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Dieses Höl(l)enmahl in 4 Gängen - Sondershausen 2007

Dieses Höl(l)enmahl in 4 Gängen - Sondershausen 2007

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Eigentlich bin ich kein Läufer. Ich bin ein ehemaliger Schwimmer, ein Kletterer, ein Kanute... kurzum ein Chaot.
Da war dieses Großmaul in mir, das wärend einer Familienfeier den Mund zu voll nahm und rumtönte: >>Ick kann das auch 3:11 fürn Marathon? Kein Problem!<< (Da war ich noch HM und M Jungfrau/-mann)
Mein Onkel nur ganz ruhig: >>Nimm mal noch ein drittes Hefeweizen und dann rennst du 2:45.<<
Meine Schwester machte ernst und meldete mich für diesen Untertagelauf an.
Um 5.30 wachte ich dann in der Reiterpension Nucke in Sondershausen auf. Viel zu früh und ein wenig aufgeregt.
Dann ging alles so schnell. Frühstücken,Sachenpacken,Aus-checken,die Anfahrt zum Berkwerk, die Anmeldung, die Taxifahrt zum zweiten Stolleneingang und das in den Förderkorb zwängen.
Nun ging es runter und es wurde dunkel und warm.
So, jetzt gibts kein Zurück mehr, dachte ich mir. Doch warum an Übertage denken? Ich war heiß auf diesen Lauf, so wie man es nur als Marathonjungfrau sein kann.
Unten angekommen trafen wir auf unsere größten Feinde: Herr 30°C und Frau 25% Lufttrockenheit. Schluck! Würgh!
Ein LKW brachte uns in atemberaubenden Tempo durch die Salzstollen zurück zum Startbereich. Mein Gott! Welch ein Glück für den Fahrer, das es hier unten keine Blitzer gibt und welch ein Glück für die armen Seelen auf seiner Ladefläche, dass wir alle überlebt haben.
Ich hab mir mal die Seitenspiegel von dem LKW angeschaut: entweder wechseln die Fahrer sie jeden Tag aus oder die haben hier wirklich alles im Griff.
Der Startbereich sah aus wie ein 700m tiefergelegtes Oktoberfest, außer das auf den Tischen kein Bier stand sondern Wasserbecher und man trug hier auch keine Lederhosen und Dirndls, sondern hauteng und atmungsaktiv.
Der Start
5,4,3,2,1...Wie geil jetzt gehts los! Aus dem kühlen Startbereich bogen wir in einen beträchtlich wärmeren Seitenstollen ab. Die Strecke an sich war insgesamt super abgesteckt :daumen: .
Die ersten Anstiege kamen und da ich mit meiner Sippe rannte, galt die Taktik: Kräftehaushalten! Es wurde in den Steigungen gegangen und in den Gefällen und Ebenen gerannt.
Die vier Verpflegungspunkte - also alle 2,5 km - waren reichlich gedeckt. Es gab Bananen, Rosienen, Orangen, Wasser, Iso, Cola und Tee. Hab ich was vergessen? Die Helfer waren sehr nett und reichten den ankommenden Läufern sogar das Wasser. Sie räumten oft die benutzten Becher weg und bauten die Läufer moralich auf.
Nach 5km kam dann mein Knackpunkt- die unendlich Steigung. Wo ich mich noch in der ersten Runde zwingen musste es ruhig anzugehen, dort musste ich mich in der vierten Runde zwingen nicht mit allen Vieren hochzukrabbeln.
Nach 8 km trennte ich mich von meinem Onkel und meiner Schwester. Mein Körper sagte Renn! und ich gehorchte.
Meine 10,55km Durchgangszeit von 1:11 war mehr als verhalten. Nun konnte ich das Feld von hinten aufrollen. Ich holte immer wieder zügig meine Vorläufer ein. Ich fühlte mich gut, die Kniee hielten und im Schuh merkte ich auch keine Wundscheuerungen. 2.Rundenzeit 1:04. Es war herrlich durch die Gänge zu flitzen und ab der dritten Runde fragten mich einige Läufer ob ich zu den Ersten gehöre.
>>Nee! Ich bin nur ein Spätstarter<<, war meine Standartantwort.
Zur Mitte der dritten Runde überholte ich Kathrinchen. Sie sah nicht so gut aus. Auf jeden Fall nicht so gut wie am Vorabendtreffen bei ihrer Roulade. Sie klagte über Bauchschmerzen und sie hätte eigentlich nichts sagen müssen, denn man sah es ihr an. Mein Schnitzel hingegen gab mir die Kraft der drei Runden.
3. Rundenzeit 1:08.
Zum Ende der dritten Runde sah ich meinen Onkel der einen HM gelaufen ist. Und an dieser Stelle sei gesagt: Respekt für alle Läufer die sich auf den Weg gemacht haben! Nach mindestens 1 Runde konnte jeder aussteigen und für sich entscheiden ob er sich zu viel vorgenommen hat oder ob er mit einer besseren Vorbereitung wiederkommt oder es sein lässt.
Für mich gings weiter und nun kam eine Stelle die ich nicht kannte. Da ich noch nie so eine Distanz gelaufen bin, konnte ich meine Qualen auf der letzten Runde nur erahnen. In den Steigungen hing ich mit der Zunge auf dem Salzboden und in den Abläufen schmerzten meine Oberschenkel, als hätte ich mir heißen Tee drüber gegossen. Ich musste öfters gehen und selbst da taten die Oberschenkel weh.
Erst auf der Heimfahrt sagte mir "Rennschnecke" aus Berlin das es da eine besondere Abrolltechnick gibt, mit der man sogar noch mehr Geschwindigkeit macht. Die muss ich lernen! 4.Rundenzeit 1:28.
Mit einem Endspurt und einer Gesamtzeit von 4:37:35 erreichte ich das Ziel. Ich war völlig im Ar... Gott sei Dank stand mir mein Onkel bei der Seite und ich wollte nur noch liegen. Irgendwo liegen, bloß keine Kraft mehr investieren.
Meine Schwester kam dann auch in´s Ziel und machte sogar einen beneidenswerten 3 Platz in iher Altersklasse.
Für mich war es eine sehr gelungene Veranstaltung. Einziges Manko:
Lieber SC Impuls Erfurt, dass ihr junge Nachwuchstrommler zu einen Auftritt verhelft sei euch groß angeschrieben. Aber das diese mit 150 Dezibel und genauso vielen Beats pro Minute an der erschöpften Läufern vorbeimaschiert sind, fand ich echt sch..ße. Heute, zwei Tage später kann ich wieder drüber lachen.

PS: Für mich war es nicht nur eine Erfahrung, es war ein Erlebnis und schließlich nennt sich der Ort auch so: Erlebnisbergwerk

Sven, der Laufschuhputzer
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Laufschuhputzer hat geschrieben:Mit einem Endspurt und einer Gesamtzeit von 4:37:35 erreichte ich das Ziel....
Heh Sven, das hab ich anders in Erinnerung... ich hab nämlich noch kurz vor dem Ziel Deine rote Laterne leuchten sehen... :zwinker5:

Macht nix, war schön, Dich kennenzulernen, ich hoffe, Du bleibst den Läufern noch ein wenig erhalten. Wär doch schade, um so ein Talent. Glückwunsch zum hammerharten Debüt :daumen:
☼ ☼ ☼
Entscheide Dich. Und wenn Du Dich entschieden hast,
vernichte die Alternativen.

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Sorry!!
So ein Fehlerteufel, der da getippt hat! Aber in der Signatur steht ja die richtige Zeit 4:47.35 :klatsch: :klatsch: :klatsch:
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Gut gelaufen und geschrieben und die Laufschuhe mußt du wohl nur abstauben.

Jörg
Neue Laufabenteuer im Blog

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Hallo Sven,

so kann man auch zu einem Marathondebüt kommen, hast dich aber wacker geschlagen, Kompliment!
Laufschuhputzer hat geschrieben:Aber das diese mit 150 Dezibel und genauso vielen Beats pro Minute an der erschöpften Läufern vorbeimaschiert sind, fand ich echt sch..ße.
Also ich fand das ganz stimmungsvoll. Dabei bin ich zu Hause immer derjenige, der sich über die laute Musik von Sohn und Tochter beschwert. Geht also auch mal umgekehrt.

..und trainier mal schön weiter!

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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Hallo Sven,
mich hast du ja auch überholt und warst erstaunt das ich (noch) vor dir war. Die erste Runde waren wir ja ungefähr im gleichen Tempo unterwegs. Als du nach kurzer Zeit dann so locker abgezogen bist da dachte ich mir: Also der hat jetzt entweder noch ganz schön was drauf oder da verschätzt sich jetzt einer vieleicht ganz gewaltig. Beides war wohl nicht ganz richtig oder falsch. Klasse Debüt will ich meinen und eine Lehrstunde über die Länge eines Marathons eine Lehrstunde zudem.

Mach weiter so mein Jung
mit freundlichem Gruß aus Hamburg


Martinwalkt
About me, alles auf einen Blick

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nicht schlecht für den Anfang ... meinen Respekt hast du!

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Hi Sven,

na, konntest Du danach überhaupt Fahrradfahren :teufel: ? Ich fand es schon ziemlich gewagt von Dir, mit dem bißchen Training gleich den ersten Marathon unter so harten Bedingungen zu laufen :nene: . Okay, hab ich in Deinem Alter auch gemacht :peinlich: , aber gut ist das nicht :nono: . Wenn Du jetzt noch ein bißchen mehr trainierst, kannst Du bei Deinen sportlichen Voraussetzungen locker eine Zeit zwischen 3:00 und 3:30 Stunden schaffen :nick: . Und das mit dem Bergabrollen sollten wir mal üben - am besten auf dem Kienberg. Dort ist auch das Risiko geringer, von einem Golfball getroffen zu werden :zwinker2: .
Renn-Schnecke

... von 2 auf 100 in 11 Jahren ...

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Renn-Schnecke hat geschrieben:Hi Sven,
...
na, konntest Du danach überhaupt Fahrradfahren :teufel: ?
...
Hab gleich mal am Sonntag 32km mit dem Rad runtergespult und die kleinen Hügelchen haben wirklich wehgetan. Aber war vielleicht ganz gut, sich zu bewegen.
3:30h als Marathonzeit hab ich mir irgendwie auch vorgestellt.
Alleine schon weil alle sagen, man könnte von der Untertagezeit 20% abziehen. Dann wäre ich schon bei 3:45.
Ansonten renne ich ersmal nur meine Runden am Golfplatz vorbei.

Svenne
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