Holger Meiers Knie

Holger ist mit seinem Leben nicht mehr zufrieden. Eigentlich hat er keinen Grund zu klagen. Beruflich und privat ist alles im grünen Bereich. Wenn da nicht dieser Kollege wäre. Dieser Strahlemann, dieser Schlankie, dieser Lebensfreudeausstrahler, dieser Läufer. Holger stellt das Rauchen ein, ändert seine Essgewohnheiten, kauft sich Laufklamotten und wird auch einer „von denen“.

Holger ist ein moderner Mensch. Er hat einen PC mit Internetanschluss. Er weiß, wie er die Suchmaschine Google richtig parametrisiert und landet natürlich bei laufen-aktuell. Er klickt nicht links, er klickt nicht rechts, sondern er klickt sich direkt zu einem schonenden Trainingsplan für Einsteiger. Nach diesem Plan geht/läuft er innerhalb 26 Wochen zu den Stufen des Olymps. Holger kauft sich 10 Bücher über das Laufen, sucht sich immer die richtigen Pläne aus und wird nach vielen erfolgreichen Wettkämpfen über Jahre einer dieser Laufgötter.

Bei einem läppischen Regenerationslauf über 3 km stellt Holger fest, daß er ein rechtes Knie hat. Nicht daß er Schmerzen hätte, aber „da ist was“. Als pfiffiges Kerlchen legt er eine Pause von 14 Tagen ein. Die nächsten Wettkämpfe bringen wieder Pbs ohne Beschwerden (Aber Holla!). Nach weiteren 6 Monaten geht es mit den „Probs“ (dieser Begriff wird in Läuferkreisen benutzt, um sprachlich orthopädische Erkrankungen zu umlaufen) weiter.

Holger ist Kunde bei einer Krankenversicherung. Er geht zu einem Orthopäden. Im Wartezimmer - das auch bei Folgeterminen immer knackevoll ist - sieht er, warum es diese Fachrichtung der Medizin eigentlich gibt. Der Arzt hat nicht so recht ein Ohr für ihn. Will dieser Schuft ihn etwa abwimmeln, weil der seine knappe Zeit lieber für Patienten aufwendet, die wegen ihrer Erkrankung ihr tägliches Leben oder ihren Beruf nicht mehr im Griff haben? Holger bekommt beim ersten mal eine Spritze und ein Faltblatt, in dem Vorschläge für Übungen enthalten sind. Diese Übungen macht er nicht, weil er in den Folgemonaten wieder schmerzfrei laufen kann, bis ....................

Holger erinnert sich an das Faltblatt. Oh, da steht ja was über „die Gegenspieler trainieren“. Er macht noch einen ironischen Witz auf hohem Niveau, aber er begreift den „Ernst der Lage“. Endlich holt er nach, was er in all den Jahren sträflich vernachlässigt hat. Er denkt: „Spät aber nicht zu spät“. Wie geht die Geschichte weiter? Holger ist auch in diesem Trainingsbereich Strongman, hat aber leider immer wieder mal zwischendurch „Aua“. Selbst das Allheilmittel Dehnen hilft nur kurzfristig. Holger ist verzweifelt. Er rettet sich mit einem letzten Joke: „Die Gegenspieler können die Spieler nicht mehr einholen, weil die halt einen Vorsprung haben“.
Holger läuft nicht mehr. Er ist aus dem Olymp in den Hades gestürzt.

(Dieser holprige Versuch einer Satire ist vor allem Laufanfängern gewidmet. Ihr müßt mehr tun, als nur Laufen, dann minimiert Ihr das Risiko, verletzt zu werden)

Gruß Hans

blambi43 hat geschrieben:Holger läuft nicht mehr. Er ist aus dem Olymp in den Hades gestürzt.

(Dieser holprige Versuch einer Satire

ist ganz gut gelungen!

Holger Meier ist eine Kunstfigur, die so getauft wurde von Jens Mardersteig während eines Seminars in Fallingbostel Mitte der 80er Jahre.
Holger Meier steht für den „Spezialgegner“, dem sich jeder von uns in irgendeiner Weise rumschlagen muß. Damit wir aus diesem Spezialgegner auch eine entsprechende Motivation ziehen können, wurde Holger Meier mit den fiesesten Charaktereigenschaften belegt, die zu finden waren.

Siehe Peter Greif
Count-Down zur Bestzeit 2001

oder in Google mal eingeben: Peter Greif Holger Meier