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Wüstenfüchse 2009 - Sahara Marathon

Wüstenfüchse 2009 - Sahara Marathon

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Auf Wunsch eines einzelnen Herrn (Roland the Gla) eröffne ich also dieses Thema.

Ziel ist die Teilnahme am Sahara Marathon 2009. Wir wollen ja nix überstürzen.

Die Informationen sind etwas spärlich ( http://www.lauftreffreisen.de/) und selbständige Anreise wohl nicht möglich. Macht auch nix, lassen wir uns halt die Koffer tragen. :zwinker5:

Es handelt sich um einen humanitären, also politischen, Lauf. Das ist aber nicht unsere Intention, wir wollen nur das super schicke Finishershirt haben. :geil: Sonst würden wir uns den Mist überhaupt nicht antun. :hihi: Aber was macht man nicht alles nur für 200 g Baumwolle. :teufel:

Wer sich unserem Spezialtraining in Sauna und Solarium anschließen möchte kann sich ja hier melden. :zwinker2:

Viele Grüße

Peter
PB 2006: M 3:30:33, HM 1:43:03, 10 KM 44:03


09.05.2010 Maratona del Custoza 04:01:38
06.06.2010 Schlössermarahton Potsdam 04:10:28
26.09.2010 Berlin Marathon

Kein existentieller Trübsinn, der nicht von einer veritablen Katastrophe im Handumdrehen geheilt würde. Michael Klonovsky

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Wie sehen die ersten Trainingseinheiten im Sommer aus ?? :D
Bewußt bei heißem Wetter trainieren, eingecremt mit Schutzfaktor 30 und spez. Sonnencappy ??? :D
Im Sommerurlaub bewußt am Strand durch den heißen Sand barfuß laufen ??
Wo gibts in der Wüste Nudeln ??? bzw. wo ist die Pasta-Party ? :D
Grüsse
Roland
Wenn Du tot bist, dann weißt Du nicht das Du tot bist. Es ist nur schwer für die anderen. Genau so ist es, wenn Du blöd bist

24.04.2016: Hermannslauf
21.05.2016: Rennsteiglauf - Marathon
05.06.2016: Rhein-Ruhr Marathon "HM"
16.10.2016: Rhein-City-Lauf Düsseldorf - Duisburg HM
30.10.2016: Frankfurt-Marathon


Unsere Homepage:
http://www.angelika-und-roland-laufen.com

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Beim Training braucht man mit den Temperaturen nicht übertreiben. Beim Start liegen sie zwischen 10 und 15 Grad um am Mittag bei ca. 25 Grad. Die Sahara kann sich also nicht mit Düsseldorf messen. :hihi: :hihi:

Wenn Du Deinem Sönnenöl nicht traust nimmt eine Brandsalbe. Der Sonnenschutzfaktor dabei ist so hoch, dass Du auch bei 40 Grad als Camenbert ins Ziel kommst. :hihi:

Nix Pasta. Couscous! :nick:

Eigenverpflegung für den Notfall ist angesagt. :haeh: Da kannst Du Dir ja so ein EPA mit Nudeln mitnehmen. Typ 2 glaube ich. :teufel:

Gruß

Peter
PB 2006: M 3:30:33, HM 1:43:03, 10 KM 44:03


09.05.2010 Maratona del Custoza 04:01:38
06.06.2010 Schlössermarahton Potsdam 04:10:28
26.09.2010 Berlin Marathon

Kein existentieller Trübsinn, der nicht von einer veritablen Katastrophe im Handumdrehen geheilt würde. Michael Klonovsky

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Falls einer von euch Wüstenfüchsen Interesse an einem Erlebnisbericht eines Finishers hat und Ende Mai nach Leonberg kommen möchte:

http://www.leosport.de/

Grüßle :hallo:
Holger
"Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein."" (Voltaire)

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Woooow !! Tobias, der Wüsten-Held !!! Mein neues Idol ! :daumen:
Schade das er hier in der Nähe keinen Vortrag hält !!!
Grüsse
Roland
Wenn Du tot bist, dann weißt Du nicht das Du tot bist. Es ist nur schwer für die anderen. Genau so ist es, wenn Du blöd bist

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Roland, der Tobias ist kein Idol sondern ein Vorbild! :daumen:

Wir schreiben ein Buch und halten dann auch Vorträge. :hihi:

Gruß

Peter
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Kein existentieller Trübsinn, der nicht von einer veritablen Katastrophe im Handumdrehen geheilt würde. Michael Klonovsky

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Rückenwind hat geschrieben:Roland, der Tobias ist kein Idol sondern ein Vorbild! :daumen:

Wir schreiben ein Buch und halten dann auch Vorträge. :hihi:

Gruß

Peter
Ein Buch ??? Dat reicht nicht, wir bieten Reisen zu den Orten wo wir trainiert haben z.B. Strand am Düsseldorfer Rheinufer :hihi:
Ein Mineralwasser wird nach uns benannt werden :nick: :D
...und ins neue Ärztebuch kommt eine neue Fussblase namens RolandGLA mit einem Durchmesser von 20 cm !! :D
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Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man...

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Man Roland, Du willst aber hoch hinaus. :hihi:

Gruß

Peter
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Hier mal ein interessanter Bericht zum Sahara-Marathon !!!

http://www.lauftherapie-bergs.de/sahara.php
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24.04.2016: Hermannslauf
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Hallo Peter!

Weil es schon spät ist mal nur ganz kurz ein Statement zu deinem Vorhaben:
Ich bin den Sahara-Marathon schon zwei mal gelaufen (2002 + 2003) und kenne daher die Strecke, die Gegebenheiten vor Ort, die Anmeldungsmodalitäten und Möglichkeiten zur Anreise.

Der Lauf selbst dient einem humanitären Zweck, denn die Menschen in dieser Region im Südwesten Algeriens müssen seit beinah 30 Jahren in Flüchtlingscamps unter Bedingungen leben, die man sich in Europa nur schwerlich vorstellen kann.

Weitere Infos stelle ich - wenn gewünscht - demnächst in diesen Therad.

Liebe Grüße

Wolfgang

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elcorredor hat geschrieben: Ich bin den Sahara-Marathon schon zwei mal gelaufen (2002 + 2003) und kenne daher die Strecke, die Gegebenheiten vor Ort, die Anmeldungsmodalitäten und Möglichkeiten zur Anreise.

Weitere Infos stelle ich - wenn gewünscht - demnächst in diesen Therad.
Hallo Wolfgang,

Peter und ich würden uns über Tipps und Informationen sehr freuen !! Wir haben uns zwar schon über einige Dinge im Netz schlau gemacht, aber jemand der selbst dort gelaufen ist, kann uns natürlich mehr Informationen geben.
Grüsse
Roland
Wenn Du tot bist, dann weißt Du nicht das Du tot bist. Es ist nur schwer für die anderen. Genau so ist es, wenn Du blöd bist

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Hallo Wolfgang,

bei so einem Angebot kommst Du natürlich um einen ausführlichen Erfahrungsbericht nicht rum. :teufel:

Gruß

Peter
PB 2006: M 3:30:33, HM 1:43:03, 10 KM 44:03


09.05.2010 Maratona del Custoza 04:01:38
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26.09.2010 Berlin Marathon

Kein existentieller Trübsinn, der nicht von einer veritablen Katastrophe im Handumdrehen geheilt würde. Michael Klonovsky

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Hallo!

Wie versprochen stelle ich hier mal eine Information in Form meines 2001 geschriebenen Tagebuchs vom 1. Sahara Marathon rein.

Die Geschichte ist
a) natürlich subjektiv aus meiner unmittelbaren Erfahrung geschrieben,
b) ziemlich lang :D , obwohl soeben um 15.000 Zeichen gekürzt,
c) und spricht einige politische Wünsche der Gastgebenden Saharauis an, die sich bisher nicht realisieren ließen.

Da ich schon seit längerer Zeit darüber nachdenke, auch wieder mal nach Algerien zu fliegen, werde ich mich demnächst daran machen, aktuelle Informationen bezüglich Reisebedingungen, Flügen etc. zu sammeln.


Tagebuch


Algier, 22. 02. 2001



Bin gerade von einem Spaziergang durch das Zentrum von Algier zurückgekommen. Mein Hotel, das El-Djazair, ist das beste Beispiel für die unterschiedlichen Eindrücke, die man von der 3 Millionen Einwohner zählenden Stadt und ihren Bewohnern bekommt. Alt und Neu leben hier mit- und nebeneinander bzw. kollidieren an jeder Straßenecke.

Das El-Djazair ist 170 Jahre alt. Ein 5-Sterne Hotel, das Stolz darauf ist, von Dezember 1942 bis November 1943 General Dwight D. Eisenhower als Hauptquartier gedient zu haben. Das Innenleben ist gediegen bis luxuriös, teilweise auf sympathische Weise abgewohnt. Mosaike, arabische Schriftzüge, Computer, eine Security-Schleuse am Eingang, Bodyguards.

Mein Bodyguard hat sich gerade verabschiedet. Er hat mich auf meinem Spaziergang begleitet. Wir haben geschaut und geredet. Englisch, französisch, Hände und Mimik – wir haben uns gut verstanden.
Aber wie kommt man als Tourist heutzutage zu einem Bodyguard; und das noch dazu kostenlos?

Begonnen hat alles vor ein paar Wochen. Im Zeitraffer erzählt: Journalist und Hobbyläufer (c´est moi) stolpert über Website www.saharamarathon.org, Veranstaltungsort nahe Tindouf in Südwestalgerien. Unterkunft in den Flüchtlingscamps der dort lebenden Saharaui. An deren 25. Staatsfeiertag, dem 27. Februar 2001, steigt das Rennen in der Wüste. 42.195 m Sand, Hitze und Abenteuer sehe ich vor mir. Also: Flüge gebucht, Visum beantragt, Ausrüstung gecheckt, Geschenke für die Gastgeber gekauft. Ich weiß: 500 andere Verrückte von Virginia über London bis nach Madrid machen das auch gerade.

Am 22., um 07.20 Uhr in der Früh mit Alitalia von Wien-Schwechat über Mailand nach Algier.

Am Flugplatz Hourai Boumedienne geht scheinbar alles glatt, bis – ja – bis der Zöllner meinen Beruf entdeckt: Journalist. Von da an Fragen wie „schreiben Sie über Algerien?“ usw. Ich erkläre, dass ich wegen des Marathons hier bin und werde an den Schalter für Diplomaten weitergereicht. Der Oberzöllner murmelt etwas von Security, verschwindet, taucht kurz einmal jausnend in mein Gesichtsfeld ein, verschwindet erneut wie eine Fata Morgana.

Plötzlich ist er wieder da, winkt ein paar junge Männer herbei. Meine Leibgarde. Ich gehe durch die Kontrolle. Kein Mensch schaut mein Gepäck an.

Wir entern ein Taxi. Bei dem Kübel funktioniert nichts mehr, außer das er fährt. Mein Chauffeur kutschiert durch das Gewühl der Stadt. Der Bodyguard hat ihm gesagt, dass ich im El-Djazair absteige.
Am Hoteleingang ist die erwähnte Sicherheitsschleuse.
Am späten Nachmittag reizt mich dann doch der besagte Spaziergang. Mein Begleiter ist sofort bereit.

Algier liegt auf einem Haufen von Hügeln an einer hufeisenförmigen Bucht. Wir latschen hinunter in die City. Kontraste auch hier: Verkehr wie am Wiener Gürtel, neueste Peugeots, VWs und Daewoos, dazwischen Schrottkisten Marke „Taxi von zu Mittag“, deren Inbetriebnahme bei uns mit sofortigem Führerscheinentzug geahndet würde. Männer und Frauen in modischer, westlicher Kleidung, dazu jede Menge Leute, die eher ärmlich aber sauber angezogen sind und dazwischen noch die traditionell gekleideten Bewohner der Stadt.

Mein Begleiter ist cirka 30 Jahre, hat eine Frau und einen 3jährigen Sohn. Viel Zeit hat er nicht für sie. Er arbeitet 7 Tage die Woche, von morgens um 7 bis am Abend um 8, 9 Uhr. Manchmal wird es auch später. Wir stehen in einer Bäckerei, essen Pizza und Kuchen, trinken Limonade und er zeigt mir die Visitenkarte eines jugoslawischen Ministers, für den er letzte Woche, während dessen Besuchs in Algier, gearbeitet hat. Vor Mitternacht war da nie Schluss, sagt er.

Ich bin kaum in meinem Zimmer, da läutet das Telefon. Ein Vertreter der Polisario ist gekommen. Er besorgt mir noch einen Erlaubnisschein für die Flüchtlingscamps und wird morgen früh mein Begleiter zum Flugplatz sein.

Smara, 23. 02.

Tagwache um 05.30 Uhr. Um 6 Uhr habe ich das Zimmer bezahlt. Brahim, so heißt mein Guide von der Polisario, ist pünktlich wie eine Schweizer Präzisionsuhr. Er hat Csaba, einen ungarischen Journalisten im Schlepptau und wir fahren zum Flugplatz. Dort treffen wir Amidou, einen Saharaui, der in Budapest als Ingenieur arbeitet und zwei weitere Ungarinnen.

Mit 15 Minuten Delay hebt die B737 der Air Algerie ab. Die ersten 20 Minuten ist das Land noch grün, dann mischen sich erste braune Flecken unter die Gärten und Felder. Kurz darauf ist nur mehr Fels und Sand zu sehen. Der Flug ist ruhig. Nach knapp zweieinhalb Stunden landet der Vogel in Tindouf. Der Flugplatz ist klein aber wegen der großen Militärbasis gut in Schuss. Im Umfeld von 30 Kilometern liegen die Stützpunkte der Armee.
Zettel werden ausgefüllt. Kein Schwein schert sich um den Inhalt unseres Gepäcks und nach zehn Minuten sitzen wir in einem Jeep und fahren durch Tindouf nach Rabuni, dem Verwaltungszentrum der saharauischen Regierung.

Rabuni, das sind ein paar verstreute Häuser, die als Herberge für die Ministerien und als Residenz des Präsidenten Mohamed Abdelaziz dienen, ein Spital, eine Wasserstation. That´s it. Ansonsten gibt es ein paar kleine Müllplätze. Der Rest ist Sand und Schotter.

Um 19 Uhr ruft man nach mir. Ich werde abgeholt, fahre mit 5 Saharauis nach Smara. Der Fahrer ist gut drauf (man merkt es an seinem Tempo) und die Jungs hauen sich permanent über irgendwelche Witze ab. Sie wollen wissen wo ich herkomme, bieten mir Zigaretten an und fragen, als ich ablehne, höflich darum, rauchen zu dürfen. Ein Österreicher, ein Nemsaui, bin ich, klären sie mich auf. Einer kennt Kreisky und Niki Lauda und sogar Mozart fällt ihm ein, als er meinen Vornamen hört.
Mitten in der Einöde birgt der Land Rover von der Asphaltstraße ab und nach 5 Minuten sind wir in Smara angelangt.

Im Hauptquartier der Marathonorganisation sagt man mir, dass der Lauf schon am 26. stattfindet. Auch gut. Wir haben dafür mehr Zeit für die Feiern am 27., an der zig Tausende Menschen teilnehmen werden. Außerdem laufen wir von Süden nach Norden.
Jeb Carney, der Boss des Marathon, taucht mit Baba Juli auf. Baba ist der Sekretär der Ministerin für Kultur und Sport und spricht Deutsch mit oberösterreichischer Klangfarbe. Er hat in Linz und später in Salzburg studiert.
Jeb hat sogar eine TV-Station dabei und kann via Satellit praktisch überall hin senden. Die Organisation ist, mit Hilfe von einigen Spaniern, voll im Laufen. Wir sitzen zwei Stunden beim Essen und ich rede mit Rosa, einer Krankenschwester aus Valencia und Daniel, einem Arzt.

Smara, 24. 02.

Die erste Nacht habe ich in einem Raum mit zehn Spaniern geschlafen. Ich bin ausgeruht und gehe um 08.30 Uhr frühstücken. Danach treffe ich Daniel, Rosa und ihre Kollegen. Sie laden mich ein, ins Spital mit zu kommen.

Das Haus hat nur zehn Betten. Eine Frau mit ihrem zwei Tage alten Baby ist da, ein Mann mit einem Schlaganfall. Der Direktor der Anstalt und Virgilio, einer der Ärzte, führen mich herum. Es ist viel Betrieb – hier leben 30.000 Menschen, die versorgt sein wollen.

Die Saharaui sind Muslime. Trotzdem sprechen mich auch viele Frauen an. Toleranz wird hier gelebt. Verhüllt gehen Frauen wie Männer vor allem aus einem Grund: Der stetige Wind und der Sand trocknen sonst die Haut im Nu aus. Zwei Typen halten mit ihrem Jeep, schreiben sogar ihre Adresse auf, um ein Foto zu kriegen.

Der Himmel zieht zu. Am späteren Nachmittag, wir sind gerade in der Gartenanlage von Smara, kommt Wind auf und wächst zum mittleren Sandsturm an. Im Garten wachsen Zwiebeln, Rettich, Karotten und Melonen. Die Beete liegen in leichten Mulden, um die sandige Erde vor dem Verwehen zu schützen und Feuchtigkeit länger zu halten. Rund 6 Hektar sind es, die man der Wüste mühsam abgerungen hat. Dafür haben sie hier Wasser aus einem eigenen Brunnen.

Diese Nacht bleibe ich noch im Marathon-Hauptquartier. Die Flugzeuge aus Madrid, mit denen die Läuferinnen und Läufer ankommen, haben gewaltige Verspätung. Vor zwei Uhr morgens, heißt es, werden sie nicht eintreffen. Ich hätte bis dahin zwar eines der Zelte für mich allein, aber mitten in der Nacht dann den Lärm der Neuankömmlinge. Da ist mir Juan, mein schnarchender Nachbar, dann doch lieber.

Smara, 25. 02.

Nix war´s mit Nachtruhe. Weiß der Geier, so gegen drei Uhr morgens ist der ganze Tross eingetrudelt. Motorenlärm, klappernde Türen, Stimmen, alles durcheinander, werden zum typischen Fall von Ruhestörung.
Jetzt ist es 09.30 Uhr und die kalte Morgenluft wird langsam von der Sonne erwärmt. Die Neuankömmlinge haben ihr Gepäck im Hauptquartier abgestellt und tröpfeln jetzt langsam daher, um es in ihre Unterkünfte zu schleppen. Ich bleibe weiter im Hauptquartier. Morgen geht es nach Ajun – wozu also extra noch einmal siedeln?

TV3 aus Barcelona ist da. Ich quatsche sie an und hab innerhalb von fünf Minuten eine Kamerafrau und die Technik für den Auslandsreport (ORF Sendung) beieinander. Ich will gerade essen gehen als man mich zu Radio Smara schleppt. Der Sendeleiter und sein Techniker warten schon auf mich. Fünft Minuten später gebe ich ein Interview über das Warum, Wieso und Überhaupt meines Aufenthaltes hier.

Später checke ich mit TV3 noch einen Platz für das Video-Editing und hole endlich meine Startnummer: 222. Mein Schlafnachbar meint, dies würde wohl den sechsten Platz bedeuten. Ich wäre schon froh, wenn ich morgen durchkomme.

Marga, eine der spanischen Krankenschwestern, hat einen Schönheitstermin für mich vereinbart. Ob es was nützt weiß ich zwar nicht, aber eine Saharaui wartet auf mich, um mir meine Hände mit einem Henna-Muster zu verschönern. Das wird knapp, denn der Editier-Termin steht auch noch an.

Yes, yes, yes, ich habe Ron Hill kennen gelernt. Den Mann, der Anfang der 70er den Boston Marathon in Rekordzeit von 2.10 gewonnen hat. Lustiger konnte es gar nicht los gehen. Der „Celebration-Walk“ durch das Camp hat begonnen. Neben mir geht ein älterer Mann mit einer britischen Fahne am Rücken. Ich frage ihn, ob er weiß wo die Englische Lauflegende Ron Hill stecken könnte. Blöde Frage: Er ist es höchstpersönlich.

Es ist jetzt bald Mitternacht. Ich war bei der Saharaui. Ihr Bruder hat mich beim Spital erwartet. Von dort sind wir zu dem Haus gefahren.

Es ist kaum zu glauben, aber es gibt gegenüber den Schrott-Taxis von Algier noch Steigerungsstufen. Nämlich einige private Autos in den Flüchtlingscamps. Wir fahren in einem total zerlemperten Dacia, einem mindestens zwanzig Jahre alten rumänischen Renault-Nachbau, der schon als Neuwagen nur ein Scheißhaus auf Rädern war. Der Fahrer quält sich die ganze Zeit damit ab, das Licht in Gang zu bringen. No chance. Die Mühle ächzt und scheppert in allen Fugen und wird wahrscheinlich nur vom Sahara-Sand zusammengehalten.
Dafür sitzen wir zu Dritt vorne – die Hintertüren gehen nämlich gar nicht mehr auf. Die junge Frau neben mir, eine Krankenschwester, ist der krasse Gegensatz zum Dacia. Sie ist tatsächlich wunderschön, könnte einem Model-Katalog entstiegen sein.

Dann sind wir da. Salems Schwester begrüßt mich, bittet mich ins Haus. Sofort sind fünf Kinder da, wovon zwei die Ihren sind. Ein süßer Bub, nicht ganz ein Jahr und ein Mädchen um die acht Jahre. Der Kleine gibt mir sogar ein Bussi und ich darf ihn halten.

Im Haus sind die Wände kahl, die Fensterhöhlen sind mit Decken zugehängt, am Boden liegen Teppiche. Wir setzen uns und schon kommt wieder Besuch und ein Bub bringt das unentbehrliche Teegeschirr herein. Während die Frau meine rechte Hand mit schwarzen Musterstreifen beklebt, habe ich mit den Kindern meinen Spaß. Ein Nemsaui, ein Österreicher. Das fasziniert das Mädchen und ich muss etwas auf Deutsch erzählen, weil sie hören will, wie das klingt. Inzwischen kommt das Henna auf die Streifen, meine Hand wird umwickelt und ich muss sie einige Zeit über einen kleinen Ofen mit glühenden Kohlestücken halten.
Man tischt sogar Essen auf. Der Mann kommt und begrüßt mich, trinkt mit mir Tee und versucht gemeinsam mit seiner Tochter, mir einige Worte aus der Sprache der Saharaui beizubringen. Leicht ist das nicht. Als Lehrbuch gibt es ein Schulheft mit Löwen, Kindern, Küchengerät und anderen Dingen.

Das Essen ist verputzt. Es gab Kamel und Hirse. Meine Schönheitsaktion wird allseits als gelungen bezeichnet. Ich mache noch ein Foto von der Familie und dann begleitet mich Salem zurück zu meinem Quartier. Es ist rund eine Viertel Stunde zu laufen, ziemlich kühl und wir reden so gut es geht über die Sterne, über Austria und – wie könnte es anders sein, wenn zwei Männer des Nachts alleine durch die Wüste wandern – über die schönen Frauen in Österreich, Spanien und bei den Saharaui. Salem und seine Familie sind extrem liebenswerte Menschen. Ich freue mich, sie kennen gelernt zu haben. Ich gebe ihm noch ein T-Shirt für sich und Nähzeug und ein paar andere Dinge für seine Schwester mit. Sie hat sich immerhin mehr als zwei Stunden mit mir abgemüht.

Wir verabschieden uns vor dem Haus. Er verschwindet im Dunkel der Nacht und ich in meinem Zimmer, in dem Juan mich schon mit fröhlichem Schnarchen begrüßt.

Smara – L´Ajun, 26. 02.

06.00 Uhr. Wake-up call. Innerhalb von ein paar Minuten ist alles auf den Beinen. Die Toiletten sind ein Problem – sie gehen über. Kein Wunder, die Saharaui haben nicht mit über 500 Leuten gerechnet, sondern mit maximal 200.

Um 08.00 Uhr ist es noch recht kühl. Ich treffe Ron, der den Halbmarathon läuft und vereinbare mit ihm und seinen Freunden als Treffpunkt Zelt 3 in Ajun. Dort werden wir übernachten.
Jeder bereitet sich auf seine Art vor. Die Hektik steigt von Minute zu Minute. Ich bin eigentlich ganz ruhig. Die vielen Eindrücke der letzten Tage haben mich davon abgelenkt, mich über meinen ersten Marathon, noch dazu einen in der Sahara, aufzuregen. Ein paar tausend Zuseher sind schon da und bilden ein Hunderte Meter langes Spalier vom Start hinaus in die Wüste.
Es ist 09.00 Uhr und es geht los. Ein paar rauschen ab, als wäre der Teufel hinter ihnen her.

Das erste Stück ist fester Sandboden. Dann biegen wir nach rechts in eine Asphaltstraße ein. Rund sechs Kilometer geht es so dahin, der Wind kommt von hinten. Dann geht es nach links in die sandigen Regionen. Ein beschissener Turn – der Wind bläst mir jetzt direkt ins Gesicht. Ich komme trotzdem gut vorwärts. Nach cirka 15 Kilometern wird die Landschaft hügelig. Stellenweise geht es durch tiefen Sand. Jeder Schritt ist doppelt anstrengend. Hundig wie es ist, geht’s bergauf immer durch den Sand. Bergab hat man auch keine Chance Gas zu geben, weil die Hänge von Steinen übersät sind. Ich denke, was zum Teufel mach ich hier? Ich versinke bis zu den Knöcheln im Sand.

Die Landschaft ist trotzdem schön. An einer Stelle, am Kamm eines Hügels, öffnet sich ein Ausblick über 15 Kilometer. Der Wind bläst weiter mit ziemlicher Kraft. Gut 30 bis 40 km/h wird er schon drauf haben.
Halbdistanz! In Aoserd stehen ebenfalls Tausende am Wegesrand und feuern uns an. Corre, corre, rufen die Kinder und die Frauen stoßen ihre schrillen, trillerähnlichen Rufe aus. Ich kann es brauchen.

Der Sand ist tief – und welch Wunder – der Wind wird noch etwas stärker.
Nach 25 Kilometern geht´s mir echt auf die Eier. Ich muss ein Stück gehen, weil mir ein Muskelansatz an der linken Seite der Kniekehle weh tut. Typischer Fall von schwachem Gesäßmuskel. No Joke. Ich kenn das schon von meinem rechten Bein. Da hab ich es mit Krafttraining weg gebracht.
Ich laufe, ich gehe, ich laufe, ich gehe.
Eine Amerikanerin hat das gleiche Problem wie ich. Wir reden ein bisschen und beschließen dann, gemeinsam weiter zu kämpfen. Wir gehen, wir laufen, wir gehen, wir laufen. Der weiche Sand ist die Hölle Nr. 1, der Wind Hölle Nr. 2.

Endlich sehen wir El Ajun vor uns. Scheiße nur, dass es noch mindestens zehn Kilometer entfernt ist. Ich esse weiter Datteln als Kraftfutter, an jeder Wasserstelle trinken wir. Der Wind trocknet einen fast ebenso rasch aus, wie man nachfassen kann.
Karen, so heißt meine Companera, hat das gleiche Timing wie ich. Ein Glück, denn so kommen wie langsam aber sicher dem Ziel näher. Eine Schleife durch den Ort müssen wir noch laufen, als wir das Ziel schon direkt vor uns sehen. Das grenzt schon fast an Quälerei, aber Marathon ist Marathon. Wir beißen die Zähne zusammen und schaffen es, die letzte Strecke noch einmal so richtig zu laufen. Hand in Hand rennen wir über die Ziellinie: 5.13.16. Nach der Halbdistanz war ich noch auf Kurs 3.55 gelegen. Egal. Geschafft ist geschafft. Wir hören, dass viele für den Halbmarathon 3 Stunden gebraucht haben. Wozu also ärgern. Außerdem: Wer den Sahara Marathon packt, packt jeden. Darüber sind sich alle einig.
Bestzeit machte ein Algerier mit fast 3 Stunden. Ein Zeichen, wie schwer der Lauf war, dass nur einer unter drei Stunden blieb.

Mir tun die Füße weh und ich bin froh, dass der Bus da ist und mich zu dem Barrio bringt, in dem ich wohnen werde. Ron, Tad, Tom und Chris sind schon da. Die Familie ist entzückend, das Haus pieksauber, das Essen hervorragend.
Ron, immerhin dreifacher Olympiateilnehmer, hat für den Halbmarathon 2.02 gebraucht. Ein Superzeit für einen Mann der schon 62 ist, auf einer Strecke, die einem alles abverlangt.

Wir sind alle hundemüde. Jeb schaut noch kurz rein. Die Töchter des Hauses wollen uns den Abend noch verschönern und fordern uns zum Tanzen auf. Wir haben einen Mordspaß. Ein paar Boys von nebenan kommen dazu und sogar die Mutter der Mädchen tanzt mit. Dann ist endgültig Schluss.
Die anderen schlafen schon. Für mich und Chris war es der erste Marathon. Die Sahara war zwar rau, aber sie hat uns nicht abgeworfen. Darauf bin ich ein bisschen stolz. Es dauert einige Zeit bis ich einschlafen kann. Der Wind pfeift ums Haus, rüttelt am Dach und an der Tür. Das Geräusch begleitet mich durch die Nacht. Dafür schnarcht keiner. Zwischendurch fällt mir ein, dass ich eine Reihe von erfahrenen Marathonläufern hinter mir gelassen habe.


L´Ajun, 27. 02.

Es ist 08.00 Uhr. Der Wind pfeift mit einer Stärke, die einen Marathon unmöglich machen würde. Gott sei Dank wurde der Start einen Tag vorverlegt. Allah und die Sahara hatten ein Einsehen mit uns.
Die Töchter bringen Kaffe, Tee und Brot. Tom hilft beim Zusammenlegen der Schlafdecken und erschleicht sich ein paar Pluspunkte bei den Girls. Alter Schleimer ;-).
Der Wind bläst den Sand überall hin. Aber wir müssen die Tür offen lassen, um Licht zu haben. Alle zwei Minuten ist mein Schlafsack von einer feinen Sandschicht überzogen. Man hat das Gefühl, sogar beim Zähneputzen noch Sand mit zu verreiben.
Auf geht es zur großen Parade. Gut 20.000 Menschen sind da, warten auf El Presidente und zahlreiche ausländische Gäste. Abdelaziz trifft ein, hält eine Rede und begrüßt die Delegationen aus allen möglichen und unmöglichen Ländern. Die Marathonläufer begrüßt er sogar extra.

Nach drei Stunden Steherei treffe ich meine spanischen Kollegen von TV3 und wir vereinbaren die Ausarbeitung des Filmbeitrages für den Abend.

Um 14 Uhr ist Siesta. Wir ziehen uns in unser 1-Zimmer-Häuschen zurück – und tun nichts.
Für 18 Uhr ist ein Umzug der Bevölkerung angesagt. Ron und ich nützen inzwischen die Ruhe und machen ein Interview. Wir sitzen vor dem Lehmhäuschen in der Sonne und ich höre die Story eines Mannes vor dem ich nur den Hut ziehen kann. Ich bin wirklich glücklich, ihn getroffen zu haben. Ron lebt seit 1964 nach seinem Lebensmotto „Never miss a single day“. Das heißt: Seither ist kein Tag vergangen, an dem er nicht gelaufen ist. Er war bei drei Olympischen Spielen dabei, war Europameister, gewann große internationale Marathons. Reich ist er nicht geworden damit, aber ein Mensch, dem man unbesehen alles anvertrauen würde, was man besitzt.

Um 18 Uhr bin ich bei dem Umzug und danach will ich endlich den Fernsehbeitrag schneiden. Hindernis 1 ist eine überraschende Pressekonferenz des Präsidenten. Ich fahre mit ein paar spanischen Kollegen hin. Die Konferenz ist der übliche Eiertanz. Seichte Fragen provozieren seichte Antworten. Zurück bei der TV3-Casa gibt es Hindernis Nummer 2. Der Treibstoff für den Generator, mit dem der Strom für die Geräte produziert wird, ist aus. Nix mit editieren.

L´Ajun – Oran, 28.02.

Um 08 Uhr sind wir alle munter. Es ist noch ziemlich kalt draußen während ich eine Runde drehe und ein paar Fotos mache. Ron ist bereits unterwegs und läuft cirka 7 Kilometer.
Frühstück steht auf dem Tisch und Jeb kommt mit meiner Medaille und meiner Urkunde!!! Alles ist gepackt und fertig für die Abfahrt nach Tindouf. Die Familie kommt noch einmal in unsere Unterkunft, bedankt sich für die Geschenke.

Ab geht es mit einem Bus. Eine, wie könnte es anders sein, sandig-staubige Kiste. Aber sie fährt und wir rumpeln quer durch die Wüste los. Einen letzten Blick auf unser Häuschen erhaschen wir im Vorbeifahren noch und dann sind wir wieder von der Sahara umgeben. Faszinierend und erschreckend zugleich ist dieses Gebiet, das insgesamt so groß ist wie die USA. Algerien allein ist rund 26 mal so groß wie Österreich. Der Flug von Tindouf nach Oran dauert zwei Stunden. Von Mailand nach Wien ist man 1 Stunde 15 Minuten unterwegs.

Am Flugplatz von Tindouf ist der Teufel los. Donnerstag und Freitag ist Wochenende hier. Die Nicht-Einheimischen flüchten in den Norden. Ich sehe zu, wie die Marathonfreaks in ihren Jets nach Madrid abheben. Es ist ein bisschen einsam hier, nachdem alle weg sind. Bei mir dauert es schließlich noch drei Stunden, ehe die B737 nach Oran abhebt.

Um 20.30 Uhr landen wir in Oran und ich fahre mit einem Taxi (eh schon wissen: dreckig, halbes Licht ausgefallen, zerfetzte Sitze, keine Sicherheitsgurte etc.) zum Hotel Phenix. Ein neuer Laden, nur 500 Meter vom Flugplatz entfernt - und schweineteuer. 120 US-Dollar, da muss ich erst drei Mal schlucken. Aber a) habe ich keinen Bock was anderes zu suchen, b) ist es ein 5-Sterne-Hotel und c) beschließe ich, um mindestens 20 von den 120 Dollar zu baden. Das Zimmer ist toll, aber wo auf dieser Welt ist eine Übernachtung 1.800 Schilling wert?

Im RAI Uno kriegt gerade Italien von Argentinien mit 1:2 eins auf den fußballerischen Arsch und die Sandmassen, die ich von mir ab- und die Wanne hinuntergespült habe, verstopfen inzwischen wahrscheinlich gerade das Abwassersystem des Phenix.

Es amüsiert mich, dass die RAI für orientierungsmäßige Volldeppen bei Freistößen einen großen gelben Pfeil mit Meterangabe in Richtung Tor einblendet. Stellt sich die Frage, wie weit die Vollkoffer, die so etwas brauchen, in der Sahara kommen würden, ohne sich zu verirren? Egal. Italien hat 1:2 verloren, ich hab eine Medaille, eine Urkunde, ein T-Shirt und die Einsicht gewonnen, dass man – so man will – auch als Marathon-Neuling einen brutalen Marathon durchhalten kann. Zur Illustration meiner 5.13.16: Platz zwei erreichte ein Spanier, dessen Halbmarathon-Bestzeit bei 1.10 liegt. Er hat in der Sahara knapp 3.30 gebraucht.
Morgen, 10.40 Uhr, geht es nach Algier und dann mit der Alitalia weiter in Richtung Heimat.

Oran – Algier – Mailand – Wien, 01. 03.

Heute bin ich erst um 08.30 Uhr aufgestanden. Ich drücke damit den Minuten/Schlafpreis des Phenix. Mit 9 Stunden Schlaf habe ich also pro Minute ATS 3,33,- periodisch verschlafen. Nur Telefonieren ins Ausland ist noch teurer.
Aber gut. Dafür fährt man mich standesgemäß mit einem blitzsauberen Van zum Flugplatz.
Dort trinke ich Kaffe, esse ein Croissant und werde von einem braun bekutteten Bettler auf arabisch und in unangenehmer Manier angeschnorrt. Ich verstehe zwar nicht was er sagt, aber die reibenden Bewegungen von Daumen und Ziegefinger sind weltweit bekannt. Ich meine auf Französisch, er möge sich doch verpissen und er versteht nur Bahnhof. Dann fragt er (und das verstehe ich jetzt) den freundlichen Barkeeper, wo ich her bin. Der sagt ihm, ich sei aus Nemsa. Der Kuttenbär hat nicht den blassesten Schimmer wo das sein könnte und meint daher (aus seiner Sicht nicht ganz verkehrt), dass in Nemsa wohl die Giauri, also Ungläubige, wohnen würden. Dem Barkeeper ist das peinlich bis in die Knochen. Er sagt, Nemsaui seien eben Nemsaui. Der Blödmann weiß damit nichts anzufangen und ist jetzt total verwirrt Ich beschließe das beste aus der Situation zu machen und lache ihn im Duett mit dem Kellner aus. Was lernen wir draus: Blödheit ist eine weltweit verbreitete Seuche, gegen die bisher kein Gegenmittel gefunden wurde.

Umsteigen in Algier - dannach Mailand. Dort sitze ich anstelle der geplanten vier ganze fünfeinhalb Stunden fest, weil sich der Weiterflug verzögert. Das geht mir ziemlich auf den Senkel, weil ich jetzt nur mehr nach Hause will. Bei der Ankunft in Wien ist natürlich der letzte Zug weg. Mein höflicher Hinweis am Info-Schalter, man möge doch die letzte Abfahrt deutlich sichtbar anzeigen, wird mit der schnoddrigen Bemerkung abgetan, dass man die als Reisender ja wohl wissen müsse. Und überhaupt wäre dafür wer anderer zuständig. Jetzt lache ich nicht mehr, obwohl die Theorie von der Blödheitsseuche nicht nur für algerische Bettler sondern auch für österreichische Beamte gültig ist. Dafür weiß ich nach diesem Empfang ganz sicher, dass ich wieder zu Hause bin.

Liebe Grüße

Wolfgang

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Hallo Wolfgang,

vielen Dank erst mal für Deinen ausführlichen Bericht. :daumen:

Ganz unter uns, als Marathoneinstieg finde ich den Lauf doch etwas happig. Aber: Why not? :teufel:

Was uns natürlich besonders interessiert, hat Du noch ein spezielles Vorbereitungsprogramm absolviert? Welche Erfahrungen hast Du in Bezug auf die Ausrüstung gemacht? Wenn ich mich recht erinnere bist Du zweimal dort gelaufen. Was hast Du beim zweiten Mal anders gemacht?

Habe ich sicherlich richtig verstanden, das wichtigste Ausrüstungsstück ist der Presseausweis. :hihi:

Viele Grüße

Peter
PB 2006: M 3:30:33, HM 1:43:03, 10 KM 44:03


09.05.2010 Maratona del Custoza 04:01:38
06.06.2010 Schlössermarahton Potsdam 04:10:28
26.09.2010 Berlin Marathon

Kein existentieller Trübsinn, der nicht von einer veritablen Katastrophe im Handumdrehen geheilt würde. Michael Klonovsky

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Rückenwind hat geschrieben: Habe ich sicherlich richtig verstanden, das wichtigste Ausrüstungsstück ist der Presseausweis. :hihi:

Viele Grüße

Peter

...liegt vor, also daran wird es nicht scheitern :D :D :D :daumen:
Wenn Du tot bist, dann weißt Du nicht das Du tot bist. Es ist nur schwer für die anderen. Genau so ist es, wenn Du blöd bist

24.04.2016: Hermannslauf
21.05.2016: Rennsteiglauf - Marathon
05.06.2016: Rhein-Ruhr Marathon "HM"
16.10.2016: Rhein-City-Lauf Düsseldorf - Duisburg HM
30.10.2016: Frankfurt-Marathon


Unsere Homepage:
http://www.angelika-und-roland-laufen.com

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Hallo Peter, hallo Roland!

Hätte ich in Algerien nicht auch einige Interviews und Reportagen fabriziert, wäre ich natürlich nicht mit meiner Arbeit als Journalist hausieren gegangen. Schließlich gab es aber von allen Seiten Unterstützung für meine Ideen - wir haben damals unter anderem auch ein Video gedreht. In solchen Fällen erleichtert der offizielle Status als Medienmensch dann so manche Arbeit.
Im Rahmen meiner zweiten Teilnahme habe ich dann ein Team des ORF mitgeschleppt, das einen Bericht für den Auslandsreport gedreht hat.

Zu einem schnelleren Tempo hat der Presseausweis aber leider nichts beigetragen :D . Vielleicht sollte ich mich deshalb mal an geeigneter Stelle beschweren :confused: :motz: ?
Zitat Rückenwind
Was hast Du beim zweiten Mal anders gemacht?
Ich bin schneller gerannt :hihi: .
Witz beiseite. Ich zitiere mich im folgenden Text mal wieder selbst aus meiner damaligen Ausschreibung. Aktuelle Hinweise gibt es auf der deutschen Website (siehe Link weiter unten). Für das Rennen 2008 fehlen dort jedoch noch die neuesten Daten.

Teilnahme und Ausrüstung:


1. Für die Einreise nach Algerien ist ein gültiges Visum sowie ein noch mindestens 6 Monate gültiger Reisepass notwendig. Unterlagen: (a) 1 Antragsformular, (b) 2 Passfotos, (c) Reisepass, (d) Gebühr von rund 5 €. Der postalischen Antragstellung (Einschreiben) sollten ein frankierter und adressierter Umschlag, ein Zahlungsbeleg und ein Einschreiben-Freiumschlag beigelegt werden (Adressat ist die Botschaft der Demokratischen Republik Algerien, in Österreich: Rudolfinergasse 16-18, 1190 Wien, Tel.: 01/369-88-53/42, in Deutschland [size=-1]Algerische Botschaft in Berlin. Görschstr. 45-46. 13187 Berlin. T: 0049 30 437370. F: 0049 30 48 09 87 16). [/size]

2.
In das Gebiet der Flüchtlingscamps kommt man nur mit einem speziellen Erlaubnisschein der Saharaui (ohne Schein gibt es keine Chance an dem Marathon teilzunehmen). Kontakte werden im jeweiligen Herkunftsland der Teilnehmer u.a. über die Türlings-Website hergestellt.

3. Anmeldung zum Marathon selbst über die Website http://www.tuerlings.de/saharamarathon/ Doprt

4. Impfungen: Tetanus und Polio (Auffrischung wenn nötig), Hepatitis A + B (empfohlen)

5.
Rennausrüstung: Das Rennen ist hart!!! – bei einem Zeitlimit von maximal 8 Stunden aber für ordentlich trainierte LäuferInnen durchaus zu schaffen. Normale Lauf-Bekleidung, Kopfbedeckung sehr empfehlenswert, wichtig ist Sonnenschutz (Brille, Sonnenschnutzmittel), Hirschtalgcreme oder Ringelblumensalbe (zum Schmieren an empfindlichen Stellen), Powerbars oä., eventuell Getränkegurt (für das Rennen), Compeed-Pflaster (das Beste gegen Blasen während und nach dem Rennen) Kohletabletten und/oder andere Mittel gegen Durchfall.


6.
Kleidung: Achtung! Die Tage sind im Februar zwar angenehm warm, abends sinkt die Temperatur aber meist auf unter zehn Grad. Ein paar wärmere Kleidungsstücke sind daher empfehlenswert. Taschentücher, Taschenlampe!!! und Schlafsack (sehr wichtig).


7.
Die Speisen der Saharaui sind für Europäer ohne Probleme zu essen. Viel Getreide, Gemüse und Kamelfleisch (etwas dunkler wie Rind und 100% BSE-frei) manchmal Huhn und weißes Brot bilden die Hauptbestandteile. In den Camps gibt es Mini-Läden, in denen Limonaden, Kekse, Schokolade und andere Kleinigkeiten angeboten werden.


8.
Mitzubringen sind Geduld für die Warterei auf den Flughäfen, Offenheit für eine uns vollkommen fremde Kultur und ausreichend Power für ein ganz besonderes Lauferlebnis.


Ich habe bei meinem zweiten Lauf gegenüber meiner ersten Teilnahme nicht allzu viel verändert. Wie beschrieben: Das Rennen ist hart, aber aufgrund der Topografie und der Kennzeichnung der Strecke auch ohne Überlebenspaket zu schaffen :zwinker5: . Es sind eher die Bedingungen rundherum, die einiges an Geduld und Toleranz abverlangen. Das Leben in den Camps war für manche der über 20 ÖsterreicherInnen, die 2002 dabei waren, zu Beginn nur schwer auszuhalten. Ich persönlich habe das bald unter "Weicheier" abgehakt - so mancher kriegte ohne unseren ganzen Wohlstandsmüll nach zwei Tagen nämlich offenbar die Psychokrise. Zum Schluss waren jedoch alle Begeistert.

Liebe Grüße

Wolfgang

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Hallo Wolfgang,

Du schreibst Getränkegürtel !! Ist der ausreichend oder benötigt man einen speziellen Rucksack ?? :confused:
Versorgungsstellen sind alle...... km ?
Grüsse
Roland
Wenn Du tot bist, dann weißt Du nicht das Du tot bist. Es ist nur schwer für die anderen. Genau so ist es, wenn Du blöd bist

24.04.2016: Hermannslauf
21.05.2016: Rennsteiglauf - Marathon
05.06.2016: Rhein-Ruhr Marathon "HM"
16.10.2016: Rhein-City-Lauf Düsseldorf - Duisburg HM
30.10.2016: Frankfurt-Marathon


Unsere Homepage:
http://www.angelika-und-roland-laufen.com

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Hi Roland!

So weit ich weiß ist die Mitnahme einer Getränkeflasche inzwischen obligatorisch. Es sind allerdings Versorgungsstationen in ausreichender Zahl vorhanden (als ich dabei war ging es ab km 10 los und dann cirka alle 5 km).
Ein gut sitzender Gürtel reicht meiner Meinung nach vollkommen aus.

Liebe Grüße

Wolfgang
Gesperrt

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