Gestern waren wir noch auf dem Maimarkt in Mannheim, leider erwischte meine Freundin gegen Abend eine heftige Migräne. Eigentlich wollte sie mich begleiten, aber heute morgen um 5:30 ging es ihr immer noch nicht wesentlich besser. Mein Angebot, sie statt des Marathons lieber zu pflegen schlug sie aus. Habe dann um 06:03 den Zug via Darmstadt nach Mainz genommen und war dann gegen 7:40 im Läuferzentrum. Startnummer abgeholt, viermal die Sanitärausstellung begutachtet – halt das übliche.
Um 8:50 drehte ich dann einige Aufwärmrunden. Das Wetter sah gar nicht gut aus. Hatte es am Sonnabend in Mannheim noch aus bewölkten Himmel einige Nieselregentropfen gehabt, kriegte man schon eine Vorahnung, was bevorstand. Da die Organisatoren so freundlich waren, auch gelaufene HM-Zeiten bei der Startvergabe zu berücksichtigen, kam ich in den Genuß aus dem roten ersten Startblock zu starten (erhöhte aber gleichzeitig den Druck, den ich mir selbst gesetzt hatte: nach der M-Durchgangszeit von 3:33 in Marburg zielte ich auf eine sub3:25 (ok, um ehrlich zu sein, sub 3:20 wollte ich schon sehen (na ja, insgeheim spekulierte ich auf eine 3:15))) .
Die Handbiker wurden auf die Strecke geschickt und ich hatte kurz Zeit, mich etwas umzuschauen. Vor mir ein älterer Läufer mit Fliege und eine Art Clownskostüm, zwei Läufer trugen Narrenkappen (das Beste war aber Spiderman, der mir bei zwei Wendestrecken entgegenkam. Kostüm und den ganzen Kopf verhüllende Maske (nur Löcher für Augen und Mund) und das bei den Temperaturen – Wahnsinn! Nein, Läufer mit Latex-Maske habe ich nicht gesehen ).
Km 1-5
Pünktlich um 09:30 fiel der Startschuß und das Feld setzte sich in Bewegung. Bin bereits nach 21 Sekunden über die Startlinie. Kaum Probleme, mein Tempo zu finden, nur 1-2 Überholmanöver durch Lücken. Interessant fand ich den Weg über das Schott-Werksgelände. Alles ganz easy... bis auf, ja bis auf die Zeit: Wesentlich schneller als 4:40 wollte ich bis km 30 nicht laufen, aber.... na ja Disziplinlosigkeit, Ehrgeiz, Befürchtung später bei den Mittagstemperaturen nicht mehr Gas gebe zu können, Leichtsinn, Selbstüberschätzung... (Reihe lässt sich beliebig fortsetzen) – die nackten Zahlen sprechen für sich:
Insgesamt: 22:11 (4:35 – 4:30 – 4:24 – 4:20 – 4:22)
Km 6-10
Bei km 7 fuhr ein Krankenwagen mit Blaulicht mitten durch das Läuferfeld. Erzeugte ein mulmiges Gefühl – lieber doch einen Gang rausnehmen?
Insgesamt: 21:52 (4:23 – 4:21 – 4:19 – 4:27 – 4:22)
By the way: ist es eigentlich normal bei einem M mit 44:03 auf 10 km schneller zu sein, als beim letzten 10k Wettkampf?
Km 11-15
Endlich raus aus dem Industriegebiet und den Vororten – das erste Mal wieder in der Altstadt. Tolle Stimmung an der Strecke – leider nicht für lange, der Weg führte nach Mz-Weisenau. Lange Wendepunktstrecke, zumindest die Chance die führenden Läufer zu sehen (hier sah ich auch Corruptor, später sah ich ihn nicht mehr und fing schon an, mir Sorgen zu machen) und später das endlose Band an Läufern, die noch zum Wendepunkt (u.a. bewusster Spiderman, Hermes, einen Clown und einen Engel) strebten.
Insgesamt: 21:34 (noch schneller???) (4:25 – 4:17 – 4:08 – 4:19 – 4:25)
Km 16-20
Immer noch Mz-Weisenau (sehr eintönige Strecke, sollte dies ein mentaler Vorgeschmack auf die Rheinquerung sein?).
Insgesamt: 22:28 (ah ja, vernünftiger – oder schon Kräfteverlust?) (4:29 – 4:27 – 4:28 – 4:36 – 4:28)
Km 21-25
Endlich wieder Stimmung, die Halbmarathonis bogen auf die Zielgerade ein, die Temperaturen zogen an und ich fing an, mir das erste Mal zu wünschen, ebenfalls das Rennen zu beenden. Beim Überqueren der HM-Zwischenzeit-Matten war ich mir nicht sicher, ob ich mit dem rechten Chip-Bein die Matte berührt hatte und überlegte ernsthaft, umzukehren, um sicherzugehen (erste mentale Hitzeschäden?). Dann die Rheinüberquerung – ging eigentlich (Training an der Bergstraße...) aber gnadenlose Sonne. Viele Getränke auf der Wiesbadener Seite – paradiesisch. Ich leistete mir den Luxus, nicht bei jeder Verpflegungsstelle zu trinken.
Insgesamt: 22:36 (noch vernünftiger?) (4:25 – 4:31 – 4:35 – 4:35 – 4:30)
HM-Zeit: 1:34:11 (damit nur 41 sec langsamer als meine HM-PB – muß ich noch mehr sagen?)
Km 26-30
Ja – und nun kam, was kommen musste: bei den Temperaturen und dem Starttempo (ein Fori meinte mal in einer PN: Den Ultra in Marburg bist du gemütlich gelaufen, wag mal was. Er hatte ja recht, gepokert und verloren (?) – mein Risiko ). Der Rückweg über die Rheinbrücke war mörderisch – steil, sonnig und kräftezerrend. Nachdem ich wieder auf der Mainzer Seite ankam lockte das 2/3 Ziel: komm, hör doch auf. Aber nein, ich wollte die volle Distanz. Es wurde aber eintönig: raus aus der Innenstadt, wenig Zuschauer, viel Durst, keine Getränke und nachdem die HM und 2/3 Marathonis weg waren auch wenig Läufer. Ich fieberte den Schott Werken nach km 30 entgegen.
Insgesamt: 24:06 (ja, ja... die Körner vom Anfang...) (4:43 – 4:48 – 4:56 – 4:48 – 4:51)
Km 31-35
Schott: Welch Paradies: Feuerwehrschläuche mit erquickenden Nass für die ermüdeten Läufer, Getränke – Herz, was willst Du mehr (das Herz wollte die Getränke erstmalig im Gehen genießen: ich gab dem Herzen nach). Ein wenig später stand ein Moderator an der Strecke: übergewichtig, laut ins Mikro schreiend und dabei eine Glocke läutend: „Das geht schneller, los, los, los!“ Wäre am liebsten stehengeblieben und hätte ihm seine Glocke.... (nein, normalerweise bin ich nicht agressiv)
Insgesamt: 24:44 (...) (5:11 (Schott-Pause) – 4:51 – 5:09 (auch da gab es Wasser) – 4:48 – 4:45)
Km 36-40:
Nee, wirklich blöd hier. Was mache ich hier? Warum tun mir meine Fußsohlen weh (so ein leichtes Brennen, kocht der Asphalt?) Wann kommt die nächste Verpflegungsstelle? Warum ist es noch so weit? An wesentlich mehr habe ich eigentlich nicht gedacht. Halt, doch - tolles Mainzer Publikum, Anfeuerung, die ich brauchte. Danke!
Insgesamt: 25:22 (ja, nee, is´ klar) (4:58 – 5:11 – 4:51 – 5:02 – 5:20)
Km 41 und der Rest:
Und da hörte ich endlich die Ansagen vom Zieleinlauf. Hatte mittlerweile eine Art starren Tunnelblick. Endlich! Laufen macht Spaß? Ehrlich? Naja, schon irgendwie – doch bestimmt.
Die Uhr stoppte bei 3:17:21 ! Leichte Enttäuschung bei dem Start, aber nach ein paar Minuten freute ich mich riesig. Bei dem Wetter, der unvernünftigen Tempoeinteilung und quasi als Debut. Da geht noch was. Natürlich habe ich mich über den HM-Split geärgert:
1.HM Zeit: 1:34:11
2.HM Zeit: 1:43:10
Knapp 9 Minuten auf der zweiten Hälfte gelassen. Aber der nächste Marathon kommt definitiv. Da war doch auf der Marathon-Messe der Stand mit dem MLP-Marathon in Mannheim. (nein, nicht wirklich – oder.... )
Noch einige Auffälligkeiten:
- Bei den Gehgetränkepausen konnte ich wieder in den Laufschritt fallen, ohne dass ich zu sehr litt.
- Ein richtigen Hammermann habe ich nicht getroffen: keine Krämpfe, nicht das Gefühl, ich könnte nicht mehr. Eher eine gewisse Lustlosigkeit.
- HF lag bei Ø 174 (entspricht 86%) im Max bei 182 (90%)
- Garmin wies 1778 Höhenmeter aus – also die Rheinbrücke war schon ziemlich steil...
- Magenverträglichkeitstest direkt nach dem Lauf (beim Lauf nur Wasser, 3 Gelchips und ein becher Cola, der mir aber zu süß war): zwei Becher Wasser, eine Bretzel, eine Banane, zwei Red Bull, ein Alkfreies Bier - keine Probleme
- Relativitätstheorie: Was für ein tolles Wetter - zumindest am Nachmittag in einem Biergarten am Rhein mit einem Mainzer Freund, den ich schon ein Jahr nicht mehr gesehen habe
- Mist: Habe eine Blase am Fuß