Als ich meine "erste Laufperiode" (also vor der Knieverletzung) hatte, wurde ich mal als Hase missbraucht. Aber so richtig!
Mein damaliger Lauf- und Lebensabschnittspartner und ich trainierten meist getrennt und gingen höchstens für eine Plauderläufchen gemeinsam auf die Strecke. Dann hatte er die Idee, wir könnten in Wien den 16-Kilometer Energielauf gemeinsam laufen. So richtig als Pärchen mit im-Ziel-um-den-Hals-Fallen und gemeinsamem Zieleinlauf
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Er sagte, er trainiere wie verrückt. Ich trainierte wirklich wie verrückt. Beim Lauf war von Anfang an klar: er hat nix drauf, Training null!
Mir war langweilig, er knapp vorm Kotzen. Ich lief voraus, um Getränke zu besorgen und einen nassen Schwamm zu organisieren, er trabte völlig kaputt hinterher. Ich versuchte, ihn zu motivieren, wurde dafür zusammengestunken von ihm
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Ich wäre am liebsten einfach vorausgelaufen, aber wir waren als Pärchen gestartet - im Partnerlook! Und so sank auch meine Laune ziemlich auf Meeresniveau, während ich immer wieder ein Stückchen voraus und dann wieder zu ihm zurücklief. Er ging inzwischen und das wollte ich nicht, schließlich war das ja kein Volkswandertag. Ich dachte nur noch daran, was für eine gute Zeit ich OHNE IHN laufen hätte können.
Im Ziel brach er beinahe zusammen.
Drei Wochen später vor seinen Freunden hatte er die große Klappe, wie locker er den Lauf genommen hätte...
Bei Wettkämpfen laufe ich normalerweise mein eigenes Tempo und wenn knapp vor mir jemand auftaucht, dann macht es mir Spaß, mich langsam ranzuarbeiten. Wenn ich selber überholt werde, versuche ich nicht, mich dranzuhängen, denn ich weiß inzwischen, dass mir das nichts bringt außer dass ich meine Kraft unnötig verballere
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