runner 90 hat geschrieben:Hi da bin ich mal wieder und hab mal ne Frage!
Es heißt ja, dass man im Jugendalter sehr viel Schnelligkeitstraining einbauen soll und verstärkt Mittelstrecken laufen soll.
Warum ist das eigentlich so, dass man gerade in den jungen Jahren Schnelligkeit trainieren soll? Weil man da noch die besten Chancen dazu hat und im Alter, dass nicht mehr nachholen kann?
Ja. Grundschnelligkeit und Reaktionsvermögen sind zwei Dinge, die sich sowieso nur sehr schwer trainieren lassen. Aber Koordination, Beinkraft, Beschleunigungsvermögen, Endgeschwindigkeit, Sprintausdauer - all das lässt sich trainieren, das meiste mit 17 besser als mit 35.
Die Schnelligkeit, die ein Weltklasselangstreckler heutzutage benötigt, wird gerne unterschätzt. Die richtig guten laufen wohl alle die 100m fliegend unter 11,5, die guten Sprinter unter den Langstrecklern eher richtung 11,0. Gute Spurter wie Baumann, Skah, Aouita oder Bekele sind schon in Langstreckenrennen auf der Bahn die letzten 100m unter 12s gelaufen!
Ein grund ist auch: Die ausdauer kommt auch mit dem jahren, also quasi mit den Lebenskilometern auf deinem Tacho. Es ist gut, wenn man sich umfangsmäßig noch steigern kann. Wenn du mit 18 schon ständig am Umfangslimit trainierst, steigen die Chancen auf Frustration und Burn-Out enorm.
runner 90 hat geschrieben:
Könnt ihr mir mal sagen wie hoch der Anteil an Schnelligkeitstraining sein soll bei einem Trainingsumfang von 12-14 Stunden die Woche und einer Spezialdisziplin von 5000m und 10000m?
Also ich mess den Umfang immer eher in KM als in Stunden. Pauschale Empfehlungen fallen mir schwer. Bei 6-7 Einheiten pro Woche würde ich an deiner Stelle im Winter 2 schnelle Einheiten machen, im Frühjahr dann auf 2,5 -3 steigern und in der unmittelbaren Saisonvorbereitung möglicherweise sogar 3,5 -4. Aber in Einheiten lässt sich das schwer beziffern, da (nicht nur bei mir) die schnellen Sachen meist weniger umfangreich sind. Da muss man eben den konkreten Trainingsplan sehen und die Einheiten aufeinander abstimmen.
runner 90 hat geschrieben:
Was eignet sich hier vorallem speziell die Schnelligkeit zu verbessern neben Steigerungsläufen und Sprints?
Kurze tempoläufe. Bergaufsprints. Kraftübung für die Beine (Einbeinige Sprünge, Sprungläufe, etc. ). Man muss ja auch nicht immer eine ganze Einheit dem Sprint widmen. Ich mach vor Intervallen z. B. ganz gerne 4-6 kurze Sprints (meist so 30-60m) und ein paar Steigerungen. Oder eben Strides einbauen in Grundlagenläufe etc.
Wenn du nicht in einer Halle trainieren kannst, würde ich im Winter mit vollen Sprints etwas aufpassen. Bei der Kälte muss man sich gut aufwärmen, sonst ist die Verletzungsgefahr groß. Die ganz schnellen Sachen also auch deshalb eher gehäuft im Frühjahr.
Ansonsten: In einen Verein eintreten. Genügend Bahnwettkämpfe machen, ist auch gut für Taktik, Erfahrung, Tempohärte. Ruhig mal schauen, was auf den Distanzen von 400m-3000m so geht. Wenn man den Schwerpunkt auf den längeren Sachen hat, ist es auch mal ganz gut, an eine andere Distanz etwas lockerer rangehen zu können. Auf der anderen Seite im Winter ruhig mal einen HM laufen, Crossläufe, Straßenläufe.
Wenn du Lust hast, kann ich dir mal schreiben, was ich im Winter so an Training vorhabe. Bin auf einem ähnlichen Niveau wie du, wahrscheinlich auf der Mittelstrecke etwas langsamer. Nur halt leider viel älter und daurch mit viel weniger Perspektive.
Gruß
Christof