Nach Traisa ist es für mich nicht weit und so kann ich mit dem Rad anreisen. Das freut mich sehr, denn mit der kleinen Radtour hat sich das leidige Thema Ein- und Auslaufen zumindest teilweise schon erledigt. Nach etwa 30 Minuten bin ich da und treffe am Sportgelände gleich auf erstaunlich viele Laufbekannte.
Der HM in Traisa ist eine kleine Veranstaltung mit vielleicht 150 Teilnehmern. Die Läufer am Startbanner sind entspannt und gut gelaunt. In ihrem fröhlichen Geplauder geht der Startschuß fast unter. Das Feld setzt sich nur gemächlich in Bewegung. Welches Tempo will ich eigentlich gehen? Eigentlich könnte ich mein geplantes Marathontempo für Frankfurt testen, oder soll ich doch lieber noch einmal richtig auf die Tube drücken? Ich überlasse die Entscheidung einer wunderbaren Laufgruppe, der ich mich spontan anschließe. Diese Gruppe läuft ungewöhnlich gleichmäßig und diszipliniert. Vergleichbar einem australischen Road Train brausen wir in geschlossener Reihe durch den Wald.
Dann überholen wir eine mir bekannte Läuferin, die kürzlich Seniorenweltmeisterin im Marathon wurde. Ich habe noch etwas Luft übrig und gratuliere ihr aufrichtig.
Nun erreichen wir eine längere Asphaltpassage. Lehmiger Sand und Nässe bilden hier eine unheilige Allianz und verwandeln sich in Schmierseife. Laufen wird hier zum Eiertanz und vereinzelt lassen sich Läufer zu unfreiwilligen Slapstick Einlagen hinreißen. Die 10 KM Markierung nimmt die Laufgemeinschaft nach exakt 44 Minuten, ganz schön flott. Es gibt in Traisa übrigens keine Kilometerschilder, sondern die Zahlen sind mit bunter Kreide groß auf das Geläuf gemalt.
Nach der Verpflegungsstation bei KM 15 löst sich meine Laufgruppe leider auf. Plötzlich sind alle weg, entweder am Getränkestand versumpft oder in Lichtgeschwindigkeit enteilt. Auf jeden Fall bin ich für die restlichen 6 KM völlig alleine und verlassen. Ich fühle mich etwas wie Haile auf seinen einsamen Schlußkilometern in Berlin, nur halt ohne Weltrekord oder Zuschauer. Bei KM 20 darf ich dann endlich Richtung Sportgelände abbiegen. Eine unfassbar steile Betonrampe führt in das Stadion. Eine Mädchen ruft mir "mach kleine Schritte" zu und ich folge ihrer Anweisung. Nun befinde ich mich auf der Schlußrunde im Stadion. Ich erkenne die Digitaluhr im Ziel und die Zeit nähert sich bedrohlich der 1:33. Also werfe ich noch schnell ein paar Kohlen ins Feuer und sichere mir mit einem fulminanten Sprint die 1:32:59 brutto. Prima, persönlicher Weltrekord.
Zwei Minuten nach mir kommt unsere Seniorenweltmeisterin ins Ziel und entscheidet damit die Frauenkonkurrenz für sich. Sie ist zufrieden und klatscht mich fröhlich ab. Nach und nach trudeln nun die restlichen Athleten ein und das Geplauder des Morgens wird fortgesetzt. Die Veranstaltung verlagert sich bald auf die Terrasse des Sportlerheims, wo Kaffee und Kuchen für uns bereit stehen.
Das war mein letzter Wettkampf vor dem Frankfurt Marathon und ich betrachte die Generalprobe in jeder Hinsicht als gelungen.
Also bis dann.
Gregor
Herzlichen Glückwunsch zur Punktlandung! Das wird was in Frankfurt. Ich werde auch wieder puscheln, aber vermutlich werde ich Dich nicht sehen, schnell, wie Du bist. 
. Dagegen beruhigt sich mein Sprunggelenk wieder. 
