Am Frühstückstisch las ich noch einmal die Beilage der Stuttgarter Zeitung und stellte mit Schrecken fest, dass mein Chip noch in der Schublade lag. Rasch steckte ich ihn schnell ein – das wäre ein schlechter Start gewesen.
Um 6:30 stiegen wir in die S-Bahn und kamen rechtzeitig in Stuttgart an. Das Daimler-Stadion lag in der Morgensonne und wir zogen uns in der benachbarten Halle um. Alles war alles perfekt organisiert und es waren sogar ausreichend Damen-Toiletten vorhanden. Hier standen dagegen die Männer in einer Schlange.
Wir trafen noch einige Bekannte und die Stimmung unter den 12.000 Halbmarathonläufern war sehr gut. Nachdem erst noch ein LKW von der Strecke geschleppt werden musste starteten wir erst mit 30 Minuten Verspätung. Das war schon etwas nervig, aber die Zeit wurde uns mit Musik und etwas Animation vertrieben.
Die Sonne sorgte dafür, dass es uns schon gut warm wurde.
Und endlich ging es los. Ich lief gemeinsam mit meiner Freundin los und wir trabten vom Stadion in Richtung Untertürkheim. Die Strasse war zweispurig, aber sehr voll. Den ersten km passierten wir mit 6 Minuten. In den Unterführungen wurde der Hall mit gemeinsamen lauten Rufen ausgetestet. Die Stimmung war hervorragend. Unterwegs waren 17 Musikkapellen verteilt, die wirklich alles von Guggenmusik über Percussionband bis zum Spielmannszug boten. Wir winkten gutgelaunt und applaudierten den Bands im vorbeilaufen.
Ich plante heute keine PB, da ich weder Tempotraining noch ausreichend lange Läufe gemacht hatte, sondern wollte einfach locker durchlaufen. Ich fühlte mich gut und zog auch ein wenig das Tempo an. Es ging dann den Neckar entlang an den Weinbergen vorbei und unmerklich hob und senkte sich immer wieder die Strecke. Bei dem Schild „Achtung Gefälle“ und gleich danach ein rotes Warnschild „Langsam laufen - Achtung Kurve“ musste ich grinsen. Im Nachhinein war es mir klar, denn ich erfuhr, dass genau hier im letzten Jahr eine Getränkestelle war und somit der Boden nass und rutschig war.
Die Sonne knallte jetzt auf die schattenlose Strecke und mittlerweile wurden die zu Überholenden etwas weniger. Aber es war auf dem ganzen Kurs immer so voll, dass man meistens jemanden unmittelbar vor sich hatte. Wir kamen am Ufer an einem Lös-Hang vorbei, an dem ein Schild auf brütende Vögel in den Löchern hinwies. Der Hang sah auch richtig durchlöchert aus.
Dann kamen wir zurück nach Bad Cannstatt und es ging durch die Stadt und wieder am Neckar entlang. Dann kam bei km 18 der Anstieg zum Bahnhof und irgendwas tat weh im linken Knöchel. Ich nahm etwas Tempo raus, aber irgendwie war es nicht mehr ok. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass ich umgeknickt wäre.
Ab km 20 geht dann ein Ruck durch die Läufer und alle ziehen das Tempo an. Das Daimler-Stadion ist in Sicht. Eine Musikgruppe trommelt rhythmisch und es fällt leicht motiviert weiterzulaufen. Der Knöchel ist plötzlich vergessen. Dann geht es um ein paar Kurven und wir laufen ins Stadion. Der Blick ist gigantisch, ich sehe das Ziel und freue mich! Die Großbildleinwand zeigt die Läufer beim Zieleinlauf. Dann reiße ich die Arme hoch – es ist der Wahnsinn.
Wir werden aufgefordert weiterzugehen und ich tappe gleich zur Medallienausgabe. Die Beine sind schwer und ich suche die Wasserstelle auf. Ich kippte zwei Becher auf ex und dann sofort ab auf den „heiligen Meisterrasen“. Ich suche ein freies Plätzchen und strecke mich aus. Genau da wollte ich hin! Mir ist nun alles einfach egal und mein inneres Glücksgefühl lässt mich fast über dem Rasen schweben.
Nun wird die Siegerehrung auf der Leinwand übertragen. Das Ehepaar Stefanie (1:17:52) und Martin (1:10:52) Beckmann hat beide Wertungen gewonnen.
Ich watschle erneut zu den Tischen mit dem Wasser. Gutes Bodenseewasser aus Feuerwehrschläuchen, das wie unterwegs von den Helfern mit grünen Handschuhen aus Wäschezubern in dir Becher gefüllt wird. Egal – ich habe großen Durst. Da treffe ich unter den vielen Läufern meine Freundin wieder. Gemeinsam setzen wir uns noch einmal auf den Rasen und genießen die geile Atmosphäre.
Mein Knöchel tut mittlerweile nicht mehr weh. Allerdings fühlte ich mich am nächsten Tag wie gerädert. Aber das war es wert!
Insgesamt war es zu warm. Es klagten viele Läufer, dass sie ihre angepeilte Zeit nicht gepackt hatten. Bei mir wurden es 2:01:12 – aber das war bei den Bedingungen völlig ok. Eine neue PB nehme ich halt nächstes Mal in Angriff. Aber ich bin dieses Mal ein relativ gleichmäßiges Tempo durchgelaufen.
Danke fürs Lesen!
Grüßle Nelja
Stuttgarter Zeitungslauf 2007
1Nelja
10 Km 05.05.2007 50:07
1.HM 2.04.2006 Freiburg 2:00:45
24.09.2006 Karlsruhe Baden-HM 1:56:40
... jetzt Aufbauphase nach Bänderriß
10 Km 05.05.2007 50:07
1.HM 2.04.2006 Freiburg 2:00:45
24.09.2006 Karlsruhe Baden-HM 1:56:40
... jetzt Aufbauphase nach Bänderriß