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Wenn der Vater mit dem Sohne (Vorsicht, lang!)

Wenn der Vater mit dem Sohne (Vorsicht, lang!)

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Mondorfer Nikolauslauf – laufen für einen guten Zweck

Insgesamt über 1000 Läufer gingen an den Start, eine beachtliche Zahl! So manchem Läufer war anzusehen, dass er diese Art der zweibeinigen Fortbewegung nicht regelmäßig praktiziert, was der Begeisterung keinen Abbruch tat. Es ging darum, den Reinerlös der Krebsstation des Kinderkrankenhauses Sankt Augustin zukommen zu lassen.

Den Anfang machten die Allerkleinsten mit einem 200 Meter Lauf rund um den Mondorfer Weihnachtsmarkt. Mit Feuereifer preschten die Dreikäsehochs um die Kurven, vom Beifall der Umstehenden beflügelt. Allerdings taten manche Eltern des Guten zuviel. Der Vorletzte, mit drei(!) Minuten Rückstand auf den Vordermann, im Vorjahr geboren, wurde von seinen Eltern streckenweise getragen, und die Letzte brauchte zur Fortbewegung noch ihren Spielzeuglaster, auf dem sie sich abstützen konnte.

Beim anschließenden Schülerlauf über 1200 Meter gab es sehr ansprechende Leistungen der ersten, aber auch der große Rest des Feldes war mit Enthusiasmus dabei. Während die einen in packenden Endspurts um eine bessere Platzierung kämpften, lächelten die anderen dankbar bei unseren Anfeuerungsrufen und winkten zurück.

Mein neunjähriger Sohn Felix und ich fanden uns am Start des Jedermann-Laufes über 4,8 Kilometer umringt von etwa 160 Kombattanten, und direkt neben uns stand der Nachbar meines Schwiegervaters mit seinem achtjährigen Sohn. Zufälle gibt es! Nach dem Startschuss galt es, ohne Rempeleien Fahrt aufzunehmen. Felix begann äußerst zurückhaltend. Sollte seine gerade bewältigte Bronchitis ihn handikapen? Oder lag es daran, dass er sich seit Wochen anderen Dingen als dem Laufen gewidmet hatte? Bald hatte er seinen Rhythmus gefunden und fing seinerseits vereinzelt an, die Sprinter zu überholen. Der Nachbar des Schwiegervaters wurde nach etwa 400 Metern passiert, als es abwärts zum Rhein ging. Hui, ein frischer Wind blies den Läufern ins Gesicht. Ich versuchte meinem Sohn etwas Windschatten zu spenden, aber das war ihm zu langweilig. Er wollte lieber das Läuferfeld vor sich sehen. Er überholte ein etwa gleichaltriges Mädchen und erreichte die Kilometermarke nach etwa 5’40. Von wegen langsam! Der Kleine hat ein besseres Tempogefühl als sein Papa, dieser Laufveteran.

Im Gegenwind längs des Rheinufers ließ Felix allerdings etwas nach, das Mädchen überholte ihn wieder, und auch ein etwa gleichaltriger Junge zog an beiden vorbei. Wir hingen an einer Gruppe Erwachsener, eher mühsam den Anschluss haltend. Immerhin gab es keine Seitenstiche wie beim letzten Lauf, und auch der Schmerz am Fuß war verschwunden. Felix tat dann auch seine gute Verfassung kund durch zahlreiche Kommentare und Bemerkungen. Diese Portion Extraluft hätten andere gut gebrauchen können. Für den zweiten Kilometer wurden glatte sechs Minuten gemessen.

Jetzt bogen wir Richtung Yachthafen ab, und die Zwischenzeit schien irgendetwas in ihm wachzurütteln. Langsam arbeitete er sich an dem Pulk Erwachsener vorbei, und nach einer Spitzkehre hatten wir Rückenwind. Besorgt ob seines roten Kopfes erkundigte ich mich, ob wir zu schnell unterwegs wären, aber Felix beruhigte mich. Mit seinem Nähmaschinenschritt durchpflügte er das Herbstlaub auf dem Weg, immer wieder Mitstreiter passierend. Der dritte Kilometer wurde in 5’50 passiert.

Inzwischen überholten wir auch die ersten Läufer, die Gehpausen eingelegt hatten, immer noch in etwa gleich bleibender Entfernung das kleine Mädchen vor uns. Nach etwa dreieinhalb Kilometern kam das Ende des Yachthafens in Sicht, und eine relativ kurze, aber teuflisch steile Rampe führte zurück auf den Weg Richtung Ziel. Steigungen! Seit seinem ersten 5 km Lauf im vorigen Jahr liebt Felix sie, weil er sein Leichtgewicht müheloser hochwuchten kann als die meist gewichtigen Mitstreiter. Auf diesem kurzen Abschnitt passierte er mindestens ein halbes Dutzend von ihnen, unter anderem seine kleine Rivalin, und die anderen, die mit ihm hochgeprescht waren, verloren kurze Zeit später den Anschluss. Neidisch fragte ich mich, wie er das macht; denn ich verliere immer an Boden bei Anstiegen, egal was ich versuche.

Eine Verpflegungsstation kam in Sicht, und Felix strebte darauf zu, aber ich rief ihn energisch zurück. Nur keine Seitenstiche oder Magenkrämpfe durch kaltes Wasser riskieren, womöglich mit Kohlensäure. Das Sweatshirt, aus Vorsorge vor dem frischen Wind übergestreift, machte mit seinem Hitzestau meinem Sohn sichtlich zu schaffen, aber er wollte mich nicht nerven mit Nörgeleien, wie er mir später erzählte. Auch ich schwitzte mittlerweile. Lag es daran, dass Felix nochmals beschleunigt hatte? Für den vierten Kilometer hatten wir nur 5’35 benötigt.

Seit der Steigung hing ein Schnaufer hinter uns, ein Erwachsener im besten Mannesalter. Ein weiterer Begleiter war ein älterer Junge. Gewieft wie ein schlachtenerprobter, narbenübersäter Laufveteran wusste Felix, dass er in einem kurzen Spurt gegen seine Gegner keine Chance hätte. So forcierte er auf den letzten 800 Metern stetig das Tempo, und das mit Erfolg. Während er im Stakkatoschritt Laufende und Gehende überholte, blieben seine beiden Satelliten zunehmend zurück. Am Fuß des Anstiegs vom Rhein, und nicht erst in der Zielkurve, begann Felix taktisch richtig den Schlussspurt, in einiger Entfernung vor sich drei Läuferinnen, als er seinerseits von einer Läuferin überholt wurde, die noch gewaltige Reserven zu haben schien. Aufgepeitscht von der dichten Zuschauerschar arbeitete er sich verbissen an der ersten Läuferin noch am Anstieg vorbei. Die Anfeuerungsrufe des Publikums trieben ihn direkt nach der Schlusskurve auch an der zweiten Läuferin vorbei und plötzlich war er gleichauf mit der jungen Frau, die ihn eben überholt hatte. Das wollte die sich aber von solch einem Jungspund nicht bieten lassen und konterte. So passierte Felix als 70. von 152 Zielankömmlingen in 27’11 die Ziellinie.

Was soll ich sagen? Felix hat alles richtig gemacht bei seinem sechsten Volkslauf und dem ersten in solch einem großen Teilnehmerfeld, im Gegensatz zu seinem Vater bei so mancher Gelegenheit. Richtiges Anfangstempo und ein Steigerungslauf mit krönenden 4’05 für die letzten 800 Meter, was umgerechnet etwa 5’05 für einen Kilometer entspricht! Prima! Dazu kommt der psychologische Kick des Überholens von Teilnehmern, die sich das Rennen nicht optimal eingeteilt haben. Da ich den großen Ehrgeiz meines Sohnes kenne und seinen (verzeihlichen) Hang zur Selbstüberschätzung, bleibt anzumerken, dass er Platz fünf von dreizehn in seiner Altersklasse belegt hat, was einerseits ein gutes Resultat ist, andererseits aber zeigt, dass die Bäume nicht zum Himmel wachsen. Ein kräftiger Muskelkater macht ihm außerdem deutlich, dass Training auch seine guten Seiten haben kann.

Für mich war es ein ganz besonderes Erlebnis, hautnah beim Rennen meines Sohnes dabei zu sein. Es war so intensiv wie ein eigenes Rennen, und es hat großen Spaß gemacht, sowohl Felix als auch mir. Die Saison ist nun für uns vorbei, aber im nächsten Jahr sind wir wieder dabei.
langsam läuft am längsten

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Knips hat geschrieben:... und die Letzte brauchte zur Fortbewegung noch ihren Spielzeuglaster, auf dem sie sich abstützen konnte.
Tja, so mancher Läufer hat ein Laster ....
Knips hat geschrieben: ... aber er wollte mich nicht nerven mit Nörgeleien, wie er mir später erzählte.
Kinder können SO rücksichtsvoll sein .... :hihi:

Wann hat er denn eigentlich mit dem Laufen angefangen?
Renn-Schnecke

... von 2 auf 100 in 11 Jahren ...

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Renn-Schnecke hat geschrieben:
Wann hat er denn eigentlich mit dem Laufen angefangen?
Die ersten Schritte hat er mit 16 und einem halben Monat gemacht.
Mit zweieinhalb Jahren hat er sich nach Fernsehübertragungen von Sportfesten Stöckchen in den Garten gelegt und Hürdenlauf simuliert.
Mit dreieinhalb kam der erste Bambinilauf, bei dem er (400m) von sämtlichen älteren Teilnehmern (>7 Jahre, 800m) überrundet wurde und trotzdem viel Spass hatte.
Mit 5-6 Jahren hat er erkannt, dass er im Sprint genauso lahm ist wie ich, aber auch meine Ausdauer hat, und ist von da ab auf die langen Strecken gegangen, um auch einmal beim Laufen zu gewinnen.
Mit acht Jahren hatte er seinen ersten 5km Volkslauf bestritten.
Aber ich wette, so genau wolltest Du es gar nicht wissen. :zwinker5:
langsam läuft am längsten
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