Bericht von meiner ersten Langdistanz
Am 2. Juli letztes Jahr wurde ich als Marathonstaffelläufer im Roth vom Triathlonvirus infiziert. Elektrisiert und mit großem Vertrauen in meinen Schutzengel habe ich mich wenige Tage später für die ganze Langdistanz angemeldet. Ein Jahr ist ewig lang um Schwimmen und Radfahren zu lernen – dachte ich. Der Termin rückte immer näher. Das Radfahren wurde rasend schnell gut, aber Schwimmen war so wie überall in den Foren berichtet wird: Blut, Schweiß und Tränen.
Vor drei Monaten dann meine erste Halbdistanz mit 1,9 km Schwimmen das ich in 55 Minuten erschöpft hinter mich gebracht hatte. Da kam langsam eine gewisse Unruhe in mir auf ob dies eine gute Idee war gleich mit einer Langdistanz zu starten.
Ab März war dann 3x Schwimmen in der Woche absolute Pflichtveranstaltung hinter der jede andere Trainingseinheit zurückstehen mußte und so langsam wurde es besser.
Die Zeit flog dahin und es war Donnerstag und ich auf dem Weg nach Roth. Freitags war die Schwimmstrecke im Kanal von 6.30 Uhr bis 9 Uhr zum Training für die Schifffahrt gesperrt und ich nutzte die Gelegenheit und stand Punkt 6.30 Uhr am Kanal und schwamm 2 Kilometer. Dies klappte gut bis auf leichtes Abkommen von der Ideallinie. So konnte ich beruhigt zurück ins Hotel zum Frühstücken fahren. Danach schlenderte ich über das Gelände und holte meine Startunterlagen ab und machte mich daran meine verschiedenen Beutel mit Ausrüstung vorzubereiten.
Samstags dann alles ins Auto geladen, meine Frau vom Bahnhof abgeholt und ab zum Rad Check-In. Nochmals Luft geprüft, dann zum Carboloading und ab ins Bett da um 3.30 Uhr der Wecker klingelte.
3 Brötchen und 2 Tassen Kaffee schwerer saß ich eine Stunde später auf dem Weg zum Schwimmstart im Auto. Die Aufregung legte sich komischer Weise und irgenwie bekam ich eine grenzenlose Zuversicht, daß ich das Abenteuer gut bewältigen werde sofern nicht ein Raddefekt oder ein Unfall dazwischen kommt. Wir schauten uns noch den Start der Profis um 6.20 Uhr an und dann hieß es Neopren an und ab in die Schwimmstartzone.
Um 7.15 Uhr durften wir ins Wasser und pünktlich um 7.20 Uhr war der Startschuß für unsere Gruppe. Ich habe mich schön hinten eingereiht und habe für mich die Devise ausgegeben: „Das ist meine erste Langdistanz da möchte ich nicht überziehen und den Marathon gehend absolvieren – d. h. das Motto für heute ist MAXIMALPULS 130!!“ So habe ich bereits beim Schwimmen die Pulsuhr dabei und alle 10 Minuten den Puls kontrolliert und bin in aller Ruhe gekrault. Die ersten 2000 Meter haben super geklappt (40 Minuten), hinten wurde ich dann ein klein wenig müde, hatte ein paar Umwege im Wasser und die letzten 400 Meter ein paar Pausen mit Brustschwimmen einlegen müssen. Kam aber mit insgesamt 1:32 Stunden aus dem Wasser und war nicht ermüdet. Nach der Halbdistanz hatte ich gehofft die Strecke in 1:40 zu schaffen und dachte, das wird ein guter Tag und machte mich an den Wechsel, denn ich in 5 Minuten absolvierte und war auf dem Rad.
Die erste halbe Stunde ging ich verhalten an und habe erst ein Mal zwei Powerbarriegel und eine Flasche Iso getrunken und danach habe ich auf Wettkampfgeschwindigkeit umgeschaltet. Durch meine relativ langsame Schwimmzeit war ich praktisch nur am Überholen was sehr motivierend ist. Der Start der Radstrecke ist in Hilpoltstein und ist ein 2x zu fahrender Kurs mit jeweils 85 Kilometer, danach fährt man 10 Kilometer zurück nach Roth. In der ersten Runde habe ich vielleicht 50 Athleten überholt, in der zweiten Runde 150. Über einen mußte ich sehr lachen. Diesen überholte ich mit einem deutlichen Geschwindigkeitsüberschuß. Er war auf einer 4000 Euro Zeitfahrmaschine mit Zeitfahrhelm, der vorne sogar noch ein Visier hatte, unterwegs. Viel Spaß damit bei dieser Geschwindigkeit und 26 Grad…. Die Strecke ist an sich nicht schwierig zu fahren, hat aber viele Hügel die Geschwindigkeit kosten wenn die Kraft nicht mehr ausreicht. Bekannte berichteten, daß einige in der zweiten Runde ihr Fahrrad en Solarer Berg hochgeschoben haben. Berg ist ziemlich übertrieben, das ist ein etwa 500 Meter langer Hügel… Das Radfahren habe ich richtig genossen. Wunderschöne Landschaft mit Rapsfelder, Wälder und viele Strecken an denen man bis zum Horizont Fahrräder gesehen hat. Auf der Strecke habe ich ca. 8 Riegel, 5 Bananen und 6 Flaschen Iso zu mir genommen. Diese Nahrungsmittel streiche ich in nächster Zeit aus meinem Ernährungsplan. Speziell Bananen kann ich gerade nicht mehr sehen.
Irgendwie ging das Radfahren enorm schnell vorbei und die letzten 10 Kilometer rollen leicht bergab in den Ort hinein, genau richtig um die Beine ein wenig Erholung zu gönnen – ich brauchte Sie noch. Nach 5 Stunden und 55 Minuten stieg ich vom Rad und rannte in die Wechselzone.
Nach nur 2 Minuten hatte ich die Radklamotten abgelegt und war mit den Laufschuhen auf der Strecke. Zwischenzeitlich war es 15 Uhr und richtig heiß und drückend geworden. Ich ging die ersten 2 Kilometer sehr vorsichtig an und bemerkte da geht noch was und habe nach Rücksprache mit meiner Pulsuhr einen 4:40 Schnitt eingeschlagen. Die Strecke führt endlos gerade am Rhein-Main-Donau-Kanal entlang. Fast kein Schatten und zu Beginn deprimierend da einem da bereits Läufer entgegenkommen die bereits 25 Kilometer hinter sich haben und man selbst erst bei Kilometer 4 ist. Ganz erstaunt schaute ich auf meine Uhr als ich feststellt, daß ich die Halbmarathonmarke nach 1:40 passiert hatte und noch immer keine Ermüdung feststellte. Dann bei Kilometer 30 kam der Mann den ich schon lange nicht mehr getroffen hatte: Der Mann mit dem großen, großen Hammer.
Ich merkte wie ich Unterzucker bekam und es mir leicht schwindelig wurde. Das süsse Isogel vertrage ich nicht und Riegel sind zu schwer verdaulich um sie beim Laufen zu essen. Ich hatte die Hoffnung, daß alle 2 Kilometer Cola und ein Stück Banane reicht, dem war aber leider nicht so. Ich habe mich dann gehend in die nächste Verpflegungsstation gerettet und alles durchprobiert. Funktioniert haben Tuckekse und trockenes Brot. Ich bin dann zur nächsten Verpflegungsstation gegangen und habe dort ein halbe Packung Tuckekse, 2 Scheiben trockenes Brot und kleine Stückchen Rosinenkuchen gegessen und dazu 2 Cola getrunken. Dies geht leider nicht so schnell, aber ich merkte wie es schlagartig besser wurde und 5 Minuten später konnte ich dann in alter Geschwindigkeit ins Ziel laufen. An diesem Punkt muß ich bei meinen nächsten langen Läufen experimentieren was viel Energie gibt und schnell zu essen ist.
Nach 3:48 war der Marathon beendet und ich mit einer Gesamtzeit von 11:25 im Ziel. Über eine Stunde schneller als meine eigene optimistischste Zeitschätzung war. Wenn ich bedenke, daß ich vor drei Monaten für die Hälfte der Strecke 6:22 Stunden benötigt habe bin ich mehr als glücklich über das Erreichte und denke, daß ich ziemlich viel richtig und wenig falsch gemacht habe.
Ich holte mir mein Finnisher-Shirt, Urkunde, 2 Erdinger alkoholfrei und habe sofort meine Frau am Ausgang getroffen. Schön wenn man diesen Augenblick nicht alleine genießen muß.
Das Gefühl im Ziel zu sein kann ich nicht beschreiben – eine Überdosis Endorphine die für viel Training und einen anstrengenden Tag mehr als entschädigen. Man wird von tausenden begeisterten Zuschauern empfangen und je später man kommt desto mehr werden es. Kurz vor 22.30 Uhr wenn es dunkel wird ist dann Zielschluß. Die letzten Athleten werden namentlich aufgerufen und durchlaufen den hellerleuchtenden Zielkanal und auch diese können nach 16 Stunden noch strahlen. Dann wird es dunkel, die Uhr geht aus und ein 10 minütiges Feuerwerk ging los. Gänsehaut pur. Roth versteht es Sportler und sich zu feiern, in jedem Dorf wird man auf der Radstrecke angefeuert und es gibt viele Stimmungsnester. Irgendwann werde ich dort wieder mit scharrenden Hufen (Schwimmflügel) am Start stehen.
P. S. Mein Vater fragte mich ob man für so eine Sache verrückt sein muß. Ich antwortete nicht unbedingt - es hilft aber ungemein.
Meine erste Langdistanz
1Gib niemals auf - höchsten einen Brief - Heinz Erhardt
Ziele 2015
Mal an einem Wochenende einen Doppelmarathon absolvieren
Rennsteig
70.3 IM Kraichgau
4-Trails
Veranstaltungen die mich bisher am meisten beeindruckt haben:
Berlinmarathon
100km von Biel
IM Zürich / Frankfurt
Jungfraumarathon
Rennsteig
Roth
Swissalpine Davos
Untertagemarathon Sondershausen
Ziele 2015
Mal an einem Wochenende einen Doppelmarathon absolvieren
Rennsteig
70.3 IM Kraichgau
4-Trails
Veranstaltungen die mich bisher am meisten beeindruckt haben:
Berlinmarathon
100km von Biel
IM Zürich / Frankfurt
Jungfraumarathon
Rennsteig
Roth
Swissalpine Davos
Untertagemarathon Sondershausen