Hallo Janni,
wenn du 17 km in 6:23 min/km laufen kannst und dir das keinerlei Probleme (Gefühl totaler Erschöpfung, Muskelkater, Beschwerden an oder in irgendwas) verursacht, dann stimmt dieses Tempo für dich. Du kannst es auch am Atem überprüfen. Du weißt schon ... sich noch unterhalten können und dabei nicht außer Atem kommen. Offensichtlich benutzt du keinen Herzfrequenzmesser, also sind das die Wahrnehmungen an denen das richtige Tempo für "langsamen Dauerlauf" festzumachen ist.
Was ich nicht ganz nachvollziehen kann, ist die Aussage, dass du "immer irgendwie gleich schnell läufst". 20 Sekunden weniger pro Kilometer bedeuten eine erhebliche Intensitätssteigerung für den Körper und pushen z.B. den Puls merklich. Besonders im oberen Bereich, will jede gewonnene Sekunde hart erlaufen sein. Deshalb spürst du deine schnellen Läufe auch so heftig. Insgesamt ergibt das für mich schon ein stimmiges Bild.
Dann lass mich noch folgende Gedanken äußern, auch wenn sie dir vielleicht nicht gefallen: Jeder Mensch empfindet Anstrengung beim Laufen anders. Will heißen: Dem einen macht es kaum etwas aus, 85% seiner Leistungsfähigkeit über eine bestimmte Zeit zu erbringen. Einem anderen tut Laufen auf diesem Niveau durchaus weh. Möglicherweise so weh, dass er in diesem Bereich kaum oder gar nicht läuft. Es geht hier um die ominöse "Tempohärte". Die kann gut bis schlecht ausgeprägt sein. Um sie zu schulen, muss man sich im Training immer wieder "Schmerz" zufügen. "Schmerz" setze ich in Anführungszeichen, weil es ja kein Schmerz im eigentlichen Sinne ist. Einfach ein äußerst unangenehmer Körperzustand während dem Körper hohe Dauerleistungen abverlangt werden. Nach meiner Erfahrung - aber die beruht auf zu wenigen Beispielen, als dass sie repäsentativ sein könnte - ist das Vermögen sich beim Laufen zu schinden, bzw. zu verausgaben, bei Frauen weniger gut ausgeprägt, als bei Männern. Möglicherweise findest du hier einen Ansatzpunkt. Kann es sein, dass du die Schwelle, ab der es wirklich unangenehm wird, meidest, zu selten oder gar nicht überschreitest?
Wenn das so ist, wirst du auch bei einem Wettkampf nicht alles mobilisieren können, was an Ausdauer in dir steckt. Und jemand wie Daniels geht bei seinen vergleichenden Betrachtungen eben davon aus, dass jemand im Wettkampf alles gibt.
Ich sehe folgende Möglichkeiten: Du könntest versuchen dein Trainingsgeschehen auf etwas "objektivere" Füße zu stellen. Dazu bräuchtest du eine Steuerung, die auf brauchbarer Messung der Intensität basiert, die du gerade läufst. Ein Pulsmesser, richtig eingesetzt, kann da unterstützen.
Darüber hinaus könntest du versuchen deine Tempohärte, bzw. die Schwelle des unangenehm anstrengenden Laufens nach oben zu verschieben. Fahrtspiele helfen jenen Läufern am besten, die sich nicht so gerne schinden. Das klingt paradox, weil man sich im Fahrtspiel ja gerade selbst nach Gusto durch phasenweise schnelleres Laufen "quälen" muss. Aber die Methode ist kurzweilig, spielt mit Geschwindigkeit und Gelände und man kann's ja abbrechen, wenn es zu hart werden sollte.
Möglicherweise bist du an einem Punkt der Stagnation angelangt. Anfänglich ging's gut vorwärts. Erste Laufversuche, in den Folgewochen und -monaten schneller Zuwachs an Grundausdauer, was sich in einer Verlängerung der Strecken bemerkbar machte. Auch ein bisschen schneller zu laufen ging noch ganz gut. Aber das ist nun vorbei und es geht nur noch langsam aufwärts. Das ist auch eine Geduldsfrage. Dann ist es eine Frage der Trainingssystematik. Was, wann, wie lange, wie schnell, wie oft ... Ein Pulsmesser könnte helfen, Anleitung auch. Wie wär's mit einem Trainingsplan?
So, genug gestochert. Nun mach dir deinen Reim darauf ...
Alles Gute
Gruß Udo