Herz-Kreis-Lauf 2007 Berlin - Einmal im Leben Dieter Baumann überholen

(Der Bericht ist mit Photos auch auf meiner Webseite zu lesen)

Endlich, nach dem ganzen Training der letzten Wochen, dem abgesagten Run4Fun-Lauf Ostern wollte ich nun zum ersten Mal auf einer öffentlichen Laufveranstaltung teilnehmen! Spontan hatte ich mich zu dem 'Herz-Kreis-Lauf' der KKH angemeldet, weil ich an dem Tag grad Zeit hatte.

Mittags um 13:25 Uhr sollte der Hauptlauf der Veranstaltung über 6,3km starten. Schon etwas aufgeregt machte ich mich kurz nach zwölf zum illustren Schauplatz zwischen Bundestagsgebäuden und Hauptbahnhof auf. Bei herrlichem Sonnenschein traf ich dort auf allerhand Trubel, einige Läufe waren schon durch, die Leute vergnügten sich an zahlreichen Buden. Ich sammelte meine Startnummer ein, zog mich rasch um und erwartete das Aufwärmprogramm. Dieter Baumann, der sportliche Schirmherr und Star der Veranstaltung, plauderte grad mit einem merkwürdigen Moderator (angeblich aus Holland) abstruses Zeugs auf der Bühne zusammen.

Zum Glück kam dann noch rechtzeitig mein eingeladener Kollege, der mein Gepäck und die Kamera übernehmen konnte.
Ein wenig später kam die angekündigte Fitnesstrainerfrau für das Aufwärmprogramm auf die Bühne und veranstaltete mit uns eine Art Aerobicveranstaltung zu gewöhnungsbedürftiger Musik. Als Rhythmuslegasteniker hab mich bei diesen ungewohnten Bewegungsabfolgen ein wenig geschämt, aber immerhin bin ich dadurch wirklich ein wenig warmgeworden.

Dann ging es auch schon ein paar Meter weiter zum Start. Geschätzte vielleicht knapp 1000 Läufer versammelten sich am Startbogen, ich habe mich mittig etwas weiter hinten eingeordnet. Da bei dem Lauf keine offizielle Zeitnahme angesetzt war, habe ich meine eigene Uhr mitgenommen und auch irgendwie darauf spekuliert meiner für mich bisher noch unbekannten HFmax etwas näher zu kommen. Das sollte sich auch schnell bewahrhalten, hatte vor dem Start schon einen ungewöhnlich hohen Wert. Mensch, warum war ich nur so aufgeregt? Naja, die Distanz war ich bisher kaum gelaufen, fühlte mich nicht hunderzprozent fit, hätte auch noch mal in den Container können und wollte auch nicht Letzter oder so werden.

Und schon ging es los, das Gedränge beim Start hatte ich mir eigentlich schlimmer vorgestellt, schon nach wenigen Metern unten auf der Spreepromenade entzerrte sich der Pulk recht zügig, ich bekam Platz und konnte mich frei bewegen. Ich wollte es bloß nicht zu schnell angehen lassen, lief eher etwas gehalten, aber mein Puls raste schon nach kurzer Zeit über 180! Erregungsschauer rannten mir über den Rücken. Ein paar Leute überholte ich dann erstmal doch, ganz weit in der Entfernung sah man aber schon die Spitze des Feldes entfliehen. Dann nach wenigen hundert Metern kam der erste lange Anstieg vom Spreeufer hoch zur Straße vor dem Hauptbahnhof und dahinter direkt im Anschluß die Brücke über die Spree. Bei dieser ersten Querung hat's mir noch nichts ausgemacht, ich versuchte mein Tempo zu halten und konnte so an weiteren Läufern vorbeiziehen. Die Brücke wieder herunter und dann links über eine schmale Fußgängerbrücke, überall auch Passanten und Radfahrer unterwegs. Dann ging es wieder runter zur Spree und auf der gegenüberliegenden Uferseite an den offenen Cafes vorbei zurück.

Ich versuchte mich an anderen Läufern zu orientieren, ordnete mich ein. Immer wieder kamen von hinten Leute angesprintet und zogen vorbei. Waren das die ersten Läufer des 5min später gestarteten Firmenlaufs? Auf der gegenüberliegenden Seite des Ziels ging es dann wieder eine kleine Rampe hoch zur Straße. Direkt vor mir machte ich Dieter im Gespräch mit einem anderen Läufer aus, der schon etwas am schnaufen war. Da hängte ich mich erstmal dran. In meinem Hirn entwickelte sich ein verwegener Plan: 50m weiter vor der Ziellinie scherte ich aus und zog lässig an Dieter vorbei durch das Ziel! Einmal im Leben Dieter Baumann überholt, das ist doch was! Aber wo war mein Kameramann? Mist, er die Position im Start/Zielbereich verlassen und stand erst 100m weiter! So wurde dieser glorreiche Meilenstein meiner jungen Läuferkarriere nicht bildlich festgehalten. Immerhin hat es sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Das Dieter natürlich nur so aus Spaß gemütlich mitgelaufen war, muß ich hier ja nicht schreiben, aber witzig war's allemal.

So motiviert flog ich im Überschwang leicht lächelnd und grüßend an meinem Kollegen vorbei. Der sollte doch sehen, wie entspannt ich noch war und stürmte wieder Richtung Anstieg.

In Wirklichkeit fühlte ich mich aber schon gar nicht mehr so richtig frisch. Auweiha, jetzt noch fast zwei Runden, das ist doch ganz schön weit! Der zweite Anstieg war nun doch zu merken, ich nutze aber das Gefälle um mich etwas locker zu laufen. Auf der schmalen Brücke schimpfte uns dann auch noch eine ältere Dame mit Hut hinterher, sie war anscheinend irritiert und erbost über dieses schnelle an ihr Vorbeilaufen. Zum Teil mußten wir wirklich etwas Slalom um die Spaziergänger laufen, es waren nur wenige Ordner auf der Strecke, die da ein wenig aufpaßten. Ging aber alles ganz entspannend über die Bühne.

Ich hatte mich derweil hinter zwei Damen eingeordnet, deren Tempo mir ganz gelegen kam. Zunächst war ich durch das Piepen der Uhr einer der beiden genervt, es gab mir aber die Gewissheit, das sie ihr Tempo einhielten. Sie überholten zum Teil auch zügig andere, so daß ich aufpassen mußte, den Anschluß nicht zu verlieren. Vor Ende der zweiten Runde zog ich aber auch wie im Rausch an ihnen vorbei.

Bei meinen Blicken auf meine Uhr sah ich eh die ganze Zeit einen Puls jenseits von gut und böse, eigentlich immer über meine höchste Frequenz, die ich vorher im Training je erreicht hatte. Auch durch entspannteres Atmen konnte ich da nichts ändern. Für mich war es aber auch ok, in diesem 'Kurzstreckenwettkampf' wollte ich mich ja auch fordern, ein Großteil dieser hohen Werte war auch meiner Aufregung verschuldet. Ich atmete trotz allem auch ruhig und regelmäßig und war weit entfernt von Schnaufen und soetwas.

So paßte ich zum zweiten Mal nun schon etwas müder das Ziel, ließ mir aber nichts anmerken, und rannte die Daumen hoch an meinem Kollegen vorbei. Die Motivation war auf jeden Fall noch da und eine Runde, das packe ich auch noch!

Die Steigung zur Brücke hoch merkte ich noch doch etwas, man, jetzt wird es doch anstrengend! Aber wieder baute mich der Weg hinab auf, ich gab etwas mehr Tempo, überholte zwei, drei Läufer und stürmte zurück Richtung Ziel. Wieder spürte ich ein Prickeln über meine ganze Haut, die Erschöpfung trat zurück und Euphorie machte sich breit. Ich versuchte einen lockeren Schritt beizubehalten und zog leicht an, jetzt mit der Gewissheit, die übrige Strecke auch noch ganz vernüftig zu schaffen. Am gegenüberliegenden Ufer sah ich meinen Kumpel abwesend mit der Kamera rumspielen, der rechnete noch gar nicht mit mir, so schnell war ich! Ich ergriff meine letzten Reserven und stürmte die Rampe hoch, dann noch links um die Ecke, ja ein kleiner Endspurt war auch noch drin, 10 m vor dem Ziel konnte ich noch einen langsameren Läufer überholen, was sogleich mit Beifall der Zuschauer belohnt wurde.

Wow, geschafft, ich war da und war mit meiner Zeit auch sehr zufrieden, hatte mich im Schnitt jede Runde um 1 min von ca. 12,30 zu 11 u. 10 min gesteigert. Ich hätte den Rennverlauf für mich nicht besser planen können. Mit der Zeit von 33:59 min war ich dann auch sehr zufrieden. War auch keineswegs letzter geworden, über eine halbe Stunde später kamen immer noch Läufer ins Ziel! Ach so: meine 'neue' HFmax hat sich von 181 auf 191 verschoben!

Für mich ein toller Lauf bei herrlichem Strahlewetter in pompöser Umgebung, sehr spannend und aufregend, aber auch sehr befriedigend. Mein Körper hat doch ein wenig was gelernt in den letzten Wochen und ich konnte das auch ganz gut umsetzen. Beim nächsten aber gern mit offizieller Zeitmessung, hätte doch gern gewußt welchen Platz ich erreicht hätte.
Als wir nach dem Stärken und Umkleiden zum Hauptbahnhof gingen, lief nocheinmal Dieter Baumann an uns vorbei, er gönnte sich wohl noch einen weiteren Trainingslauf und war ein gutes Omen für meinen ersten öffentlichen Lauf.

Hallöchen magsen,

prima Bericht, aber daß Du Dich gleich mit dem Dieter anlegen mußtest. Naja, ist ja gut gegangen.

Herzlichst Hans

Hallo Magsen,
das ist ja ein schöner bericht! Super, mal einen Bericht von einem Neueinseiger zu lesen! Ich war dieses Wochenende in Berlin und hab mir überlegt, da zum Spaß mitzulaufen (dann wollten meine Gastgeber aber nicht, und wir waren einfach so laufen). Hätte dich also FAST beim lockeren Profi-Überholen sehen können.
Gratuliere jedenfalls, scheint ja wirklich Spaß gemacht zu haben!
lg lila

Moin,

ich danke Euch! Ja, hat wirklich sehr viel Spaß und Lust auf mehr gemacht!

Gruß
magsen