Rückblende:
Ich April diese Jahres entschließe ich mich in meiner noch jungen Laufkarriere (Wiederbeginn im Frühjahr 2006) einen Halbmarathon zu laufen. Der Lauf ist schnell ausgesucht, es soll am 16. September in meiner Heimatstadt Aachen sein. Trainingsplan aus dem Internet, Zielzeit 2:15 bis 2:30. Am Anfang läuft alles super. Ich merke schnell das ich besser werde. Über den Winter habe ich nur langsame Läufe zwischen 6 und 10 km gemacht. Jetzt lerne ich was Tempoeinheiten und Fahrtspiel ist und freu mich an meiner Leistungssteigerung. Bei einer solchen Einheit passiert es dann, Schienbeinprobleme
. Im Forum gesucht, das Wort shin splint macht die Runde. Mit Hilfe des Forums finde ich Tipps und einen laufenden Arzt, der mir hilft. Schmerzen gehen weg, ich freu mich. ich steigere meine Läufe weiter, bald kann ich 2 Stunden am Stück laufen, der HM kann kommen (denke ich). Am letzten Wochende vor dem HM mache ich noch Hase bei einem 5 km Lauf für meine Frau (ihr erster). Montag dann, ich habe mich erkältet, kein Training mehr möglich 
. Ich hoffe auf ein Wunder, das aber nicht kommt, die HM Premiere ist dahin. Frust pur, 3 Wochen Laufpause. Ich suche mir einen neues Ziel: 28 Oktober HM in Düsseldorf Garath. Nach meiner Erkältungpause komme ich nur schwer wieder in Fahrt, dennoch versuche ich, mich an meinen Trainingsplan zu halten. Bei einer Tempoeinheit dann wieder Schienbeinprobleme (Mist) und 2 Wochen vor dem HM wieder erkältet. Ich bin am Boden zerstört, eine weitere Woche Laufpause, die Physiotherapeutin bearbeitet mein Schienbein. Ich habe den HM erneut abgehakt. Mit Ingwertee versuche ich mich zu kurieren, es wird besser.
Am Wochenende vor dem HM nochmal 50 Minuten langsam mit meiner Frau gelaufen, Schienbein zwickt, geht da vielleicht doch was ?
In der Woche vor dem HM bin ich beruflich stark eingespannt, kann nur einmal trainieren. Die Physiotherapeutin gibt ihr Bestes (danke Ulrike). Als ich am Freitagabend nach Hause fahre, weiß ich noch immer nicht, ob ich laufen soll.
Samstag, Frustlaufschukauf, irgendetwas muß man ja tun. Ich laufe meine neuen Schuhe zur Probe einmal um den Block, hey geht doch gar nicht schlecht.
Letztes Hindernis vor dem HM, Samstagabend noch eine Hochzeitsfete. Ich trinke viel Erdinger und entschließe mich erst dann zu laufen. Um halb zwölf gegangen, man kann ja in der Nacht eine Stunde länger schlafen. Gut geschlafen, morgens Frühstück mit Brötchen und Honig (ekelhaft !). Meine Frau begleitet mich. Auf der Fahrt nach Düsseldorf 3 Stops, ich muß aufs Klo.
Startnummer hatte ich am Vorabend geholt. Lauffertig gemacht, nochmal aufs Klo, diesmal großes Geschäft. 5 Minuten vor dem Start bin ich fertig. Der Start ist ein paar Meter vom Stadion weg, oh Gott die laufen ja schon los !!! Dann Entwarnung, es waren die 10 km Läufer. Ich reihe mich ganz hinten ein, versuche mich warm zu halten
Der Lauf:
der Startschuss fällt und erst mal passiert gar nichts. Ich schätze es sind etwa 600 Halbmarathonis. Dann laufe auch ich über die Startlinie, Pulsuhr Startknopf gedrückt und los geht das Abenteuer HM. Der erste km ist unspektakulär, ich stoppe mich bei 6:40. Ich glaub das ist etwas schnell. Dann treffe ich Quirli, die hier auch läuft. Wir unterhalten uns kurz, Sie hat sich als Zeitziel 2:30 gesetzt. Ich suche mir einen Läufer der etwa so schnell wie ich läuft.
km 2: 6:35
km 3: 8:35 was ist jetzt los ?
Als ich bei km 4 4:50 stoppe ist die Welt wieder in Ordnung. Da stand wohl ein km Schild falsch. Bei km 5 erste Verpflegung. Ich versuche im Laufen zu trinken, es geht grandios schief ich schütte mir fast alles auf mein Laufshirt. OK, beim nächsten mal gehe ich.Km 6,7 und 8 verlaufen ereignislos, Zeiten zwischen 6:35 und 6:40. Ich hätte vielleicht doch meinen MP3 Player mitnehmen sollen.
Bei km 9 wollen ein paar Kinder abgeklatscht werden, eine schöne Abwechslung. Der Lauf ist landschaftlich sehr schön und relativ eben, ideal für eine HM Premiere. Bei km10 ist meine Laufzeit 65 Minuten, bei der Verpflegungsstelle gehe ich diesmal. Mein Zugläufer ist leider verschwunden, er war schneller als ich. Ab hier laufe ich alleine. Nach der Verpflegungsstelle beginnt mein rechtes Knie wehzutun, das hat es im Training nicht gemacht und es ist das rechte, das vor 8 Jahre meine Läuferkarriere beendet hat, außerdem zwickt meine rechte Pobacke, aber positiv, das Schienbein meldet sich nicht.
Bei km11 überholt mich der führende Marathonläufer, meine Herren ist der schnell. Die Marathonläufer müssen die Runde zweimal laufen. Bei km12 breche ich ein, nur noch 7:23, was ist jetzt los ???
Der Knieschmerz ist verschwunden, na wenigstens etwas. Weitere Marathonläufer überholen mich aber kein HM Läufer.Jetzt beginnt wohl der Kampf. KM13 6:54, KM14 7:12. Ich frage mich, warum ich mir das antue. Der kleine Teufel in meinem Kopf sagt dauernd:aufhören, aufhören.....
Die Verpflegungstelle beim km15 rettet mich. Ich gehe ein paar Schritte, werfe mein Gel ein und trinke 2 Becher. Danach geht es mir besser. KM 16: 6:54 , geht doch
.Ich habe ein Zwischenhoch, der km17 kommt: 6:51. Weitere Marthonläufer überholen, aber ich kann auch noch 2 HM Läufer überholen. KM 18, ich bin fertig, aber jetzt beginnt läuferisches Neuland, weiter bin im im Training noch nicht gelaufen. Soll ich aufhören oder kann ich ankommen ? Ich setze mechanisch einen Fuss vor den anderen. Irgendwie erscheint das km Schild mit der 19, 7:05. Weiter immer weiter, die letzte Steigung kommt, der Anstieg zu einer Brücke, im Training hätte ich darüber gelacht, aber jetzt fällt es mir unendlich schwer. Ein HM Läufer der schon eine Medallie hat ruft mir zu: Hau rein
. Ich lächle gequält, reinhauen kann ich nicht mehr, aber irgendwie hilft mir das die Steigung zu schaffen. Der km20 kommt. Ich stoppe 9:28 ???? Egal, jetzt weiß ich das ich ankommen werde.Kurz bevor ich ins Stadion laufe kommen mir die Tränen, Freudentränen, ich werde es schaffen. Der Stadionsprecher sagt mich mit Namen an, das ist doch mal was. Das Ziel kommt, ich laufe durch, stoppe meine Uhr. Alles geht wie in Trance. Ich habe es geschafft, ich habe es geschafft. Zum Getränkestand, trinke 3 Becher. Zum ersten Mal im ganzen Lauf sehe ich auf meinen Puls, er ist schon wieder ruten auf 78 % . (als ich später meine Auswertung mache, stelle ich fest das ich einen Durschnittspuls von 92 % hatte)
Medallie in Empfang genommen, meine Frau kommt, ich umarme sie und immer wieder sage ich mir: ich habs tatsächlich geschafft.
Suppe gegessen undendlich viel getrunken, ich komme wieder in der Realität an. Meine Beine sind sooo schwer. Ich bitte meine Frau mich nach Hause zu fahren. Autofahren könnt ich jetzt nicht mehr. Zu Hause unter die Dusche, ich glaub es war eine Stunde.
Fazit:
Mein Respekt vor der HM Distanz ist gewaltig gewachsen, das macht man nicht mal eben so. Aber trotz aller Widrigkeiten habe ich mich durchgebissen. Die Organisation was super, die Strecke sehr schön, hier komm ich nächstens Jahr wieder hin.
Der Laufbericht ist länger geworden als ich wollte, aber irgendwie mußte ich mir das jetzt von der Seele schreiben. Der Bericht läßt mich den Lauf nochmal erleben, es war trotz aller Quälerei schön und gerade erwische ich mich dabei schon nach dem nächsten möglichen Lauf zu suchen..... Ich glaub der Laufbazzilis hat mich schwer erwischt.
Ach ja die Zeit: 2:23:59 (handgestoppt). Nach der Vorbereitung gar nicht so schlecht. Läßt außerdem noch Raum für Verbesserungen
und der Trainingsplan hat exakt das gebracht was er sollte.Schöne Grüße
Achim
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Mit nur 3 langen Läufen als Vorbereitung 
. Vielleicht sollte ich einfach weniger trainieren 
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