Ich trainiere Ultra. Das heißt deutlich über hundert Kilometer in der Woche, sechs Lauftage pro Woche und an jedem Wochenende ein Marathon - demnächst auch mal zwei. Übermorgen steht der Rom Marathon auf dem Programm. Morgen fliegen wir, also bietet sich heute die letzte Gelegenheit zu laufen. Der Bienwald Marathon am letzten Wochenende war verdammt hart, mein überlasteter Organismus zeigte mir die „gelbe Karte“. Wer schnell läuft ist ein Tempoläufer, wer sehr viel läuft ein Ultraläufer und wer gegen den Rat des eigenen Körpers läuft ist ein dummer Läufer. Ich will nicht dumm sein und reduzierte meine Wochenplanung auf (durchaus noch stattliche) 120 Kilometer. Gestern ein langer Lauf über dreißig Kilometer - extra langsam. So blieben für heute nur a c h t Kilometer übrig. Für einen Marathoni also fast ein Ruhetag. Frohgemut schmeiße ich mich in meine Laufklamotten und fahre ein Stück bis zum nächsten Wandererparkplatz. Nur acht Kilometer, da hätte ich ohne Autoanfahrt bereits vier für Hin- und Rückweg verbraucht, bis ich meine geliebte „Botanik“ erreiche.
Programm heute: Zwei Kilometer einlaufen, dann vier Kilometer Tempo und mit zweitausend getrabten Auslaufmetern das „Dingelchen“ abschließen. Raus aus dem Auto und losgelaufen. Verdammt! Schon wieder dieser vermaledeite Wind. Klar, wir haben die Zeit für Frühjahrsstürme. Aber heißt das, dass sie ständig übers Land toben müssen? Mist! Oh, wie ich Wind hasse! Und regnen tut’s auch noch. Prima! - Die Beine scheinen ganz ok. Haben die 31 km von gestern gut verdaut. So frohlocke ich zwei Kilometer weit. Dann trete ich auf’s Gaspedal und weiß es besser. Ich krieg den Puls kaum hoch, muss rennen wie ein Weltmeister, wieder einmal kämpfen. Heftig, heftig! Egal, vier Kilometer sind so gut wie nix, die sind gleich überstanden. Trotzdem nimmt es mich gewaltig ran. Dazu dieser Drecksgegenwind und Schauer klatschen mir auch ins Gesicht. Ein Kilometer, noch einer, dann hab ich drei geschafft und bin so was von froh als der GPS-Klotz am Handgelenk das Ende der Tortur vermeldet. ‚Ultra trainieren wollen, aber hier auf vier schnellen Kilometern kaum den A… hoch kriegen - toll!’ Ich laufe aus. Grad mal etwas mehr als sechs Kilometer auf’m Zähler und so gefordert? Oh Mann!
Wieder zu Hause: Kein Grund zu frohlocken. Mieses Wetter, dazu wieder einmal die Wahrnehmung „Udo, du bist sterblich“. - Aber wieso bin ich dann so gut drauf? - Die Aussicht morgen für vier Tage nach Rom zu fliegen alleine kann’s nicht sein. Was dann? Liegt’s vielleicht an der Freude, dass meine Süße gleich von ihrem Trainingslauf zurück kommt? - Wie? Ach so, ja klar ich freu mich auch über ihre Rückkehr an sich, aber das meinte ich jetzt nicht. Wir werden uns dann zum „Läufer-Kaffeeklatsch“ zusammensetzen bei Cappuccino und Kuchen. Laufen macht Sünden weniger sündig. Ich kann mir sorglos zwei Stück süßen Kuchen in den Bauch schlagen. Das macht nur „Puff“ und schon sind die Kalorien weg. - Allerdings reicht auch dieser vorzügliche Umstand nicht aus, um sich so wahnsinnig wohl zu fühlen!? Da muss mehr sein. Ok, die Bewegung, Endorphinschuss für heute gehabt. Reicht immer noch nicht. Vielleicht das: Drei Wahrnehmungen beim Ein- und Auslaufen wollen mir nicht aus dem Sinn: Erst das Entenpaar, das von Panik ergriffen vom Bach aufflog, später munteres Vogelgezwitscher aus einer Gruppe übermannshoher Büsche und zuletzt der dunkelrosa blühende Seidelbast neben meiner Route. Jede Begebenheit entzückt und bringt zweifelsohne Labsal in eines Naturfreundes Seele. Und nicht zu vergessen, was ich hörte und sah sind Frühlingsboten. Auch wenn ich ihn noch nicht „rieche“, sensibleres Leben um mich her verkündet schon seine Ankunft. Winter ade!
Aber wieso bin ich dann so gut drauf?
1"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger.
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe
PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe
PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h