Es geht auch Ohne – frei wie der Wind, wenn er weht

Sonntag morgen 7:17 Uhr: ohne Wecker aufgestanden gehe ich auf meine erste lange Runde 2007. 27 Kilometer sollen es – entlang am Mittellandkanal – werden. Eigentlich mutig, da ich erst letztes Wochenende 21 beim Berliner HM und davor gerade mal 18 Kilometer als längste Strecken gelaufen bin, dachte ich. Aber das klappt schon. Da war ich mir sicher. Schließlig laufe ich ja nicht erst seit gestern und kann es ja langsam angehen.

Seit dem ich dieses Frühjahr überhaupt wieder regelmäßig bzw. wieder etwas motivierter laufe – also seit genau 5 Wochen – verzichte ich bewußt auf die Kontrolle von Puls und Tempo. Meine treue t6 ist quasi arbeitslos. Anfang Januar habe ich es noch mal mit ihr probiert – habe aber immer wieder wegen Puls- und Tempostreß die Lust verloren. Und sowieso. Was macht es für einen Unterschied im 6:00er Schnitt zu laufen oder nach Gefühl etwas langsamer zu sein?

Der Motivation tut es gut wie ich gerade feststelle. Ohne die Zahlen am Handgelenk bin ich weniger zwangsneurotisch und kann mich frei der Musik aus meinen Ohrhörern und der Natur hingeben. Den Diktator zu Hause gelassen klappt es aus dem Bauch heraus gleich viel besser. Scheiß aufs Tempo. Und Puls? Ja, ich habe einen, das dürfte genügen.

Vor mich hinschlendernd und an der Tatsache erfreuend, dass viele Osterfeuerleichen noch ganz fest schlafen und den Tag ggf. aufgrund zu umfangreichem Alkoholkonsums nicht wirklich genießen werden können, wird mir bewußt was gerade aus dem MP3 Player kommt: Sabrina Setlur feat. Xavier Naidoo – Frei Sein.

Ist ja lustig, denke ich mir und höre ganz genau hin:

Glaubst du, dass der Wind weht,
weil irgendjemand sagt "Wind wehe jetzt" ?
Glaubst du, dass die Sterne, die am Himmel stehen leuchten,
weil irgendwer sie anknipst ?

Glaubst du das ?

Glaubst du, dass die Elemente tun, was sie sollen,
und nicht was sie wollen ?

Glaubst du das ?

Wenn du das glaubst,
dann wirst du nie sehen
und verstehen,
was ich mein wenn ich sag:
"Ich will frei sein !"

Ja, Xavier, wie recht du doch hast. Und irgendwie habe ich das wohl geglaubt und mir damit den Spaß am Laufen gedrosselt. Was für ein Depp man doch sein kann. Es ist ja O.K. wenn man ehrgeizig ist und sich auf ein Ziel fixiert. Aber wenn man nichts anderes mehr kann – das ist suboptimal.

So ist das total schön. Dahingleitend mit Lala im Ohr den Frühling in der Nase, frei von Zwängen und komplett bauchgesteuert. Herrlich, war das ein schöner Lauf!

Liebe Grüße, Lars

Hallo Lars,
das hört sich echt gut an.
Glückwunsch zu der wiedergewonnen "Freiheit"!

Christoph

Na endlich Lars!

Meine Pulsuhr habe ich schon vor Jahren in Rente geschickt, endlich hast du es auch kapiert...

Jetzt noch ein wenig arbeiten und am Nachmittag ne schöne Waldesrunde drehen, das wird härrlisch...

Ansonste wünsche ich dir, der Family und auch allen anderen Fories ein schönes Osterfest

Lars hat geschrieben:
. Den Diktator zu Hause gelassen klappt es aus dem Bauch heraus gleich viel besser. Scheiß aufs Tempo. Und Puls? Ja, ich habe einen, das dürfte genügen.

Tja Lars, warum sollte sowas denn auch nicht gehen?!

Schön, das es dir wieder etwas mehr Spaß macht zu laufen

Lars,
herrlich, deinen Bericht zu lesen, in der Sonne zu sitzen und alles genau nachvollziehen zu können
Gruß aus Bochum
Angie

chrisgaa hat geschrieben:Glückwunsch ...

Dankeschön!

LauerAlexander hat geschrieben:Na endlich Lars!

Ja, und du Armer musstest dir mein Gesabbel über Trainingstheorie mit Puls und Tempokontrolle anhören .

Der Hiddestorfer hat geschrieben:... warum sollte sowas denn auch nicht gehen?!

Ich geb zu, dass das ein irrsinnig blöder Gedanke ist .

Angie hat geschrieben:... herrlich, deinen Bericht zu lesen, in der Sonne zu sitzen und alles genau nachvollziehen zu können

... ganz liebe Grüße nach "Herbertstadt".

Hallo Lars,

schöner Bericht und gut mal wieder was von dir zu hören.
Ich bin ja auch ein ohne Pulsuhr Läufer und weiß wovon du sprichst.
Es ist doch schön auf seinen Körper zu hören, wenn man sich gut fühlt und es läuft dann einfach mal laufen lassen und nicht zu erst seine Pulsuhr befragen.
In Springe bin ich sogar ganz ohne Uhr gelaufen, naja das war aber nicht geplant und ist auch eine andere Geschichte.
Viel Spass weiterhin beim Laufen mit oder ohne .

Thomas

Hallo Lars,

hast Du schön geschrieben... - da ist echt was Wahres dran!

Aber so ein kleines Spielzeug, wo man hinterher ablesen kann, welche Strecke man zurückgelegt hat - darauf möchte ich nicht verzichten!


Liebe Grüße
Thomas

Hallo Lars,

egal wie "gut" Deine Zeiten sind und wo Du hin willst:

Solche Läufe solltest Du Dir häufig leisten.

Gruß Hans

Wile E. Coyote hat geschrieben:... schöner Bericht und gut mal wieder was von dir zu hören. Ich bin ja auch ein ohne Pulsuhr Läufer und weiß wovon du sprichst.
Es ist doch schön auf seinen Körper zu hören, wenn man sich gut fühlt und es läuft dann einfach mal laufen lassen und nicht zu erst seine Pulsuhr befragen.
In Springe bin ich sogar ganz ohne Uhr gelaufen, naja das war aber nicht geplant und ist auch eine andere Geschichte.

Danke, ich hoffe wieder "dran" zu sein, jetzt wo ich mehr versuche nach meinen Gefühl zu geh ... ähhh, laufen . Auf den Körper zu hören bzw. nach Gefühl zu trainineren scheint nicht so verkehrt zu sein, wie ich lange dachte. Ich hatte tatsächlich geglaubt Trainingspläne, Puls- und Tempovorgaben 1:1 einhalten zu müssen .

Die Springe-Story habe ich gar nicht mitgeschnitten, muss wohl mal nachlesen, wa? Jetzt bin ich neugierig.

firenza hat geschrieben:... empfinde das gleiche - dann macht Laufen erst so richtig Spaß.

Schön von dir als erfahrenere Läuferin zu lesen, dass es dir auch so geht.

Tom601 hat geschrieben:Aber so ein kleines Spielzeug, wo man hinterher ablesen kann, welche Strecke man zurückgelegt hat ...

Nichts gegen Spielzeuge. Sie haben mitunter einen praktschen Nutzen. Ich denke, dass ich mich dadurch aber zu sehr habe geißeln lassen. Meine Strecken sind eh alle 3-4fach vermessen. Da ist mir selbst das momentan wurscht .

blambi43 hat geschrieben:... egal wie "gut" Deine Zeiten sind und wo Du hin willst: Solche Läufe solltest Du Dir häufig leisten.

... dass werde ich .

Genau so wie Du es beschrieben hast, gings mir heute auch. Einfach raus in die Natur, herrlicher Sonnenschein, Vogelzwitschern und einfach die Beine Laufen lassen. In der heutzutage hektischen Welt, wo alles nur noch an festen Zeiten orientiert ist, tut das soooooooooooo SAUmäßig gut. Und nach 25 km fühlte Ich mich wie neu geboren. Dies Läufe halten mich am Leben
Ich verzichte selbst in der freizeit auf Uhr und meistens auch aufs Handy, zumindest mach ich es erst an, wenn ICH es benötige.

Gruß Michael

Hey Lars,
ich wusste garnicht, dass du dich mit dem "Ding" so unter Druck gesetzt hast.
Glückwunsch zu deiner Erkenntnis und weiterhin viel Freude am Laufen.

Grüße Marc Pulsgedönsgegner

Hi Lars,

ich bin nicht unbedingt ein Gegner von technischem Laufspielzeug aber ich habe diese Dinge einfach nicht. Die Strecken, die ich laufe sind für mich hinreichend genau vermessen, indem ich schon mal auf den Tacho des Autos schaue. Dann nutze ich natürlich auch die Kilometrierung an der Strasse und schließlich weiß ich einfach wie schnell ich laufe (zumindestens bei einem gemäßigten Tempo von 5:00 bis 5:30 min/km). In mein Lauftagebuch trage ich von jeher nur ganze Kilometer ein. Pulsmesser habe ich nicht, meinen Maximalpuls und auch meinen Ruhepuls kenne ich nicht.

Ein ziemlich guter Läufer aus meinem Verein meinte mal, wozu eine Uhr beim Training, was sollte die einem verraten, was man nicht sowieso schon wüsste. So ganz ernst gemeint war das zwar nicht, aber in der Tendenz trainiert er schon so.

Ich lasse die Pulsuhr seit einem guten halben Jahr weg, ich kann aber nicht sagen, dass es mir dadurch nun wahnsinnig mehr Spaß macht oder ich mich vorher unfrei gefühlt habe. Ich hatte einfach keine Lust mehr auf das Ding und den Eindruck, dass es mir nicht wirklich weiter hilft. Jetzt hab ich mich so daran gewöhnt, dass ich nicht mehr weiß, was ich mit dem Teil soll
Aber ein Stück Freiheit ist doch Laufen so oder so, oder? Jedenfalls habe ich das heute morgen mal wieder ganz intensiv empfunden, als ich am Tegeler See entlang lief.
Das Lied finde ich übrigens richtig geil und finde sowieso, dass Xavier früher bessere Musik gemacht hat, jedenfalls ist mir seine Musik in letzter Zeit zu eintönig.
Liebe Grüße
Birgit

Dass du insgesamt zum 100%igen Genussläufer mutiert bist oder sein willst, lieber Lars, ist mir zwar immer noch etwas suspekt, aber unabhängig davon ist es einfach schön, dass du wieder motivierter bist bzw. wieder mehr Spaß am Laufen hast, elektronische Hilfsgeräte hin oder her. Wird einfach Zeit, dass bei dir der berufliche Werdegang etwas weniger Stress verursacht (zumindest zeittechnisch) und neben deiner Familie das Laufen auch weiterhin noch eine gute Zeitnische findet. Das Beispiel Berlin-HM 2007 zeigt aber auch, dass du es nie ganz aufgegeben hast, sondern dir neben dem Laufen an sich auch die persönlichen Begegnungen immer viel bedeutet haben. Und die vielen Antworten auf deinen Beitrag zeigen das natürlich auch!

Weiter so, Lars,
und trage mal deine km ein,
beste Grüße,
Holgi

blocker hat geschrieben:In der heutzutage hektischen Welt, wo alles nur noch an festen Zeiten orientiert ist, tut das soooooooooooo SAUmäßig gut.

Genau !

Marc hat geschrieben:... wusste garnicht, dass du dich mit dem "Ding" so unter Druck gesetzt hast.

Naja, ist doch klar, wenn man ein Ziel vor Augen aber keine Erfahrung hat. So tragisch war es aber nun auch wieder nicht. Ich hatte mich nur zu sehr an das "Ding" gewöhnt und vergessen auch mal wieder los zu lassen .

RalfF hat geschrieben:Pulsmesser habe ich nicht, meinen Maximalpuls und auch meinen Ruhepuls kenne ich nicht – Ein ziemlich guter Läufer aus meinem Verein meinte mal, wozu eine Uhr beim Training, was sollte die einem verraten, was man nicht sowieso schon wüsste. So ganz ernst gemeint war das zwar nicht, aber in der Tendenz trainiert er schon so.

... ich kann mir nach wie vor einen sinnvollen Einsatz von Pulsuhr und/oder Tempoanzeige vorstellen. Letztllich kommt es ja eh nur darauf an, wie man mit sich insgesamt umgeht. Da kann man auch ohne Pulsuhr ganz schnell den Spaß verlieren.

Big-Biggi hat geschrieben:... hatte einfach keine Lust mehr auf das Ding und den Eindruck, dass es mir nicht wirklich weiter hilft – ein Stück Freiheit ist doch Laufen so oder so, oder? – Das Lied finde ich übrigens richtig geil und finde sowieso, dass Xavier früher bessere Musik gemacht hat, jedenfalls ist mir seine Musik in – letzter Zeit zu eintönig.

Ne, so richtig viel weiter geholfen hat mir das "Ding" auch nicht. Schön ist es auch die ganze Technik erst gar nicht anzuziehen. Laufen unter Trainingsplan und Zeitdruck empfand ich zwischendurch als ziemlich unfrei und ätzend. Aber auch nur, weil ich damit falsch umgegangen bin.

Xaviers aktuelle CD ist doch gar nicht sooo schlecht, oder? Die mit den Mannheimer davor finde ich auch gut. Naja ... Geschmäcker.

Holgii hat geschrieben:Dass du insgesamt zum 100%igen Genussläufer mutiert bist oder sein willst, lieber Lars, ist mir zwar immer noch etwas suspekt – Das Beispiel Berlin-HM 2007 zeigt aber auch, dass du es nie ganz aufgegeben hast, sondern dir neben dem Laufen an sich auch die persönlichen Begegnungen immer viel bedeutet haben.

Naja, was heißt Genussläufer? Doch, eigentlich schon. Hast recht. Im Grunde ist es ja mein Ziel im hohen Alter noch zu laufen und nicht mit irgendwelchen Defiziten aufhören zu müssen, weil ich ewig neuen PBs hinterher laufe und mir damit ggf. die Beine kaputt laufe. Das soll nicht heißen, dass ich es nicht wieder versuchen werde. Im Falle dessen aber vieleicht anders.

Ja, die Kontakte bedeuten mir sehr viel. Dank Tim fahren wir morgens früh zusammen nach Berlin statt in der Zeitung lesend allein im Zug zu sitzen. Das ist doch auch ein Stück Urlaub, irgendwie. Du fährst zum Laufen und siehst mal andere – inzwischen vertraute – Gesichter. Und dann noch so verschiedener Natur und herkunft. Das ist doch spitze, oder?