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US-Studie Boston-Marathon

US-Studie Boston-Marathon

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Ärzte Zeitung, 13.12.2006


Schlecht trainiert zum Marathon - das tut dem Herzen nicht gut

Bei 40 Prozent der Läufer gibt es Hinweise auf kurzfristige Myokardschäden

BOSTON (mut). Zuviel des Guten ist ungesund - das gilt auch für Marathonläufer. Wer nicht wirklich gut trainiert ist, sollte auf einen Marathon verzichten, denn sonst kann es vorübergehend zu Myokard-Nekrosen und zu einer rechtsventrikulären Dysfunktion kommen.

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60 Läufer des Boston-Marathons nahmen an einer Studie teil. Foto: dpa


Das hat eine US-Studie ergeben, bei der die Herzfunktion von 60 Amateur-Läufern vor und etwa 20 Minuten nach dem Boston-Marathon geprüft wurde. Dies geschah per Ultraschall und mit Laborparametern wie kardiales Troponin T (cTNT) - ein Marker für abgestorbenes Myokard-Gewebe - und natriuretisches Peptid (NT-proBNP) - ein Marker für die ventrikuläre Funktion.
Die Ergebnisse: Der Wert für NT-proBNP war im Schnitt von 63 pg/ml vor dem Rennen auf 131 pg/ml nach dem Rennen gestiegen - Werte unter 125 pg/ml gelten als normal. Weit dramatischer war der Anstieg beim cTNT: Vor dem Lauf war der Marker nicht nachweisbar, danach war er bei 40 Prozent der Läufer auf einen Wert von über 30 pg/ml gestiegen.
Wird dieser Grenzwert überschritten, geht man von einer akuten Myokard-Nekrose aus. Bei den Läufern mit ungünstigen Werten der beiden Marker waren auch eine rechtsventrikuläre Dysfunktion und eine diastolische Dysfunktion nachweisbar. Zudem war der Lungendruck erhöht.
Langzeituntersuchungen der Herzfunktion wurden nicht gemacht. Aus anderen Studien ist aber bekannt, daß sich die Herzfunktion vier Wochen nach dem Lauf wieder weitgehend normalisiert hat. Dennoch: Durch gutes Training kann man vermeiden, daß die Herzfunktion überhaupt beeinträchtigt wird.
So wurden die ungünstigsten Laborwerte bei Läufern gemessen, die vor dem Rennen weniger als 55 Kilometer pro Woche zum Training gelaufen sind. Bei ihnen war etwa der Wert für cTNT im Schnitt auf 90 pg/ml gestiegen. Dagegen waren diese Werte bei Läufern mit einem Trainingspensum von über 72 km pro Woche nicht übermäßig erhöht (Circulation 114, 2006, 2325).

http://www.aerztezeitung.de/docs/2006/1 ... 01.asp?cat=


KOMMENTAR

Ungesunde Überanstrengung

Von Thomas Müller
Noch immer gönnen sich die meisten Menschen nur einen Bruchteil der Bewegung, die ihnen eigentlich gut tun würde. Und nach Daten einer aktuellen Zehnjahresstudie nimmt der Anteil derjenigen Menschen, die ganz auf Sport verzichten, immer mehr zu.
Erfreulicherweise gibt es noch eine andere Entwicklung: Diejenigen Menschen, die bereits sportlich aktiv sind, bewegen sich immer mehr. Dieser Trend läßt sich auch an den stetig steigenden Teilnehmer-Zahlen bei Marathonläufen ablesen: Bei den beiden größten deutschen Marathons, dem Berlin-Marathon und dem Hamburg-Marathon, hat sich die Teilnehmer-Zahl in zehn Jahren jeweils verdoppelt.
Bei solchen Massenveranstaltungen ist die Gefahr aber groß, daß viele schlecht trainierte Amateur-Läufer von applaudierenden Zuschauern und professionellen Läufern mitgerissen werden und sich dabei weit mehr verausgaben, als ihnen gut tut. So ließen sich bei 40 Prozent der untersuchten Teilnehmer des Boston-Marathons nach dem Lauf deutlich erhöhte Werte von Markern für Herzschäden feststellen - und das waren genau diejenigen, die am wenigsten vor dem Lauf trainiert hatten.
Auch wenn sich das Herz ein paar Wochen nach dem Lauf wieder regeneriert hat - daß bei solchen Anstrengungen eine Gefahr fürs Herz besteht, sollte zumindest den Läufern zu denken geben, die gerade noch mit letzter Kraft ins Ziel humpeln. Denn auch beim Sport kommt es auf die richtige Dosis an.

http://www.aerztezeitung.de/docs/2006/1 ... 5a0205.asp

..............

"So wurden die ungünstigsten Laborwerte bei Läufern gemessen,
die vor dem Rennen weniger als 55 Kilometer pro Woche zum Training gelaufen sind."


Grüße an alle, die mich noch kennen und fürchten. :D

wirdschon

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wirdschon hat geschrieben:Auch wenn sich das Herz ein paar Wochen nach dem Lauf wieder regeneriert hat - daß bei solchen Anstrengungen eine Gefahr fürs Herz besteht, sollte zumindest den Läufern zu denken geben, die gerade noch mit letzter Kraft ins Ziel humpeln.

Wer ins Ziel humpelt, schadet eher nicht seinm Herz. :teufel: Nur mit gesunden Knochen kann man bis zum Herzinfarkt rennen.

(meine unqualifizierte Meinung)

Im Forum ist schon ein paarmal einer erwähnt worden, der beim Bonner HM 2005 bei km 19 kurz vor mir zusammenbrach und starb. Der hatte bei km 17 oder 18 zum Endspurt angesetzt und mich überholt. Er sah noch gut aus :confused: und hätte mit weniger heißem Endspurt sub 2h geschafft. Eigentlich schwach für einen schlanken Mann im Alter M35. Also nicht gut trainiert, aber gesunde Beine.
Sag nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst (Matthias Claudius)

http://artificial-nonsense.blogspot.com/

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wirdschon hat geschrieben:Ärzte Zeitung, 13.12.2006


Schlecht trainiert zum Marathon - das tut dem Herzen nicht gut

Bei 40 Prozent der Läufer gibt es Hinweise auf kurzfristige Myokardschäden

BOSTON (mut). Zuviel des Guten ist ungesund - das gilt auch für Marathonläufer. Wer nicht wirklich gut trainiert ist, sollte auf einen Marathon verzichten, wirdschon


Hmm,
eigentlich doch nur der Nachweis dessen, was der gesunde Menschenverstand sowieso vorgibt. Oder ?
Gruß Rolf

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Heiler hat geschrieben:Hmm,
eigentlich doch nur der Nachweis dessen, was der gesunde Menschenverstand sowieso vorgibt. Oder ?
Gruß Rolf
Sollte man meinen, aber wenn man so in der Vorwettkampfsaison hier einige Postings liest, die sich ernsthaft mit dem Gedanken tragen, mit mangelhaftem Training an den Start zu gehen, dann kann man da im gesunden Menschenverstand zweifeln.

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Marienkäfer hat geschrieben:Er sah noch gut aus :confused: ...
Steckt man nicht drin. Laut Dr. Kleinmann (Laufnebenwirkungen) sterben 90% aller Sportler in Wettkämpfen am "plötzlichen" Herztod aufgrund bereits definierter organischer Defizite. Abgesehen davon sterben statistisch gesehen mehr Menschen zu Hause im Ruhezustand an so etwas. Wer sehr unvernünftig ist wird im extremen Superlativ überall sterben können. Aber selbst dann nicht zwangsläufig, weil wir einen unglaublich robusten Organismus besitzen, auch wenn er mitunter äußerst fragil ist. Im Zweifelsfall lieber Schweini ignorieren, mehr bewegen und gut ist.

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wirdschon hat geschrieben:

Erfreulicherweise gibt es noch eine andere Entwicklung: Diejenigen Menschen, die bereits sportlich aktiv sind, bewegen sich immer mehr. Dieser Trend läßt sich auch an den stetig steigenden Teilnehmer-Zahlen bei Marathonläufen ablesen: Bei den beiden größten deutschen Marathons, dem Berlin-Marathon und dem Hamburg-Marathon, hat sich die Teilnehmer-Zahl in zehn Jahren jeweils verdoppelt.


wirdschon
Stimmt nicht, schau in die aktuelle Runners World. Die Teilnehmer Zahlen aller großen Marathons sind rückläufig. In Deutschland nur ausgenommen Berlin, weils ein Teilnehmerlimit gibt und München, weil dieses Jahr diese komischen Meisterschaften waren.
Spannender als irgendwelche kurzfristigen Schäden sind doch eher die langfristigen Auswirkungen auf den Herzmuskel. Genauso kann man doch sagen, dass 90% der Leute danach Muskelkater und erhöhte Laktatwerte haben. Aber was bedeutet das langfristig für die Gesundheit.
http://www.gpsies.com/mapThumb.do?username=vailant

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Lars hat geschrieben: Wer sehr unvernünftig ist wird im extremen Superlativ überall sterben können. .

Mal so aus dem Zusammenhang gerissen ist das mal so ein richtig geiles Zitat. :D
"Wer eher klein ist, braucht sich nicht so weit zum Schnürsenkel bücken"
aus Sander L. "Große Worte" 1896, Kapitel 3, Seite 531
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Vailant hat geschrieben:
wirdschon hat geschrieben: Erfreulicherweise gibt es noch eine andere Entwicklung: Diejenigen Menschen, die bereits sportlich aktiv sind, bewegen sich immer mehr. Dieser Trend läßt sich auch an den stetig steigenden Teilnehmer-Zahlen bei Marathonläufen ablesen: Bei den beiden größten deutschen Marathons, dem Berlin-Marathon und dem Hamburg-Marathon, hat sich die Teilnehmer-Zahl in zehn Jahren jeweils verdoppelt.


wirdschon
Stimmt nicht, schau in die aktuelle Runners World. Die Teilnehmer Zahlen aller großen Marathons sind rückläufig. In Deutschland nur ausgenommen Berlin, weils ein Teilnehmerlimit gibt und München, weil dieses Jahr diese komischen Meisterschaften waren.
Spannender als irgendwelche kurzfristigen Schäden sind doch eher die langfristigen Auswirkungen auf den Herzmuskel. Genauso kann man doch sagen, dass 90% der Leute danach Muskelkater und erhöhte Laktatwerte haben. Aber was bedeutet das langfristig für die Gesundheit.
Da hast Du wohl ein bissel falsch zitiert. Das Zitat war nicht von "wirdschon", sondern von Thomas Müller in der Ärzte-Zeitung.
In diesem Jahr gab es zum ersten Mal rückläufige Teilnehmerzahlen. Müller hatte aber von den letzten zehn Jahren gesprochen, in sofern sollte er da schon recht haben.
Die langfristigen Wirkungen sind sicher interessant, sie werden ja auch erwähnt, nur finde ich es wirklich schon eine eher aufschreckende Studie, da solche Werte sicherlich gefährlicher sind als erhöhte Laktatwerte und Muskelkater (schätze ich, bin in dem Bereich Laie).

Gruß, Micha.

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In diesen Zusammenhang passt vielleicht die Info daß am 10.12. beim Tucson Marathon in den USA ein Teilnehmer (grade 40 Jahre alt) knapp 400m vor dem Ziel mit Herzstillstand zusammengebrochen und verstorben ist - laut New York Times bereits der sechste Tote in diesem Jahr. Der Tote war kein untrainierter Freizeitjogger, vielmehr das Gegenteil. Er hatte 30 Marathon und 25 Ultras hinter sich gebracht. Er war ein Bekannter von mir, ich habe es erst gestern durch einen Freund erfahren.

Hier mal ein Link zum Artikel (leider nur in Englisch)

Im Artikel wird eine Studie der Uni Duisburg-Essen zitiert. Kennt irgendjemand diese Studie?
los gehts...

M Berlin 24.9.06: 3:18:56
M Berlin 30.9.07: 3:06:49
M Berlin 28.9.08: 2:55:24
M Berlin 20.9.09: 2:55:50, was war mir warm...
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