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Altötting '07: ein Satz mit X

Altötting '07: ein Satz mit X

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Ein Satz mit X, das war wohl niX!

Treffender könnte ich mein Ergehen beim Halbmarathon in Altötting heute nicht betiteln.

Aber erst einmal zur Vorgeschichte: Nach dem ich am 5. Mai auf ähnlicher Strecke nur 1:33:04 gebraucht habe, hatte ich mir für Alötting mein Ziel auf 1:29:59 gesetzt.

In den letzten Wochen vor dem Wettkampf habe ich mit Übertraining zu kämpfen gehabt und musste deshalb meine Umfänge drastisch senken. Vor allem bei schnelleren Einheiten konnte ich meinen Puls problemlos auf 200 rauf peitschen.

Nichts desto trotz, mit einigen Zweifeln behaftet, ob ich die sub 1:30 schaffen kann, ging ich heute an den Start. Gestern hat mir mein Cousin noch verkündet, mit dem ich im Februar eine Wette abgeschlossen habe, dass er gerade in Kufstein ist und deshalb warscheinlich nicht Starten wird. Naja, zu gegeben, seine Siegeschancen schienen im Vorherein nicht gerade überwältigend.

Heute, einsam, ohne jegliche Bekannte am Start stehend, stellte ich mich zum 1:30-Zugläufer. Nach einem lockeren Einlaufen, dachte ich mir, dass ich mein Ziel durchaus erreichen könnte. Denkste...

Nach 500m zog der Zugläufer an mir mit einem ordentlichen Tempo an mir vorbei, wie ich im Nachhinein erfahren sollte, war er weit über 4:15 gelaufen. Meine Pulsuhr zeigte mir zwar die Werte der Läufer die um mich herum waren an, was ja auch ganz amüsant war, doch ihre Funktion als Stopp-Uhr verfehlte sie heute gänzlich und konnte somit nur auf den Zugläufer vertrauen.

Nach 3000 m war ich gute 75 m hinter dem Zugläufer her, noch kein Problem, die kann man ja auf den nächsten 18,1 km noch aufholen, dachte ich jedenfalls.

Ca. beim fünften Kilometer war ich dann bis auf wenige Meter wieder an den Zugläufer heran gekommen, doch dann kam der Trinkstand und der Abstand wuchs wieder. Dennoch war ich gut in der Zeit und war zuversichtlich, mein Ziel zu erreichen.

Beim 10. Kilometer sah das ganze dann schon wieder ganz anders aus. An meinem rechten Fuß platzte mir eine "Wasserbloda" und meine Oberschenkel begannen schwer zu werden. Zunehmend wurde ich immer öfter überhohlt, überhohlt und nochmals überhohlt. Langsam aber sicher näherte ich mich dem totalen Einbruch.

Nach 16km war es dann soweit. Ich wurde von einem Mitläufer angesprochen, ob bei mir alles passt, weil ich schon ziemliche Schlangenlinien lief. "Ja, passt schon" antwortete ich. Einige Meter weiter begann ich dann sogar erstmals in einem Wettkampf zu gehen, ich erhoffte mir dadurch, eventuell wieder ein bisschen Energie zu bekommen. Ein Satz mit X, das war wohl niX. Immer wieder versuchte ich, mich aufzuraffen und weiter zu laufen. Doch es ging nicht mehr. Ich fühlte mich, als würde ich stehen und hinter mir einen Elefanten herziehen. Ich wollte meine Arme ausschütteln, doch dabei fühlten sie sich lediglich so an, als bestünden sie nur noch aus Wasser und Knochen haben sie nicht.

Wenige Meter weiter, war ich dann soweit. Ich war bereit, aufzugeben. Welche Schmach, hatte ich mir doch noch am Anfang des Rennens geschworen, egal wie hart es wird, bis zum Ende durchzuhalten. Hab ich ja letztes Jahr auch schon irgendwie hinbekommen. Denkste...

Bei einer kleinen Zuschauergruppe und einem Fotografen legte ich mich an einem Baum nieder. Sichtlich erschöpft, gar blass erklärte mir der Fotograf sofort, er könne mir leider nichts mehr zu trinken anbieten, weil er es noch für sich selbst bräuchte. Erst auf Eigenanfrage stellte mir dann eine Zuschauerin ihr Trinken zur Verfügung und leistete dann erste Hilfe, was auch nötig war. Der Versuch einen Rettungswagen zu alamieren, misslang mangels Empfang im Wald und auch das Handy meiner Mutter konnte man nicht erreichen. (An dieser Stelle möchte ich gleichmal einen Dank an die meine Ersthelferin aussprechen).

Nach rund 20 Minuten kam dann endlich die ersehnte professionelle Hilfe vom Roten Kreuz. Beim Versuch mich aufzurichten musste ich mich dann erst einmal Übergeben, doch es kam nicht viel, zu leer war mein Magen (Tschuldigung, ich weiß ja, dass das jetzt etwas unappetitlich ist *bg*). Als ich dann im Wagen des RK war, ging es mir dann rasch wieder besser.

In Alötting angekommen, wurde ich noch sehr gut von den Helfern des RK verpfelgt, wofür ich wirklich dankbar bin!, ehe ich mich dann zum Duschen aufmachte.

Beim Versuch meinen linken Arm zu betätigen und die Decke zur Seite zu Räumen, schmerzte es allerdings Anfangs höllisch. Keine Ahnung warum mir die Arme am meißten weh taten, weit vor den Waden).

Ich finde es zwar Schade, dass ich nicht einmal ins Ziel gekommen bin und mir durch das schnelle Loslaufen die Chance auf's Treppchen in meiner AK zu kommen verbaut habe, aber trotzdem denke ich, dass es die einzig richtige Entscheidung war Aufzugeben, bevor ich im Ziel dann warscheinlich ganz kollabiert wäre. Mal schauen, wie ich es meinem Cousin unter die Nase reibe, dass er die Wette sogar gewonnen hätte, wenn er dabei gewesen wäre :teufel:

Ich hoffe der Bericht war nicht zu lang und vorallem zu monoton :confused:

Lg Berni

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Berni_90 hat geschrieben:aber trotzdem denke ich, dass es die einzig richtige Entscheidung war Aufzugeben
So wie du es geschildert hast, war das das klar die vernünftigste Entscheidung, die du treffen konntest.

Und im Nachgang wirst du sicher für dich klären, was du beim nächsten Mal anders machen kannst.

Lernen tun wir nicht (nur) aus den positiven Erlebnissen, sondern vor allem aus denen, die nicht so toll verlaufen. Mit 16 hast du noch unzählige Läufe vor dir, bei denen du die jetzige Erfahrung in positive Energie umsetzen kannst.

Bernd

Natürlich aufgeben!

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Hab dich heute gesehen am Streckenrand, bin ja kurz nach dir vorbeigekommen.
Da brauchst du nicht zu grübeln, ob das die richtige Entscheidung war. Die war dir eh schon abgenommen...
Ich hoffe, es geht dir wieder gut. Kau nicht zu lange an dem Erlebnis rum, du bist schnell und das nächste Mal machst du dir weniger Druck, dann gehts von Hause aus besser.
Ein bisschen komisches Gefühl für mich, denn mein Lauf war heute kugelrund und quasi perfekt, zum geniessen.
Ich hoffe, dir gehts bald ähnlich. Vllt auf ein neues, nächstes Jahr in Altötting, bis dahin, :daumen:
Markus
Planung 2010:

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Schmerzen vergiss man, verlieren nie :sauer:

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Hallo Berni,
schade das es mit deiner 1:30 nicht geklappt hat, aber ich bin auch der Meinung das das die einzig richtige Entscheidung war.
Es kommen ja noch viel andere Hm's und ich bin mir sich das Du die 1:30 noch knackst.
Spätestens nächstes Jahr in AÖ :daumen: :daumen: :daumen:
Grüße
Sven

Das Geheimniss des Könnens ist das Wollen !
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Hallo,

das einemal Aufgeben ist keine Tragödie für mich, haben selbst schon Olympiasieger mal aufgegeben :teufel:

Ich weiß noch nicht ob ich nächstes Jahr nochmal in AÖ mitlaufe. Die Organisation ist sehr gut, aber die Strecke mag ich irgendwie gar nicht. Die hat mir letztes Jahr schon nicht gut getan. Vorallem diese ewigen, schier nie enden wollenden Geraden.

Aber inzwischen bin ich wieder wohlauf. Bin sogar vorher schon wieder 20m im Garten gelaufen :wink:

:hallo: Berni

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Berni_90 hat geschrieben:Nach rund 20 Minuten kam dann endlich die ersehnte professionelle Hilfe vom Roten Kreuz

Ich glaube, die Sanitäter hatten heute gut zu tun. Bei Kilometer 10 kam ist auf meiner Höhe ein Mann zusammengebrochen, bei dem die zu diesem Zeitpunkt neben mir laufende Ärztin (sie konnte weiterlaufen, weil zeitgleich mit uns der Krankenwagen dort ankam und weitere offensichtlich kompetente Helfer sich schon kümmerten) einen Herzinfarkt mutmaßte.

Kurze Zeit später fuhr uns ein weiterer Krankenwagen mit Blaulicht entgegen (ebenfalls nicht der, der zu dir wollte - passt nicht zu Zeit und Ort).

Komisch - war doch eher kühl heute. Was mag der Grund sein?

Dir jedenfalls: gute Erholung und beim nächsten Versuch läuft's besser!

P. S. Ich fand die Strecke auch eher öde

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Hi Berni,

habe gerade deinen Bericht gelesen, so ne Sch.... aber auch, ich denke auch das es eine kluge Entscheidung war aufzugeben.
Beim Bodenseemarathon Kressbronn 2003 ging es mir ähnlich, bei mir wars allerdings das Knie, dort lief ich bis KM 22 durch, ging dann bis KM 29 und dann war Ende, bereut hab ich diese Entscheidung nie.
Was raus kommt wenn man nicht auf seinen Körper hört, sah ich bei KM 29, versteckt im Gebüsch saß ein verzweifelter und offensichtlich desorientierter Mann und zwar nackt. Er hatte in die Hose ge...., es war ihm so peinlich das er nicht raus kommen wollte.
Liebe Grüße,
Volker

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Schade, dass du dein Ziel nicht erreichén könntest, aber die Gesundheit geht vor.
Deswegen war das Aussteigen die einzige richtige Entscheidung.

Gut Besserung.

Schade, dass wir uns vor dem lauf nicht getroffen haben.
Reno
Alle Äußerungen von mir sind meine persönliche Meinung und Resultat aus gelesenen, gehörten und teilweise selbst erlebten.
Dies bitte ich zu beachten:zwinker5:

10km 00:49:19 06.05.2006 26. Weidener Straßenlauf
HM 01:51:38 02.09.2007 Ältötting
M 03:55:20 28.06.2009 Fürth
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Hallo Bernie,

zieh die Lehren aus dem Erlebten und mach es künftig besser. Ansonsten: Strich unter die Angelegenheit und der Zukunft zuwenden. Die wird dich wieder im Ziel sehen und das mit guten Zeiten.

Es war nur ein Lauf, mehr nicht.

Alles Gute :daumen:

Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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U_d_o hat geschrieben:Hallo Bernie,

zieh die Lehren aus dem Erlebten und mach es künftig besser. Ansonsten: Strich unter die Angelegenheit und der Zukunft zuwenden. Die wird dich wieder im Ziel sehen und das mit guten Zeiten.

Es war nur ein Lauf, mehr nicht.

Alles Gute :daumen:

Udo
Hallo zusammen,

so denke ich mir das auch. An den Lauf denk ich heute gar nicht mehr und wende mich hoffnungsvoll der Zukunft zu. Ich versuch momentan das Positive aus der Sache zu ziehen, lieber jetzt einmal derartig auf die Schnauze fallen, als wenn ich 40 bin. Weil mit 16 kann ich solche Sachen noch leichter weg stecken und mich besser davon erhohlen als später. Das Einzige was mich seit ca. 10 Minuten nervt ist, weil ich habe mir gerade die Ergebnislisten angeschaut, dass ich meine AK locker gewinnen hätte können, wenn ich das ganze Rennen nicht so vergrampft angegangen wäre :sauer:

Aber egal, Kopf hoch, neue Ziele setzen und das nächste Mal besser machen!

Gruß Berni
Gesperrt

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