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Graubünden Marathon 2007, hart war`s, schwer war`s, schön war`s!

Graubünden Marathon 2007, hart war`s, schwer war`s, schön war`s!

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So, nachdem ich nun auch schon ein paar Wochen in diesem Forum mitlese und ich bei den vielen Beiträgen einiges gelernt habe möchte ich auch einmal einen Bericht einstellen.

In diesem Jahr hatte ich mir den Graubünden Marathon vorgenommen. Lt. Ausschreibung der "härteste Marathon der Welt". :angst:
( http://www.graubuenden-marathon.ch ) Er verläuft auf einer Länge von 42 km 2682 m rauf und 402 m runter. Startpunkt ist das beschauliche und verträumte Städtchen Chur im Bündner Land auf einer Höhe von 590m, Ziel ist der Gipfel des Rothorns auf 2865m.

Nach einem etwas unruhigen Schlaf schlenderte ich mit ziemlich viel Respekt zum Startplatz. Seit dem Rennsteig Supermarathon v. 20.05 war ich gerade einmal 10 km laufen, da einerseits Urlaub anstand und andererseits ich beruflich viel um die Ohren hatte. Mein Minimalziel war in der Sollzeit von 8h 45
Min gesund oben ankommen und wenn möglich den letzten Platz verhindern. :peinlich:

Am Start sah ich verhältnissmäßig wenig Läufer für so einen bekannten Marathon, die sich warm machten und es war nur noch eine 1/2 Stunde Zeit meinen Kleiderbeutel abzugeben. Dabei traf ich den netten Marathomy mit hübscher Schwester und Saharaläufer aus dem Parallelforum und der Sprecher begrüßte alle Teilnehmer zu diesem "exklusiven" Marathon und wünschte allen viel Erfolg. Er sprach von etwa 500 Teilnehmern, in der Ergebnisliste sehe ich aber nur 342 Klassierte. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass so Viele abgebrochen haben. :confused:

Egal, um 09:15 h ging es los, zuerst durch die Innenstadt von Chur. Einige Leute waren schon wach und riefen "hopp, hopp, hopp". Mir war nach km 1 nicht bewusst, dass ich da schon 80 % der Zuschauer und Anfeurer passiert hatte. :D Danach ging es raus aus Chur Richtung ersten Berg. Mir war etwas mulmig, denn wir folgten immer den Hinweisschildern "Krematorium" :geil: . Endlich, nach 2,5 km ging der Abzweig Richtung Krematorium
nach rechts und wir liefen entlang dem Bahngleis geradeaus. Dann kam auch
schon der erste scharfe Anstieg und in meiner Leistungsklasse erwies sich
bereits hier das Speedwalken als effizientere Fortbewegung. :nick: Bis Foppa bei km 17 waren bereits ca. 1100 hm zu überwinden. Da hieß es so oft wie möglich Kräfte schonen und sich Reserven aufheben. Der schwerste Teil dieses Marathons sollte erst am Schluß kommen.

Es ging immer weiter hoch vorbei an schönen Hütten, Feldwegen durch den Wald. Oben bei Foppa gab es eine Verpflegungsstation, bei der ich das herrliche Bergpanorama genoss. :) Der erste große Abschnitt war also geschafft. Ich fühlte mich noch fit und war gespannt auf den leichtesten Abschnitt dieses Rennens. Bis km 31 sollte es nur noch bergab gehen. :wink: Die Strecke verlor bis Lenzerheide 400 hm und es ging sanft bergab auf schönen Almwiesen, Steigen und kleinen Bergstrassen. Zwischen km 27 u. 29 kam für mich der schönste Teil des Marathons. Die Strecke machte eine Schleife um den Heidsee :daumen: , einfach traumhaft und dahinter sah ich in Nebeln das Rothorn. Zum Glück sah ich den Gipfel nicht und so wusste ich noch nicht was mir nach Lenzerheide noch bevorstand. :klatsch:

In Lenzerheide bei km 31 war die Versuchung groß auszusteigen. Lenzerheide war die Zentrale der Orga und hier fanden auch die Siegerehrungen statt. Ich sah am Festzelt viele Einheimische, die bereits feiernd auf die Sieger warteten.
Nach einer kräftigen Stärkung ging es weiter und es wurde jetzt richtig
steil. Es hiess auf den letzten 11 km noch einmal 1300 hm zu überwinden und
da taten die verlorenen 400 hm nach Foppa schon ziemlich weh. Es ging über
Bergsteige in Serpentinen durch den Wald und ich wurde langsamer und
langsamer. Schweini wollte eine Pause, doch ich überredete ihn bis zur
nächsten Verpflegungsstelle durchzuhalten. Hier begrüßte mich überraschend
ein Ziehharmonikaspieler und die Helfer feuerten mich an durchzuhalten. :daumen: Ich war jetzt auf ca 2000 m und die Strecke ging nun etwas flacher bergauf, so dass ich wieder Kräfte sammeln konnte. Nach einem Blick auf meine Uhr fühlte ich mich sehr gut in der Zeit und hatte keine Angst mehr, dass ich den Zielschluß verpasse. :zwinker5:

Leider hatte ich seit 5 km den Anschluß an meine Gruppe verloren und lief alleine. Hinter mir lange keiner und vor mir auch keiner in Sichtweite. Zuschauer gab es schon lang nicht mehr, dafür war die Strecke zu hoch und unwegsam. Nach dem Passieren der Mittelstation waren es
noch 7 km mit ca 500 hm, kurze Zeit war der Gipfel wolkenfrei und mich
schauderte etwas als ich die großen Geröllhalden dort oben sah. :haeh: Ich
kämpfte mich weiter nach oben an einem kleinen Bergsee vorbei weiter zur
nächsten Verpflegungsstation. Es wurde kälter, nebliger, steiniger und
rutschiger. Gut dass ich mir eine Windstopperweste mitgenommen hatte. Meine Kräfte schwanden und es machte sich die fehlende Akklimatisation und die dünne Luft bemerkbar. Der Gipfel liegt immerhin auf fast 3000 m. Pausieren
wollte ich nicht, allerdings kam ich nur noch langsam voran, denn es wurde
immer steiler und der Weg durch das viele Geröll und die großen Steine
schwieriger. Endlich sah ich bei km 40 wieder mal einen Läufer vor mir. Ich
mobilisierte meine letzten Kräfte und konnte doch tatsächlich 500 m vor dem
Ziel noch einen überholen. :D

Es war einfach nur herrlich oben am Ziel anzukommen und zu realisieren was man geleistet hat. Fleißige Helfer machten sich an meinen Schnürsenkeln zu schaffen und lösten den Leihchip, eine feine Geste. :daumen: Marathomy, der mich weit abgehängt hatte, und einige seiner Freunde begrüßten mich und wir tranken noch ein Gläschen zusammen. Leider war die Aussicht an diesem Tag nicht besonders, da die Berge ringsum im Nebel lagen. Wie schön es dort oben sein kann erfuhr ich am nächsten Tag beim Walkingday
aufs Rothorn mit herrlicher Fernsicht. Vielleicht schreibe ich dazu später
noch einen Bericht für mein Walkingforum. :gruebel:

Also ein bisschen verrückt muß man schon sein für diesen Marathon. Er ist für alle zu empfehlen, die ihren allerletzten Schweinehund einmal rauskitzeln wollen. Die Orga ist Spitzenklasse, die Verpflegungsstände mehr als reichlich. Zuschauer gibt es außer am Startort Chur kaum, man läuft größtenteils allein durch Wald und Natur, aber dies muss jetzt kein Minus sein. Voraussetzung ist allerdings absolute Trittsicherheit, hier heißt es auf kleinen Waldwegen über Wurzeln und in den Bergen trainieren. Ich habe einige Läufer gesehen, die böse umgeknickt sind und das ist schnell passiert, wenn man nicht extrem
aufpasst. Ob dies nun der "härteste" Marathon der Welt ist weiß ich nicht,
er war auf jeden Fall mein Härtester und ich werde bestimmt wieder einmal -
hoffentlich besser vorbereitet - zurückkommen. Eine Slideshow könnt ihr hier sehen:

http://graubuenden-marathon-2007.highfl ... /index.htm

Gruss
Highfly

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Erstmal: :welcome: , und den gleich hinterher: :respekt:

Letztes Jahr konte ich mir mal einen Eindruck von der Strecke verschaffen.
Von Lenzerheide, wo man eigentilch schon die Hälfte der Höhenmeter hat, konnte man bei bestem Wetter bis zum Gipfel des Rothorns sehen.

Ich sach nur: unglaublich, da hoch zu laufen!

Das ist nur ein riesiges Geröllfeld und die Gipfelstation der Seilbahn ist unendlich weit oben, hammerhart.

Da ist der Jungfraumarathon echt ein Kindergeburtstag dagegen!

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Wow, exklusiver Bericht über einen exklusiven Marathon! :respekt:
Mich wundert nicht daß sich nicht so viele trauen teilzunehmen, obwohl er bekannt ist :wink: Glückwunsch! :hallo:
Sag nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst (Matthias Claudius)

http://artificial-nonsense.blogspot.com/

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wahnsinn!

ich glaub nicht, dass ich mich jemals überwinden könnte, bei so einer schwierigen veranstaltung mitzumachen. dazu braucht man wohl eine besondere dosis "killerinstinkt".

respekt vor deiner leistung!
liebe grüsse von eva

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hukl hat geschrieben:Hallo Highfly

Respekt...... und gratulation zu der super Leistung :daumen:
@hukl:
Vielen Dank, aber Du hast ja auch noch was Größeres vor dieses Jahr sehe ich in deiner sig. Ich wünsch dir das gleiche Superwetter wie letztes Jahr :daumen:

ForrestGump hat geschrieben:Erstmal: :welcome: , und den gleich hinterher: :respekt:


Da ist der Jungfraumarathon echt ein Kindergeburtstag dagegen!
Hallo ForrestGump, vielen Dank für die Begüßung, aber das mit der Jungfrau ist etwas übertrieben, auch vor der sollte man nicht zu lange Geburtstag feiern. :zwinker5:


Marienkäfer hat geschrieben:Wow, exklusiver Bericht über einen exklusiven Marathon! :respekt:
Mich wundert nicht daß sich nicht so viele trauen teilzunehmen, obwohl er bekannt ist :wink: Glückwunsch! :hallo:
Danke Marienkäfer, versuch`s doch im nächsten Jahr, würd dir Spaß machen :wink:

kitty hat geschrieben:wahnsinn!

ich glaub nicht, dass ich mich jemals überwinden könnte, bei so einer schwierigen veranstaltung mitzumachen. dazu braucht man wohl eine besondere dosis "killerinstinkt".

respekt vor deiner leistung!
Danke kitty, aber bin mir sicher Du würdest da schneller hochkommen als ich wenn ich mir so deine sig-Zeiten anschaue :geil:



geniesser hat geschrieben:Moin

Ich hätte ja allen erdenklichen Respekt, aber ich schau wem ich diesen zolle.
geniesser, Du brauchst nicht Alle respektieren, die es bis ganz hoch schaffen, man weiß ja nie wer dort oben zu Fuß hoch ist oder wer die Bahn genommen hat :P

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Highfly hat geschrieben:Mein Minimalziel war in der Sollzeit von 8h 45
Min gesund oben ankommen und wenn möglich den letzten Platz verhindern. :peinlich:

Du hast meinen vollen Respekt vor so einer Leistung bei den Vorraussetzungen. :daumen: Welche Zeit kam den am Schluß raus? Das habe ich aus deinem Bericht nicht ersehen können.

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wtf hat geschrieben:Du hast meinen vollen Respekt vor so einer Leistung bei den Vorraussetzungen. :daumen: Welche Zeit kam den am Schluß raus? Das habe ich aus deinem Bericht nicht ersehen können.

Ja @wtf, da hast Du Recht, hatte ich vergessen. Ich war ganz knapp unter 7:30 h und somit weit über eine Stunde vor der Zielschlußzeit. Die ist also sehr großzügig bemessen und somit sollte jeder durchschnittliche 4:30h Flachmarathonläufer diesen Bergmarathon finishen können. :)

Im nächsten Jahr möchte ich jedenfalls eine sub 7h-Zeit stehen haben.
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