muskeln ohne Federkraft
für jeden Laufschritt aufwenden
müssten.
Zitat stammt aus

http://www.exploria.ch/content/scientia/pdf/s598.pdf


Ohne Vorfußlauf wird die Achillessehne weit weniger genutzt, die laut Zitat sonst 35% der kin. Energie speichert.

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Jetzt sind wir wieder bei der alten Diskussion.
Übrigens ist man mit Vorfußlaufstil nicht vor Shin splints gefeit.
Zur Energiespeicherung gibt es Untersuchungen, die zeigen sollen, daß, wenn der Abdruck schnell genug nach dem Aufsetzen erfolgt, tatsächlich die Energie wieder genutzt werden kann (ähnlich wie bei einem Gummiband). Das erkläre auch den höheren Wirkungsgrad beim Laufen gegenüber Radfahren (ohne Ausrollen).
Was Marna meint, ist der "ziehende Fußaufsatz", der sowohl beim Fersen- als auch beim Vorfußlauf möglich ist.
Sofern man nicht insgesamt beschleunigt, also sofern man fast gleichförmig läuft, bremst man bei jedem Schritt ein bißchen und beschleunigt dann wieder, egal, wie der Fußaufsatz aussieht.

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Joern hat geschrieben:Entscheidend ist die Relativbewegung des Fußes zum Boden.
:daumen: Aufrecht mit Körperspannung (Rumpfmuskulatur!). Dann: Schritt nach hinten lang und nicht nach vorne ausgreifen. Leider geht das nicht wirklich gut bei langsamem Tempo, man wird dadurch automatisch schneller.
Gesperrt

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