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Ostparklauf in Düsseldorf: mit Vorgeschichte und bpm-flatrate

Ostparklauf in Düsseldorf: mit Vorgeschichte und bpm-flatrate

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Soll ich nun? Oder eher doch nicht? Es ist nicht ohne Risiko. Vorhin beim Einlaufen sprang die HF plötzlich unmotiviert nach oben, und auch eben, im Starterfeld stehend, zeigte der Forerunner zwischenzeitlich 145 an, bevor die HF wieder auf etwa 100 fiel.

Was also tun? Als schließlich der Startschuß fällt, entscheide ich mich, wie so häufig, für die Strategie des kontrollierten Risikos: Risiko, weil ich laufe, kontrolliert, weil ich mir vornehme, mich am Anfang zurückzuhalten und den Lauf abzubrechen, wenn die HF in ungesunde Höhen springen sollte.


Schließlich ist es gerade mal 2 Wochen her, dass mich ein schwerer viraler Infekt in seinen Klauen hatte. Natürlich stand ich drüber und nahm das locker hin. Männer sind in solchen Dingen ja generell wenig empfindlich, wissen genau, dass es sich nur um eine vorübergehende Beeinträchtigung handelt, und stellen sich solchen Situationen mit großer Gelassenheit und innerer Ruhe. Männer eben!

Ich hatte für diese meine Einschätzung auch breite Zustimmung erhalten auf der After-life-Party, zu der ich geladen hatte, nachdem ich mit dem Notar letzte Details meines Testaments geklärt hatte. Der Tradition chinesischer Kaiser gleich wollte ich mit meinen Medaillen in die letzte Ruhestätte hinab gelassen werden. Wir diskutierten noch, ob das nicht ein würdiges Thema für eine Foren-Umfrage wäre („Was ist eure Lieblingsbegleitung bei eurem allerletzten Lauf?“), aber die vorherrschende Meinung war, ich sollte meine verbleibende Zeit für Wichtigeres nutzen.

Gänzlich unerwartet ging es mir dann doch wieder besser, und ich ließ mich von meiner Frau überreden, die Termine mit den Lieferanten der quaderförmigen Dauerwohnmöbel abzusagen. Außerdem rang sie mir das Versprechen ab, meine Entscheidung für die Inschrift[INDENT]Erst lief der HERR,
dann seine Nase,
und nu’ beide nicht MEHR!
[/INDENT]noch einmal zu überdenken. Nun gut, mit der posthumen Verleihung des Literaturnobelpreises auf Grund dieses lyrischen Ergusses hatte ich sowieso nicht gerechnet. Aber mit ergreifender Schlichtheit beschreiben diese Zeilen doch des Läufers Schicksal, im Wechsel zwischen Höhen und Tiefen.

Am Donnerstag vor einer Woche war ich dann vorsichtig wieder ins Laufgeschehen eingestiegen und am Samstag auch zu 76,3% vernünftig gewesen: Den Halbmarathon bei den Westdeutschen Meisterschaften in Wegberg hatte ich sausen lassen, aber einen Fünfer meinte ich dann doch ausprobieren zu müssen. War keine gute Idee gewesen, denn nach etwa der Hälfte der Strecke schoss der Puls nach oben. War also zu früh.

Von Zweifeln getrieben, bin ich dann heute nach Düsseldorf gefahren. Der Ostparklauf ist einer unserer Firmenläufe, und ich hatte mich nun einmal angemeldet. Das Display am Forerunner habe ich so eingestellt, dass die HF groß ablesbar ist. Überhaupt bin ich froh, den 305-er mit der HF-Funktionalität gewählt zu haben, denn die letzten Tage bin ich immer mit Forerunner und HF-Gurt gelaufen. Sonst ist mir das Ding zu klobig, und auf meinen Standardstrecken ebenso wie im Wettkampf nehme ich lieber eine leichtere Laufuhr.

Geraume Zeit verbrachte ich dann mit der Parkplatzsuche in engen Wohnstraßen, erfuhr aber nach dem Lauf, dass der Parkplatz eines großen Supermarktes frei gegeben sei. Hunderte von Metern von der Anmeldung entfernt entdeckte ich schließlich eine kleine Lücke. Leser dieses Berichts werden mich demnächst wahrscheinlich live im TV sehen können, denn nach dem Einparken beschloss ich, mich bei „Wetten, dass“ anzumelden mit „… ich in eine Parklücke einparken kann, die 2 cm länger ist als mein Auto“ mit der Randbedingung, den Hornochsen am Leben zu lassen, der vor sich 3 Meter Abstand gelassen hat.


…Nach dem Loslaufen gelingt es mir tatsächlich, mich zurückzuhalten. Vor mir entdecke ich einen AK-Konkurrenten und bin richtig stolz auf mich, dass ich hinter ihm bleibe und mein Tempo so halte, dass ich nicht wirklich angestrengt laufe. Nun gut, ich weiß natürlich auch, dass ich nach hinten raus stark bin, wenn ich einigermaßen fit bin, aber ob ich fit bin, das wird sich erst später zeigen.

Das Schild „2 km“ taucht plötzlich auf, aber in Gegenrichtung. Nanü? Wie soll das denn gehen? Ein bisschen weiter dann das 1 km-Schild, dieses aber richtig herum. Knapp über 4 min, HF-Anzeige 150, jau, Bernd, so machst du das richtig! Kurz danach klärt sich auch das Rätsel des Zweiers auf: Die Laufstrecke macht eine kleine Kreisdrehung und führt dann wieder auf der Herkunftstrecke zurück. Den Zweier passiere ich knapp unter 8 Minuten, die HF hat sich mittlerweile bei etwas über 160 eingependelt. Auch das ist normal.

Dieses „Scherenprinzip“, nämlich geradeaus, kleiner Kreisbogen, dann in Gegenrichtung zurück, setzt sich übrigens auf dem Rest der Strecke fort. Ich selbst höre in mich hinein und werfe immer wieder einen Blick auf die Anzeige. Aber anders als vor dem Start ist alles paletti, und als ich nach 5 km die Zeit 19:55 auf der Uhr sehe, bin ich beruhigt und ziemlich sicher, dass ich keine Spätbeeinträchtigung durch den Infekt mehr habe.

Dennoch steigere ich das Tempo über die nächsten 3 Kilometer nur leicht, und der Puls reagiert mit einer Erhöhung um 2 – 3 Schläge angemessen. Da die meisten Läufer vor mir langsamer werden, arbeite ich mich nun Läufer um Läufer nach vorne. Als ich eine große, auf die Straße gemalte 8 sehe, ist mir klar, dass ich diesen Lauf gut nach Hause bringen werde, und beschleunige noch einmal. Viele Läufer, die den Kreis noch vor sich haben, kommen mir entgegen, als ich wieder auf die Gegenrichtung biege. Dann geht’s auf einem Spazierweg weiter zum Stadion, dort hinein, eine ¾-Runde Endbeschleunigung auf der Tartanbahn und ab durchs Ziel.

38:48 ist meine handgestoppte Zeit, nicht rekordverdächtig, aber bei den wenigen Trainingskilometern der letzten Wochen, ohne Tempotraining und nach überstandenem Infekt bin ich voll zufrieden damit. Und stolz, dass es mir gelungen ist, so diszipliniert zu laufen. Immerhin war die 2. Hälfte um 1 Minute schneller.


Nun ist also alles wieder im Lot. War ja auch klar: So ’ne kleine Erkältung haut einen Mann ja nicht um. Da muss man halt mit entsprechender Gelassenheit rangehen und drüberstehen. Wusste ich gleich, dass das harmlos ist…

…die große Marmorplatte, die wir nun im Keller gelagert haben, nimmt auch wirklich nicht viel Platz weg. Und für die Inschrift werden wir bestimmt noch einen schönen Text finden…

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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Also denn, ich finde 38:48 rekordverdächtig und Deinen Bericht allemal. Ich wische mir jetzt noch Tränen aus den Augen :hihi: Gut, dass Du die "neue Wohnung" abbestellt hast und herzlichen Glückwunsch zu der guten Zeit :daumen:
Mik

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Ein sehr schöner Bericht! Danke dafür :daumen:
Gruß
Claudia
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burny hat geschrieben: Da die meisten Läufer vor mir langsamer werden, arbeite ich mich nun Läufer um Läufer nach vorne.

Hi Bernd,

Glückwunsch zur überstandenen Infektion und zum schönen Berichts, ich war übrigens einer der Läufer die Du dann wohl noch eingesackt hast, bin in 39:18 ins Ziel, aber damit auch mehr als zufrieden.
Wo liegt Deine Bestzeit, wenn mit einer solchen Gelassenheit über eine sub 39 berichtest?

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Frank rennt! hat geschrieben: Wo liegt Deine Bestzeit, wenn mit einer solchen Gelassenheit über eine sub 39 berichtest?
Alles klar, die Frage hat sich wohl erledigt, bin mal Deinem "Vereinsgedöns-Link" gefolgt und habe gesehen, dass ich es mit einem amtierenden 100 Kilometer Weltmeister zu tun habe.

Dazu dann nochmlas Glückwunsch. :hallo:

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@Claudia und @Mik: Danke für euer Feedback, das freut mich!

@Frank: hab' gerade die Ergebnisliste im Internet gesehen, da geht's aber genauso drunter und drüber wie am Samstag Abend. (Nachdem gegen 18.30 Uhr selbst die 5-er noch nicht durch waren, bin ich gefahren.) Weder Zeit noch AK stimmen. Hoffentlich korrigiert man da nochmal.
Frank rennt! hat geschrieben:Wo liegt Deine Bestzeit, wenn mit einer solchen Gelassenheit über eine sub 39 berichtest?

Ich habe jetzt länger nicht für 10 km trainiert. Ich schätze mal, 1 bis 1 1/2 Minuten schneller müßten bei optimaler Vorbereitung drin sein. (Die PB von 36:23 ist einige Jährchen alt und nicht mehr so aussagekräftig.)

Bernd
Das Remake
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Traumhafter Bericht - habe herzlich gelacht und tolle Zeit nach dem Leidensweg! Großes Kino! :daumen:
Gruß Thomas
PBs: 5km: 19:03 - 5,6km: 21:25 - 10km: 41:25 - HM: 1:26:39 - M: 3:11:15 - 50km: 4:09:09
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burny hat geschrieben:@Frank: hab' gerade die Ergebnisliste im Internet gesehen, da geht's aber genauso drunter und drüber wie am Samstag Abend. (Nachdem gegen 18.30 Uhr selbst die 5-er noch nicht durch waren, bin ich gefahren.) Weder Zeit noch AK stimmen. Hoffentlich korrigiert man da nochmal.
Wir haben bis 19.15 h ausgehaart, da war dann zwar die Siegerehrung des 5er Laufs durch, aber von dem 10er noch nichts zu sehen, dann haben wir auch aufgegeben.

Ich habe mir gerade die Liste angeguckt, Du bist 2 Sekunden vor mir ins Ziel, kann mich gut daran erinnern, Du hattest einen rot-weissen Anzug an und bist zum Schluß nochmal gut ins Ziel gespurtet.
Witzig ist, wir haben danach unbekannterweise sogar shake hands gemacht.

Und jetzt kommt es, meine Frau hat meinen Endspurt gefilmt und damit auch Deinen, habe ich mir gerade nochmal angeguckt, wenn Du das Filmchen haben möchtest, einfach PN schicken, Qualität ist aber nicht so prickelnd.

Manchmal ist die Welt wirklich klein.

Hatte ein schwarzes Oberteil an, das Foto links ist von dem Tag.

Naja, beim nächsten Mal dann shake hands bekannterweise.

Gruß
Frank

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Frank rennt! hat geschrieben:Wir haben bis 19.15 h ausgehaart, da war dann zwar die Siegerehrung des 5er Laufs durch, aber von dem 10er noch nichts zu sehen, dann haben wir auch aufgegeben.

Ich habe mir gerade die Liste angeguckt, Du bist 2 Sekunden vor mir ins Ziel, kann mich gut daran erinnern, Du hattest einen rot-weissen Anzug an und bist zum Schluß nochmal gut ins Ziel gespurtet.
Witzig ist, wir haben danach unbekannterweise sogar shake hands gemacht.

Und jetzt kommt es, meine Frau hat meinen Endspurt gefilmt und damit auch Deinen, habe ich mir gerade nochmal angeguckt, wenn Du das Filmchen haben möchtest, einfach PN schicken, Qualität ist aber nicht so prickelnd.

Manchmal ist die Welt wirklich klein.

Hatte ein schwarzes Oberteil an, das Foto links ist von dem Tag.

Naja, beim nächsten Mal dann shake hands bekannterweise.

Gruß
Frank
Also, das ist wirklich witzig.
Auf dein Angebot komme ich gleich gern zurück. Ich meine aber, die Zuordnung kann nicht stimmen. Die offizielle Zeit dürfte eigentlich nicht um fast eine halbe Minute von der handgestoppten abweichen. Naja, müßte man im Film ja eigentlich sehen.

Ursache für das Erfassungschaos war wohl, daß die Aufschreiber beim Zieleinlauf Zahlenlegastheniker waren und darüber hinaus auch keine Kontrollerfassung stattfand. Dadurch herrschte bei den Einlauflisten ein ziemliches Durcheinander. Das sagte jedenfalls einer der Organisatoren. Kann vorkommen, ist aber trotzdem blöd.

Bernd
Das Remake
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