Magdeburg ist schön! Bei so viel (bestimmt berechtigter) Schlaubetalbegeisterung muss dieser Satz hier stehen. Bereits zum 4. Mal lädt nun ein kleiner Verein nach Magdeburg zum Marathon und mit über 4000 Startern wurde eine richtig große und tolle Veranstaltung auf die Beine gestellt.
Da ich im letzte Jahr mein Marathon Debüt in Magdeburg gegeben hatte und vor drei Jahren schon Mal den Halben gelaufen war, zog es mich als Täter zurück zum Tatort.
Die Strecke ist schön: eine Kombination aus Sightseeing und Landschaft, Dom, Hundertwasserhaus,altes Rathaus und Bürgervillen aus der Jahrhundertwende und die schönen Elbauen .Insbesondere diese Landschaft ist in der Herbstsonne einfach klasse.
Bis auf die Parkplatzanfahrt ist alles gut organisiert, sehr freundliche und hilfsbereite Helfer, keine Wartezeiten, nur die Magdeburger an der Strecke könnten zum Teil ein wenig enthusiastischer unterstützen.
Also der zweite Marathon? Nee! Das war einfach nicht drin, zuviel Stress im Job, im Ehrenamt und dann auch noch Schwammbefall in der AltbauWEG. Es gab soviel Druck, so das schon mein linker Arm psychosomatisch weh tat. So sollte es "nur" der Halbmarathon sein, man kommt sich ja dann bei dem Lauf bei dem man als Marathoni gestartet ist wie so ein Schönwetterläufer vor.
Ja und dann auch noch ein Motivationstief. Drei Wochenenden vorher nie zu haus gewesen, wie schön wäre es doch wenigstens diesen Sonntag mal bei den Lieben zu sein!!!! Aber das ganze Training?
Und als nächstes: Die beste Ehefrau der Welt leidet unter einer massiven fiebrigen Erkältung und am Freitag hab ich eiskalte Füße. Am Sonnabend kommen leichte Gliederschmerzen und ein rauher Hals dazu.Und jetzt
Nein, kneifen gibts nicht und so bin ich als einsamer Wolf am frühen Sonntag aufgebrochen nach Magdeburg- ganz allein zum ersten Mal ohne Unterstützung von befreundeten Mitläufern oder Freunden und Familie an der Strecke, ganz auf mich allein gestellt- ohne Rudel, so wie die alten einsamen aber doch so gefährlichen Wölfe, die es doch sonst nur in Brandenburg gibt. Und niemand denkt an mich, ich wußte ja nicht, dass Nobby bereits am Abend vorher das Terrain erkundet hatte und auf meinen Bericht wartete.
Nachdem Regen auf der Autobahn und den 40 min Warten bis zum links abbiegen auf den Messeparkplatz stand ich erheblich unter Druck. 0,75 l Tee und 0,75 l Wasser waren zu entsorgen!
Jetzt schnell die Startunterlagen holen und umziehen. Statt kurz vor 9 war es kurz nach halb 10. Das junge Mädel bei der Gepäckaufgabe wetzte mit drei- vier Taschen durch die Halle- absolut Bestzeitwürdig und sportlich.
Ob der Kälte hatte ich mir noch meine alte orange Weste mit dem kaputten Reißverschluss angezogen. nach dem Warmlaufen band ich sie um einen Fahrradständer um sie nach dem rennen abzuholen. Ahnt Ihr was?
Die neue Einteilung der Blöcke in km/minZeiten war genial.1:48 war ich im Frühjahr in Berlin gelaufen, 1:46 letztes Jahr in der Marathonvorbereitung in Hannover. Also mutig und selbstbewusst in den Block 4 - 5 min/km aber ganz hinten!!!
Start loslaufen, geil Kein mühseliges Umrunden- im Pulk laufen und ein gutes Zeitgefühl haben. Ach es ist schön in Magdeburg auch ganz allein als einsamer Wolf!! Und auch wenn die Sonne nicht scheint. Nur müde sind sie noch die Magdeburger. Als ich mich bei einem einsamen Klatscher ausdrücklich bedanke kommt von hinten die Frage ob ich das bei jedem mache wolle aber auch gleich die Erkenntnis es seien ja auch nicht so viele.
Und es lief gut, die ersten zwei Kilometer waren schon unter 10 min gelaufen und es gab ein gutes Gefühl. Den Pulsschlag bei 157 recht konstant haltend ging es durch die Stadt Kilometer für Kilometer absolvierend. An der Sternenbrücke war dann mal richtig super Stimmung und so ohne groupies tat das Gut. Ich klatschte dem Zuschauern zu. Im Rotehornpark hatte ich den Weg schlechter in Erinnerung oder gab es eine andere Streckenführung. Ich genoss den Lauf schaute nur auf den Puls und nahm selten die Zeiten. Dann ging es an die Elbe ich hielt das Tempo und steigerte von 157 auf 159 und bei 10 km auf ca 162. Die Zeit war sensationell gut, ich hatte fast 1,5 min gut auf die 1:45 könnte also auf der zweiten sogar ein wenig einbrechen, damit musste ich aber rechnen.
Hinter mir läuft ein Läufer der knurrende Geräusche beim Ausatmen abgibt. Ein zweiter Wolf bei mir? Er überholt, ich überhole und immer nur hinter mir dieses knurren. Wir könnten zusammen laufen, der müsste auch den 5er Schnitt laufen.
Aber nein, nein, nein, ein einsamer Wolf ist einsam. Bei der nächsten Verpflegung hänge ich ihn ab und laufe, gebe Gas auch wenns schwerer fällt. Langsam denke ich nur noch laufen, laufen,laufen...
Ich überhole! Einen neue Bestzeit ist drin! Ich laufe, bloß nicht langsamer werden. Sehne jedes Kilometerschild herbei obwohl die, wenn man schneller läuft gefühlt auch schneller kommen
Kurz vor dem Ziel läuft ein junger Mann vor mir Owen steht hinten auf seinem Trikot - Owen - Owens ist der nicht früher Kurzstrecke gelaufen und war schwarz? Ich überhole ihn laufe auf die Zielgerade ein und da setzt er zum Endspurt an und überspurtet mich. Ich wußte es doch! Jesse Owens lebt doch noch und deshalb ist er auf der kurzstrecke auch noch so schnell.
Ich selber komme in sensationellen 1:41:40 ins Ziel neue PB!!! Bin vollkommen fertig aber, obwohl einsam, super zufrieden. Fast fünf Minuten verbessert, eine Zeit mit der man auch bei echte Sportläufern mal Gnade findet. Und das im fünften Jahr und nach 2:08 im Halbmarathondebut 2003.
Nach dem Duschen,warmen Tee, Wasser, Malzbier, Bananen im Magen muss ich auf dem Weg zum Parkplatz noch mal laut brüllen vor Freude - besser laut heulen - der einsame Wolf.
Ja und widmen tue ich diese neue PB natürlich Bienchen rennt und ihrem Tiger, wie versprochen
Dank an die OG - Hannover die mich durch das km-Spiel und dem mitlesen zu einem regelmäßigen Training angehalten hat.
Und die orange Weste hängt noch am Fahrradständer. gleich beim Eingang zum Elbauenpark.
Und Magdeburg lohnt sich, es ist schön.
der knobi
Magdeburg ist schön, ein einsamer Wolf, Jesse Owens lebt und ´ne Widmung an Bienchen!
1Lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und lasst uns laufen mit Geduld (Hebräer)