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Schweini vs. Ego - Ein (Wett)kampf am Altmühlsee

Schweini vs. Ego - Ein (Wett)kampf am Altmühlsee

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Nach meinem erfolgreichem HM-Debut in Fürth wollte ich in meiner alten Heimat einen ganz entspannten Genuss-HM um den Altmühlsee absolvieren. Da ich seit Fürth nicht wirklich gezielt und fleißig für einen HM trainiert hatte und nur einmal über 15 km gelaufen bin war an eine PB gar nicht zu denken.

Am Samstag morgen habe ich mein Standard-WK-Frühstück (2 normale Semmeln mit Marmelade und Kaffee) gemacht und bin Richtung Gunzenhausen gefahren um den Nachmittag bei meinen Eltern zu verbringen.

Zu Hause angekommen, dann schon die erste Überraschung. Meine Mutter hatte extra wegen meinem Besuch groß gekocht und mit dem Essen auf mich gewartet. Das Essen war natürlich leckere deftige Hausmannskost – also nichts mit leicht verdaulicher Vor-Wettkampf-Kost. Aber was sollte ich machen? 1. wollte ich nicht den Unmut meiner Mut auf mich ziehen und 2. wars sehr lecker. Nach dem Essen wollte ich mich dann erst mal auf die Terasse legen und etwas verdauen – aber ich kam nicht dazu. Nachmittags war dann Kaffeetrinken mit selbstgebackenem Kuchen angesagt – wo ich mich aber dann doch etwas zurückgehalten habe – ich hatte ja noch was vor.


Um kurz vor 17.00 Uhr hab ich mich dann auf den Weg zum Sportzplatz gemacht. Startunterlagen abholen und kurzes Foritreffen mit rohar und kid-a. Nach kurzem einlaufen gingen wir dann zur Startaufstellung. Dort traf ich einen Arbeitskollegen – der auch einen ganz entspannten HM ohne große Zeitambitionen laufen wollte. Sub2 sollte es werden – aber das trauten wir uns größeres Verausgaben zu. Dann fiel der Startschuß und schon rannten wir wie bekloppt den anderen hinterher – der Mensch ist eben doch ein Herdentier. :klatsch: :tocktock:

Der erste Kilometer war dann nach knapp 5 min absolviert – aber ich empfand das Tempo als nicht sehr fordernd. Also lief ich weiter und versuchte mein Wohlfühltempo zu finden. Nach 3 km war ich immer noch mit 5 min/km mit meinem Kollegen unterwegs. Wir unterhielten uns kurz und stellten fest, dass unser Tempo zu hoch ist – hatten aber keine Motivation daran etwas zu ändern – und behielten unser Tempo bei. Von km 8 bis km 12 hatten wir dann ziemlich mit Gegenwind zu kämpfen. Also immer wieder Grüppchen mit entsprechenden Tempo gesucht mit denen man sich den Windschatten teilen kann. Da uns diese Gruppen aber schnell zu langsam erschienen spurteten wir los um uns an die nächste Gruppe zu hängen. Auf diese Weise wurden dann die ersten 10 km nach 49:40 min absolviert.

Es wurde zwar langsam etwas anstrengend, aber ich hatte ein gutes Gefühl und fühlte mich saustark, also lies ich es laufen. Bei km 12 der nach einer Stunde absolviert war, ließ der Gegenwind nach und ich war immer noch auf 1:45 Kurs. Ab Kilometer 13 wurde es dann immer anstrengender aber nach 14 km zeigte die Uhr 1:10 und ein paar Sekunden an – ich lief immer noch wie ein Uhrwerk meine 5 min/km. Die Aussicht auf eine 1:45 ließ mich mein Tempo trotz der erhöhten Anstrengung beibehalten.

Irgendwo bei km 16 war dann der Akku plötzlich leer. Plötzlich überkamen mich auch kurze Fröstel- und Gänsehautschauer – fühlte mich elend und kraftlos. Zu allem überfluss fing dann auch noch Schweini mit meinem Läufer-Ego zu streiten an.

Kurzer Auszug aus einer Diskussion zwischen Ego und Schweini
:streit2: :streit:
„Das hast du jetzt von deiner Kraftmeierei und Raserei am Anfang“. :teufel: :klatsch:
„Und was nun?“
„Lauf die letzten 5 – 6 km locker mit 7 min/km locker zu Ende und pfeiff auf die Zeit“
„Bis du blöd wir sind hier bei nem Wettkampf“
„Ja und – du kannst nicht mehr, hast keine Lust mehr und dir ist kalt“
„Toll – sollen wir die ersten schnellen 14 km einfach so wegwerfen.“

Zu diesem Zeitpunkt wünscht ich mir den herbei :isnichmehrweit:

So ging das noch ewig weiter. Irgendwann ignorierte ich die beiden Streithammel und lief so schnell wie ich es für möglich, notwendig und vertretbar hielt.

Von jetzt an dachte ich nicht mehr ans Ziel oder an irgendwelche Zeiten. Ich sehnte nur noch die Getränkestation bei km 17, die ich schon sehen konnte herbei. Nicht etwa weil ich großen Durst gehabt hätte. Es war mehr so der Gedanke, an der Getränkestation kannst du unauffällig ein paar langsame Schritte einbauen und sie war ein Ziel in greifbarer Nähe – das Sportheim war ja noch ewig weg.

Nächstes Ziel, das Seglerheim bei km 18 – da sind wieder Zuschauer – also reiß dich zusammen – sterben kannst du noch die nächsten 3 km wo dich keiner sieht. Noch ein bißchen laufen gleich ist der See umrundet, dann geht’s zurück zum Sportheim. Zu meiner Demotivation zogen auch noch einige Läufer – scheinbar topfit und ohne Anstrenung an mir vorbei – wie demütigend. Nach einem schier endlosen Kilometer kam der Abzweig, runter vom Damm und zur letzten Getränkestation bei km 19. Dort sah ich 2 Läufer, die ihren sichtlich erschöpften Vereinskameraden für die letzten 2 km aufpäppelten frei nach dem Motto: „wir sind doch nicht 19 km gerannt um jetzt aufzugeben“. Das war logisch, und die Erkenntnis, das es anderen auch nicht besser ging ließ mich wieder hoffen. Die Uhr zeigte 1:37 – für die neue PB musste ich also 2,1 km in 13 min laufen – das ist machbar – bildete ich mir in einem „du kannes es schaffen – wenn du nur willst“-Wahn ein. Unter der Bundesstraße durch und dann der lange Feldweg zurück ins Dorf dem 20 km Schild entgegen. In diesem Momment überholte mich stapfend und schnaufend ein Läufer, der gut 10 kg mehr wog als ich – und ich hatte dem nichts entgegenzusetzen und ich musste unweigerlich an den hier denken :heuldoch: Das ging Schweini natürlich runter wie Öl.

Bei etwa 19,5 km war dann noch ne außerplanmäßige Wasserstation, an der ich mir beim Wasserfassen unauffällig noch ein paar langsame Schritte genehmigen konnte.

Kurz nach km 20 war dann eine Berieselungsstation aufgebaut, um die ich aber wegen meiner Fröstelattacken einen großen Bogen gemacht habe.

Jetzt bogen wir in den letzten Feldweg ein Schweini bekam den hier :nervnicht – noch geschätzte 800 m – jetzt kommt gleich die Unterführung durch die Hauptstraße. Nach schier endlosen Metern kam die Hauptstraße endlich – ich hör schon den Stadionsprecher - drunter durch und die letzte Steigung (etwa 1,5 Höhenmeter) hoch – nochmal links – am Parkplatz vorbei – noch einmal rechts und dann gleich wieder links in den etwa 100 m langen Zielkanal einbiegen – ENDLICH!!!!
Dann sah ich die große Digitaluhr über dem Ziel – 1:47:40. Die neue PB war gesichert, aber jetzt wollte ich die 1:47:5x auf der Urkunde haben – sieht einfach besser aus als 1:48:0x. Irgendwo kramte ich noch ein paar Körner hervor und setzte zu einem Schlußspurt an. Die Sekunden verrannen und ich rannte, als wäre der Leibhaftige (in Form der 48) hinter mir her. Außer der unbarmherzig tickenden Uhr nahm ich nichts mehr wahr – dann endlich – Hand an die Messplatte und das erlösende PIEPS – es ist vorbei.

Glückwunsche vom Arbeitskollegen, der 12 s vor mir im Ziel war, neue PB – im Momment alles egal. Einfach nur auf dem Rücken liegen – dumm in die Wolken schauen und nicht mehr laufen müssen. Schweini zieht sich beleidigt in seine Schmollecke zurück :motz: – Ego meint dazu nur: „Der kommt wieder“


Irgendwann stand ich dann auf, und genoss die reichliche Zielverpflegung und begann auch langsam meine Leistung zu realisieren. Dort traf ich dann auch Roland, der meitne ich sähe gar nicht angestrengt und erschöpft aus.

Kurze Zeit späte wurden am Infostand die Ergebnisse veröffentlicht und ich hatte es geschafft: die 47 gehört mir - 1:47:57. :giveme5:
Am Getränkestand genehmigte ich mir dann als Belohnung und zur Belebung ein leichtes Gutmann Hefeweizen, hielt noch etwas Smalltalk mit ein paar alten Schulfreunden und fuhr dann entspannt nach Hause zu Regenerieren. Um das zu beschleunigen gönnte ich mir in der Gartenlaube meiner Eltern noch zwei weitere Gutmänner. :prost:

FAZIT:
- Das Potenzial für die 1:45 ist vorhanden – bei entsprechender Vorbereitung werden sie auch fallen. Am 16.09. am Brombachsee werde ich’s vielleicht versuchen – je nachdem wie die Vorbereitung verläuft.
- 10 km unter 50 min sollten eigentlich kein Problem mehr sein. 10er Zeit verbessern steht aber im Momment nicht auf der Prioritätenliste.
- Laut Zeitumrechnungstabellen sollte mit dieser Zeit ein Marathon unter 4 h möglich sein. Marathon sub4 im April/Mai 2008 steht deshalb ganz oben auf der Liste und genießt absolute Prioriät
27.09.2009 10 km von Röthenbach (10 km) - 38:58
05.04.2010 Osterlauf Scheßlitz (HM) - 1:26:09
11.10.2009 München Marathon (M) - 3:21:47
Dateianhänge
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Das klingt doch mal gut..
nicht nur mit den KM, sondern auch noch mit dem Schweini gekämpft... und gewonnen! :daumen:
Glückwunsch zur Zeit! :daumen:
Mal sehen, wieviel Schweini ich dann in 5 Wochen mit auf die Strecke nehme..

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Auf jeden Fall erstmal Glückwunsch zur PB :daumen:

Ich glaube, du musst mich so bei km18 (+- 1km) überholt haben. (weiß/blaues Singlet mit kurzer Runningshort und immer wieder kopfschüttelnd auf die Pulsuhr schauend :hihi: )
geplante Wettkämpfe:
10.02.08 Thermenmarathon Bad Füssing - HM (21,1 km) 1:45:17 neue PB (mit Wadenverhärtung)
06.04.08 Berliner HM (21,1 km)
27.04.08 Obermain Marathon - HM (21,1 km) *Trainingslauf*
04.05.08 Mainz Marathon (42,195 km)
15.06.08 Metropolmarathon Fürth (42,195 km)
19.07.08 Altmühlseelauf - HM (21,1 km)
21.09.08 Neumarkter Stadtlauf - HM (21,1 km)
05.10.08 SparkassenMarathon Lindau->Bregenz (42,195 km)
Bestzeiten: 47:21 (10km) / 01:45:17 (HM) / 04:12: 41 (M)
Duell: 3fach vs. Matman - "Mein Rücken wird dich entzücken" :teufel:

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:danke: na Endlich mal ein Erfolgsbericht vom Altmühlsee. :daumen: Hab schon gedacht, dass da über den Lauf ein Fluch der verpassten Zielzeit liegt.

!!!GLÜCKWUNSCH!!!

Klasse Leistung :respekt:

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Matman hat geschrieben:Ich glaube, du musst mich so bei km18 (+- 1km) überholt haben. (weiß/blaues Singlet mit kurzer Runningshort und immer wieder kopfschüttelnd auf die Pulsuhr schauend :hihi: )
Schön möglich - zum Schluß gabs ja um mich herum noch ein paar Positionswechsel - ich hatte hinten das LUK-INA-FAG-Logo drauf.
27.09.2009 10 km von Röthenbach (10 km) - 38:58
05.04.2010 Osterlauf Scheßlitz (HM) - 1:26:09
11.10.2009 München Marathon (M) - 3:21:47

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Wow, diese Berieselungsstation war echt fies. Ich hab da auch einen Bogen drumrum gemacht, dafür wars irgendwann viel zu kalt.

Schöner Bericht und Glückwunsch zur Bestzeit! Als wir mit dem Auto weggefahren sind, hast du mich ja irgendwie noch gesehen, hatte Leonie zumindest gemeint. Ich hab dich nicht erkannt, verpeilt wie ich war :klatsch: - was musst du auch dein Stirnband wegnehmen ;)

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Max Power hat geschrieben:
Schweini zieht sich beleidigt in seine Schmollecke zurück :motz: – Ego meint dazu nur: „Der kommt wieder“
"ROFL" danke für den kurzweiligen Lesespass :D

Gratulation zur tollen Zeit, so werden Träume wahr, weiter so und geniesse das Gefühl so lange es geht :daumen:

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