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Außenrum oder Mittendurch ? Strongman 2007

Außenrum oder Mittendurch ? Strongman 2007

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Was tu ich hier ? Ist vielleicht doch was dran an der Midlifecrisis ? :confused: Wem will ich was beweisen? Mir selbst ? Ok, dann ist's ja gut.
Wenn Erwachsene im Schlamm spielen, durchviel zu enge Röhren kriechen, über Heuballen klettern um die man bequem Drumherumlaufen könnte, sich in lächerliche Kostüme zwängen und dazu noch ein Grinsen auf demGesicht haben, dann muss Strongman-Day sein. :D
Aber zurück zum Anfang. Schon als ich die erste Anzeige sah, hatte mich das Fieber gepackt. Ich wollte auch strong sein! Die Werbung hatte also ihr Ziel erreicht. Nachdem diverseSchwierigkeiten wie Anfahrt, Übernachtung und Ehefrau überzeugen überstanden waren, warder Weg frei. Das Training war eher unkonventionell. Bedingt durch den Unfall, wenig laufen, ein bisschen Spinning, hier und da Gewichte stemmen und viel Schokolade, das war es dann auch. :nick:
Nachdem ich am Samstag in unserer Kommune 1 -WG ankam und so nach und nach die anderen eintrafen, sah ich doch teilweise Fragen in den Gesichtern, wie ich sie oben schon erwähnte. Aber, wir wollten es ja ! Natürlich ist es eher möglich, den Äquator zu verschieben, als einem „normalen" Erwachsenen klar zu machen warum man das tut. Allenfalls mitleidige Blicke oder leichtes Tippen des rechten Zeigefingers an die Stirn, sind die Folge. Auch unser Vermieter verstand es anfangs nicht so recht. Anfangs, später sagte er, er will evtl. nächstes Jahr auch daran teilnehmen. Aha, also ansteckend ist es auch noch, unserFieber. :sauer:
Der Samstag Abend verlief eigentlich so , wie ich es mir vorgestellt habe. Nette freundlicheLeute, offen, hilfsbereit, Läufer eben ! Wir hatten viel Spaß beim Carbo-loading und natürlichwurde viel über den Lauf am nächsten Tag geplaudert. Vorher konnten wir uns es nicht verkneifen der Strecke einen kleine Besuch abzustatten. Die Bodenbeschaffenheit war weich, aber außerhalb der entsprechenden Stellen nicht sumpfig. Die Hügel waren steil, aber passierbar, jedenfalls ohne die vielen anderen die ausgerechnet denselben Weg nehmen wollen. Der See, war eher ein Tümpel, bei dem aber nicht abzusehen war, wie tief er war. Auch wollte keiner freiwillig die Tiefe erkunden und reinschmeißen wollten wir unsereStrongman -Frauen ja auch nicht. Wer sollte den Abends für uns kochen? :wink:
Auch die beidenWälle aus Strohballen schauten wir uns an und überquerten sie natürlich auch. Nur wie es sein sollte wenn mehrere Hundert andere darüber kletterten, konnten und wollten wir uns nichtvorstellen.
Wieder in der Wohnung angekommen, wurden natürlich Komplizierteste Strategien für denLauf entwickelt. Die schwierigste lautete ungefähr so: Schnell los und schnell drüber ! Dieandere Alternative : Langsam anfangen und warten bis der Heuballen zusammengefallen undder Teich ausgetrocknet ist. Es gab natürlich dazwischen unzählige Variationen!
Irgendwann leerte sich dann die Gemeinschaftsküche und die Bettchen füllten sich. Morgens in aller Herrgottfrüh, also gegen 8.00 Uhr, fuhren dann zwei Freiwillige(Schnatterinchen war wie immer dabei) eine Auto genau zum Austragungsort. Sozusagen alsBasislager. Das war die beste Idee von allen, wie sich herausstellte, denn viel mussten nach dem Lauf, total durchnässt, bis zu einer halben Stund zu ihrem Auto laufe. Wir hatte unserenWagen genau neben dem Pro 7 Team stehen. VIPs eben ! :daumen:
Nachdem wir unser :isnichmehrweit: Fahne aufgehängt hatten, machten wir, ganzprofimäßig, eine kleine Streckenbegehung.
Es hatte sich nicht viel geändert : Die Heuballenwaren immer noch mit Kuhrückständen oder ähnlichem getränkt und die Röhren warenimmer noch viel zu eng. Die Idee mit viel Vaseline und Anlauf "Zäpfchenmäßig " durch die Röhren zu schießen, ließen wir lieber fallen. :beten2:
Nach und nach trafen immer mehr Foris ein. Eigentlich hätten wir unser eigenes Rennen laufen können, so viele wurden es. Dann wurde es ernst. Der Starttermin rückte näher. Soll-Startzeit 12.00 Uhr .Wir stellten uns ziemlich weit vorne hin, um nicht durch die Masse der, natürlich, langsameren Läufer gebremst zu werden. Es wurde 11.55, 11.59. 12.05, undschließlich starteten wir mit ca. 25 Minuten Verspätung.

Natürlich waren wir nun ein bisschen ausgekühlt. Aber wir sind ja keine Weicheier, nein sondern die harten Jungs und tougheMädchen !

Das Rennen :
Zuerst folgte eine lange Gerade. Nach einigen hundert Metern wechselte sie auf die Wiese und führte parallel wieder zurück. Schön blöd, hätten wir doch gleich auf der Wiese laufen können! Nun folgte ein Streckenabschnitt, indem ein vergesslicher Bauer wohl ein paar Heuballen verloren hat. Leider lagen sie so, dass man nur darüber springen konnte und nicht Drumherum laufen. Blöder Bauer ! Dann kam das erste Nass! Man hatte Zwei Möglichkeiten: Links rum um den Teich oder Mittendurch! Strang wie ich war, lief ich um den Teich. Ich wollte nicht den leichten, kürzeren Weg durchs Wasser gehen sondern lieber von den Zuschauern als Weichei tituliert werden! :schwitz:
So verlor ich bestimmt 20-30 Plätze.Danach folgte, glaube ich, der Pilgerpfad. Bedeutet. Irgend so ein bescheuerter Baumlasterhat unterwegs sein Ladung verloren und die Bäume lagen nun quer über die Straße. Also immer schön umlaufen, denn überklettern kostet zu viel Zeit. Nach einem Zwischenstück, ging es über einen Sandhaufen und dann kam der Matsch. Schön schwarz, von gerade zulieblicher Konsistenz, an Fango-Packungen erinnernd, nur halt kälter. Kostete es beim erstenMal noch ein Überwindung in den Modder zu greifen, so machte es anschließend auf allen Vieren sogar Spaß unter dem Gitter zu kriechen. Kindheitserinnerungen wurden da wach. Nur Förmchenhatten wir keine. Und Eimerchen und Schaufel fehlten auch ! :motz:
Was kam danach ? Ach ja, da war so ein Hügel über den wir, statt Außenrum, schön über den steilsten Anstieg laufen mussten. Warum ? Keine Ahnung ! Vielleicht wollten sie den Hügel langsam abtragen lassen durch die immer wieder abrutschenden Profile der Schuhe. Oben angekommen bemerkten wir, dass auch hier keine besondere Aussicht zu genießen war,deshalb liefen wir gleich wieder auf der anderen Seite herunter. Unten veranstalteten sie soeine Art MTV-Disco, glaube ich. Ich weiß es nicht mehr genau, denn ich war so schnellbergab gesprungen, dass ich Angst hatte irgend so ein Freizeitjäger holt seine Büchse, weil ermeint ich wäre eine Berggziege. Leider konnte ich die Geschwindigkeit bei den nächsten Hügeln, bergauf nicht halten. Da war eher Schneckentempo angesagt.Lagen nun die Hügel hinter uns, kam mal wieder eine längere Laufstrecke. Nur führte derWeg über einen großen Reifenstapel, auf dem Hunderte Reifen aller Größen, kreuz und querlagen. Vorbei war es mit der Bergziege. Jetzt war es eher ein Tapir auf dem Drahtseil. Ichtappte mehrmals in ein Loch und fluchte gehörig. Zum Glück war nach 25 Meter die Prüfung vorbei und man konnte wieder ein Stück laufen.
Aber auch hier fiel dem Bauer wohl das eineoder andere Heubällchen herunter. Denn alle ca. 40m ragte quer über die Straße eine ca.1,30m hohe Wand aus besagten Strohballen auf. Das ganze wiederholte sich geschätzte 12mal. Ich war danach so was von fertig, dass mich das nächste Hindernis nicht schockte, sondern ich den Stau davor, so richtig zum Ausruhen brauchte. Es war eine ca. 4,5 m hoheWand aus..na was wohl... Strohballen. Am Tag zuvor konnte ich sie ohne weiteres bezwingen.Nur heute standen so 100-150 Leute davor, die natürlich gerade auch darüber wollten. Jetztkam aber mit der schönste Moment des Laufes. Man stand so eng, dass man sich nicht mehr bewegen konnte. Nein dass meinte ich nicht mit dem schönsten Moment, nein, denn kaum war man vor der Wand und versuchte sie zu bezwingen wurde man von hinten hochgeschoben und von oben kam eine helfende Hand entgegen. Und jeder der oben war zog den nächsten hoch. Es sah aus als ob eine Herde Ameisen zusammen einen Hügelüberquerten. Auch die Rufe wie : „Die Mauer muss weg !" oder „ Wir sind das Volk, reißt die Mauer ein!" half nichts, jeder musste drüber.
Die hängenden reifen die anschließend kamen, braucht man nicht besonders zu erwähnen, man musste nur ein wenig vorsichtig sein.
Dann kamen die Rattenlöcher. Ich weiß nicht welche Ratten der Veranstalter erwartet hatte, für mich waren die Löcher einfach zu klein ! Man konnte nicht kriechen, sondern
gestützt auf die Unterarme und die Zehenspitzen sich ganz langsam, mühevoll und schmerzhaft durchwinden. Das kostete jede Menge Kraft. Und nachdem das Ganze vier Mal hintereinander kam, war ich total ausgepowert. Z
um Glück konnte man nun wieder ein weniglaufen. Bis zur großen Mauer ! Die war nun 8m hoch, glaube ich. Jedenfalls konnte man den Giüfel gerade noch so mit dem Fernglas erkennen . Sie wurde aber im Gegensatz zur vorherigen alleine bewältigt, wobei eigentlich nur der Sprung in die Tiefe ein bisschenmulmig war. Aber sonst: easy. Nun liefen wir wieder ein bisschen in Richtung 2.Runde. Warum nun auf einmal 2 Tümpel da waren, weiß ich bis heute nicht. Jedenfalls, gedachte ich der Schmach vom Anfang und lief im Schweinsgalopp mitten durch. :daumen: Ein Jubelbrannte auf der mich fast übers Wasser trug. Allerdings bemerkte ich dann, dass sie dennachfolgenden Läufer bejubelten, der ohne Shirt lief und Kopf vor ins Wasser sprang.Angeber !
In der 2. Runde war nun doch das Feld weiter auseinander gezogen, nur an derersten Mauer war wieder Gedränge. Noch 2mal durchs Wasser und ich konnte Richtung Ziellaufen. Allerdings war ich geschockt, als Jan mir entgegen lief und sagt: Komm ich treib dichins Ziel! und dabei so erholt und frisch aussah, dass es schon sehr deprimierend war.der war bestimmt schon duschen ! Für mich schlug dann der Zielgong bei 1:09:33. Für eine 12km Zeit, nicht so gut, aber wenn manan die Hindernisse denkt war ich zufrieden. Jedenfalls eins steht fest:Nächstes Jahr bin ich wieder dabei !
Sowas darf man sich nicht entgehen lassen ! :meinung:
Meine Läufe und mehr :

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Hallo,

herzlichen Dank für den tollen Bericht und Glückwunsch zu der grandiosen Leistung. :daumen: Ich fand es äußerst beeindruckend, wie schnell Du unterwegs warst und wie furchtlos Du Dich in die Wassergräben gestürzt hast.

Bis bald :hallo:
Georg
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Noch so ein herrlicher Bericht! :daumen: :daumen:
Irgendwas fehlt hier, Renn-Schnecke hat doch von mehr Hindernissen erzählt, oder? Hast wohl ein paar gar nicht wahrgenommen? Angeber :P

:hallo:
Sag nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst (Matthias Claudius)

http://artificial-nonsense.blogspot.com/

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Ich glaube ich habe einfach ein paar vergessen wollen !
Nee kann durchaus sein, war alles ein wenig chaotisch, beim schreiben.
Meine Läufe und mehr :

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Hallo Martin,
so ein schöner Bericht :daumen: Man konnte alles noch mal durcherleben. Hast du fein gemacht :nick: Gruß Pitti
Am Abgrund ist die Aussicht am schönsten!:hallo:

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Pfälzerwaldläufer:-) hat geschrieben:Ich glaube ich habe einfach ein paar vergessen wollen !
Nein, Du bist einfach drübergeschwebt. Deshalb warst Du ja auch 16 Minuten schneller :daumen: . Interessant finde ich die unterschiedlichen Schätzungen der Höhenmeter :hihi: .
Renn-Schnecke

... von 2 auf 100 in 11 Jahren ...

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Danke für diesen lebhaften Bericht, ich Weichei genieße eure Berichte und Fotos :D :daumen:
Liebe Grüße
Birgit

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Hi Handballweltmeister,

prima Zusammenfassung, dankeschön :daumen: Beim Lesen kommen immer kleine Detailerinnerungen zurück, macht richtig Spass.

Wer noch mehr Berichte lesen möchte >> klickt hier <<

Gruss Holle

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Hi Giegi,

das dirty race war auch klasse, besser kann ich nicht sagen, anders eben.

Murr liegt bei Marbach/Neckar bei Ludwigsburg bei Stuttgart :wink: Ich schau in meiner Region immer nach kleinen feinen Veranstaltungen. Letztes Jahr gabs im Nachbarstädtchen den Wildsaucup, ein MTB-Crossrennen mit ca. 40 Teilnehmern, sehr familiär und richtig klasse. Das dirty race findet jährlich Ende Januar statt, am 10.03. werde ich beim Illinger Crossduathlon starten. Illingen liegt bei Vaihingen/Enz.

Wenn man die Augen offen hält findet man immer wieder mal ganz nette Geschichten in der Nähe.

Gruss Holle

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holle hat geschrieben:Hi Giegi,

Murr liegt bei Marbach/Neckar bei Ludwigsburg bei Stuttgart :wink: Ich schau in meiner Region immer nach kleinen feinen Veranstaltungen. Letztes Jahr gabs im Nachbarstädtchen den Wildsaucup, ein MTB-Crossrennen mit ca. 40 Teilnehmern, sehr familiär und richtig klasse.

Ich kenn zwar das Dirty Race und bin die letzten beiden Jahre auch immer schön an der Strecke zum anfeuern gestanden, aber wo bzw. in wessen Nachbarstädtchen ist denn der Wildsaucup?? Da will ich auch hin.

tina

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Hi Tina,

der Wildsaucup findet im Renninger Hardtwald statt (Renningen bei Leonberg), dieses Jahr scheinbar am 01.07., wenn die Infos unter http://www.kurbelkultur.de/jahresplan.htm stimmen. Mädels fahren statt 5 übrigens nur 3 Runden und können es geniessen, deutlich vor allen Jungs im Ziel zu sein :wink:

Wenn Du magst erinner ich Dich gern per PM an das Rennen.

Gruss Holle

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holle hat geschrieben: Mädels fahren statt 5 übrigens nur 3 Runden und können es geniessen, deutlich vor allen Jungs im Ziel zu sein :wink:

Hm, ich wollt eigentlich eher zum Gucken als zum mitfahren kommen, es sei denn ich lerne im eben gebuchten Fahrtechnik-Seminar tatsächlich noch MTB fahren :confused: .
Alternativ könnten mein Göga und ich als gemischtes Doppel mit dem da http://www.sudibe.de/fotos/fully/pedalpower01a.jpg
antreten. :D
Wenn Du magst erinner ich Dich gern per PM an das Rennen.

Das wäre super, Renninger Hardtwald klingt gut.

tina
Gesperrt

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