Ich muss unbedingt davon berichten, es war einfach klasse.
Was ist geschehen?
Ich bin am letzten Mittwoch einen kleinen Volkslauf mit 6,2 km und heute am Sonntag einen Halbmarathon gelaufen.
Und was war das Experiment?
Erstens zwei Wettkämpfe in diesem kurzen Abstand.
Die 6,2 km sind zwar popelig kurz, aber gerade da kann man mal probieren, was man so geschwindigkeitsmäßig drauf hat.
Sollte ich also volle Kanne laufen und dann beim Halbmarathon 4 Tage später platt sein?
Oder pusht so ein kurzer schneller Lauf sogar und fährt alle Körpersysteme für ein paar Tage auf volle Leistung hoch?
Kurzer Rückblick:
Im letzten Jahr war meine Durchschnittsgeschwindigkeit bei diesem jährlich stattfindenden Lauf 5:23 min/km.
Meine beste Tempotrainingseinheit war dieses Jahr im Mai mit 5:12 min/km bei insgesamt 10 km.
Schneller war ich bisher nie.
Dieser Trainingslauf war 2 Wochen nach meinem (nicht sehr zufrieden stellenden) Marathon (meinem Dritten) in Mainz.
Ich hatte da schon die Vermutung, dass nach einem Wettkampf der Körper noch eine Weile in Höchstform ist. Das liegt jetzt aber eine Weile zurück und heute ist heute.
Da ich aber zwischenzeitlich weiter fleißig trainiert habe, müssten jetzt eigentlich auch die 5:12 min/km drin sein. Aber ich bin ja kein Weichei und setze noch einen drauf und peile insgeheim 5:00 min/km an (ohgottohgott).
Und was ist rausgekommen?
4:58:xx min/km
boah.
So, und jetzt zweitens:
Halbmarathon 4 Tage später.
Welche Zeit soll ich einplanen um vernünftig durchzuhalten?
Wieder kurzer Rückblick:
Letzter Halbmarathon auch vor einem Jahr, allerdings mit 6 Wochen Abstand zum besagten damaligen 6,2-km-Lauf mit einer Geschwindigkeit von 5:28 min/km und einer Gesamtzeit von 1:55 h.
Das war für mich ein Ergebnis, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Die 2-Stunden-Grenze wollte ich wohl knacken, aber nicht gleich so.
Also, welche Strategie heute beim HM?
Würde ich die 1:55 h wieder problemlos schaffen oder fehlt es noch an Regeneration seit Mittwoch?
Ok, ich probiere es. Mit dem Weichei, das hatte ich schon gesagt, oder?
Na gut, dann wünsche ich mir mal eine Endzeit von 1:50 h. Träumen darf man wohl ja noch.
Das wäre eine Geschwindigkeit von 5:13 min/km, so wie bei meiner besten Trainingseinheit über nur 10 km. Wenn es dann selbst mit 1:55 h nicht klappt, kann ich es ja auf den Tempolauf vom Mittwoch schieben.
So, gestartet und offensiv und zügig losgelaufen - aber doch nur als Weichei, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5:20 min/km bis Kilometer 5.
Nee nee, so wird das nix.
Die Systeme sind jetzt alle hochgefahren und laufen auf Hochtouren, also noch eine Schippe draufgepackt und den Tempomat auf 5:01 bis 5:10 min/km eingestellt (so ein Garmin FR 305 ist schon ein tolles Gerät). Ob das mal gut geht? Aber ich habe ja immer noch die Ausrede mit dem letzten Mittwoch.
Nächstes Experiment:
Ab Kilometer 7 Musik rausgeholt.
Mit Musik laufen, und dann auch noch unter Wettkampfbedingungen, konnte ich mir bisher nicht vorstellen. Ich hatte das jetzt mal bei zwei langen Trainingsläufen probiert und für gut befunden.
Vorbereitet hatte ich schon alles, nur die Ohrstöpsel mussten noch rein - die wollten aber nicht. Aus den schweißnassen Ohren sind die immer wieder rausgeflutscht, wie ein lebender nasser Fisch aus der Hand.
Letztendlich habe ich aber gewonnen.
Während dieses Kampfes sind die Ohrmuscheln trocken geworden - und meine Geschwindigkeit ist auf 5:20 min/km gefallen.
Na gut, jetzt fetzige Oldies im Ohr und ab geht die Post.
Tempomat im Kopf wieder eingestellt und Musik gehört und nebenbei gelaufen und gelaufen und gelaufen und …
Boah, ist das gut. Mein Gehirn ist scheinbar nicht multitaskingfähig, es hat sich nur mit der Musik beschäftigt und die Beine sich selbst überlassen (die armen - ganz alleine). Wie bekommt man eigentlich die Pausen zwischen den einzelnen Musiktiteln weg. Schnell mal umschalten und auf Schmerzempfang gehen, kann das Gehirn doch noch.
Ja, und so lief es dann einfach.
Die letzten 3 Kilometer noch mal beschleunigt (4:47, 4:57, 4:52) und "locker" ins Ziel gelaufen mit einer Endzeit von
1:49:12 h
Ziel übererfüllt, Experiment gelungen und ich stolz wie Oskar.
Laufexperiment gewagt - und gewonnen
1Gruß bernann
10 km 0:45:33 / HM 1:39:05 / M 3:48:14 / U50 4:56 / BGL 6:53
10 km 0:45:33 / HM 1:39:05 / M 3:48:14 / U50 4:56 / BGL 6:53