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Ein dicker Brocken - Harz Gebirgslauf - Marathon

Ein dicker Brocken - Harz Gebirgslauf - Marathon

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Stopp **** Stimmungsloch nach erfolgreicher Marathonteilnahme **** Stopp **** Jungfrau gelaufen, Endormorphine getantk **** Stopp **** Keine weiteren Ziele in 07 **** stopp ***** Direkt ins Stimmungstief gefallen **** stopp


Tja, so stand es in den News geschrieben. Mit dem Verlust eines Zieles für 07 ist auch die Stimmung verloren gegangen. Gab es bis zur Jungfrau einen Grund zum rennen, so war dieser mit dem erklimmen der kleinen Scheidegg Geschichte. Und neues war nicht in Sicht.
Dies galt es zu ändern. So eine gedämpfte Stimmung erträgt ja kein Mensch über längere Zeit.
Nach dem Nächte langen Studium Topographischer Karten, fand sich am südlichen Stadtrand von Hamburg eine nennenswerte Erhebung. Wobei man Stadtrand hier sicher ein wenig großzügig auslegen sollte, den die Erhebung liegt im sogenannten Mittelgebirge. Im Harz um genau zu sein. Der Broken um es richtig einzuschränken. So der Berg erfüllt erst mal alles was es für einen Berg zu erfüllen gibt. Er ist höher als die Umgebung, er ist quasi direkt vor den Toren Hamburgs gelegen und fällt somit in die Kategorie erreichbar.
Nun will man auch als Schlussläufer so einen Berg nicht allein belaufen. Tief in den Abgründen altersschwacher Erinnerungen rumorte etwas von „Harz Gebirgslauf“ und „Herbst“. Sollten diese Dinge zum einen miteinander zum anderen mit dem Broken in Zusammenhang stehen. Internet sei Dank war diese Frage schnell geklärt. Ja es gibt diesen Lauf, er findet im Herbst statt und er führt über den Broken.
Wow.... war doch einfach ein neues Ziel ist gefunden. Der Broken.
Jetzt noch schnell die Erlaubnis bei der Lebensabschnittsgefährtin einholen. „Mach doch was Du willst Du Egoistischer Lauffreak“. Na das übersetzt jedes mittelmäßig Übersetzungsprogramm mit „Ja“. Also das wäre auch geklärt.
Konnte man sich noch anmelden – hätte man sicher vor dem oben erwähnten Disput klären können. Ja man konnte. War zwar schon mit dem Spätmelderbonus von ein paar extra Euronen versehen, aber das ist kein Problem. Immerhin geht es hier um ein Ziel. Ein Ziel für 07.
Ein neben Ziel war auch schnell gefunden. Als anerkannte Labertüte wollte ich mal die Klappe halten. Niemand – außer Bettina – sollte wissen, dass ich da mitlaufe. Und was soll ich sagen: Es war hart. Ich würde sogar sagen härter als der Lauf. Aber ich habe das Ziel erreicht: Ich habe geschwiegen. Die mich kennen wissen was das für mich für eine Leistung war! Ich bin sehr stolz auf mich.


Das Training
Fand nicht statt. Jedenfalls nicht im engeren Sinne. Will sagen, durch die Jungfrau hatte ich ja eine gute Basis. Ich brauchte die nur konservieren. Einfrieren ging nicht, Einkochen macht heute niemand mehr, Luft trocknen hätte zu lange gedauert, Formaldehyd stinkt wie hule... für die normalen Methoden zur Konservierung sah es also schlecht aus.
Ich nahm also den harten Weg und lief einfach in den 5 Wochen zwischen den beiden Wettkämpfen weiter. So um die 30-50km pro Woche. Kein expliziter Plan. Einfach nur laufen. Das war ein Konservierungsplan so ganz nach meinem Geschmack.

Die Anfahrt
Um die zwischenmenschlichen Beeinträchtigungen möglichst gering zu halten, wurde der sogenannte verlängerte Tagesevent Modus für den Harz Gebirgslauf gewählt. Sprich: Hinfahren, Laufen, Wegfahren. Hamburg macht in diesem Fall dem Namen Großstadt alle Ehre. So ist es bis zum südlichen Ausläufer, dem Harz fast 250km. Naja, wat mut dat mut. Startunterlagen konnte man ab 7:30 abholen. 3 Stunden Fahrt. Staureserve. Losfahren um 3:30 klang also nach keinem guten Plan. Ich fuhr also doch am Abend vorher los. Es ging dann flott, sprich ohne Stau in den Arzt. So konnte ich noch ein bisschen Schlafdoping im Volvo machen. Immerhin soll es laut allgemein zugänglicher Literatur helfen vor einem Wettkampf ausgiebig zu schlafen. Also Sitze umklappen, Ladefläche von diversen Dinge befreien, Wecker stellen und schon konnte das Schlaf Doping beginnen. Allerdings wachte ich in wilder Panik Nachts auf. Chip. Ein Chip wär gut. Hab ich auch. In Hamburg. Na dann mal morgens gleich zum Idioten Desk und melden das ich neben den Unterlagen auch noch einen Leihchip brauche. Ich fühlte mich wie ein ferngesteuerter Schlafanzug, weil nach dem Panik aufwachen nur noch wenig Schlaf zu finden war. Wie ich in diesem Zustand an meine Startunterlagen und einen Leihchip gekommen bin, mich rennfertig umgezogen habe und dann den Startbereich gefunden habe ist mir ein Rätsel. Aber es hat funktioniert.

Der Lauf
Nun ging es also gleich los. 9:00 Uhr, peng. Kein großes Schikimiki. Ein paar Mädels hatten vorher auf der Bühne aufwärm hopsen gemacht und der Start kam kurz und schmerzlos. Ab jetzt war alles einfach. Rennen bis so ein Banner mit Ziel über einem auftaucht. Dann anhalten. Medaille geben lassen und freuen. Das ist das schöne am Laufen. Quasi jeder kann es verstehen und nachmachen.
Aber wie so oft steckt der Teufel im Detail. Bei der Jungfrau sind die ersten 10km platt. Warmmachen braucht man sich da nicht. Man läuft einfach los. Wenn einem warm wird kommen die Berge. Anders beim Harz Gebirgslauf. Da geht es irgendwie von Anfang an bergauf. Na, nicht so richtig steil. Um also um das warm machen drum rum zu kommen, wurden die ersten km als flach definiert und auch beim Brocken ging es aus dem Stand los.
Aber die Berge hat das mit dem flach nicht so recht verstanden. Bis km 12 ging es immerwieder hoch und runter. Nie ernst. Aber immer so, dass der Rhythmus hin war. Die 10km waren in 60min erreicht. Ab 12 wurde es steiler. Ab 13 mußte ich hin und wieder gehen. Ein paar andere auch. Ab km 16gingen alle. Wir waren auf netten Panzerplatten oder so angekommen. Alte innerdeutsche Grenze. Gras wächst zwischen dem Beton. Es geht fott bergauf. Die Sonne kommt. Da der Sendemast? Wie schon oben. Ach nee. Ist groß der Mast. Ist noch was hin. 2:30min sind rum und ich stehe bei km 19 auf dem Gifel. Na Klasse. Geht doch. Soll ja nun nur noch runter gehen.
Tut es auch. Erstmal. Es ist eisig. Ein wenig Nebel ist zurückgekommen. Nicht lange. Aber in dieser Wolke war es richtig frostig. Sollen eh nur 3 Grad gewesen sein. Mit Sonne OK. Mit Nebel kalt. Jacke anziehen. Ach ne, geht bestimmt schnell vorbei. Und ich komme auch wieder tiefer.
Asphalt, bergab... die Knie sagen was von: So haben wir nicht gewettet. Also mal nicht so flott rollen lassen. Auch bergab sachte machen.
Ah es geht in den Wald. Aber weicher wird der Boden auch nicht. Fester Grand oder wie man das nennt. Unter den Bäumen ist es auch nicht recht warm. Km 30 erreiche ich nach 2:55. Das ist doch was.
Es wird aber einsamer. Bis hier hat mich alles mögliche überholt. Lange Menschen, Kurze Menschen, Dicke Menschen, Dünne Menschen, Hübsche und hässliche, mit zwei Beinen und mit Dingen die nur sehr entfernt an Beine erinnern, Männer, Frauen, Alte, Junge. Ich wurde wirklich von jedem überholt. Das los des Schlussläufers. Zwei. Ja Zwei ganze Menschen (Männger, dünn, groß, nicht hässlich, mit Beinen) habe auch ich überholt. Das wars. Mehr nicht. Traurige Bilanz.
Ich zuckelte zusehends allein durch den Wald. Ich wurde nicht mehr überholt. Das war das gute daran.
Noch 3km. Ich werde überholt. Na so was. Doch noch jemand hinter mir. Ich laufe 7min/km. Die Frau ist nicht viel schneller. Na soll Sie mich doch ziehen. Sie denkt wohl: Blödmann, Dir lauf ich locker weg. Gut ein wenig Abstand lassen, bin ja eh schon als Stalker verschrien. Und dann dran bleiben. 6:30, na dann. 2km wir sind bei 6:00. Eine schöne Wiese. Die RS 800 meldet 5:30. 1km das Tempo zieht an. Wir laufen 5:15 na das kann ja noch lustig werden. 500m wir sind bei 5:00, Zieleinlauf war dann irgendwo bei 4:30. Nach der Piepsigen Matte dann ein kurzes: Danke für ziehen, ein och macht nichts zurück. Also keinen allzu negativen Eindruck hinterlassen. 5:11 und ein Kecks. Danke an meine Ziehfrau. Ich war eigentlich erst für 5:15 gemeldet.

Verpflegung
Bananen waren früher in den östlichen Gebieten des Harzes kanpp. Man sollte denken das hat sich geändert. Tja, war wohl nichts. Auch andere Nahrungsmittel waren für die Schlussläufer nicht mehr vorhanden. Die zwei Stationen unterhalb des Brockens waren komplett leer. Kein Wasser, kein Schleim, rein gar nicht. Letzte Verpflegung vor dem Gipfel (man erinnere sich km 19) war somit bei km 10. Das macht Laune. Nach dem Gipfel ging es dann. Mal fehlte dies, mal das, aber irgendwas konnte man immer bekommen. Nicht schön, aber besser als trocken laufen. Zum Glück hatte ich eine kleine Flasche dabei. Sonst wärs arg geworden.

Organisation
Naja, das mit dem Essen war mau. Sonst war alles top. Ein Vermutstropfen für mich war eine Abzweigung. Normal waren da Schilder UND Kreidepfeile. An einer Stelle wo ich allein war, war nichts. Murks. Also tendenziell geradeaus. Boden begucken, sind hier Sportschuh abdrücken. Endlich Matsch, ja. Jede Menge Sportschuhabdrücke. Puh. Glück gehabt.
Aber Matsch... da war noch was. Eine bestimmte Stelle im Wald. Es war wohl Ton Matsch. So wat von fies. Hält richtig den Schuh fest. Wahrscheinlich irgendwelche Waldtrolle die im Matsch wohnen.

Suchtfaktor
Ja ich denke schon. Tolle Gegend. Lauf locker zu schaffen (wenn es einem nicht peinlich ist hinten anzukommen). Doch ich werde wohl mal wieder kommen. Wenn Bettina mich lässt.

Machts gut Eure Tante Elfriede

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Danke Tante für diese nette Unterhaltung.

Oliver

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Schöner Bericht, schöne gelaufen und beeindruckend schnell berichtet. Hast du unterwegs schon mit schreiben angefangen?

Jörg
Neue Laufabenteuer im Blog

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Hallo Wowbagger,

was habe ich heute davon geträumt, auch den Brocken-Marathon zu laufen - ums so schöner ist es, den ersten Bericht zu lesen. :daumen: :daumen:

Herzlichen willkommen im Klubb der Brockenbezwinger! :nick:
Christoph

"Ich bin kein Mensch.
Ich bin eine Maschine.
Ich kenne keinen Schmerz.
Ich laufe rein mechanisch."
(frei nach: Haruki Murakami)


dwarfnebula twittert

Umts

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19joerg61 hat geschrieben:Schöner Bericht, schöne gelaufen und beeindruckend schnell berichtet. Hast du unterwegs schon mit schreiben angefangen?

Jörg
Beim relaxen im auto geschrieben und per umts ins netz gestellt. So bleiben die eindrücke frisch.

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Hi,

also, ich muss zum wiederholten Male feststellen, dass ich deine Schreibe wirklich Klasse finde. Und nach der Erklärung, die du Jörg eben geliefert hast, will ich auch nicht so meckern, denn ohne die manchmal etwas eigenwillige Rechtschreibung wäre es noch viel besser ;) Dafür dann aber vielleicht nicht ganz so frisch? Auf jeden Fall heißt der Berg aber "Brocken". Bitte, so viel Zeit muss sein, ja?

Scheint wirklich ein schöner Lauf zu sein, aber bis ich mal einfach so zum Vergnügen (ob als Letzte oder nicht) so einen Berg hochlaufe, wird wohl noch ne Menge Zeit vergehen. Darum gebührt allen, die es einfach so mal tun, mein höchster Respekt!

LG,
Babs

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Babsbara hat geschrieben:Hi,

also, ich muss zum wiederholten Male feststellen, dass ich deine Schreibe wirklich Klasse finde. Und nach der Erklärung, die du Jörg eben geliefert hast, will ich auch nicht so meckern, denn ohne die manchmal etwas eigenwillige Rechtschreibung wäre es noch viel besser ;) Dafür dann aber vielleicht nicht ganz so frisch? Auf jeden Fall heißt der Berg aber "Brocken". Bitte, so viel Zeit muss sein, ja?
Danke für das Lob meiner Schreibe... leider ist die auch nach längerem Nachdenken immer gern mit Rechtschreibfehlern gespickt. Nicht alle Dinge im Leben erschließen sich einem. Aber davon lasse ich mich nicht abhalten und Schreibe weiter.
Babsbara hat geschrieben: Scheint wirklich ein schöner Lauf zu sein, aber bis ich mal einfach so zum Vergnügen (ob als Letzte oder nicht) so einen Berg hochlaufe, wird wohl noch ne Menge Zeit vergehen. Darum gebührt allen, die es einfach so mal tun, mein höchster Respekt!
Ist wirklich nicht so schlimm. Einfach mal laufen.
Auf http://www.schlusslaeufer.de ist der Brcokenlauf jetzt mit Bilder online (gleicher Bericht, weniger Rechtschreibfehler - hoffe ich - aber eben Bilder)

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Glückwunsch zu deinen Lauf und ein sehr schöner Bericht und die Rechtschreibung, egal, ich kann es auch nicht besser.

Gruß Jens

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Hej, ich wollte dich nicht kritisieren, so bleibst du authentisch! Danke für den Link, den werd ich mir später mal reinziehen :)

LG,
Babs

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Hi Heiko,

Glückwunsch zum bestandenen "Brocken" - Test.
Witzig, ich hätte fast meinen Chip im Auto vergessen und meine Startnummer mit dem Rucksack bei der Gepäckabgabe abgegeben :klatsch:
Das sind dann immer so kleine Adrenalinschübe die einen wach halten :D

Grüße oli
Balancing Triathlon with life
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14.06.09 Kraichgau Challenge (MD)
02.08.09 Ostseeman (LD)
25.10.09 Frankfurt Marathon (abgesagt wegen Verletzung)
23.05.09 Nove Colli
12.06.10 Moritzburg (LD-Staffel Schwimmen + Rad)
20-21.8.2010 24h Radrennen am Nürburgring (Einzelstarter)

When you want to cycle with pain, take part in Nove Colli 2010

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Hallo Wowbagger,

glückwunsch zum bezwingen des Brocken und danke für deinen Bericht.
Du hast recht dieser Lauf hat einen gewissen Suchtfaktor.

:hallo: Thomas
Ob ein Weg leicht ist oder schwer,
ob er falsch ist oder richtig,
entscheidet der Läufer und nicht der Zuschauer


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30km bei 2:55 haha...

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... dem geneigten Leser ist es sicher aufgefallen, ich war bei 3:55 bei km 30, aber war ja irgendwo auch klar. In 25 läuft man eben keine 11km selbst wenns bergab geht. Jedenfalls ich nicht.

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wowbagger hat geschrieben:... dem geneigten Leser ist es sicher aufgefallen, ich war bei 3:55 bei km 30, aber war ja irgendwo auch klar. In 25 läuft man eben keine 11km selbst wenns bergab geht. Jedenfalls ich nicht.
Ich gebe zu, daß ich mich im ersten Moment gewundert habe.

Aber der Bericht ist klasse!

LG

Flo

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wowbagger hat geschrieben:... dem geneigten Leser ist es sicher aufgefallen, ich war bei 3:55 bei km 30, aber war ja irgendwo auch klar. In 25 läuft man eben keine 11km selbst wenns bergab geht. Jedenfalls ich nicht.
Ich war auch etwas irritiert, als ich Deine Zielzeit gesehen habe und fragte mich, wie man über zwei Stunden für 12 Kilometer braucht. Tja, was das Essen und die Laufbegleitung angeht, gibt's ja wohl nur eine Lösung: das nächste Mal schneller laufen :zwinker4: . Aber für 'nen Hamburger hast Du den "schwersten Marathon Norddeutschlands" in einer passablen Zeit geschafft :daumen: .
Renn-Schnecke

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