So, nun bin auch ich wieder zurück vom Gardasee und hinterlasse mal einen kleinen Eindruck vom letzten Wochenende. Vorab möchte ich Dusano mal ganz herzlich danken – Andi, Du hast mich durch Deinen Thread erst auf diesen Lauf gebracht, der sich später als der schönste bisherige Marathon herausstellte.
Bereits am Freitag trafen wir in Limone ein und hatten ein ganz nettes Hotel erwischt. Aus unserem Zimmer hatten wir sogar einen wahnsinnigen Blick über den See. Nachdem es schon bereits früher Abend war, machten wir uns auf nach "Downtown-Limone" um nach kohlenhydratreicher Nahrung Ausschau zu halten, was ja in Italien bekanntlich kein größeres Problem darstellt.
Am nächsten Tag ging es dann sehr zögerlich in Richtung Riva um die Startunterlagen abzuholen. Zögerlich deshalb, da es nur im Stop-and-Go voranging. Aber wie soll es auch anders sein – immerhin ist Marathon am Gardasee! Die Organisation im Kongresszentrum überraschte mich positiv, da ich vermutete, dass eine solche Veranstaltung, wenn sie zum ersten Mal auf die Beine gestellt wird, durchaus einige Reibungspunkte aufweist. Doch Pustekuchen. Die Ausgabe der Startunterlagen verlief komplett entspannt und gut organisiert ab. Den restlichen Tag wurde die Seele baumeln gelassen, was aufgrund des Panoramas auch alles andere als schwer fiel. In mir keimte schon der Verdacht, dass der Lauf was ganz besonderes werden könnte.
Und schon war es Sonntag. Auf das ganze Pre-Marathon-Prozedere vor dem Start möchte ich nicht näher eingehen, da hat halt jeder sein ganz eigenen Ablauf. Was ich allerdings unheimlich genossen habe, waren die ruhigen Augenblicke auf dem Balkon während die aufgehende Sonne den Himmel rot färbte und der See ganz ruhig da lag. Ein super Tag kündigte sich an. Mich verwunderte, dass um diese Zeit bereits Surfer und Kitesurfer den See bevölkerten, wo sich andere sich noch zig Mal im eigenen Saft rumdrehen. Nach schier endlosen Minuten totaler Entspannung ging es dann auch langsam in Richtung Start.
Dort angekommen wuselte es schon ganz schön. Was mir allerdings auffiel, dass unwahrscheinlich viele fitte und drahtige Teilnehmer im Startbereich standen. Einer von denen war Welf, auf den ich mitten in dem Gewusel auch noch traf. Kurzes einnorden der geplanten Ziele und jeder ging in seinen Startblock.
Die Zeit bis zum Start verging wie im Flug und mein Puls wollte noch gar nicht realisieren, dass er gleich mal einen Zahn zulegen werden müsse…dann ging es auch schon los, der Lauf war gestartet. Und bereits von Anfang an wurden meine Hoffnungen und Wünsche an den Lauf in berauschender Form befriedigt. Was ich allerdings noch mit mir auszumachen hatte, war die Strategie. Ich fand schon die ganze Zeit bis zur Veranstaltung keine richtige Lösung, wie ich den Lauf durchziehen solle. In mir entstand ein regelrechter Konflikt: Zum einen bot sich durch die Strecke die Möglichkeit auf Bestzeit zu laufen und zum anderen war sie mir gleichermaßen zu schade um den Marathon runter zu reißen. Also doch ein Genusslauf? Keine Ahnung. Ich nahm vorsichtshalber als „moralische Bremse“ noch den Foto auf die Strecke mit.
Nach den ersten Metern fiel dann die Entscheidung: Ich laufe einfach einen schnellen Genusslauf. Das war die Lösung…und los geht’s.
Ich drückte das Tempo auf unter fünf Minuten im Bereich von 4:35 bis 4:55 und ergab mich dem Ganzen. Die Stimmung entlang der Strecke war klasse, überall Gänsehaut verursachende Brava-, Forza- und Bellisimarufe umrahmt von einer der schönsten Landschaften Europas. Und so fotografierte und lief ich und lief und fotografierte. Die Kilometerschilder rauschten nur so an mir vorbei und die Sonne beflügelte noch eher, als dass sie schwächte.
Doch plötzlich wurde mir klar, dass ich bereits am Ostufer laufe und es nun doch eindeutig in Richtung Ziel ging. Eine Hälfte in mir wollte diesen Rauschzustand weiter erleben, die andere zeigte bereits Erschöpfungserscheinungen und wollte ins Ziel. Nachdem ich den 37. Kilometer bereits passiert hatte und bis zu diesem der „Genusshälfte“ die Oberhand lies, schenkte ich der „Ich-will-mich-nun-endlich-mal-wieder-hinsetzten-Hälfte die letzten fünf Kilometer. Diese wurden dann aber noch mal ganz schön kernig, aber wir waren ja bereits in Malcesine. Ein italienischer Läufer neben mir juchzte plötzlich voller Freude und deutete auf das „Castello de Malcesine“ – das Ziel.
Die Strecke machte noch einmal eine letzte Wende und schon war ich in einem mit rotem Teppich ausgelegten Zielkanal. Die Uhr stoppte bei 3:31:34 und es blieb das Gefühl, den schönsten Marathon gelaufen zu sein. Welf erwartete mich bereits schon seit knapp zehn Minuten und war ebenfalls begeistert vom Lauf (...aber das kann er ja selbst noch schreiben )
Ich habe die Bilder, die ich unterwegs geschossen habe wieder in ein kleines Album verpackt, was ihr hier zu sehen bekommt: Lake Garda Marathon 2007.
Gardasee: Im Rausch der Landschaft, der Anfeuerungsrufe und des schönsten Marathons
1Viele Grüße
Jirka
Wir leben nicht, um besser zu laufen, sondern wir laufen, um besser zu leben!
Jirka
Wir leben nicht, um besser zu laufen, sondern wir laufen, um besser zu leben!