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Memory-Effekt

Memory-Effekt

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Folgendes Zitat veranlasste mich zu diesem Thread:
kk66 hat geschrieben: Wenn hier wieder richtig Winter mit Schnee wird, gehe ich wahrscheinlich auf 50-70 km runter.

Im Moment sind die Verhaeltnisse noch recht gut - also ist viel Laufen angesagt!
Warum eigentlich viel laufen, wenn man später seinen Umfang doch wieder runter fährt?
Die Antwort ist wohl der sogenannte Memoryeffekt. Eine einmal erreichte Leistung (Trainingsumfang) kann man später leichter als beim ersten Mal wieder erreichen.

Aber woran erinnert sich der Körper eigentlich?
1. An den Spitzenumfang pro Woche?
2. An den Spitzenumfang pro Monat?
3. An den Spitzenumfang pro 3 Monate?

Die Frage ist schon nicht uninteressant.

Angenommen es ist der Spitzenumfang pro Woche. Dann könnte man seinen Trainingsumfang zu einem bestimmten Maximum führen und dann beruhigt auf ein niedrigeres Niveau gehen, weil es ja relativ leicht ist, wieder da hinzukommen, wo man mal war.

Bei Alternative 2 müsste man schon noch 4 Wochen das Spitzenniveau halten.
Wenn das Spitzenniveau 200km/Woche ist, ist es durchaus eine nicht unbedeutende Frage, ob es reicht, das einmal eine Woche zu halten oder eben ganze 4 Wochen.

Noch schlimmer ist es bei Alternative 3. Bringt das Spitzenniveau erst dann etwas, wenn man es 3 Monate hält? Erinnert sich der Körper erst dann, wenn man 3 Monate diesen Umfang mal durchgezogen hat?

Wenn einem Leistung alles bedeutet und der Aufwand dafür völlig nebensächlich ist, wird Alternative 3 logischerweise die beste sein.

Wenn aber einem der Aufwand etwas bedeutet (und 200 Wochenkm sind sicher für niemanden ein Klacks), dann ist es schon eine interessante Frage, wie lange man einen Spitzenumfang halten muss, damit er nachhaltig im Körper "gespeichert" wird.


P.S.: Die 200km sind nur ein extremes Beispiel, das dazu dienen soll, klar zu machen, dass eine Antwort: "Lauf am besten immer so viel es geht" nicht immer die optimale Antwort sein kann.

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Ganz interessanter Thread :-)

Ich habe mich auch schon immer gefragt wieso hier empfohlen wird vor aufeinanderfolgenden Marathons immer wieder neue Grundlagenausdauer aufzubauen ?

Na für was denn ? Einmal Grundkondition am Anfang des Jahres aufgebaut sollte doch wohl reichen, die geht doch nach einem gefinishten Marathon nicht " verloren " !

Warum soll ich danach wieder anfangen mit ewig langsamen und langwierigen GA 1 - Läufen ? Der Körper verliert doch nicht so schnell an Grundlagenkondition.

Ich kenne zumindest 2 andere Sportarten bei denen einmal aufgebaute Grundkondition am Jahresanfang bis zum Jahresende auch bestehen bleibt, warum sollte das beim Laufen anders sein ?

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Hallo Ihr Süssen,

Ihr unterschätzt die Memory-Funktion der Admins. Und tschüss, danke für Nichts.
Liebe Grüsse von Gregor :hallo: (Bremen)
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Waldlaeufer2 hat geschrieben:Ganz interessanter Thread :-)

Ich habe mich auch schon immer gefragt wieso hier empfohlen wird vor aufeinanderfolgenden Marathons immer wieder neue Grundlagenausdauer aufzubauen ?

1. Na für was denn ? Einmal Grundkondition am Anfang des Jahres aufgebaut sollte doch wohl reichen, die geht doch nach einem gefinishten Marathon nicht " verloren " !

2. Warum soll ich danach wieder anfangen mit ewig langsamen und langwierigen GA 1 - Läufen ? Der Körper verliert doch nicht so schnell an Grundlagenkondition.

Ich kenne zumindest 2 andere Sportarten bei denen einmal aufgebaute Grundkondition am Jahresanfang bis zum Jahresende auch bestehen bleibt, warum sollte das beim Laufen anders sein ?

Zu Deinen Fragen: Der Marathon zwingt Dich zu einer größeren Regenerationsphase. Würdest Du auf gleichem Niveau weiter machen wie kurz vor dem Marathon, wäre die Gefahr des Übertrainings vorhanden.

Dass Du nach der Regenerationsphase nicht gleich wieder voll loslegen kannst, dürfte auch klar sein. Gewisse Systeme (z.B. Muskelfasern) haben sich erholt, andere Systeme waren in der Zeit unterfordert und müssen wieder aufgebaut werden.

Training läuft in periodischen Phasen ab. Eine kontinuierliche Steigerung über Jahre ist utopisch und höchstens dann denkbar, wenn man nicht an Wettkämpfen teilnimmt.

Und genau aus diesen Gründen finde ich das Threadthema interessant.
Man muss hin und wieder das Trainingsniveau runter fahren.
Aber wie lange sollte man das Spitzenniveau halten, bevor man runter geht?

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Diesen Thread teste ich quasi schon seit vier Wochen. Eine Steigerung von 110-120 auf 140-150 km, geplant sind dann nochmal auf 150-160 km anzuziehen. Aber nur eine geringe Tempobelastung. Das werde ich über den Winter ausbauen. Ich denke 3 bis 4 Monate sollten ausreichen, das ich im Februar wieder auf 130-140 zurück gehe, aber das Tempo hochziehe.

Was daraus wird sehen wir Ende Mai! :zwinker2:
„Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein!“
(Philip Rosenthal)

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Ich denke, das "Gedächtnis" der Muskeln liegt in der Kapillarisierung. Beim aeroben Training werden einerseits die Kapillaren erweitert und andererseits neue angelegt. Wenn man pausiert, werden manche von ihnen vielleicht stillgelegt, aber sie verschwinden nicht ganz. Erneutes Training im aeroben Bereich öffnet dann die schon vorhandenen Kapillaren wieder und braucht sie nicht mehr neu anlegen.
Weiters könnte es auch im Gehirn selbst liegen. Bestimmte Bewegungsabläufe werden erlernt und können später immer wieder abgerufen werden. Dazu gehört eine schnelle Schrittfrequenz und die Synchronisation der Muskelfasern.
Ich denke nicht, daß es ein Stoffwechselgedächtnis gibt, höchstens in Form von angelegten Fettzellen, die nicht sofort verschwinden.

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Kleine Zwischenfrage:
Wann und wieviel trainiert Ihr um auf 100 Wk zu kommen?


mfg

namehier
ich hab spaß!

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Ich denke, der Memory-Effekt hat ganz unterschiedliche Ausprägungen.

Eine davon deckt sich mit meinen momentanen Erfahrungen.
Ich habe bis vor 6 Jahren auf recht hohem Niveau Fußball gespielt. Danach bin ich auf´s Rennrad umgestiegen. Ungefähr alle zwei Jahre packt mich der Ehrgeiz und ich nehme an unserem hiesigen Laufevent teil (Ratzeburger Adventslauf 26km), auf das ich auch im Moment wieder hintrainiere. Das RR bleibt also stehen und es wird nur gelaufen. Dieses mal "richtig" mit Trainingsplan. Die anderen Winter jogge ich nur so sporadisch und im Sommer wird überhaupt nicht gelaufen.

Nun sollte man vermuten, daß ich als "Quartalsläuferin" kaum in der Lage wäre, trotz der erworbenen Grundlagenausdauer durch´s Radeln, die Umfänge eines Trainingsplans von 40-60km ohne ernsthafte orthopädische Probleme zu leisten. Zu meiner Überraschung stelle ich jedoch jedesmal fest, daß es nur wenige Trainingseinheiten dauert, bis ich wieder "drin" bin. Anscheinend erinnert sich mein Fahrgestell an die einmal erlernten Bewegungsabläufe.

Den Memory-Effekt in kleineren Zyklen macht sich der Trainingsplan zunutze. Die Trainingsqualität wird zunehmend gesteigert und trotzdem fällt die Belastung kaum schwerer.

Bei Sportarten, bei denen jede Woche Leistung gebracht werden muß, wie z.B. Fußball oder Radfahren, ist die Trainingsphilosophie eine andere. In der jeweiligen Vorbereitungszeit werden die Umfänge in der Grundlage gemacht. Danach wird mehr Wert auf qualitatives Training gelegt. Aber auch hier gibt es sogenannte Makro- und Mikrozyklen.

Also letztendlich treffen Punkt 1.-3. zu. Die Grenzen werden durch die Gesamtleistungsfähigkeit und das Regenerationsbedürfnis gesetzt.

ulli

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namehier hat geschrieben:Kleine Zwischenfrage:
Wann und wieviel trainiert Ihr um auf 100 Wk zu kommen?


mfg

namehier
Wenn man täglich trainiert, ist die Belastung für den Körper insgesamt eine geringere, so meine Erfahrung, da sie mit der Dauer überproportional steigt.
Man braucht im Durchschnitt nur etwa 14 km täglich laufen, oder, wenn Du einen 25er am Wochenende hast, reichen etwa 12 km an den anderen Tagen. 2 Trainingseinheiten an einem Tag habe ich noch nie probiert, wären aber auch eine Möglichkeit (Greif und Daniels schlagen soetwas vor).
12 km dauern bei mir dann etwa eine Stunde, je nach Gelände, im Flachen auch mal weniger.
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