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Triathlon auf Raten - Teil 1: Der Duathlon

Triathlon auf Raten - Teil 1: Der Duathlon

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Guten Abend,

mir war heute danach das Trauma zu verarbeiten, das ich meiner letzten Deutschlehrerin zu verdanken habe, und habe seit meiner letzten Abiklausur im Jahre 2003 das erste Mal wieder einen längeren Text verfasst. Er handelt von meiner heutigen Duathlonpremiere:

Mit einer Unterbrechung von zwei Jahren tummele ich mich seit über fünf Jahren in der Gemeinde jener Menschen, die regelmäßig ihre Laufschuhe schnüren, viel Freude daran haben im Training einfach mal die Ruhe genießen zu können, aber auch gerne mal in Wettkämpfen die eigenen Bestzeiten zu jagen. Die Einstiegsdroge war passend zur Zeit der 0 auf 42 Spektakel ein Marathon im Jahre 2002. Mir wurde allerdings bald klar, dass die langen Kanten nicht für mich geschaffen sind, und fand mich so in den letzten zwei Jahren häufig auf Volksläufen über 10 km und noch kürzeren Distanzen wieder. Doch auch bei den kürzeren Langstrecken stellte ich in letzter Zeit fest, dass sich mir die Frage nach dem ‚Warum’ mit jedem Rennen früher stellte. Eine Veränderung musste her. So fiel als mehrjähriger Vereinsschwimmer im Kindesalter und leidenschaftlicher Radfahrer der logische Entschluss: Ein Triathlon muss her!

Im letzten Jahr folgte also im Spätsommer der Kauf eines günstigen gebrauchten Stahlrennrads samt Triathlonaufsatz. Ich konnte neben einigen Volksläufen die eine oder andere Tour fahren, und 2006 immerhin bereits ca. 1250 Trainingskilometer verbuchen, ehe ich mich mangels wintertauglicher Ausrüstung im Keller auf die Trainingsrolle zurückziehen musste. Dort schwitzte ich also zwei Mal die Woche mit dem Ziel vor Augen im April an meinen ersten Duathlon teilnehmen zu können, der das erste Zwischenziel auf dem Weg zum Triathlon darstellen sollte. Leider habe ich den Sprung nach draußen auf das Rennrad verpasst, und bin erst Mitte März die erste Tour gefahren. Ich hatte also bis zum Duathlon, der heute am 15.04 stattfinden sollte, erst ca. 600 km im Trainingstabebuch notieren können, bei denen aber leider die Erkenntnis kam, dass mir mein stupides Grundlagenausdauertraining auf der Rolle ‚draußen’ kaum hilfreich war.

Mit diesen Voraussetzungen stand ich heute bei strahlendem Sonnenschein, aber frischer Brise bei meiner Duathlonpremiere an der Startlinie. Die Strecke hatten eine Länge von 5,5 Laufkilometern, 26 Kilometern auf dem Rad sowie erneut 5,5 Kilometern zu Fuß. Die Radstrecke war nur sehr leicht profiliert, die Laufwendepunktstrecke wartete jedoch mit zwei kurzen, für niedersächsische Verhältnisse aber relativ giftigen Anstiegen auf. Einen 20 km Teilabschnitt der Radstrecke konnte ich im Rahmen eines Rad/Lauf Koppeltrainings in einem für mich sensationellen 35er Schnitt fahren, so dass ich mir im Wettkampf bei einem ähnlichen Radtempo, zusammen mit zwei Läufen knapp unter dem 4er Schnitt, eine Zeit von insgesamt unter 1:30 Stunden versprach.

Nach dem Startschuss schoss die Meute wie üblich weit über der späteren Pace los. Ich ließ mich zu meinem Leidwesen vom Tempo anstecken, und lief weit schneller als im geplanten 4er Schnitt los. Zusätzlich setzten mir die sehr warmen Temperaturen ziemlich zu, die mich als fast Nichtschwitzer immer sehr schnell zum Überhitzen bringen. So war es nicht verwunderlich, dass ich nach den ersten beiden zu schnellen Kilometern mit 3:30 und 3:40 einen Gang zurückschalten musste, und mich dann letzten Endes beim geplanten 4er Schnitt einpendeln konnte. Das Feld war schon kurz nach dem Start fast komplett auseinander gebrochen, so dass ich mich auf ca. Position 15 befindlich selber um das Tempo kümmern musste. Ich war gewaltig vom Laufniveau der Duathleten überrascht, so war ich es von den kleineren örtlichen Volksläufen nicht gewohnt, dass die Spitzenläufer nach kürzester Zeit raketenhaft außer Reichweite waren. Selbige kamen mir dann auch bereits nach gut 2 km vom Wendepunkt entgegen. Ich fand nun langsam meinen Rhythmus, konnte meine Position und das Tempo halten, musste aber auf den 5,5 km mehr Federn als geplant lassen. So kam ich mit relativ viel Abstand auf den nächsten Läufer nach ca. 21 Minuten in der Wechselzone an - natürlich ohne mit meinem Transponder die Zwischenzeit zu nehmen.

Der Wechsel lief erstaunlich gut, ich hatte im Vorfeld darauf verzichtet die Schuhe am Fahrrad einzuklicken, womit ich hier wenig falsch machen konnte. Auf dem Rad wurde mir ziemlich bald klar, dass mir der Wind, der mit Windstärke 4 und in Böen 5 blies, meinen zierlichen Läuferwaden ziemliche Probleme bereiten würde. So fuhr mir auch alsbald mein Vordermann langsam aber sicher davon, und ich musste allein auf einsamem Flur die ersten drei Kilometer abreißen. Mir fiel aber auch freudig auf, dass ich bisher noch nicht von einem Rad überholt wurde! Dann wurde mir aber schlagartig klar, dass meine Verfolger noch das Loch zufahren mussten, das ich beim Laufen hinterlassen hatte. Gerade als ich diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, fuhren die ersten zwei Radler an mir vorbei. Ich versuchte an der Windschattenbox des hinteren Radfahrers dran zu bleiben, musste diesen Versuch aber erschöpft abbrechen. So kam dann das was kommen musste: Ich wurde nach und nach immer weiter nach hinten durchgereicht. Ich bekam gegen den Wind schlichtweg nicht genug Druck auf die Pedale, und musste mit hoher Frequenz und kleinen Gängen gegen den Wind anarbeiten. Als ich ca. die erste Hälfte der Strecke hinter mich gebracht hatte, die an den wichtigen Kreuzungen sehr gut abgesperrt war, drehte sich der Streckenverlauf um fast 180°, und ich hatte den Wind endlich von schräg hinten. Jetzt konnte ich auch das erste Mal das große Blatt auflegen, und sah wieder Hoffnung den Schnitt, der zu dem Zeitpunkt bei gut 31 km/h lag, noch deutlich nach oben zu korrigieren. Mit dem Rückenwind lief es gleich viel besser, meine Beine wurden lockerer, und die Überholer wurden immer seltener. Langsam befand ich mich was die Geschwindigkeit anging in Gesellschaft, die etwa meinem Tempo entsprach – und langsam fing es an richtig Spaß zu machen. Leider sollte ich trotzdem über die kompletten 26 km nicht einen Radfahrer überholen können. So rollte ich dann zügig weiter in Richtung Wechselzone, ließ es die letzten zwei Kilometer für einen besseren Wechsel etwas lockerer angehen, und schlüpfte laut Tacho nach 25,75 Kilometern und 44:30 Minuten (was einem Schnitt von etwa 34,7 km/h entspricht) in meine Laufschuhe, um die Verfolgung auf die Herren aufzunehmen, die mich auf dem Rad so gnadenlos hatten stehen lassen.

Der Wechsel lief erneut erfreulich reibungslos vonstatten, ich gönnte mir diesmal noch fünf Sekunden, um einen längeren Schluck aus meiner Flasche zu nehmen, weil ich etwas Angst hatte in der Mittagshitze einzugehen. Der teuflische Plan das Feld von hinten aufzuräumen stand aber immer noch. Die Ausführung gestaltete sich bedauerlicherweise etwas schwieriger: Von Seitenstichen geplagt, die sich kurz nach dem Wechsel äußerst hartnäckig in meinem Unterleib festsetzten, musste ich meinen Plan zunächst verschieben. Seitenstiche war ich vom Laufen bisher überhaupt nicht gewohnt, so blieb mir nichts anderes übrig, als auf den üblichen Rat zu hören mich so lange zurückzunehmen, bis meine körpereigene Ampel wieder auf grün schaltete. Das war nach etwa drei Kilometern, die ich trotzdem in gut 12 Minuten hinter mich bringen konnte, der Fall. Jetzt hatte ich also noch 2,5 Kilometer um etwas Leben in die Bude zu bringen. Ich drückte langsam auf das Gaspedal - und siehe da - es ging noch etwas. Nun kassierte ich langsam aber sicher einen nach dem anderen japsenden Läufer, und es ging mir von Meter zu Meter besser. So konnte ich bis zu Kilometer fünf etwa zehn Plätze gut machen. Mit dem Wissen das Ziel in greifbarer Nähe zu haben, ließ ich nach einer weiteren Tempospritze noch eine Dreiergruppe kurz vor dem Ziel hinter mir, von der allerdings noch ein Läufer anzog, um sich wieder an mir vorbei zu schieben. Als ich einen kurzen Sprint andeutete beließ er es dann dabei, und ich erreichte in knapp unter 1:28 Stunden erschöpft aber überglücklich die Ziellinie.

Daten zum Duathlon:
Erster Lauf: 5,5 km mit ca. 3:49 min/km
Radsplit: 25,8 km mit 34,8 km/h
Zweiter Lauf: 5,5 km mit ca. 3:52 min/km
Gesamt: 1:27:57 und damit Platz 22 Gesamt von 138 Männern

Insgesamt bin ich mit dem Rennen, und insbesondere dem relativ gleichmäßigen Rennverlauf sehr glücklich, und bin enorm positiv überrascht, dass ich auf dem Rad trotz der kurzen Vorbereitung ganz gut klar gekommen bin. Verbesserungspotential ist sicherlich noch reichlich vorhanden, es hätte aber ganz bestimmt auch schlechter kommen können. Ich habe nun auf jeden Fall keine ernsthaften Zweifel mehr, im Sommer erfolgreich das Ziel einer Triathlon Sprintdistanz zu erreichen, sofern ich nicht schon beim schwimmen untergehen sollte. In diesem Sinne: Auf ein Wiedersehen im Juni beim Zweiten und letzten Teil von: Triathlon auf Raten.

Gruß Jan

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Jan Christoph hat geschrieben:das Trauma zu verarbeiten, das ich meiner letzten Deutschlehrerin zu verdanken habe, und habe seit meiner letzten Abiklausur im Jahre 2003 das erste Mal wieder einen längeren Text verfasst
Jan Christoph hat geschrieben: Leider habe ich den Sprung nach draußen auf das Rennrad verpasst, und bin erst Mitte März die erste Tour gefahren, und hatte bis zum Duathlon, der heute am 15.04 stattfinden sollte, erst ca. 600 km zu Buche stehen, bei denen aber leider die Erkenntnis kam, dass mir mein stupides Grundlagenausdauertraining auf der Rolle bei konstanter Leistung ‚draußen’ kaum hilfreich war.
Die gute Frau Lehrerin hat sicher gesagt, dass kürzere Sätze leichter lesbar sind :D scnr

Ansonsonsten: Tolle Premiere im Duathlon - Klasse Leistung :daumen: - Gratuliere

Gruss Sigi

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Ich steh auf Selbstironie, trotz langer Sätze gefällt mir der Stil.
Das Ergebniss sowieso.

Olli

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air eule hat geschrieben:Ich steh auf Selbstironie, trotz langer Sätze gefällt mir der Stil.


Olli
war doch nur Spass :D

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pandadriver58 hat geschrieben:Die gute Frau Lehrerin hat sicher gesagt, dass kürzere Sätze leichter lesbar sind :D scnr
Nein, die hat meist gesagt, dass eine Seite handgeschriebener Text für eine Deutsch-Klausur zu wenig sind - und mir dann eine fünf gegeben. Ich habe sie also mangels Quantität mit Bandwürmern verschonen müssen. Für euch ist mir natürlich kein Aufwand zu groß: Ich habe die allerschlimmsten Sätze, die mir beim Überfliegen ins Auge gesprungen sind, für die Lesbarkeit etwas entschärft.

Danke für eure Kommentare!

Gruß Jan

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lieber jan-christoph,

vielen dank für deinen anschaulichen bericht. ich finde, dass du sowohl exellente lauf- als auch radzeiten hingelegt hast. und wenn du noch anregungen für reserven im training gefunden hast, ist das doch super, oder?

ich bin ehrlich gesagt ein bischen eingeschüchtert nach deinem bericht. in einem anfall, der eine kopplung aus größenwahn, wahnsinn und beginnender mid-life-crisis sein muss, habe ich mich für eine sprintdistanz angemeldet. die ist im juni diesen jahres.

meine rad-km dieses jahr liegen bei 32km (eine tour zum eisladen, mit kleinem umweg). die einzige entschuldigung die ich habe ist eine marathon-vorbereitung mit ca. 5 einheiten die woche. ich werde die suppe wohl auslöffeln müssen, die ich mir da eingbrockt habe :) aber ab mai wird dann zumindest mal radgefahren.
this time, the bell
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