So nun möchte ich euch mal wieder an meinen Erlebnissen teilhaben lassen.
Ich beginne mal zunächst mit ein paar Worten zur Vorbereitung. Den Entschluss Marathon zu laufen hab ich vor etwa einem Jahr gefasst, noch nicht richtig ernsthaft aber ich bin regelmäßig, 1-2x die Woche laufen gegangen. Da ich auch früher im Leichtathletik Verein war und sowieso eine gute Grundkondi mitbringe dachte ich, dass würde ein Klacks werden, vielmehr trainieren bräuchte ich nicht. Mein Onkel hat mich zunächst auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht und mir erklärt, dass ich viel längere Läufe als 12 km machen müsste, meinen Umfang und meine Intensität steigern müsse. Das tat ich dann vor allem in den letzten 2 1/2 Monaten, absolvierte allerdings keinen Lauf über 30 Km. Ein fataler Fehler, aber es ging auch einfach nicht weil ich Überlastungsprobleme mit dem Knie hatte. Dadurch wurde ich schon in der 4. Woche meiner eigentlichen Vorbereitung zurückgeworfen. Mein nächster Fehler war den Halbmarathon drei Wochen vor dem eigentlichen Marathon mit vollem Speed zu laufen, so konnte ich eine Woche nich wirklich trainieren und war auch danach immer noch angeschlagen.
Ansonsten hab ich versucht mich besonders gut in der letzten Woche zu ernähren, immer viel zu trinken. Am Samstag kam ich auf über 3 1/2 Liter, was für meine Verhältnisse ziemlich viel war. Ich hatte ansonsten immer genug Schlaf gehabt, weswegen is auch kein Problem war, dass ich in der Nacht zum Sonntag nur ~5 Stunden geschlafen hab. Ich fühlte mich recht fit und hab morgens drei Bananen, zwei Vollkornbrote und zwei Toats verdrückt. Schon in der S-Bahn begegnete ich vielen anderen Marathonis, allesamt waren sie recht ruhig und gelassen. Wahrscheinlich liefen sie nicht ihren Ersten. Ich schon. Ich redete mir immer ein, dass ich nicht aufgeregt bin und auch keinen Grund dazu hätte. Mein Ziel war 3:40 zu laufen, bei meiner Unterdistanzzeit doch kein Problem. Oder?
Auf dem Marathongelände angekommen erstmal schnell aufs Dixi, hatte schon wieder viel getrunken und musste ziemlich nötig. Lange anstehen muss ich zu dem Zeitpunkt (halb 8) noch nicht. Dann bin ich los, hab ich mich umgezogen und meinen Kleidersack abgegeben. Danach wollte ich nochmal auf die Toilette, ich hatte inzwischen nochmal ca. einen halben Liter getrunken. Die Schlange war (8 Uhr) jedoch inzwischen wahnsinnig lang. Ich stellte mich an, aber nachdem ich über 15 min wartete verging mir die Lust. Ich suchte mir im Park (wie die meisten anderen) einen Baum . Warmgelaufen hab ich mich nich, wozu auch, ich startete im Block H Dort angekommen stellte ich mich soweit wies ging nach vorne, bis direkt zu den Schildern "Block G". Mit zwanzigminütiger Startverzögerung kam ich auch über die Startlinie (obwohl ich noch recht weit vorne stand) und lief ganz locker los, versuchte nich (wie viele) im Zickzackkurs alle zu überholen. Das war zwar gut, ich verlor aber Zeit. Im Block H waren nun mal viele lahme Enten Ich lief dann immer ganz links irgendwie an allen vorbei, mit meinem festgelegten Tempo wie ich beim späteren Blick auf die Uhr feststellte. Ich hatte natürlich mir wieder ein Pace Band ausgedruckt und wusste von daher, welche Zeit ich zu den einzelnen KM haben musste.
KM 1 - 10:
Lief recht gut, ich konnte (trotz des lahmen Starts) einen Rückstand von nur zwei Minuten zu meiner Zeit verzeichnen. Ich fühlte mich topfit und hatte (noch) gar keine Beschwerden. Die Kilometer liefen sich wie von selbst (ach da ist ja schon wieder sonen Schild, das ging aber schnell) und ich genoss die Zuschauer die einen immer wieder gut anfeuerten.
Km 11 - 20:
Lief auch noch gut, jedoch begannen sich ab Kilometer 15 nun wirklich meine Beine zu melden. Noch nicht wirklich schlimm, aber ich spürte eben Oberschenkel und Waden. Viel ekliger war aber, dass ich meine Kniee schon merkte. Mit denen hatte ich beim Halbmarathon null zu tun. Naja die Schmerzen waren nicht schlimm und konnten recht gut ignoriert werden. Ich nahm bei Kilometer 15 mein erstes KH-Gel zu mir, schien mir auch wirklich was gebracht zu haben, denn ich konnte etwa 10 min Später recht gut weiter Stoff geben und kam zwischenzeitlich 1 1/2 min an meine angepeilte Zeit ran.
Km 21 - 30:
Lief schon weniger gut, das Tempo zu halten war eine Qual geworden. Ich hatte nach dem Halbmarathon ein wenig überpaced und war danach nich wirklich Fit. Kniee, Muskel und Füße (Blasen bildeten sich ) taten langsam aber wirklich weh. Aber das ist sicher normal bei der zurückgelegten Strecke. Kraft gab mir, dass mein Bruder und Vater mich bei Km ~24-25 am Südwestkorso anfeuerten und meine Kumpels mich zwischen 27-28 auch unterstützten. Naja dann kam ich bei 30 an und sagte mir, nun sinds nur noch 12 km, is doch nix. Jetzt muss der Angriff kommen! Ich war erneut viel zu schnell unterwegs und ...
Km 31 - 42,195:
.. verlor sämtliche Kräfte auf diesen wenigen Kilometern. Ich fühlte mich da noch recht gut und blieb das erste mal richtig stehen um in Ruhe "Basica" und Wasser zu trinken. Als ich wieder loslaufen wollte dachte ich mich treffe der Schlag. Ich konnte kaum noch richtig laufen. Egal, weiter muss es gehn. Bis Km 32 konnte ich mein Tempo halbwegs halten, aber dann kam der Einbruch. "Noch 10 Km, wie soll ich die schaffen, wenn ich schon jetzt irre Schmerzen hab und wirklich überhaupt nicht mehr kann. Die Schmerzen werden sicher noch schlimmer!!", sagte ich mir immer wieder. Aber ich lief einfach nund zählte die Kilometer runter. Ziel war es von da an, noch zu finishen. Viel mehr muss ich nicht beschreiben, es war einfach nur eine riesige Qual und ich kämpfte gegen meinen Körper mit erheblichen Geschwindigkeitsverlust! Bei Kilometer 37 tauchte nochmal mein Bruder mit seiner Freundin auf, das gab nochmal Kraft. Neues Ziel wurde gesetzt: unter 3:50 zu laufen. Ich gab wirklich alles und mein letztes um das zu schaffen ich biss mich immer wieder an mich überholenden Läufern fest um "drann zu bleiben". Den Letzten Kilometer gab ich nochmal voll Stoff, die Zuschauer waren aber auch einfach Klasse! Ich sah das Brandenburger Tor, rannte drunter durch, dann das Ziel. Ein riesen Gefühl, kann man nicht beschreiben. Ich hätte fast angefangen einfach nur zu heulen, so klasse fühlte ich mich Gleich ne Medaille abgeholt, losgelatscht für die Gravur etc.
Nun nach dem langen Bericht die ganzen Zeiten:
5 km: 00:27:16
10 km: 00:53:55 / 00:26:39
15 km: 01:19:59 / 00:26:05
20 km: 01:46:19 / 00:26:20
25 km: 02:12:26 / 00:26:08
30 km: 02:38:54 / 00:26:28
35 km: 03:06:50 / 00:27:56
40 km: 03:37:21 / 00:30:32
Nettozeit / chiptotal: 03:48:58
Bruttozeit / clocktotal: 04:09:45
Halb 1 / First half: 01:52:06
Halb 2 / Second half: 01:56:51
Zeit pro km / Time per km: 05:25
Geschwindigkeit / Speed: 11.06 km/h
Platz / Overall: 10210
Platz / Overall: 48 (in Altersklasse / Agegroup: MJA)
Und an dieser Stelle möcht ich mich nochmal bei dem gesamten Forum bedanken, ohne eure guten Tipps hätte ich den Marathon mit Sicherheit überhaupt nich gefinisht, zumindest wenn dann nicht mit dieser Zeit!
Heute tut vor allem mein linkes Knie wirklich sau weh, ich hoffe das geht vorbei ansonsten morgen ab zum Arzt. Kann kaum laufen, meine Muskeln sind nicht so schlimm wie nach dem Halbmarathon Lag wahrscheinlich an der Geschwindigkeit.
Berlin Marathon - Der Kampf gegen meinen Körper
1Lg,
Josch
2007: 04.08: City-Nacht-Berlin in 41:47 min (Wettkampf Debut) - 09.09: Mercedes-Benz-Halbmarathon in 1:27:15 (PB) - 30.09: Berlin Marathon in 3:48:58 (PB) - 02.12: 24. BRC-Cross-Staffel-Lauf (6 km) in 23:36
2008: 10.02: Plänterwaldlauf (10km) in 37:57 - 09.03: Britzer Garten in 37:51 (PB) - 06.04: Berliner Halbmarathon in 1:27:29 - 12.04: 40. Berglauf (7,5 Km) in 30:31 - 19.04 26. Pankower Frühlingslauf (12,5 Km) in 49:38 - 24.05: Spreewald Duathlon - .... Laufpause ....
Josch
2007: 04.08: City-Nacht-Berlin in 41:47 min (Wettkampf Debut) - 09.09: Mercedes-Benz-Halbmarathon in 1:27:15 (PB) - 30.09: Berlin Marathon in 3:48:58 (PB) - 02.12: 24. BRC-Cross-Staffel-Lauf (6 km) in 23:36
2008: 10.02: Plänterwaldlauf (10km) in 37:57 - 09.03: Britzer Garten in 37:51 (PB) - 06.04: Berliner Halbmarathon in 1:27:29 - 12.04: 40. Berglauf (7,5 Km) in 30:31 - 19.04 26. Pankower Frühlingslauf (12,5 Km) in 49:38 - 24.05: Spreewald Duathlon - .... Laufpause ....