Die letzten Wochen konnte ich schon beim Intervalltraining eine gute Leistungssteigerung beobachten. Da in einer Woche voraussichtlicher Liefertermin unseres Kleinen (erstes Kind) ist, fasse ich die fixe Idee, den Rottacher Seelauf noch einzuschieben, um noch mal schnell meine PB zu verbessern. Ich will eine Zeit unter 39:00 laufen. Ich weiss, dass es hart wird, aber ich werde alles geben. Es ist vielleicht meine letzte Gelegenheit in diesem Jahr. Nebenbei will ich obendrein meine Punktezahl in der Oberland Challenge noch etwas verbessern. In der Kategorie Stadtlauf hatte ich vor einem Monat zwar meine bisherige PB mit 39:35 über 10km gelaufen, aber trotzdem meine niedrigste Punktezahl in der Oberland Challenge geholt (die Punktezahl richtet sich nach dem relativen Ergebnis zu den drei Tagesschnellsten).
Die Woche davor hänge ich jedoch wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Die zwei Berglaufwettkämpfe am vorangegangen Wochenende waren wohl doch etwas viel des Guten. Dazu der Wetterumschwung und zwei Nächte, in denen ich schlecht geschlafen habe. Dazu noch ein lästiger Hustenreiz. Eine Zeit unter 39:00 scheint unerreichbar. Ich mache ein Minimum an Training und nehme mir vor, den Rottacher Seelauf nur zu machen, wenn ich auch fit bin.
Am Freitag geht es wieder besser und am Wettkampftag fühle ich mich gut. Also auf nach Rottach Egern am Tegernsee. In der Beschreibung steht etwas von einem Beginn um 14:00 Uhr. Wir sind ein bisschen zu spät dran. Dazu noch der übliche Stau Richtung Tegernsee. Gut, dass wir eine Umfahrung kennen. Wir parken auf dem ausgewiesenen Parkplatz und suchen nach dem Start. Die Ausschreibung ist ungeahnt schlecht. Auf einmal kommt ein großer Startbogen in Sicht. Aber sonst weit und breit niemand. Keine Läufer, keine Startnummernausgabe. Habe ich mich im Datum geirrt? Nach etwas Ratlosigkeit erscheint ein einsamer Läufer mit Startnummer. Er erklärt mir, wo ich Anmeldung und den Start finden kann. Der vermeintliche Startbogen hat mit dem Start nichts zu tun. Eine leichte Hektik macht sich bei mir breit, ich bin relativ spät dran. Ich jogge voraus, meine schwangere Frau tippelt nach. Bei der Startnummernausgabe erfahre ich, dass um 14:00 erst mal der Start für die Kinder ist. Der Hauptlauf findet um 15:20 statt. Die Hektik war also umsonst. Wir verbringen die Zwischenzeit am See.
Zurück zum Start. Ich laufe mich kurz ein. Es zieppt ein klein wenig in der Wade und zwickt ein bisschen im Knie. Schlecht. Ich reihe mich in die zweite Reihe ein. Neben Steffi Mayr, der führenden Frau in der Oberland Challenge. Da sie in den bisherigen Läufen stets vor mir war, nehme ich mir vor, mich an sie dran zu hängen. Ich werde an ihr kleben zu bleiben. Ich weiß, dass es hart wird, aber ich werde alles geben. Quasi bis dass das Ziel oder der Tod uns scheidet. Der Start verschiebt sich aufgrund irgendwelcher Probleme um wenige Minuten. Also noch mal kurz ein bisschen getrabt. Ich reihe mich wieder neben ihr ein. Es geht los. Es sind drei Runden zu laufen. Sie läuft schnell los. Mich im Schlepptau. Das Tempo kommt mir sehr schnell vor. Ich hoffe, dass ich es durchhalten werden. An einem Teilstück am See entlang windet es. Gut, dass ich bei ihr im Windschatten laufen kann. Kurz vor Ende der ersten Runde werden wir frenetisch angefeuert. Na ja, nicht wirklich wir beide, sondern eigentlich gilt der Jubel Steffi Mayr. Sie lässt mit dem Tempo etwas nach. Mir ist das Tempo jedoch ganz recht. Also überhole ich. Nach der ersten Runde zeigt meine Uhr unglaubliche 11:58 an. Ich hoffe, dass ich nicht einbrechen werde. Es geht weiter. Vor mir eine Dreiergruppe. Ich denke an das Windstück und kämpfe ich mich an die Dreiergruppe ran. Ich schaffe es und kann das Windstück wieder im Windschatten laufen. Am Ende der zweiten Runde zeigt die Uhr 24:30. Jetzt nur nicht locker lassen. Unser Viergrüppchen legt ein gutes Tempo vor und merkwürdigerweise macht es mir gar nicht so viel aus. Ungefähr einen Kilometer vor dem Ziel erhöhe ich deshalb das Tempo. Zwei fallen zurück, einer geht mit. Ich habe noch Körner übrig. Also erhöhe ich weiter das Tempo. Wir liefern uns einen Endspurt. Im Ziel sehe ich auf meine Uhr und sehe, dass ich meine geplante Zeit deutlich verpasst habe. Statt der geplanten sub39, habe ich nämlich die 10km glatt in 37:01 geschafft. Ich kann es gar nicht richtig glauben. Ich freue mich. Nur zwei Sekunden schneller und ich wäre sogar sub37 gelaufen. Und die Körner dafür wären noch drin gewesen.
Bericht zum Rottacher Seelauf oder wie ich meine 10km PB pulverisiert habe.
1
Bestzeiten: 3km - 9:50, 5km - 17:08, 10km - 36:05
Was war Dein Geheimnis? Wahnsinnig starke Leistung - herzlichen Glückwunsch. 
