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Jetzt ein Marathon-Mann - Salzburg-Marathon als Premiere

Jetzt ein Marathon-Mann - Salzburg-Marathon als Premiere

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Seit fast einem Jahr laufe ich nun.
Also ein bisschen rumgerannt bin ich schon länger, aber geordnet und geplant trainiere ich erst seit letztem Juni. Darum war meine Marathon-Premiere eigentlich erst für München im Oktober geplant. Meine Erfahrungen von meiner Halbmarathon-Premiere im letzten Herbst aber hatten mir deutlich gezeigt, dass es klug ist einen Lauf ohne Zeitdruck und Erwartungen vorzuschieben.
Also beschloss ich in Salzburg den Marathon "nur so" zum Lernen mit zu laufen.
Erste Erkenntnis:
"NUR SO" UND "MARATHON" SIND NIEMALS BESTANDTEILE EINES GEMEINSAMEN SATZES." :prof:
Das Training im Vorfeld lief gut, auch wenn ich bei vielen 22km-Läufen nur einmal eine Einheit über 30 km laufen konnte. Die allerdings, besonders die letzten 5 km machten Mut und Hunger auf buchstäblich "weitere" Strecken.
Mein Plan war zu finishen, die Strecke Marathon kennen zu lernen, na gut und auf jeden Fall unter 4h zu bleiben, na gut ich war fit, und lud mir bloß zum gucken mal eine Marschtabelle für 3:45 herunter. Na gut, ich beschloss, mal erst in 5:10/km anzulaufen, gut in mich rein zu hören und dann zu entscheiden wie ich weiter mache.
Am Start der 21.1 km-Schleife drängen sich 3300 LäuferInnen, weil außer den c.a. 620 Marathonis noch Halbe und Staffeln unterwegs sein werden. Aus der Aufregung und dem Getümmel der Startphase heraus übersehe ich natürlich die KM-Marke1 und weiß gar nicht, wie ich unterwegs bin. die 2te Marke sagt mir, dass ich mit 10:40 meine geplante Km-Zeit deutlich überschritten habe. Ich beschließe ein Schippchen drauf zu legen und finde einen herrlich angenehmen Rhythmus, der auch genau in den Fahrplan passt, wie mir die nächaten5,6 Zeitnehmungspunkte beweisen. Seltsam nur, dass mein Pulsmesser mir hartnäckig 157 Schläge anzeigt, für ein Tempo, dass ich normal zwischen 143 bis 148 laufe. "Wettkampffieber" beschließe ich und höre lieber auf meinen Körper als auf die Uhr. Und der sagt mir, dass es toll ist, das Wetter ist schön und Laufen macht echt Spaß. Auch Salzburg ist idyllisch zwischen die Berge reingewürfelt mit imposanter Burg.
Ein paar mal passiert es mir sogar, dass ich aus Versehen etwas zu schnell werde. Ich zügele mich und versuche bewusst und kontrolliert zu laufen.
Bei der Halbmarathonmarke bin ich deutliche 2 1/2 min unter der Marschtabelle für 3:45 und habe noch Lust und Laune bei der ersten Überquerung der Linie frohgemut "und no oane!" (und noch eine) zu rufen und gehe die zweite Runde angstfrei an. Das Feld hat sich merklich gelichtet und die meiste Zeit bin ich mit mir allein unterwegs, abgesehen von 4 km im Gleichschritt mit einem netten österreichischen Triathleten, der aber bei km 26 deutlich langsamer wird. Ich laufe meine 5:10 weiter und sammle eine/n Läufer/in nach der/m anderen ein, weil anscheinend viele auf der zweiten Runde deutlich langsamer werden. Km 30 zeigt mir, dass ich sogar der 5:10 davongelaufen bin, aber der Rhythmus tut immer noch gut und macht Spaß.
Bald aber merke ich, wie mir mein Körper zu signalisieren beginnt, dass er sich jetzt also wirklich schindet, aber ich kann bis km 37 ohne dick zu pushen mein Tempo halten.
Nur mein Magen wird hart und will nix mehr haben, trotzdem trinke ich meinen Becher Wasser bei den Verpflegungsstellen bei km 30 und 35 in kleinen Schlucken und im Gehen, was ich vorher vermieden habe.
Irgendwann auf dem 38. km kommt plötzlich der Mann mit dem Hammer und beginnt mir zuzusetzen. Muss sich irgendwann nach der 37 km-Marke angeschlichen haben und ich bin nur noch damit beschäftigt ihm davon zu laufen. 1 - 2-mal erwischt er mich doch, ich kriege deutliche Kreislaufprobleme und trabe nur langsam weiter um das System wieder zu stabilisieren. Die 5:10 sind mir inzwischen vollkommen wurscht, weil ich weiß, dass ich finishen werde und dass ich eine gelungene Premiere haben werde. Der innere Schweinehund ist bei mir letztes Jahr schon beim Pfettrachtallauf verendet und hat sich nie wieder gemeldet, auch diesmal nicht.
In dem Bewusstsein, dass ich durchkommen werde, dass aber noch ein paar wirklich haarige Km auf mich warten versuche ich so kontrolliert mein desolates System es zulässt weiter zu laufen.
Bei km 40/41 kommt von hinten mein neuer Bekannter, der nette österreichische Triathlet wieder und fragt sorgenvoll im Vorbeilaufen, ob alles in Ordnung ist. "Alles klar" antworte ich, und "muss nur langsam machen jetzt", aber das hört er vermutlich schon nicht mehr, weil er schon wieder weg ist. Bin wohl wirklich echt langsam geworden...
Bei der 41 km-Marke weiß ich dass ich quasi zu Hause bin, Kraftreserven tun sich irgendwoher auf und ich schaffe es den letzten Km einigermaßen läuferisch zu gestalten. Meine Familie, die einige hundert Meter vor der Ziellinie am Streckenrand steht wird mir später sagen, dass ich soooo schlecht gar nicht ausgesehen habe da, kurz vor dem Ziel.
Ich sehe den grünen Zielbogen, die Leute am Streckenrand klatschen, rufen, schnarren, pfeifen, ich reiße die Arme hoch , juble, mache mit zwei Händen ungefähr 300 Becker-Fäuste stoppe meine Zeit (3:39:57 wird sie dann offiziel lauten), is eh wurscht, ich habs geschafft, ich bin eine Marathon-Mann - dieses Wissen und die Erschöpfung drücken mir zwei kleine Tränen in die Augen... wo ist was zu trinken und das Massage-Zelt?

Weitere Erkenntnisse :idee: :
-Im Herbst werde ich in München meine Zeit unter 3:30 laufen können
-Ich muss mehr längere Distanzen trainieren
- jeder finisher ist ein Sieger
Planung 2010:

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rennsemmel63 hat geschrieben:Seit fast einem Jahr laufe ich nun.
Also ein bisschen rumgerannt bin ich schon länger, aber geordnet und geplant trainiere ich erst seit letztem Juni. Darum war meine Marathon-Premiere eigentlich erst für München im Oktober geplant. Meine Erfahrungen von meiner Halbmarathon-Premiere im letzten Herbst aber hatten mir deutlich gezeigt, dass es klug ist einen Lauf ohne Zeitdruck und Erwartungen vorzuschieben.
mache mit zwei Händen ungefähr 300 Becker-Fäuste stoppe meine Zeit (3:39:57 wird sie dann offiziel lauten), is eh wurscht, ich habs geschafft
Mußte schmunzeln als ich Deinen Bericht las - kommt mir sovieles bekannt vor - die Zeit, seit der Du ernsthafter trainierst (bei mir war es Juli) mal eben so einen M ohne Zeitdruck vorab einzuschieben (naja, bei mir war es halt ein kleiner 50k). Herzlichen Glückwunsch zur Premiere und zur gleichzeitig tollen Zeit (bis München schaffst Du die sub3:30, bin ich mir sehr sicher)! :daumen:
Gruß Thomas
PBs: 5km: 19:03 - 5,6km: 21:25 - 10km: 41:25 - HM: 1:26:39 - M: 3:11:15 - 50km: 4:09:09
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Respekt

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Herzliche Gratulation zu Deiner Marathon-Prämiere!
Für mich war es in Salzburg ebenfalls das erste mal über die 42,195 km. Mit meiner gelaufenen Zeit von 03:40,19 liegen wir ja sehr eng beisamen.

Eine Frage: Hast Du eigentlich jemals die Spitzengruppe gesehen? Ich habe immer darauf gewartet, dass ich von den Kenianeren überholt werde, aber da war nichts. Entweder war ich blind oder so weggetreten ... i don´t know

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DADA hat geschrieben: Hast Du eigentlich jemals die Spitzengruppe gesehen? Ich habe immer darauf gewartet, dass ich von den Kenianeren überholt werde, aber da war nichts.
Du warst nicht blind, sondern einfach zu schnell. :daumen:
Ich denke, du bist bei 1:45 -1:50 auf die zweite Runde gegangen. Die Siegerzeit war bei 2:18. Das heißt die Kenianer konnten dich gar nicht überrunden, außer die wären freiwillig eine dritte Runde gelaufen.
Aber so war bei den Temperaturen in Salzburg garantiert keiner drauf... :hihi:
Markus
Planung 2010:

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Glückwunsch zu der tollen Premiere und :danke: für den schönen Bericht.

Habe beim Lesen richtig mitgefiebert und war doch sehr erstaunt, was bei dir noch nach deinem "Einbruch" mit Hammermann noch für eine Zeit raus gekommen ist. Man, warst du bis KM 37 schnell unterwegs :respekt: :respekt: .

Viele Grüße
Anett
Radiergummi-Liga
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Zitat Rennsemmel
"NUR SO" UND "MARATHON" SIND NIEMALS BESTANDTEILE EINES GEMEINSAMEN SATZES."


Hi! Für einen Marathon-Neuling ein sehr weiser Satz, den sich so manche(r) hinter die Löffel schreiben sollte.

Gratulation auf jeden Fall zur äußerst respektablen Zeit und Danke für den Bericht.

Liebe Grüße

Wolfgang

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Hallo Markus,

ein sehr schöner Bericht und eine noch bessere Zeit. :daumen:
Gratuliere zum ersten Marathon.

Gruß Stefan
Gesperrt

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