Banner

Wir lernen nur durch Scheitern

Wir lernen nur durch Scheitern

1
..... so ist der Titel eines heute in der SZ erschienenen - ziemlich langen - Interviews mit Reinhold Messner.
Ein Gespräch über Glück, Motivation und das Abrufen von Leistung im richtigen Moment.
Und weil ich hier sowieso noch darauf warten muss, bis die Waschmaschine fertig gewaschen hat :D möchte ich den Lesetipp weitergeben.

Zwar geht es - was ein Wunder bei dem Gesprächspartner ;-) in erster Linie um (Extrem)Bergsteigen. Aber viele der Thesen, Statements und Inhalte sind allgemeine Ansichten und Gedanken zu extremen Formen (um nicht zu sagen: Auswüchsen) eines Hobbies bzw. einer Leidenschaft und sicher für viele (Ultra)Läufer auch nicht uninteressant bzw. diskutierenswert (wobei ich persönlich jetzt nicht zwingend eine Diskussion wünsche. Wollte wie gesagt nur den Lesetipp weitergeben).

Noch ein paar Zitate zum Appetit machen:
Das Entscheidende ist die Identifikation mit einem Ziel, die Auseinandersetzung damit.
Man muss sich mit all den Beschränkungen auseinandergesetzt haben. Das Sich-Auseinandersetzen ist mindestens genauso wichtig wie das Training. Ich behaupte sogar, die mentale Kraft ist wichtiger als die physische Kraft. Die mentale Kraft entsteht nur, wenn ich mich lange mit einer Sache beschäftige. Mentale Kraft ist auch angestaute Motivation. Wenn ich Motivation anstaue, dann wird sie ein Momentum, gebündelte Energie, die in eine bestimmte Richtung wirkt. Sie macht die Möglichkeit auf, das scheinbar Unmögliche – es ist immer nur scheinbar unmöglich – zu schaffen
und noch eins zum Thema "Motivation zum Schreiben", das mir besonders gefällt:
Das Schreiben ist für mich mehr Aufarbeiten. Schreiben ist eine schlecht bezahlte Tätigkeit und schwierig. Ich schreibe aus mehreren Gründen. Erstens, um Sachen genau zu formulieren ...... Ich komme beim Schreiben viel dichter an eine Sache heran ....... Wenn ich einmal darüber geschrieben habe, hole ich mir die Bilder wieder schneller heraus. Nummer zwei: Das Schreiben hilft, das Gehirn jung zu halten. In Zukunft werde ich in erster Linie schreiben, um nicht so schnell zu altern.

Leute, bewundert mich, aber macht das bloss nicht selbst!

2
Die Erkenntnis, dass das Bergsteigen im Grunde die Eroberung des Nutzlosen ist, hatte ich erst später…
Man könnte anstatt Bergsteigen tatsächlich Laufen setzen. Und es geht auch schön ausformuliert, jaja der Mann kann sich darstellen, weiter:
... hat im Grunde die Vorlage für das moderne Bergsteigen gegeben. Ursprünglich sind die Leute ja auf die Berge gegangen, um die Gipfel aus wissenschaftlichen Gründen zu erreichen. Später, um die Gipfel zu erobern, um zu sagen: Ich war als erster da. Dann kam die nächste Phase: Ich bin hinaufgestiegen, um eine bestimmte Schwierigkeit zu überwinden. Nicht mehr der Gipfel war wichtig, sondern der Weg zum Gipfel. Und dann kam die Erkenntnis, dass das Ganze unnütz ist, reiner Selbstzweck.

... :blah: ... und überhaupt, früher war alles viel besser, das Gras grüner, der Bergsteiger noch Bergsteiger, der Marathoni noch ein Marathoni (und nur damals ein Held). Ein 8000er ist nur ein 8000er wenn er als Serie bestiegen wurde, ein Marathon ist nur ein Marathon wenn vorn eine 2 steht und ein 10.000m-Lauf sollte unter 32min drin sein, sonst wird es in den Augen einiger (nicht aller!!!) Ausnahmemenschen lächerlich. Die Leichen, über die diese Ausnahmemenschen, Ausnahmeathleten gehen, sind die Leute, die psychisch mit dem künstlich aufgebauten Druck nicht umgehen können. Und hinterher stellen sie sich hin und fragen: "Ja warum macht Ihr Euch denn den Stress?". Ja warum eigentlich? :noidea:

:confused: Um wen ging es noch gleich? Peter Greif, Herbert Steffny, Reinhold Messner ... ?
Steif
---------------------------------------
Ständig verschwinden Senioren spurlos im Internet, weil Sie "ALT" und "ENTFERNEN" gleichzeitig drücken.

3
Warum siehst du das so schwarz-weiß, Steif? Okay, ich bin (auch?) kein Messner-Fan, aber den Artikel werd ich in Ruhe lesen, denn die von Lizzy zitierten Aussagen find ich ganz spannend, bzw. kann mich zum Teil mit ihnen identifizieren. Natürlich kann man sagen, der will nur auf das hinaus, was Steif ausspricht. Das ist die schwarze Seite. Die weiße Seite ist vielleicht, für sich selbst etwas daraus mitzunehmen ungeachtet dessen, wer es geschrieben hat.

Danke Lizzy. :hallo:
S@psi
Aktuell: Nikolauslauf München 2009, Deutcher Cross-Cup Darmstadt mit Basti Hallmann, Leni Heuck, Julia Viellehner, Steffen Uliczka
und Vaterstetten Cross mit Julia Hiller
http://www.laufen-im-sueden.net/

"Men, today we die a little."
Emil Zatopek at the start of the 1956 Olympic Marathon.

4
sapsine hat geschrieben:Warum siehst du das so schwarz-weiß, Steif?
Weil ich mein Image als "Muffkopp" pflegen muss :zwinker2: :P , verstehste?
Die weiße Seite ist vielleicht, für sich selbst etwas daraus mitzunehmen ungeachtet dessen, wer es geschrieben hat.
Sorry, aber Aussagen wie:
Messner: Der Wille lässt oben auch nach. Was ist denn unser Wille? Er ist nicht fähig, 100 Prozent aus uns herauszuholen. Dazu ist er nur fähig, wenn es ums Überleben geht. Dann greifen animalische Instinkte. Ein Kamel kann bis zum Umfallen gehen. Dann ist es tot.

sueddeutsche.de: Und Sie wollten beweisen, dass der Mensch durch seine geistig-seelischen Fähigkeiten mehr noch als durch Kraft und Ausdauer über sich hinauswachsen kann und den Mount Everest ohne Sauerstoffflaschen erreichen kann?

Messner: Der Trick, Sachen zu machen, die scheinbar unmöglich sind und die man sich vielleicht selbst nicht zutraut, ist das Verschieben von Vorurteilen. ...
sind gefährlicher Motivationsunfug, der im Laufsport genauso wenig zu tun hat wie beim Bergsteigen. Über einige Dinge sollte man in dem Artikel besser hinweglesen als sie sich zu Herzen zu nehmen, sonst begibt man sich in lebensbedrohliche Situationen und endet wie Günther Messner (der im Gegensatz zu seinem Bruder wahrscheinlich nicht dessen Risikobereitschaft teilte) oder beinahe Reinhold Messner.

Die Phrasen über das Schreiben finde ich okay, kommen mir aber irgendwie auch wie eine Rechtfertigung herüber.
Steif
---------------------------------------
Ständig verschwinden Senioren spurlos im Internet, weil Sie "ALT" und "ENTFERNEN" gleichzeitig drücken.

5
Messner hat geschrieben: Messner: Der Wille lässt oben auch nach. Was ist denn unser Wille? Er ist nicht fähig, 100 Prozent aus uns herauszuholen. Dazu ist er nur fähig, wenn es ums Überleben geht. Dann greifen animalische Instinkte. Ein Kamel kann bis zum Umfallen gehen. Dann ist es tot.
Also ich hab auch nicht viel für den Messner übrig. Er drischt halt jede Menge Phrasen. Das Kamel läuft wahrscheinlich auch nur bis zum Tode, wenn es entsprechend angetrieben wird vom Kameltreiber.
Messner hat geschrieben: Messner: Der Trick, Sachen zu machen, die scheinbar unmöglich sind und die man sich vielleicht selbst nicht zutraut, ist das Verschieben von Vorurteilen. ...
Steif hat geschrieben: sind gefährlicher Motivationsunfug, der im Laufsport genauso wenig zu tun hat wie beim Bergsteigen.
Das finde ich jetzt nicht. Genau das passiert vielen Läufern: Sie laufen eine Distanz in einer Geschwindigkeit, die sie sich z. B. zu Beginn ihres trainings niemals zugetraut hätten.
Wenn man das mit vernüftigem Training angeht, sollte das doch nicht gefährlich sein? :confused:
Mir ging es auch so, als ich als 10jähriger Junge mit dem Mittelstreckenlauf angefangen habe. Mir kam es unmöglich vor, 1000m so schnell durchzulaufen, ich bin immer viel zu langsam angegangen und habe dann einen riesenschlußspurt gezogen, der die Zeit aber nicht mehr retten konnte. Das hat so fast 2 Jahre gedauert zu lernen, wie schnell man noch weiterlaufen kann, wenn man es eigentlich erstmal für unmöglich hält.
jetzt geht es mir ähnlich mit 5 und 10km, dennoch will ich die 10 mal unter 35 laufen.
Messner hat geschrieben: Wenn ich Motivation anstaue, dann wird sie ein Momentum, gebündelte Energie, die in eine bestimmte Richtung wirkt. Sie macht die Möglichkeit auf, das scheinbar Unmögliche &#8211]
Sowas wie "es ist immer nur scheinbar unmöglich" ist natürlich blanker Unsinn, den man auch für gefährlich halten kann, allerdings sollte ein erwachsener Mensch schon mit so einem Geschwätz von dem Messner umgehen können.
Messner hat geschrieben: Ich behaupte sogar, die mentale Kraft ist wichtiger als die physische Kraft.
Auch wieder relativ banal, dennoch gerade im Marathon oft wahr, wie man auch an vielen Trainingsweltmeistern hier im Forum sieht. Und da kommt dann auch die Sache mit dem Ziel wieder rein: wenn ich mir nicht ernsthaft vorgenommen hätte, den Marathon unter 3h zu beenden, wäre ich am Ende höchstwahrscheinlich in 3:02 oder so reingekommen, obwohl von der Physis die sub3 locker drin war.
Die physische Grundlage muß man im Laufen wie im Bergsteigen natürlich erstmal haben.

Also viel Banales im Interview, wenig Interessantes, trotzdem auch ein paar einfache Wahrheiten, auf die meisten aber auch gut ohne Messner kommen würden. :zwinker5:

Gruß
Christof

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

6
Steif hat geschrieben:Weil ich mein Image als "Muffkopp" pflegen muss :zwinker2: :P , verstehste?
Das hättest du für mich nicht schreiben müssen. :zwinker4:
...sonst begibt man sich in lebensbedrohliche Situationen und endet wie Günther Messner (der im Gegensatz zu seinem Bruder wahrscheinlich nicht dessen Risikobereitschaft teilte) oder beinahe Reinhold Messner.
Hm, wenn man Texte der Art auseinandernimmt, kann man sicher häufiger Aussagen entdecken, deren Reichweite kaum abzuschätzen ist, oder?
Die Phrasen über das Schreiben finde ich okay, kommen mir aber irgendwie auch wie eine Rechtfertigung herüber.
Also ich mag seine Interviews und die Berichte genauso wenig z.B. die über Lance Armstrong, aber ich war eigentlich motiviert, diesen Link zu verfolgen (nein, hab ich noch nicht, zu viel Kopfaua, um viel zu lesen). Allerdings bin ich jetzt wohl dermaßen beeinflusst von euch hier, dass ich mir das heute auch sparen kann. Na ja, vermutlich nicht der größte Verlust und vielleicht les ich das doch noch.

:winken: Sabine
Aktuell: Nikolauslauf München 2009, Deutcher Cross-Cup Darmstadt mit Basti Hallmann, Leni Heuck, Julia Viellehner, Steffen Uliczka
und Vaterstetten Cross mit Julia Hiller
http://www.laufen-im-sueden.net/

"Men, today we die a little."
Emil Zatopek at the start of the 1956 Olympic Marathon.

Gesperrt

Zurück zu „Foren-Archiv“