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Regen, Wald und Apfelkuchen

Regen, Wald und Apfelkuchen

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Regen, Wald und Apfelkuchen
5. Rißnertlauf Karlsruhe-Rüppurr, Sonntag, 16. März 2008

Der Wecker klingelt, es ist 7 Uhr und Sonntagmorgen. Ein Blick aus dem Fenster: nein, es schüttet nicht, keine Ausrede, Laufen ist angesagt. Warum kann man einen 15km-Lauf eigentlich nicht um 11 Uhr starten? Die Wettervorhersage war nicht sonderlich ermutigend für den 16. März und die Vereinbarung lautete: wenn morgens der Regen rausch - rumdrehen und weiterschlafen.

Nun gut, ein strahlender Frühlingsmorgen sieht anders aus, aber es fallen nur ab und zu ein paar Tropfen und die Piste ruft. Viertel vor 9 sind wir dann auf dem Platz des TUS-Rüppurr. Die ersten rennen schon mit schlammbespritzten Waden hin und her, wir holen die Startnummern ab und ziehen uns um. Alles gut organisiert und freundlich. Von der rund zweihundert Meter entfernten Halle ziehen wir mit den anderen wieder zum Platz mit der Aschenbahn und dem Startbereich. Ich dreh' noch ne kurze Schleife auf der heute sehr gelenkschonenden Bahn, da knallt ein Schuß. Mist, Start vertrödelt, um mich einige verdutzte Gesichter. Nee, kann nicht sein. Ist es auch nicht, hat wohl nur jemand die Pistole getestet.

Also in Ruhe zur Startaufstellung, kurz gewartet und ab geht die wilde Jagd. Gelaufen wird ausschließlich auf festen und breiten Waldwegen, runde acht Kilometer hin mit Schleife um einen Weiher und nach einer Wendeschleife den selben Weg zurück, nur diesmal ohne den Kringel. Ich starte mal wieder von etwas zu weit hinten und matsche mich erstmal ein Stück durch den weichen Wegrand, bis ich mich einordnen kann. Auf meinem linken Fußrücken klammert sich erstmals ein kleines Kästchen an die Schnürsenkel und müht sich redlich, nicht nur an Bord zu bleiben, sondern mir auch noch das aktuelle Tempo hoch zu funken. Also schnell ein Blick auf den Tacho am Handgelenk: umpf, vierkommanull, das ist doch wohl nicht dein Ernst? Nach bisher 90 Km diese Woche und dem netten, aber auch langen Abend mit dem einen oder anderen Glas Rotwein vielleicht doch etwas zu kühn.

Pendele mich also bei 4,2 ein und warte erstmal ab was passiert. Mittlerweile hat sich die Meute schon etwas auseinander gezogen und man kann recht kommod seine Bahn ziehen. So zieht der kleine schilfgesäumte See im Naturschutzgebiet vorbei und wir schwenken ein Richtung Wendepunkt. Steigungen und Gefälle gibt es praktisch nicht, nur die paar Abzweigungen drosseln ein wenig das Tempo. Achtung, nicht in die Pfützen fallen! Einige preschen durch die Pampe dass es spritzt. Nein, das sind keine langen Kniestrümpfe in fröhlichem Schlammbraun. Nur ein kleines Stückchen geht es in Hörweite parallel zur Südtangente, nicht weiter störend. Mein Tacho pendelt nur wenig um die 4,2 und ich fasse langsam Hoffnung, dass das so bleibt. Mittlerweile überhole ich nur noch. Nach der Wendeschleife und der Verpflegungsstation kommen mir dann die Nachfolgenden entgegen. Auch ganz unterhaltsam. Eine mir wohlbekannte Gestalt winkt fröhlich und sieht noch ganz frisch aus. Auch beruhigend.

Die 10 Km-Marke (jeder Kilometer ausgeschildert!) kommt nach 42 Minuten. Schon ok. Bis Km 14 sammle ich wieder ein paar ein, dann wird’s nochmal spannend. Auf dem letzten Stück am Waldrand entlang sieht man schon das Ziel und die letzten beiden Überholten ziehen wieder vorbei. Ich klemm mich dahinter, denn hier gibts Gegenwind und so ein bischen Konkurrenz mobilisiert ja noch mal die Kräfte.

Die letzten 200 Meter auf der Bahn verlocken dann zum Endspurt, kurz lodert Wettkampfgeist auf, doch schon laufen wir gesittet hintereinander durch den Zielkanal. Wir lachen, schön wars, Spaß hats gemacht. Hätte gar nicht gedacht, dass ich so gut durchkommen würde bei dem für mich schon recht zügigen Tempo (1:03:18). Irgendwie wurmt es mich jetzt doch, dass ich mich nicht vorbereitet hab und überhaupt. Wären die 60 Minuten drin gewesen? Na vielleicht nächstes Jahr, denn wiederkommen möchten wir auf jeden Fall. Dann werd ich mir auch ganz bestimmt den guten Späburgunder am Vorabend verkneifen.

Schließlich gibt’s erstmal heißen Zitronentee und noch ein bischen auslaufen, Tasche holen, Jacke drüber ziehen. Es regnet wieder ein bischen. Ehe ich mich verseh' ist auch meine bessere Hälfte eingelaufen und strahlt zufrieden. Zum Abschluß gönnen wir uns noch jeder ein schönes Stück Kuchen aus dem reichhaltigen und absolut unwiederstehlichen Angebot und ab geht’s nach Hause. Halb zwölf sind wir in unserer Anlaufstelle in Karlsruhe. Pünktlich zum Mittagessen. So gesehen hat die Startzeit ihre Logik.
Fazit: ein schöner Lauf, prima organisiert, nette Leute. Was will man mehr.

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Ein schöner Bericht. Ich bin nicht wettkampferfahren, aber Eure schönen Schlilderungen, vor allem vom Kuchen essen :wink: , machen richtig Lust auch mal wieder bei einem offiziellen Lauf dabei zu sein.

Wo findet ihr nur immer diese ungewöhnlichen Distanzen, also 15 oder auch 30km?

Tschüssi,

Missus, die die Pfützen auch schön umlaufen hat.
21.05.2010 -- Abendvolksl. Heckershausen, 10km -- 56:14,8
02.07.2010 -- Nachtmarathon Marburg HM -- 2:10:01,8
07.08.2010 -- 17. Brückenlauf Goßfelden, 10km -- 56:54

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Hallo Missus,
Vieles findet sich auf den einschlägigen Seiten im Netz, z.B. Laufreport, ... , dann gibts bei den meisten einschlägigen Läden ausliegende Flyer (regionale Veranstaltungen) und schließlich kommt man von einem Lauf zum nächsten, weil da jeweils auch irgendwelche Handzettel ausliegen oder sowas.

Manchmal sind die kleinen Veranstaltungen ja charmanter als die Mammut-Events.

Grüße
Wolfgang
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