Halbmarathon Altmühlseelauf - ja wie jetzt? Neue Erkenntnisse!

Erstmal vorne weg: es wurden 1:43:schlagmichtot. Egal. Aus jetziger Sicht.

Vor dem Start beim SV Unterwurmbach (irgendwie in der Pampa bei Gunzenhausen) kurzes Forums-Treffen mit Max Power und Rohar (+Schwager). (Nett euch mal kennenzulernen )

Beim Einlaufen auf dem Sportplatz kamen mir erste Zweifel auf, ob ich nach der kompletten Woche Erkältung wirklich 1:30h knacken sollte. Puls bei kurzen Steigerungsläufen schon auf 90%hfmax? Na mal sehen. Ich wollte testen wie weit ich gehen kann und dann bei Bedarf einfach langsam zu Ende laufen.

Es gab leider nur eine Bruttozeitmessung (dafür mit Chip), ich stand etwas weit hinten. Erster Kilometer 4:45 statt der geplanten 4:15. Zweiter 4:30... 45 sec hole ich niemals auf, v.a. nicht wenn ich den Lauf mit 1:30 eh schon voll am Anschlag laufen würde. Dazu war mein Puls noch sehr hoch, auch für 4:30. Kurz vor KM5 wurds mir zu dumm und ich hab deutlich Tempo rausgenommen, 5min/km. Puls immer noch 88%? Irgendwas passt da nicht. Ich fühle mich auch extrem platt und das Laufen fällt schwer.

Der Streckenverlauf ging nach der Ortschaft (ich schätze Unterwurmbach) ein Stückchen aufwärts zum Altmühlsee. Der See selbst ist sehr schön, Segelboote, ein paar Schwimmer, Biergärten rings um das Seeufer. Den 5er Schnitt kann ich ganz gut laufen, etwas Frust macht sich bei mir breit. Kurze Überlegungen, wie ich nach einem Abbruch wieder zum Start zurück komme... bei meiner unglaublichen Orientierungslosigkeit wäre es wahrscheinlich schneller für mich die restlichen 15km zu gehen anstatt 6km zurückzujoggen.

Kurzer Gedanke an die wartende Finisher-Medaille im Ziel: ich lauf weiter. Bei KM10 der komplette Einbruch, ich hab absolut keine Lust mehr. Die Beine sind schwer wie Blei, meine (sorry, ekelhaft) zugeschleimte Nase hindert mich am Atmen. An der nächsten Verpflegungsstation mach ich ein kurzes Päuschen, kuck meinen Puls beim Sinken zu, trinke etwas und sehe das Läuferfeld an mir vorbeiziehen. Ein Genußlauf wird das sowieso nicht mehr. Ich bin derbst angenervt von mir selbst, von dem Versuch nach einer Woche Erkältung ohne entsprechende Vorbereitung PB laufen zu wollen. Wie kann man so bescheuert sein? Na gut, hat ja keinen Zweck. Nach drei völlig frustrierten Kilometern kommt meine Motivation wieder und ich ziehe am Tempo an, 4:45-4:50, allerdings fällt mir das jetzt wirklich schwer. Aber es macht Spaß wieder ein paar Leute zu überholen, die ebenfalls sichtlich zu kämpfen haben.
Die Runde um den See geht zu Ende, meine Kraft auch und ich gehe ein Stück. Verpflegungsstation mitnehmen, langsames Joggen, dann ist auch schon das Ziel in Sicht. Auf der Zielgeraden noch der obligatorische Endspurt mit irgendjemandem, ich verliere, aber Spaß dabei...

Fazit zur Organisation:
- Top Verpflegung für die gut 500 Läufer. Iso, Wasser, Cola, Traubenzucker, 7 Verpflegungsstände. Im Ziel Apfelschorle, Wasser, irgendwas Grünes, jede Menge Obst
- schöne, aber etwas eintönige Strecke mit einer Vielzahl an stechenden Insekten (aua)
- ausreichend Toiletten und soweit ich das gesehen habe ausreichend Duschen (ich bin daheim-Duscher)
- wunderschöne Medaille!


Fazit zu meinem Lauf:
- 5kg mehr auf den Rippen merkt man deutlich
- mit wesentlich weniger Vorbereitung UND einer Erkältung im Rücken sollte man niemals versuchen eine PB zu laufen, die das letzte mal sowieso schon grenzwertig war

Und das wichtigste Fazit für mich selbst:
Wettkampf laufen, Bestzeiten aufstellen, Trainingspläne durcharbeiten... schön und gut. Wem es gefällt. Mir macht es Spaß Bestzeiten aufzustellen, ganz klar. Aber es macht keinen, wirklich gar keinen Sinn, wenn dabei der Spaß auf der Strecke bleibt, wenn es mal nicht so läuft. Ich kam gestern reichlich gefrustet ins Ziel, freue mich nicht über die Medaille, über den gelaufenen Halbmarathon. Und warum? Weil ich mal nicht in Topform war? Ich werde mich von dem höher-schneller-weiter-Gedanken in Zukunft etwas distanzieren. Den größten Spaß am Laufen hatte ich letzten Winter, da lief ich ohne mir Gedanken zu machen über irgendwelche Trainingspläne. 20km schnelles Laufen, ohne Sorge, dass die Tempoeinheit am nächsten Tag dann nicht mehr richtig klappt. 100-120km/Woche, problemlos. Und jetzt? 60-70km, verbissen, relativ spaßbefreit. Es ist ein Hobby, verdammt. In meiner Preisklasse werde ich niemals einen Blumentopf gewinnen, das ist es nicht wert. Und ob in meiner PB-Liste dann eine 1:30h oder eine 1:28h steht, who cares? Ich nicht. Mehr.
Der Plan im September sub40 auf 10km zu laufen ist damit mal auf Eis gelegt. Vielleicht kommts irgendwann von selbst, vielleicht auch nicht, mir ist das grad etwas egal geworden (trotzdem ein dickes Danke an Alfathom für den Plan, der ist nach wie vor gespeichert!).

Vielen Dank und auf Wiedersehen

kid-a hat geschrieben: Ich werde mich von dem höher-schneller-weiter-Gedanken in Zukunft etwas distanzieren. Den größten Spaß am Laufen hatte ich letzten Winter, da lief ich ohne mir Gedanken zu machen über irgendwelche Trainingspläne.

Ganz genau diesen Weg habe ich auch eingeschlagen. Und es macht Spass. Einfach nur laufen. Ich habe diese Woche das erste Mal in meinem Läuferleben über 100 km auf dem Zettel. Dabei fängt der Trainingsplan (nur als Motivation) für den nächsten Marathon erst übermorgen an.

kid-a hat geschrieben:Und ob in meiner PB-Liste dann eine 1:30h oder eine 1:28h steht, who cares?

1904 % Zustimmung !!!
Klar sind PB schön, aber wenn es mal keine wird : "Wat soll's, Frau Scholz ?"
Aber ob 1:35 oder 1:33. Ist man dadurch ein besserer Mensch ???? Ick gloobe nich.

Trotzdem hast Du das schön geschrieben. Weiterhin viel Spass beim "wilden" laufen.

dein Fazit kann ich nachvollziehen. Genau das habe ich auch in einer sehr ähnlichen Form erlebt. Ich orientiere mich momentan auch mehr am Spaßfaktor, den an irgendwelchen Zeiten.

Grüße oli

Hallo kid-a,

Dein Fazit kommt nicht überraschend und mit Sicherheit ist es gut für Dich, Träume von Bestzeiten eine Weile an den Nagel zu hängen. Wenn Dir danach ist, hol' sie wieder runter, falls sie das nicht von selbst tun.
Deine Argumentation, Training = spaßbefreites Laufen vs. Hobby = Laufen ohne Bestzeitambitionen, kann ich jedoch nicht teilen. Nach Deinen Lauf- und Trainingsberichten zu urteilen, hast Du bisher noch gar nicht richtig trainiert. Du hast vielleicht mit einigen Elementen aus Trainingsplänen experimentiert, aber so sieht kein Training aus. :-) Training ist immer auch eine Übung in Geduld und Vertrauen in den Plan. Das kann sehr viel Spaß machen, vor allem, wenn das Training am Ende belohnt wird. Ich wünsch' Dir, dass Du diese Erfahrung auch eines Tages machen wirst.

Viele Grüße
Hari

PS: Mich wundert allerdings, wie Du auf die Idee kommst, nach einer fast einwöchigen Krankheit eine Bestzeit aufstellen zu wollen. Dass die Mehrzahl der hiesigen Trainingstipps fast spurlos an Dir vorbei ging, ist ja noch akzeptabel, aber mit der gestrigen Aktion hast Du dem noch die Krone aufgesetzt. ;-)

fast nicht laufen = erholte beine

Schade, dass das Ergebnis für dich enttäuschend war, aber wie die anderen schon gesagt haben, wäre das Ergebnis bestimmt befriedigender, wenn du deine Ambitionen nach der Erkältung etwas zurückgenommen hättest und dich an das gehalten hättest, was in deiner Signatur steht.

Die neu gewonnenen Erkenntnisse können aber genau so wichtig sein, wie ein gelungener Lauf.

Beim nächsten mal "läufts" bestimmt besser.

Wichtig ist mir im Moment ja vor allem die 5kg wieder runterzubekommen. Und das schaff ich am schnellsten mit hohen Umfängen. Das Gewicht ist ja erst rauf, als ich von 100km auf die jetzigen 65-80 reduziert habe, um das Tempotraining noch halbwegs mit einbauen zu können.. ich ess einfach zu gerne ;)

Das kenne ich ;) Komme irgendwie auch nicht runter von meinem Gewicht. es is echt schrecklich.

kid-a hat geschrieben:Ich werde mich von dem höher-schneller-weiter-Gedanken in Zukunft etwas distanzieren. Den größten Spaß am Laufen hatte ich letzten Winter, da lief ich ohne mir Gedanken zu machen über irgendwelche Trainingspläne.

Habe Deinen Bericht jetzt zweimal gelesen. Den Satz oben kann ich ganz klar mitunterschreiben. Mein bislang schönster Lauf war der HM in Frankfurt, wo ich mich selbst überrascht habe. Es lief einfach. Danach kam der Ehrgeiz und viel zu viele Trainingseinheiten, die eher frustrierend liefen. Manchmal setzt man sich einfach zu sehr selbst unter Druck. Wichtig ist, dass Du den Spaß am Laufen nicht verlierst. Ein mentaler Laufurlaub tut da manchmal gut, dann läuft es auch im Wettkampf wieder besser. Gib Dir einfach Zeit!

Hättest halt doch Pacer für mich machen sollen

Spaß beiseite, dir gings dann doch ähnlich wie mir, wenn auch etwas weiter vorne.
Mittlerweile weiß ich, bzw. denke ich zu wissen, woran es bei mir lag und das wird mir bei einem neuen PB-Versuch nicht wieder passieren.

Wünsch dir auf jeden Fall, dass du den Spaß am Laufen wieder neu findest und dann bin ich mir sicher, dass du auch wieder PB laufen willst!

Hallo Flo,

ich kann mir nicht vorstellen, dass du deine Zielzeiten aus den Augen läßt. Wie ich in einem anderem Thread gesehen habe, schaust du ja schon wieder nach einem HM .
Ich habe mir mal im km Spiel deine letzten Wochen angesehen.
Du hast dich im Frühjahr auf dem Hamburg Marathon vorbereitet. Dann zwei Wochen weniger gemacht (dabei aber sogar noch einen Wettkampf gelaufen). Dann sofort in die Vorbereitung für den Fürth Marathon. Die beiden Regenerations Wochen nach dem Fürth Marathon sahen wie folgt aus. 1 Woche 7 Einheiten mit 71 km 2. Woche 6 Einheiten mit 74 km . Dann weiter mit vollem Training. In der Woche vor dem HM warst du krank und hast aber 7 x trainiert .
Wenn du dir dies mal vor Augen führst, findest du es wirklich verwunderlich, dass der HM nicht so gelaufen ist .
Meiner Meinung nach hast du es versäumt, mal so richtig zu regenerieren.
Zu vernünftigen Training gehören auch mal Ruhephasen.
Ich mache im Juli immer 4 Wochen Regeneration (weniger km und kein Tempo). Diese 4 Wochen sind heute zu Ende gegangen und jetzt freue ich mich wieder richtig darauf, mal wieder schnelle Einheiten zu machen.
Ich würde dir empfehlen jetzt mal 4 Wochen komplett das Tempo raus zu nehmen. Dann beginne mit einem Trainingsplan und suche dir einen HM im Oktober und du wirst sehen die sub 1:30 sind dann locker drin.

Manfred

kid-a hat geschrieben:Und das wichtigste Fazit für mich selbst:
Wettkampf laufen, Bestzeiten aufstellen, Trainingspläne durcharbeiten... schön und gut. Wem es gefällt. Mir macht es Spaß Bestzeiten aufzustellen, ganz klar. Aber es macht keinen, wirklich gar keinen Sinn, wenn dabei der Spaß auf der Strecke bleibt, wenn es mal nicht so läuft. Ich kam gestern reichlich gefrustet ins Ziel, freue mich nicht über die Medaille, über den gelaufenen Halbmarathon. Und warum? Weil ich mal nicht in Topform war? Ich werde mich von dem höher-schneller-weiter-Gedanken in Zukunft etwas distanzieren.

Vielen Dank für den Bericht

Aber das mit der Bestzeitenreduzierung nehme ich dir nicht ganz ab, dafür schreibt Du zu ehrgeizig, siehe Arcadenlauf Erlangen ; Viel Erfolg dort!

Derfnam: da geb ich dir schon (bedingt) recht, dass die Regeneration zu kurz gekommen ist. Ich bin zwar täglich gelaufen, allerdings hab ich das Tempo großteils weggelassen, letzte Woche komplett. Mir tut das täglich laufen sehr gut, ich sitz ansonsten zur Zeit eigentlich nur am Schreibtisch (Klausurphase + Diplomarbeit). Die komplette letzte Woche waren abgesehen von einmal 17km und dem Halbmarathon nur kurze Sachen mit 3-5km, einfach frische Luft und ein bisschen bewegen. Fürth war bei weitem nicht am Anschlag gelaufen, zumindest der zweite Halbmarathon nicht (siehe Laufbericht).
Der nächste HM wird ein geplanter Genußlauf, Zeit diesmal wirklich völlig egal (deswegen frag ich ja nach der Strecke ;) ).
Ich werde das tägliche Laufen vorerst beibehalten, sonst geh ich hier ein. Tempo lass ich für ein paar Wochen komplett weg, keine Sorge.

Herbergsvater: ich habs noch nicht geändert, mach ich aber gleich.

Hi kid-a,

dass ein strenger Trainingsplan nichts für mich ist, hab ich schon sehr schnell gemerkt. Mir nimmt das die Freude am Laufen....

Ich glaube, dass Du vielleicht nicht mehr jeden Wettkampf auf Bestzeit laufen willst. Aber der Ehrgeiz bei Dir ist da und spätestens dann, wenn Dir wieder eine Bestzeit in den Schoß fällt (ja, sowas solls auch geben; gerade dann, wenn man es nicht erwartet), hat es Dich wieder gepackt.

Hallo Kid-a,

ich würde Dir ja gerne gratulieren zu Deinem Lauf, aber das kann ich beim besten Willen nicht. Wenn man eine Woche erkältet ist (war ja hoffentlich nur eine leichte Erkältung ansonsten spielst Du mit Deiner Gesundheit), macht man keinen Streak (ich halte Streaks ohnehin für absoluten Schwachsinn) sondern pausiert besser, am Wochenende danach macht man auch keinen PB-Versuch.

Ich hoffe Dein Fazit, dass Du es nicht mehr so verbissen sehen willst und Derfnams Anmerkungen bzgl. Regeneration nimmst Du Dir wirklich zu Herzen.

Ich würde Dir sogar empfehlen, einmal eine ganze Woche gar nicht zu laufen und dann mit neuem Elan 4-5 Mal pro Woche zu trainieren!

Dein Gewicht solltest Du auch über Deine Ernährung und nicht nur über 100-120 Wochen-km in den Griff bekommen!

Viele Grüße

Andreas (der wg. einer leichten Virusgrippe gerade 14 Tage vollständig pausiert hat und jetzt in aller Ruhe und ohne Druck wieder aufbaut)