Mein Wecker klingt, es war eine kurze Nacht, die erst um 00:45 Uhr im Bett begann und erst ca. 30min später eingeschlafen bin. Also Wecker aus und nochmal umgedreht.
15min später (der Wecker hat schon 3x geklingelt
) höre ich den Handyweckruf meiner Tochter, die mich begleiten soll als Groupie.Toll jetzt steht sie noch früher auf als ich, normal ist das umgekehrt
.1 Woche Rückblick:
Ich befinde mich in der Marathonvorbereitung auf München (14.Oktober). Sonntag ist ein langer Lauf (25km) angesagt, komme auch zu spät aus dem Bett, laufe in einen Hungerast, Puls steigt sprunghaft an, der Energieriegel esse ich zu spät. Mein GPS gauckelt mir die ersten 9km eine Topzeit vor, dann nach weiteren 12km unheimlich langsam. Toll, nach der Hälfte des Laufes ist es eigentlich eine reine Qual, es ist heiß, Hunger und Überlastung spüre ich, aber mittlerweile, nachdem ich 50m lang laut meine Wut in den Wald geschrien habe, packt mich der Ehrgeiz. Es ist langer Lauf angesagt und die 3h müssen fallen (jaja, ich weiss, nicht schnell für 25km, aber für mich passt das schon
). So beende ich den Lauf nach 3h 5min und ziemlich genau 25km. Googleearth wird mir später entgegen meines GPS bestätigen, dass ich einigermassen gleichmässig lief. Nur durch den Hungerast war der Puls ab km 18 zu hoch.Der Sonntag ist kaputt, zum Glück ist das Wetter nicht mehr so schön zum Baden, ich erlebe die Formel 1 dösend auf der Couch.
Dienstag lockerer Lauf über 10km.
Donnerstag, Hügeltraining, Anstrengend, aber trotzdem insgesamt 14km in 5:40 incl. Ein- und Auslaufen. Da bin ich zufrieden, gibt mir die Sicherheit, den HM im gesetzten Zeitziel von 1:55h durchzuziehen.
Samstag, Lockerungslauf. Wollte ich eigentlich am Freitag machen, aber keine Zeit gehabt. Sind dann doch auch 7km geworden mit 700m in 5:17. Scheint zu klappen. Freue mich auf die Nudeln heute.
OK, raus aus dem Bett, kurz gefrühstückt und ab ins Auto. Es müssen 230km gefahren werden und um 09:00 Uhr wollte ich dort sein, dass wird knapp. Aber die Autobahn ist frei und wir kommen gut vorran. Ab Straubing ist dann Landstraße angesagt bis Altötting.
1. Blitzer
Kurz vor Eggenfelden kommt eine Tempobeschränkung auf 70km/h. Also Tempomat raus und Motorbremsung einleiten. Mein Blick geht zur rechten Leitplanke und entdeckt komische Röhren. 1 sek später folgt so ein komischer Kasten. Na toll, kurz den Tacho gescheckt, 90km/h. Klasse, jetzt fahre ich 25 Jahre Auto und bin noch nie geblitzt worden in Deutschland. Nur in Holland bin ich mal innerorts erwischt worden.
Schon zu spät, wird der sowieso teure HM noch teurer. Auch schon egal.
Ankunft in Altötting um ca. 09:05 Uhr und sofort zur Turnhalle, um zu checken, wer schon alles da ist.
Relativ leicht erkenne ich Lizzy, so habe ich mir sie vorgestellt. Nach einen kurzen Hallo bleibt sie draussen bei meiner Tochter und ich hole meine Startunterlagen. Dauert leider etwas. Dort ruft mich Ishimori an und wundert sich, dass ich mich mit Reno melde. Das ist freilich nicht mein Nachname, aber mein Spitzname, ich dachte halt, weiss er gleich wer dran ist
. Er kommt erst so gegen 09:30 Uhr und wir machen einen Treffpunkt aus.Als ich wieder bei Lizzy ankomme, werde ich von ihr sehr schön unterhalten. Ich brauche eigentlich nicht viel sagen, in Ihrer sympathischen Art führt sie das Gespräch
. Leider treffen wir niemanden anders mehr, so bewegen wir uns zum Treffpunkt. Dort endecke ich 50m entfernt Ishimori auf den Weg zu uns. Unverkennbar der Mann. Eine Begrüßung und Hallo. Die Zeit ist schon knapp, sodass Stefan sich einfach hier sofort umzieht und eincremt. Cooler Typ
Wollte bestimmt vor meiner Tochter angeben . Wir wollen uns vor dem Start nochmals treffen, jedoch klappt das nur mit Lizzy und mir.Ok, nachdem ich mich am Auto umgezogen und kurz eingelaufen habe, begebe ich mich zur 2h-Markierung. Es kommt noch Lizzy und wir machen noch ein paar Fotos, wünschen uns viel Glück und gehen auf unsere Startpositionen.
Ich reihe mich kurz vor der 2h-Markierung ein. Ich will definitiv nicht den Fehler machen, zu schnell anzugehen. Passierte mir jetzt 2x bei einen 10er und habe ich schwer gebüßt
.Es wird runtergezählt und los geht es. Ich suche jemanden, der ungefähr mein gewünschtes Tempo läuft und meine, ein älterer Herr wäre genau das Richtige. Aber schon nach 300m ist der 5m voraus und ich habe das Gefühl, er ist mir zu schnell. Keine Experimente, ich will anständig durchkommen, der Marathon ist das Ziel, nicht der HM voll gelaufen.
Das erste Kilometerschild ist nach 5:37min erreicht. Jawohl, das passt, da kann man doch noch etwas schneller, Puls und Verfassung ist in Ordnung. Zum Glück ist die Straße sehr breit, dass man schön überholen kann, aber auch überholt wird. Aber ich versuche mein Tempo zu laufen und mich nicht an Andere ranzuhängen.
Kilometer 2 wird in 5:08min abgespult. Hoppla, da geht doch was. Fühle mich gut. Werde aber trotzdem das Tempo etwas rausnehmen.
Mir fehlt Heinz. Heinz ist Chef unseres Lauftreffes und für mich ein sehr guter Pacemaker. Leider hat er heute keine Zeit, sodass ich etwas unregelmässig laufe. Mal schneller (5:03km/min) bis langsamer (5:31min).
So vergehen die Kilometer. Mal schneller, dann wieder langsamer. Ich finde keinen, der mein Tempo läuft. Das bleibt bis zum Schluß so.
Überhole nun nur noch ab und zu, werde aber auch überholt, aber eher selten und dann meistens auch von viel schnelleren Läufern.
Bei den Verpflegungsstellen nehm ich mir immer 2 Becher. Den ersten fürs Trinken, wobei ich nur sehr geringe Mengen trinke, das Tempo ist zu hoch dafür, und einen für die Kopfdusche. Veranstalte ich halt meinen persönlichen Wet-T-Shirt-Wettbewerb. So nass ist das Funktionsshirt und teilweise auch die Hose
Das Wetter ist hervoragend für´s Laufen. Die Sonne kommt nur selten raus, es ist sehr angenehm.
Ungefähr bei Kilometer 9 sehe ich einen Läufer, der rechts neben der Strecke kniet, umgeben von 4 weiteren Läufern. Es geht ihm nicht gut, wird von den Umstehenden versorgt. Kurze Zeit später hört man dann ein Martinshorn. Ist schon ein komisches Gefühl, wenn man das vorher gesehen hat. Hoffe, es geht im wieder gut.
10km durchlaufe ich nach 53:11min. Jawohl das passt, alles im grünen Bereich.
Bekomme zwar danach ein blödes Hungergefühl. Man, dass kann ich irgendwie jetzt nicht gebrauchen. Aber nach einer Verpflegungsstation und etwas Wasser ist das auch wieder weg. Zum Glück.
Ich laufe immer noch alleine, spreche mit niemanden, laufe einfach. Da schliesse ich langsam auf eine Läuferin oder Läufer auf. Genau kann ich dass nicht bestimmen, erst als ich 1m hinter ihr bin, sehe ich dass sie eine junge Dame ist. Da es etwas gedauert hat, bis ich ran gekommen bin, denke ich mir, lauf mal einen Kilometer mit ihr, vielleicht ist sie der Pacemaker, den ich suche.
Aber nach einen Kilometer muss ich feststellen, sie läuft mit 5:30km/min und dass ist mir heute irgendwie zu langsam, also ziehe ich langsam vorbei und sehe sie nicht mehr an dem Tag.
Ich laufe mittlerweile mit Tunnelblick. Mich interessiert nur 3m vor mir in einer Breite von 1m. Genausoviel Platz brauche ich zum Laufen. Gedanklich bin ich auch schon leergefegt. Ich frage mich, warum ich mir das antue. Komme aber zu keinen Ergebnis und laufe einfach weiter. Fange schon an, auszurechnen, wieviele Kilometer ich laufen muss.
Nächster Entscheidungspunkt, wie ich das Rennen einteile ist bei km 15. Irgendwie habe ich das Schild aber übersehen. Muss in der Nähe einer Verpflegungsstelle gewesen sein. Mit einem Schrecken sehe ich nämlich, dass ich schon über 6min für einen Kilometer gebraucht habe. Ich schaue nach links und entdecke eine Läuferin, die ich frage, ob km 15 schon vorbei ist. Sie versteht mich aber nicht, weil sie mit MP3 hört. Doch sie entfernt einen Kopfhörer und fragt mich, was ich wissen will. Ich wiederhole nochmal meine Frage und sie sagt, ja, wir haben Kilometer 14 gerade passiert. Ich wundere mich noch kurz, aber mir ist sowieso schon alles egal und laufe weiter. 10 sek später ruft sie mir hinterher, dass es doch Kilometer 15 war. Na Gott sei dank, sind es doch nur noch 6km.
So, ich entschliesse mich, in dem Tempo weiter zu laufen. Mittlerweile ist der Puls doch schon höher, aber immer noch gleichmässig. Leichte Belastungsschmerzen sind da, aber nicht schlimm. Ich will erst ab km 19, wenn es möglich ist, dass Tempo verschärfen.
Laufen, laufen, laufen ist angesagt. Da erscheint auch schon km 19. Also etwas schneller. Vor mir eine Läuferin, an die hänge ich mich jetzt einfach ran.
Nicht so einfach, wenn die Beine noch nie so schnell und weit gelaufen sind. Wenn ich mich nicht konzentriere, hat sie sofort 5m Vorsprung. Passiert mir mehrmals, aber ich kann immer wieder aufschliessen, aber nicht überholen.
Als wir schon auf der Straße laufen, merke ich die Anstrengung schon deutlich. Bei einen Blick auf die Uhr kommt aber Freude auf, da erst 1:49h vergangen sind. Aber die Läuferin ist hartnäckig, läuft schnell und sauber, wohin gegen mein Laufstil schon deutlich unrund ist. Jetzt kommt auch noch ein Kreisverkehr, der teilweise mit Kopfsteinplaster belegt ist.
Ne, ne, dass tu ich jetzt meine Füßen nicht an. Ich bleibe auf der Straße, jedoch ist das ein minimaler, für mich aber riesiger Umweg, aber der ist nach fast 100 Minuten schon mörderisch. Mein Pacemaker nimmt natürlich die Abkürzung. Also wieder hinterher. Fällt immer schwerer.
Aber das Ziel naht. Ich komme sehr langsam näher und kurz vor dem Ziel gebe ich der Dame den Vorzug, man ist ja schließlich Gentleman. Ok, ich kann auch nicht mehr schneller. Komme 1m hinter Ihr ins Ziel. Leider konnte ich mich für das Ziehen nicht bedanken, habe sie nicht mehr getroffen.
Ich flieg durch das Ziel, drück meine Stoppuhr.
Irgendwie habe ich es gewusst, es ist deutlich unter 1:55h. Genau 1:51:43. Ein kurzes, lautes "ja", Beckerfaust. Ich freue mich.
Bin stolz auf mich.
Da überreicht mir schon eine junges Mädchen die Siegermedaille. Ich verlasse den Zielkanal und höre schon meine Tochter rufen.
Bin ziemlich kaputt, setzt mich auf den Gehsteig. Meine Tochter hat zum Glück was zum Trinken dabei. Zuerst probier ich das Wasser mit Salzlösung, aber da stimmt die Mischung nicht. Das reine Minerlawasser ist schon besser. Nach 2 Minuten geht es mir schon besser.
Ich hab ein Lächeln im Gesicht, dass den ganzen Tag anhalten wird.
Ich verpflege mich erstmal. Dabei treffe ich nochmal Stefan, bei dem es nicht so lief, wie er es sich vorgestellt hat. Dafür war es bei seinen Vater, den ich kurz kennen gelernt habe, viel besser. Respekt an den Senior. Tolle Leistung (2:04h) und dann schon so erholt. Ich hatte bei meinen ersten HM eine schlechtere Zeit und Verfassung. Ich frage noch Stefan nach seinen Magenproblemen und er hält mir einen ausführlichen medizinischen Vortrag, wo ich nix verstehe. Sorry Stefan
, du hast es toll erklärt, aber verstanden habe ich nix.Da wir uns ja in München sehen werden, verabschieden wir uns schon bald darauf.
Ich treffe noch Lizzy, die etwas mit sich hadert, aber meiner Meinung nach es locker wegsteckt. Da ich noch auf die Geburtstagsfeier meiner 2. Tochter will, verabschieden wir uns von Lizzy und Ihren Mann und treten die Heimreise an.
2. Blitzer
Nach einen kurzen Umweg in Altötting (mir ging am Vortag mein Navi kaputt) ging es per Bundesstraße Richtung Heimat.
Ich habe meine Freude über den guten Rennverlauf im Auto des öfteren mit "Tschaka"-Rufen zum Ausdruck gebracht. War auf der ganzen Fahrt so, meine Tochter ging es schon langsam auf die Nerven.
Ich bin zum Glück in einer langsamen Kolone gefahren, als wir den 2. Blitzer des heutigen Tages gesehen haben. Aber diesmal passte das Tempo.
3. Blitzer
3km später kommt uns ein Fahrzeug entgegen, dass ganz aufgeregt die Lichthupe betätigt. Ich sag noch zu meiner Tochter, dass kann es doch nicht geben, wir haben doch gerade eben einen Blitzer gesehen. Doch nach 500m steht rechts an einer Bushaltestelle ein Kombi, der durch den Kofferraum fotografiert. Aber nicht mit mir, ich habe heute meinen Tschaka-Tag und da passiert mir das nicht nochmal.
Die weitere Rückfahrt verläuft reibungslos.
Ja, das war mein Bericht über den Halbmarathon in Altötting. Ich bedanke mich bei allen, die bis hier es zum Lesen ausgehalten haben. Sorry, aber musste leider so lang sein.
Besonders habe ich mich gefreut, Lizzy und Ishimori persönlich kennengelernt zu haben. Stefan ist eigentlich schuld, dass ich hier gelaufen bin. Aber im nachhinein bin ich froh, da ich euch endlich kennen gelernt habe. Wir sehen uns ja schon bald in München. Freue mich schon darauf.
So, noch ein paar Zahlen (sonst wird der Bericht zu Kurz
)05:38 1. km
05:08 2. km
05:17 3. km
05:12 4. km
05:27 5. km
05:27 6. km
05:03 7. km
05:30 8. km
05:05 9. km
05:24 10. km
05:09 11. km
05:31 12. km
05:14 13. km
05:27 14. km
10:40 15.-16. km (5:20km/min)
05:23 17. km
05:14 18. km
05:20 19. km
10:34 20.-21,1.km (5:02km/min Tschaka)
Noch ein paar Bilder
1. Bild: Lizzy´s Mann, Lissy und Reno, sehr skeptisch
2. Bild: Ishimori beim Eincremen
3. Bild: Lizzy und Reno vor dem Start
4. Bild: Reno vor dem Start, die pure Zuversicht
5. Bild: Mein Groupie
6. Bild: Man wird auf den Start vorbereitet
7. Bild: Start
8. Bild: Zielankunft, zum glück war da ein Stein
9. Bild: Ziemlich erschöpft
10. Bild: Lizzy beim Zieleinlauf
11. Bild: Stefan und Reno mit alkoholfreien Bier
12. Bild: Kurz vor dem Abschied
, dann war das ein schlauer Trick, dich meiner Redeflut auf immer zu entledigen 
an die Geschwindigkeitsvorgaben halten 
