Mein Brocken Marathon , „…ein ganz schöner Brocken“
Bahnstreik, Herbstferien, Freitagnachmittagverkehr lassen meine Anfahrt in den Harz zu einem Geduldspiel werden.
Nach über sechs Stunden erreiche ich im dunkeln Ilsenburg . Das Wetter ist alles andere als gut. Zwischendurch immer wieder leichte Schauer. Ein letztes Zimmer habe ich noch kurzfristig bekommen. Die wunderschöne, historische Vogelsmühle mit Mühlenrestaurant und laufendem Wasserrad soll mein Nachtquartier sein.
Schnell mache ich noch einen Abstecher nach Wernigerode und hole mir meine Startunterlagen.
Anschließend Abendessen, Fernsehen und Schlafen.
Beim Frühstück erzählt mir meine Gastgeberin von der am Vortag neu eingeweihten Brücke, über die wir heute laufen werden. Sie ist zum Glück gerade noch rechtzeitig fertig geworden. Extra für den Harz-Gebirgslauf. hier in der Gegend die größte und wichtigste Sportveranstaltung jedes Jahr.
Das traditionelle Aufwärmen vor dem Start wird hier programmmäßig von zwei auf dem Startpodium hüpfenden Mädels übernommen. Die Menge im Startkanal bewegt sich rhythmisch in Aerobicmanier. Dann erfolgt der Start und nach den ersten Metern weiß ich auch gleich warum das hier Bergmarathon heißt: es geht bergauf. Nach ca. 200m stürzt knapp hinter mir der erste Läufer. Ich spüre noch seine Hand an meinem Fuß. Zwei drei weitere kommen ins straucheln. Einigen fällt es wohl schwer das Temperament zu anfangs zu zügeln. Dabei warten noch genug Kraftproben in den folgenden Stunden. Auf schmalen und oft matschigen Wegen und Trailpfaden geht es die ersten 10km sehr wellig durch den Wald.
Das seien „die leichtesten zehn Kilometer“ hatte meine Mühlenwirtin gesagt. Wir bleiben aber noch ohne jeglichen Höhengewinn bis wir die besagte neue Brücke im Ilsetal überlaufen. Dann folgt ein kurzes Stück auf Kopfsteinpflaster bevor wir wieder in den Wald einlaufen und der Weg langsam beginnt anzusteigen. Dann kommt das erste Ausrufezeichen. Es wird richtig steil und die ersten Läufer gehen. Ein paar Kehren weiter gehen fast alle. Ich fühle mich gut und laufe locker und langsam weiter bis wir wieder an eine Lichtung kommen. Hier wird der Waldweg flacher und die Beine erholen sich wieder ganz gut.
In zwei Stunden wollte ich oben auf dem Plateau sein, in vier Stunden im Ziel, so meine grobe Zeitplanung. Falls nicht, auch egal. Hier steht der Genuss im Vordergrund und vielleicht verschwinden die Wolken am Gipfel ja noch rechtzeitig. Die Aussicht soll ja wirklich gigantisch sein, bei 300 Tagen Nebel pro Jahr aber auch sehr rar.
Die Bäume werden langsam immer niedriger, der Weg wieder steiler und mit viel losen Steinen, auch größerer Art bedeckt. Jetzt sind es noch ca. 5km bis zum Gipfel. Dann kommt die vielfach erwähnte Panzerstraße. Sie führt nahezu senkrecht den Berg hinauf. Angeblich bis zu 20% steil, teilt mir mein Nachbar mit. Einige versuchen noch zu laufen. Die meisten gehen hier. Immer wieder schieße ich Bilder und versuche die Aussicht einzufangen. Wanderer sitzen am Wegesrand und feuern uns an. „nur noch zweieinhalb Kilometer, dann habt ihrs geschafft“. Bei dem Wörtchen „nur“ muss ich laut lachen und schaue nach oben aber man sieht das Ende leider nicht. Dann überqueren wir die Brockenbahn und ich sehe die ersten Umrisse des Funkturmes und des Brockenhotels. Geschafft, nach 1:58h bin ich oben. Am Brockenstein drücke ich meine Digicam einem Zuschauer in die Hand und versuche möglichst locker zu lächeln, naja vielleicht nicht ganz soooo locker….;-)
Dann stürzen wir uns bergab und rennen die teils steile Brockenstraße hinunter. Jetzt geht es mehr als zehn Kilometer nur hinunter. Mal richtig steil, mal weniger, Asphalt, Schotter, Wiese….so richtig schnell verfliegt Kilometer um Kilometer. Dann kommt der erste Gegenanstieg. Autsch – tut das weh! Jetzt merke ich die Anstrengung in den Muskeln, zumal ich schon immer auf langen Bergabpassagen Probleme bekommen habe. Die vertrage ich einfach nicht so gut.
Ein leichter Krampf in der rechten Kniekehle deutet sich an und ich lege vorbeugend eine kleine Dehnpause ein.
Danach geht’s wieder prima. Bei Kilometer 36 noch mal Verpflegung aufnehmen und es folgt der letzte kurze Anstieg. „ Wenn du da bist, dann rollt es nur noch ins Ziel“ sagte mir ein Mitläufer irgendwo auf der Strecke. Super, da bin ich jetzt und er hatte recht. Nur, wo kommen auf einmal die ganzen Läufer vor mir her? Aha, die Halbmarathonläufer sind irgendwo vorher zu uns gestoßen. Hatte ich gar nicht bemerkt. Die letzten 5 km sind rückwärts beschildert. Motivation pur. „etwas mit drei Stunden vierzig plus x könnten wir noch schaffen“ sage ich zu meinem Kollegen neben mir. Wir laufen schon eine ganze Weile zusammen. „das wird aber verdammt knapp“ meint er und wir rennen los wie vom Hafer gestochen. Auf den letzten Metern vor dem Ziel überholt er mich dann noch – Saukerl. Ob es gereicht hat – ich glaube nicht. 3:50h stehen auf meiner Uhr und die genauen Ergebnisse sind noch nicht online.
Fazit: Der Harz ist immer eine Reise wert. Für mich der schönste Marathon den ich bis jetzt gelaufen bin.
Grüße oli
Mein Brockenmarathon + Bilder
1Balancing Triathlon with life
14.06.09 Kraichgau Challenge (MD)
02.08.09 Ostseeman (LD)
25.10.09 Frankfurt Marathon (abgesagt wegen Verletzung)
23.05.09 Nove Colli
12.06.10 Moritzburg (LD-Staffel Schwimmen + Rad)
20-21.8.2010 24h Radrennen am Nürburgring (Einzelstarter)
When you want to cycle with pain, take part in Nove Colli 2010
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