28 Grad im Schatten in der Hunsrücker Burgstadt Kastellaun, 11.25 Uhr. Da stehe ich nun zwischen schätzungsweise 800 Startern, und schalte meinen FR an. Die Planung besagt, die ersten, leicht hügeligen Kilometer mit 5:40 anzugehen, dann auf 5:30 zu beschleunigen und am Schluss zu sehen, was noch geht. Als Ergebnis sollte also sub 2 rauskommen. Der FR piepst, ist an, und beginnt Satelliten zu suchen – die Anzeige springt um: Batterien sind schwach! Ich hatte ihn wohl nicht richtig in die Ladeschale geklemmt
, na klasse, das kann ja heiter werden. Der FR findet keine Satelliten und schaltet sich noch vor dem Start wieder ganz aus, und so laufe ich unfreiwillig ohne Uhr meinen ersten „ernsthaften“ Halbmarathon.Aber Zeit, mich zu ärgern, habe ich jetzt aber nicht, also laufe ich mit der Masse mit und versuche, das richtige Tempo mit meinen nicht vorhandenen Tempogefühl zu treffen. Bei KM 4 frage ich einen Mitläufer, er hat eine Durchschnittspace von 5:25. Ein bisschen schnell für mich, aber ich fühle mich gut dabei, auch wenn die Kurven und das auf und ab nicht wirklich leicht sind. Keiner hat gesagt, dass es leicht wird!
Ich nehme gefühlsmäßig ein bisschen Tempo weg, um mich nicht zu früh müde zu machen und komme recht zufrieden beim Bahnhof Bell an, dem höchsten Punkt der Strecke. Das ist KM 8 und ein bisschen, ab jetzt soll es nur noch bergab oder eben sein, klingt gut.
Bei Km 10 frage ich mal wieder nach der Zeit, eine Nachbarin teilt mir mit, dass wir bei 54:30 sind (für sie netto, aber wer weiß, wo sie im Startfeld stand), also bin ich recht gut im Plan, eher immer noch zu schnell.
Entweder rennen die alle wie die wilden auf dem langen Gefälle, oder ich werde langsamer! Aber wie soll ich das wissen, ohne Uhr …?! Sch…ß Technik!
Ich mag es ja eigentlich, wenn es sanft bergab geht, aber hier sind einige lange Passagen, die für meinen Geschmack ein bisschen zu steil sind, die Oberschenkel und die Knie melden sich denn auch prompt, das ist nicht schön. Außerdem meldet sich der Rücken, das habe ich befürchtet. Die Banane, die ich in Bell zu mir genommen habe, spricht nun auch schon einige Kilometer mit mir und kann sich nicht entscheiden, ob sie wieder an die frische Luft will oder nicht. Merke: Keine Bananen mehr während des Laufes!
Ich muss also noch ein wenig langsamer machen, und so komme ich bei KM 15 (Ja, jeder andere hat eine Uhr und ist mir gerne behilflich, daher an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an euch!) bei 1:25 an – jetzt wird’s aber knapp, noch 6 km, die muss ich deutlich unter 6:00 laufen, wo habe ich denn die ganze Zeit verloren?
Ich versuche noch ein bisschen zu drücken, frei nach dem Motto „isnichmehrweit“ und schlucke auch wieder den einen oder anderen, den ich zuvor musste ziehen lassen. Aber die Beine sind schwer und der Tritt nicht mehr rund, ich kämpfe. Das soll ich noch 6 km lang durchhalten, bei der Hitze?
Irgendwie geht’s noch ein wenig, ich hänge mich immer wieder mal für 200 m an Läufer ran, die sich den Lauf besser eingeteilt haben und nun, relativ kurz vor dem Ziel, noch Reserven mobilisieren können. Bei Km 18 frage ich noch mal nach (1:42:30 netto) und fälle die Entscheidung, dass mit der bösartigen Steigung kurz vor dem Ziel die 2h nicht mehr zu schaffen sind. Also beginne ich mit den genießen, lasse mich einfach Richtung Ziel gleiten und noch von einigen überholen. Egal, die paar Meter läufst du jetzt ganz entspannt für dich und für die Freunde mit den Fotoapparaten, die im Ziel stehen.
Und so ist es auch, nach 2:01:23 laufe ich durchs Ziel, auf den Photos ist ein breites, entspanntes Grinsen zu sehen.
Als ich die Zeit dann realisiert habe, kam ich ein bisschen ins Zweifeln, wahrscheinlich hätte es doch gereicht? Wäre der Lauf mit Uhr besser gewesen? Egal, das ist alles Spekulation, dann habe ich wenigstens ein klares Ziel für den nächsten, und der kommt bestimmt!
Grüße,
3fach
P.S. Meine Erfahrungen bzgl. einiger Treads der letzten Wochen:
Trinken geht für mich nur im gehen!
Laufen ohne Uhr ist erst mal nix für mich, mit zunehmender Müdigkeit verlässt einen das bisschen Tempogefühl, das man hat.
