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Die Regenschlacht vom Tiergarten - 8. Berliner 5x5 km DKB- TEAM-Staffel

Die Regenschlacht vom Tiergarten - 8. Berliner 5x5 km DKB- TEAM-Staffel

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(Der Bericht ist mit ein paar Fotos (vom Anfang, nachher war Fotografieren wegen Starkregens leider kaum noch möglich) auch auf meiner Webseite zu lesen)

Mein zweiter Wettkampf stand kurz bevor, diesmal die 5x5 km DKB-TEAM-Staffel, ein Großevent mit über 2800 Staffeln oder über 14000 Läufern, das auf zwei Tage aufgeteilt war und im Tiergarten in Berlin in der Nähe des Brandenburger Tores stattfinden sollte. Ich war mich mit vier Freunden als die 'Oldenburger Deichgrafen' gemeldet. Jeder für sich allein hatte in den letzten Wochen mehr oder weniger fleißig trainiert. Als fast schon illusorisches Ziel hatten wir uns aus einer Bierlaune heraus eine Zeit von 2 Stunden ausgedacht.
Im Vorfeld fiel erst ein Läufer aus, der ersetzt werden mußte, ein weiterer meldete sich mit ramponierter Wade, die auch bis zum Wettkampftag nicht ausgeheilt war, aber wir waren immerhin vollzählig, trainiert und ansonsten auch gesund. Der große Tag konnte kommen!

Um 16.00 Uhr trudelten wir in gespannter Erwartung nach und nach im Tiergarten ein, der Himmel war bedeckt, aber es war noch trocken. Das war erstmal etwas beruhigend, denn den ganzen Morgen hatte es geregnet, die weitere Vorhersage versprach auch nichts Gutes.
Nach dem Abholen unserer prallgefüllten Verpflegungstasche und kurze Begehung der ersten Meter der Strecke, richteten wir uns unter einem Baum ein, es fing nämlich schon wieder an zu nieseln.

Mit einem Affenzahn pesten dann die Bambinoläufer auf ihrer 800m-Strecke an uns vorbei. Erstaunlich wie schnell die waren! Pünktlich zum Start trafen dann auch unsere lieben Fans zur Unterstützung ein.

Langsam stieg die Spannung, unseren angeschlagenen Mann hatten wir als Schlußläufer aufgestellt, falls er nicht durchlaufen konnte, wären wir anderen wenigstens alle vorher gelaufen. Ich war als vierter eingeteilt. Unser erster Läufer wurde unter großem Beifall in die Startzone verabschiedet. Und schon fiel der Startschuß.
Er kam auch ganz gut ins Rennen. Nach ca. 4,5 km sahen wir ihn wieder - das würde eine gute Zeit werden und er sah auch ganz fit aus! Im Ziel dann ca. 25,30 min, PB für ihn in seinem ersten Wettkampf! Klasse, das fing ja gut an!


Als zweiter kam unser Austauschläufer und Star des Teams. Mit Spannung erwarteten wir seine Leistung. Er erfüllte die Hoffnungen dann in vollem Umfang und brachte die schwierige Strecke in bravourösen 21min hinter sich! Was für eine Wahnsinnszeit für unsere Verhältnisse! Gleichzeitig regnete es sich aber auch inzwischen so richtig ein, alles was ging wurde als Schutz zusammengetragen, wir hatten leider überhaupt nichts dabei und mußtem mit unserem Baum vorlieb nehmen. Viele andere Teams waren da weitaus besser vorbereiten und hatten Planen und ähnliches aufgebaut mit denen sie ihre umfangreichen Piknickwaren schützten.


Läufer Nr. 3 kam auch gut ins Rennen, die Übergabe des Staffelstabes klappt bisher auch immer reibungslos und er lief glatte 24 min. Nun war klar, die 2 h waren zu packen, der Erwartungsdruck stieg. Ich hatte mich ein wenig warm gelaufen und war etwas frühzeitig in der Wechselzone gegangen, wo sich die Läufer schon 5-reihig an der Absperrung versammelt hatten. Inzwischen hatte sich der Regen zu einem ausgesprochenen Starkregen verbreitert, nach 5 min war ich klitschnaß. Als mein Kumpan dann endlich auf mich zurannte, konnte ich ihn durch meine verregnete Brille kaum erkennen, hatte mich aber zur Absperrung vorgearbeitet, sodaß er mich gleich erkannte. Ich schnappte mir den Stab, wühlte mich durch die Mauer der Wartenden und los gings! Wie ein Irrer stürmte ich gleich auf den ersten Metern los, gepeitscht von Adrenalin und Erwartungsdrucksdruck. Durch die dicken Regenschleier konnte ich neben der Strecke kaum etwas erkennen, unter dem dichten Blätterdach im Tiergarten wurde es dann noch dunkler, mehrmals wischte ich mir provisorisch die Gläser, aufdas sie aber gleich wieder zu waren. Die ersten großen Pfützen habe ich noch umrundet, aber eine Kurve weiter war das auch sinnlos, ich rauschte in die erste tiefe Pfütze, mein Schuh versank komplett und war sofort klitschnaß. Ab da war es egal, die Strecke glich auch eher einer Crossstrecke, mit den Rasenstücken am Anfang, Schlamm und Schotter unterwegs, dann wieder kurze Strecken Pflaster. Ab und an kam ein Mountainbike, der Fahrer scheuchte die Läufer nach rechts, ein Schnellläufer gleich hinterher. Wie machen die das nur, unglaublich!

Mein mörderisches Tempo am Anfang machte sich schnell bemerkbar, ich dachte schon die Auszeichnung an Kilometer 1 verpaßt zu haben, da kam sie dann erst, auweiha das kann ja was werden. Angeblich stand sie erst bei ca. 1400m, aber trotzdem! Das kleine Schild an Kilometer 2 habe ich dann gar nicht gesehen, ein Verpflegungsstand tauchte auf, sollte an 2,5 sein, hatte ich irgendwo gehört - und war schon ziemlich kaputt! Konnte kaum Läufer überholen, nur eine Handvoll Leute hier und da und die mit Gehpausen. Und die Strecke zog sich, immer mal wieder führte sie aus dem Park raus, mit Schlenkern wieder rein.

Trotz des Starkregens hatten sich mehrere Trommelgruppen an der Stelle aufgestellt und gaben noch einmal Kraft und Motivation! Danke an Euch! Mist, trotzdem erst Kilometer 3, mein Puls raste, ich mußte ein wenig rausnehmen, wann kommt denn endlich die Stelle wo die Freunde stehen? Schön aber den Staffelstab in der Hand zu haben, da kann man sich gut dran festhalten, komisch irgendwie. Und immer mehr Regen, mein Schweiß konnte ich gar nicht wahrnehmen, der wurde sofort weggewaschen. Dann irgendwann endlich Kilometer 4. Mensch, wie lang 5km sein können, auf meiner Trainingsstrecke kommt mir das immer viel kürzer vor! Zwischenzeitlich hatte ich auch immer mal wieder beschleunigt, weil ich dachte bald müßte ich doch da sein.

Die anderen Läufer wurden wohl auch etwas langsamer, nun konnte ich trotz meiner Probleme noch den einen oder anderen einsammeln. Endlich kam dann die Stelle mit meinen Leuten, ich versuchte mich ein wenig zusammenzunehmen und einigermaßen locker und flott vorbeizulaufen, hab's aber kaum hinbekommen, die Unterstützung aber war bitter notwendig. So, jetzt muß doch bald das Ziel kommen, ach, nochmal rechts rum, dann durch einen Schwall von Bierschwamm und Partygegröhle endlich die sich öffnende Wechselzone, noch 50m, Endspurt geht gar nicht, nur zügig weiterlaufen. Wo ist mein Wechselmann, da, der blau-weiße Schal, den Stab weitergereicht, gestoppt, geschafft. .

Manoman, das war eine harte Nummer. Bei dem Blick auf die Uhr war ich erst ein wenig enttäuscht, hätte doch auch gern meine Trainingsbestzeit von vor drei Tagen eingestellt wie meine Kollegen, hab sie aber um 11 Sekunden verpaßt, mit 23,29 min. Im Nachhinein war ich aber sehr zufrieden mit der Zeit, wenn man die unbekannte Strecke betrachtet, den Starkregen, die schlechte Sicht und die zwei Kilo Wasser die ich zusätzlich mit rumschleppen mußte, ging das wohl in Ordnung so. Konnte meine Leistung im Prinzip so ja auch auf den Punkt abrufen. Durch die ganze zusätzliche Aufregung des Wettkampfs hatte ich meine maxHF auch wieder um einen Zähler gesteigert, das war Anschlag mit 192.

Wieder bei den anderen unter dem Baum merkte ich dann zum ersten Mal bewußt die ganze Bescherung, der Baum konnte den Regen auch nicht mehr halten, alle standen klitschnaß zusammen, die extra gekommenen Freundinen und Freunde sichtlich genervt und fertig. Na, die kommen bestimmt gern wieder zum nächsten Lauf! Aber trotzdem einen ganz großen Respekt und Dank Euch! Meine Umziehsachen waren auch schon mehr naß als trocken, keine Chance auf Trockenheit. Irgendwie in was anderes reingequält. Dann sind wir zum Zieleinlauf, auf unseren Schlußläufer warten. Kommt der überhaupt durch, hält das Bein? Der Blick auf die Uhr, sie bewegte sich langsam auf die 2 Stunden zu, noch wenige Sekunden, er kam nicht. Aber das wäre auch kras gewesen. Aber dann, 53 Sekunden später kommt er doch! Wow, er ist doch in etwas 26 min über die Strecke gestürmt und hat seinen Schmerz unterdrückt, der ihn wohl langfristig begleitet hatte. Super Leistung! Alle haben eine klasse Leistung gebracht und waren überglücklich, Sport in der Gruppe ist einfach schön.
Die netten Leute vom Bombardier-Team in der Nähe waren wohl wegen des tollen Wetters auf ihren Bierfässern sitzengeblieben, so konnten wir uns zu guter letzt doch noch ein wenig aufwärmen. Naß aber glücklich verließen wir das (Wasser-)Schlachtfeld. Wir werden diese Veranstaltung wohl nicht so schnell vergessen.
Ich, Laufen? :haeh: Wie konnte das nur passieren! :zwinker5:
Bild

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Hallo magsen,

toller Bericht. Ich war gestern mit ein paar Kollegen da, und wir sind genau wir ihr eine Minute über unserer Zielzeit geblieben. (Ok, ich wollte eigentlich, dass wir noch fünf Minuten schneller sind.) Ich hatte Glück, dass ich Startläufer war, da waren die Bedingungen noch gut.

Auf besseres Wetter im nächsten Jahr!

Carsten

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Moin,
ich war auch da.

Ich bin an 4 gelaufen. War mal eine Erfahrung. Eh bissle Nass das ganze. Aber Spass macht es allemal.

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ich bin als letzter in einer etwas langsameren Staffel gelaufen, und so viel Wasser habe ich das letzte Mal an der Norsee gesehen.

Ich muss irgendwie um die 22 Minuten gelaufen sein, messen konnte ich leider nicht. Dafuer habe ich 173 x ueberholt, und bin nur 3x ueberholt worden....
Falls ich zusammenbreche - bitte drückt "Stop" auf meinem Garmin!
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