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24-Stunden-Schwimmen

24-Stunden-Schwimmen

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Schwach anfangen und dann stark nachlassen war das Motto für mich beim 5. Mainburger 24-Stunden-Schwimmen vergangenes Wochenende. 456 Teilnehmer bedeuteten einen neuen Rekord wie auch die insgesamt von allen zurückgelegte Strecke von 3750 km. Das ist in etwa so weit wie von Rotterdam über Rhein-Main-Main-Donau-Kanal-Donau ins Schwarze Meer.
Mitten drin der kleine Uli mit immerhin sieben Trainingseinheiten seit Januar - also einer praktisch nicht existenten Schwimmform. Deshalb durfte ich auch in der zweiten Mannschaft unseres Vereins schwimmen mit der Vorgabe von insgesamt sechs Kilometern.

Wie läuft das nun ab?
Man meldet sich an (als bis zu 12-köpfige Mannschaft, Familie oder Einzelperson) und von Samstag 11 Uhr bis Sonntag 11 Uhr hat man dann Zeit, so oft und lange zu schwimmen wie man kann oder möchte. Die Offiziellen am Beckenrand führen eine Strichliste, um die zurückgelegte Strecke zu dokumentieren. Am Schluss wird alles zusammengezählt und man erhält eine Urkunde und eine Medaille (oder auch nicht). Zeit wird natürlich keine gemessen, es zählen einzig und allein die zurückgelegten Kilometer. Somit spielt es auch keine Rolle, ob man sich bei der Wende Zeit lässt, Nahrung zu sich nimmt oder etwas trinkt. Es waren im Becken sechs Bahnen abgeteilt, davon zwei nur für Krauler reserviert, eine für andere/gemischte Stilarten und der Rest für die Brustschwimmer.

1. Akt der Vorstellung des Ulrich, Beginn Samstag 14:30 Uhr.
Mit der Erinnerung im Kopf, dass ich früher mal 35 Minuten für zwei Kilometer benötigte, wenn ich locker schwamm, ging es gleich recht zügig zur Sache. Das sollte sich als fatal herausstellen. Die ersten 1000 Meter waren zwar in rund 19 Minuten noch einigermaßen erträglich. Für die zweiten benötigte ich aber schon deutlich länger, so dass am Ende 41 selbstgestoppte Minuten herauskamen. Schlimmer war aber, dass meine Arme absolut leer waren, so wie ich es noch nie erlebt habe. Das konnte ja heiter werden. Irgendwie schaffte ich es, mich auf den Beckenrand zu wuchten und anschließend meine geschwommenen Kilometer im Mannschaftszelt fürs Protokoll bekannt zu geben. Die anderen waren alle nicht unter drei Kilometer geblieben.

2. Akt: Beginn Samstag, 18:00 Uhr.
Nach Beaufsichtigung unseres Kleinen, während meine Frau schwamm und die Ziehtochter ihre fünf Kilometer vollendete, durfte ich wieder ran. Neue Taktik, neues Glück. Die Uhr lief nur noch zu Kontrollzwecken mit. Alle 400 Meter Zwischenzeit gestoppt und somit die Gesamtstrecke in überschaubare Etappen zerstückelt. Die Geschwindigkeit pendelte sich auf 9 bis 9:30 Minuten pro 400 m ein, ein Tempo, das zwar lächerlich ist aber hier recht verträglich war. So schaffte ich weitere zwei Kilometer (wobei nur 1900 gewertet wurden), ohne Kräftemäßig am Ende zu sein. Die Kälte war nun eher das Problem sowie sich nach und nach verstärkende Schmerzen am Hand- und Sprunggelenk.

3. Akt: Beginn Samstag 23:00 Uhr.
Der Sohnemann war ins Bett gefallen, nachdem er sich im Freibad endgültig verausgabt hatte. Meine Frau schlummerte auch schon, so dass ich in Ruhe die nächste Runde angehen konnte. Trotz des von der Feuerwehr aufgestellten Flutlichtmasten entwickelte das Schwimmen in der Dunkelheit einen eigenen Reiz. Die Musik der Disco wurde aus Lärmschutzgründen beendet, es war nun still und die Schwimmer zogen ruhig ihre Bahnen.
Meinen Rhythmus von rund neuneinhalb Minuten hielt ich bei, wie von einem Autopiloten eingestellt. Seltsamerweise ging es immer leichter. Keine Schmerzen mehr, Kräftemäßig kein Problem. Nach etwa zwei Kilometern setzte ein heftiger Regen ein, der kälter als das Wasser im Schwimmbecken war, und mir den Rücken kühlte. Schwimmen im Regen ist etwas eigenartig, wie ich finde.
Nach drei Kilometern beendete ich diesen Akt, weil ich steif gefroren war. Ich wuchtete mich aus dem Becken und wacklig wie ein Fohlen bei seinen ersten Schritten nahm ich meinen Schwimmzettel entgegen. Der Rest der Mannschaft hatte beim einsetzenden Regen fluchtartig das Feld geräumt. Zum Glück, denn ich war nun froh, ins Bett zu kommen und mich an meiner Frau zu wärmen. Die aber war nicht so begeistert, meine kalten Gräten an ihrem Leib zu spüren. Verrückt fand sie mich allerdings vorher schon.

4. Akt, Sonntag 9:30 Uhr.
Lust hatte ich keine mehr. Nicht nur das, ich hatte einen richtigen Widerwillen davor, in das kalte Wasser zu springen. Dazu kam ein sehr heftiger Muskelkater in den Armen und der Schulter. Unsere Mannschaftskapitänin empfing mich mit den Worten: "Hey, super, dass Du noch kommst, wir haben 900 m Vorsprung vor dem vierten Platz!"
Na toll, was bleibt da anderes übrig, als sich umzuziehen und ins Nasse zu hüpfen. Dieser Akt war dann, dank der erholsamen Nacht (unser Kleiner hatte uns freundlicherweise bis um acht Uhr schlafen lassen) und eines üppigen Frühstücks, der leichteste.
Das Tempo war mit neun Minuten pro 400 Meter sogar etwas zügiger. Nun hatte ich den Ehrgeiz, doch noch die zehn Kilometer voll zu machen. Doch nach zwei Kilometern der Blick auf die Uhr - 10:40 Uhr, nur noch 20 Minuten bis zum Ende der Veranstaltung. Normal kein Problem, in dieser Zeit 1000 m runterzupaddeln. Aber 2,5 mal 9 Minuten ergibt nun mal mehr als 20 Minuten. So beschloss ich, es bei 2600 m gut sein zu lassen. Macht insgesamt 9500 offiziell geschwommene Meter. Das reichte für Platz 15 von 24 in der Triathlon-Vereinswertung. Unser bester Mann hatte über 24 km zu Buche stehen, gefolgt von der besten Frau mit über 22 km.

Unsere Mannschaft erreichte Platz drei mit 117 km, Platz zwei ging mit 170 km an unsere erste Mannschaft. Die Sieger hatten über 240 km.
Der beste Mann insgesamt schwamm sagenhafte 51,9 km, die beste Frau über 40 km. Verständlich, dass beide bei der Siegerehrung nicht mehr anwesend waren.

Zusammenfassend kann man sagen:
Eine sehr schöne Veranstaltung für die ganze Familie mit viel Rahmenprogramm, sagenhaftem Preis-Leistungsverhältnis (5 € Gebühr), einwandfreier Organisation. Das Schwimmen ohne Zeitdruck macht Spaß und es ist erstaunlich, wie weit man auch ohne Training an einem Tag kommen kann. Und nächstes Jahr wird vorher trainiert, versprochen.

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Du kannst es einfach. Kommts ausser zum Duschen und Zähneputzen monatelang nicht mit Wasser in Berührung, schwimmst ein wenig und schon - zack - bist Du wieder bei 9@400 cruising speed. :daumen: Eigentlich ja garnicht schnell (nicht mal für mich - die Spitze sei erlaubt) nur unter Berücksichtigung der Umstände ... :nick:

Ich erinnere mich noch schmerzlich an Dein Posting "aus dem Schwimmtraining heraus" so nach dem Motto:

"... die 400er mit Peter haben sich dann bei 6:30min eingependelt, denn ich hatte irgendwie keine Lust mich zu schinden..." oder so ähnlich hast Du damals geschrieben. Das tut einem Ungelenken wie mir schon recht weh :zwinker5:

peace Helmut

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TurboSchroegi hat geschrieben:Das tut einem Ungelenken wie mir schon recht weh :zwinker5:

:traurig:

tina

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TinaS hat geschrieben: :traurig:
Ja ist doch wahr! Ich mein 6:30@400 und dann sagen "...man will sich ja nicht schinden ..." Das ist hart. Wirklich hart. :P

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TurboSchroegi hat geschrieben:Das ist hart. Wirklich hart. :P

Da müssen wir jetzt ganz tapfer sein. Wenigstens glaub ich dem Onkel Ulrich, dass ers nicht böse meint. :nick:

tina

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Neieiein, ich doch nicht! :D

@Helmut: Vielleicht tröstet es Dich, dass ich mir die gleichen Gedanken gemacht habe, als die jungen Mädels an mir vorbei gezogen sind. Oberarme wie Streichhölzer aber dem armen alten OnkelUlrich ungeduldig hinten auf die Füße patschen, so nach dem Motto: Ey, Alter, geh zum Seniorenschwimmen!

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OnkelUlrich hat geschrieben:Oberarme wie Streichhölzer

ja, das bin dann wohl ich :D

Hey Ulrich, Gratulation zum dritten Platz!!! Hast tapfer durchgehalten! Super!
( Und nächstes Jahr gibst du dir etwas mehr Mühe gell :teufel: )

Nee war klasse! macht nicht jeder so was.
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OnkelUlrich hat geschrieben:... Trotz des von der Feuerwehr aufgestellten Flutlichtmasten entwickelte das Schwimmen in der Dunkelheit einen eigenen Reiz. Die Musik der Disco wurde aus Lärmschutzgründen beendet, es war nun still und die Schwimmer zogen ruhig ihre Bahnen.
Meinen Rhythmus von rund neuneinhalb Minuten hielt ich bei, wie von einem Autopiloten eingestellt. Seltsamerweise ging es immer leichter. Keine Schmerzen mehr, Kräftemäßig kein Problem. Nach etwa zwei Kilometern setzte ein heftiger Regen ein, der kälter als das Wasser im Schwimmbecken war, und mir den Rücken kühlte. Schwimmen im Regen ist etwas eigenartig, wie ich finde. ...
Liest sich wie eine interessante Erfahrung. Wer es nicht probiert, erfährt es nicht. Tolle Geschichte! :daumen:

OnkelUlrich hat geschrieben: ...
@Helmut: Vielleicht tröstet es Dich, dass ich mir die gleichen Gedanken gemacht habe, als die jungen Mädels an mir vorbei gezogen sind. Oberarme wie Streichhölzer aber dem armen alten OnkelUlrich ungeduldig hinten auf die Füße patschen, so nach dem Motto: Ey, Alter, geh zum Seniorenschwimmen!
Am Samstag bin ich zufällig an den Start eines Jedermann-Trias geraten (am Hahnenkammsee). Ca. 50 Athletinnen und Athleten stürzten sich in den See um 220 m hinter sich zu bringen. Als erstes kam ein kleines Mädel aus dem Wasser, die sich herrlich freuen konnte die Alten alle "naß" gemacht zu haben. :zwinker2:

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