Liebe Lauffreunde,
hier im Forum hat es sich nach meinem Empfinden mittlerweile zu einer fast allgemein anerkannten Meinung entwickelt, daß ein vorbeugendes Tragen von stützenden Schuhen und Einlagen bei Läufern mit physiologischer Pronation nicht angebracht ist. Dies wird durch zahlreiche Threads nahegelegt, in denen mit Pronationsstützen fehlversorgte Läufer ihre daraus resultierenden, teilweise langwierigen Verletzungen beklagen.
Angeregt durch die Diskussion über Laufschuhe aus deutscher Produktion, habe ich mir kürzlich erstmals die Seite der Lunge Lauf- und Sportschuhe GmbH (www.lunge.de)etwas genauer angesehen.
Ganz abgesehen von der expliziten Empfehlung der Fersenlauftechnik, die das Gemüt eines überzeugten Aktivläufers schon arg strapaziert, stach mir in dem herunterladbaren Dokument "Sportschuhberatung" der folgende Satz ins Auge:
"Da neue Forschungen zeigen, dass Beschwerden unabhängig von der Ausprägung der Pronation oder Überpronation durch Stabilität des Schuhs und Einlagen verhindert werden können, empfehlen wir vorbeugend stützende Schuhe und Einlagen."
Ihr könnt Euch vorstellen, daß diese vermeintlichen Forschungsresultate mich - gelinde gesagt - stutzig machten.
Nachdem ich zwei- bis dreimal gestutzt hatte, entschied ich mich zu einer Nutzung der auf der Lunge-Seite angebotenen Kontaktmöglichkeit per E-Mail.
Den gesamten sich daraus ergebenden Schriftverkehr gebe ich hier ungekürzt im originalen Wortlaut wieder. So könnt Ihr Euch selbst ein Bild davon machen, welches Verhältnis der Betreiber eines Laufartikelladens mit vermeintlich gutem Ruf und zukünftiger Laufschuhhersteller zur Wissenschaft und zur seriösen Kundenberatung hat.
Edit von Manuel:
Der Text wurde aus Gründen der unsicheren Rechtslage im Bezug auf Veröffentlichung von Mailverkehr gelöscht!
Meine eigene Interpretation der von Herrn Lunge gegebenen Antworten möchte ich nicht zurückhalten.
In der ersten Antwort wird zunächst versucht, den Fragesteller zu verwirren, indem man eine Spitzfindigkeit in einer Begriffsdefinition ausdiskutiert. Der in diesem Zusammenhang gezogene Vergleich zwischen Laufschuh und Autositz streift das Gebiet der Lächerlichkeit. Jeder weiß doch, daß Sitzen eine passive, Laufen dagegen eine aktive Tätigkeit ist.
Der dann folgende Absatz zeigt bereits, daß die vermeintlichen Forschungsergebnisse nicht veröffentlicht sind und auch keine Bereitschaft besteht, sie wenigstens in ihren Grundzügen zu konkretisieren.
Abgeschlossen werden Lunges Ausführungen mit der obligatorischen Werbung für die zukünftigen Eigenprodukte, für die sich der Fragesteller überhaupt nicht interessiert hatte. Es sind Zweifel angebracht, ob der Fertigungsleiter in Düssin den erbetenen Literaturverweis bei einer Werksbesichtigung bereithalten wird.
Die zweite Antwort Lunges zielt darauf ab, das Zurückhalten der Forschungsergebnisse mit einem Firmengeheimnis zur Bewahrung eines Wettbewerbsvorteils zu begründen. Dieser Versuch geht fehl, da der Fragesteller ja nicht nach der laufschuhtechnischen Umsetzung (etwa Konstruktionsplänen der geplanten Schuhe), sondern lediglich nach den Grunderkenntnissen eines produktunabhängigen Versorgungskonzepts gefragt hatte.
Da die besagten Forschungsergebnisse nicht publiziert wurden, sind sie im Sinne einer seriös betriebenen Wissenschaft nicht existent. Sie in einem Informationsdokument dennoch als Argumentationsbasis zu verwenden, ist unzulässig.
Die Versorgungsempfehlungen der Gebrüder Lunge sind meines Erachtens lückenlos im Sinne maximaler Unternehmensgewinne interpretierbar.
Intensiv betriebener Fersenlauf ergibt eine hohe Wahrscheinlichkeit für Überpronation und maximiert die Notwendigkeit stützender bzw. dämpfender Schuhe. Letztere sind tendenziell teurer als spartanische Flachlatschen.
Mit angeblichen "Forschungsergebnissen" sollen auch diejenigen Läufer, die partout nicht zur Überpronation verleitet werden können, von der positiven Wirkung teurer High-Tech-Schuhe inklusive der von Lunge vertriebenen Einlagen überzeugt werden.
Nun bin ich gespannt, was Eure Meinung zu dieser Angelegenheit ist und wie Euch in ihrem Lichte die Eigenprodukte der Lunge Lauf- und Sportschuhe GmbH erscheinen.
Sportliche Grüße von
Martin
Zur Beratungsphilosophie eines namhaften Laufschuhhändlers
1Die Laufschule Marburg
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Video-Anleitung zur Selbsthilfe bei Überpronationsproblemen
"Barfuß - das ist ehrlich!" (Zuschauer eines Straßenlaufs in Marburg, während ihn eine Barfußläuferin passiert)
Persönliche Bestzeiten
5.000 m (Bahn) in 21:39 (barfuß) - Bahnlauf des ASC Breidenbach, 6.9.2013
10.000 m (Bahn) in 45:14 (barfuß) - Kreismeisterschaften in Eschenburg-Eibelshausen, 09.10.2015
10 km (Straße) in 46:16 (barfuß) - 31. Marburger Ahrens-Stadtlauf, 29.9.2013
HM in 1:41:53 (barfuß) - 16. Schottener Stauseelauf, 5.10.2013
Video-Anleitung zur Selbsthilfe bei Überpronationsproblemen
"Barfuß - das ist ehrlich!" (Zuschauer eines Straßenlaufs in Marburg, während ihn eine Barfußläuferin passiert)
Persönliche Bestzeiten
5.000 m (Bahn) in 21:39 (barfuß) - Bahnlauf des ASC Breidenbach, 6.9.2013
10.000 m (Bahn) in 45:14 (barfuß) - Kreismeisterschaften in Eschenburg-Eibelshausen, 09.10.2015
10 km (Straße) in 46:16 (barfuß) - 31. Marburger Ahrens-Stadtlauf, 29.9.2013
HM in 1:41:53 (barfuß) - 16. Schottener Stauseelauf, 5.10.2013