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Monaco Marathon der Sonne entgegen

Monaco Marathon der Sonne entgegen

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Epilog
Es gab mehrere gute Gründe in Monaco zu starten. Einmal meine beiden Schwägerinnen bei dieser Gelegenheit zu besuchen, Montags noch einen potentiellen Geschäftspartner zu treffen, einen terminlich in den Trainingsplan passenden Lauf vor Hamburg zu absolvieren, ein paar Mitglieder aus einem französischen Forum zu treffen, endlich einmal ohne Schnee, Nebel, Regen und Kälte zu laufen und natürlich Laufen um des Laufens willen. So eine Liste sollte man schon haben, denn die Investition ist nicht unerheblich. Das Startgeld von 30,- € zu Beginn war ja noch recht harmlos. Aber Flug ab Düsseldorf und Übernachtung schlagen für zwei Personen mit gut 400,- € doch schon ganz schön ins Kontor. Gegessen hat man dann ja auch noch nichts und war auch noch nicht „shoppen“, wie es in neudeutsch so schön heißt. Ich sage es direkt, wer sparen will sollte auf jeden Fall erst morgens anreisen und direkt nach dem Lauf wieder verschwinden. Sonst freut sich VISA! Aber man gönnt sich ja sonst nichts.

Das Drumherum
Die Einschreibung per Internet war absolut problemlos. Die Zahlung per Kreditkarte vorbildlich unkompliziert. Samstags sind wir dann von unserer Ferienbude in Menton mit dem Zug nach Monaco gefahren. Der unterirdische Bahnhof ist so gelegen, dass man sowohl den Start im Hafen als auch das Ziel im Stadion problemlos in nicht einmal 10 Minuten erreichen konnte.

Die Startnummernausgabe erfolgte im Stadion, vor dem schon eine Batterie Toilettenhäuschen aufgebaut war. Sinn und Zweck erschlossen sich mir allerdings nicht, denn im Stadion gab es genug Möglichkeiten. Die Ausgabe ging flott. Ein Umschlag mit Namen und Startnummer drauf, dafür nahm man mir mein „diplome medical“ ab, den medizinischen Freifahrtschein. Texte in Deutsch scheinen hier nicht zu stören.

Vor Reiseantritt hatte ich noch einmal den Bericht von Udo gelesen und ein paar Parallelen fielen jetzt schon auf. Die Messe war wirklich schwach. Lediglich die Veranstalter anderer Läufe waren reichlich vertreten. Florenz im November drängte sich nahezu auf. Ansonsten sollte es auch mein 9. Marathon werden, womit ich dann aber die Fußstapfen von Udo verlassen habe, da meine Freizeit meinen Ambitionen leider deutliche Grenzen setzt. Aber ganz unter uns, es fehlt mir auch ein wenig das nötige Talent.

Den Nachmittag haben wir dann in trautem Familienkreise, wenn man den Spähtrupp durch alle erreichbaren Boutiquen denn so nennen will, in Antibes verbracht. Meinen Füßen bekam diese Aktion nicht wirklich gut. Es mag aber auch daran gelegen haben, dass die Nike Free eben doch nur ein Trainingsschuh sind und nicht unbedingt der geeignete Gebrauchsschuh für unebene Fußgängerzonen. In Hamburg werde ich das anders gestalten müssen. Ansonsten ist der Besuch von Antibes sicher dem in Monaco oder Nizza vorzuziehen.

Der Lauf
Dank der Umstellung auf die Sommerzeit konnten wir immerhin in morgendlicher Kühle Richtung Bahnhof aufbrechen. Eigentlich sollte der Himmel bedeckt sein, aber nicht die winzigste Wolke zeigte sich am Horizont. Auf dem Bahnsteig versammelte sich dann eine Gesellschaft, die deutlich dieselbe Zielrichtung hatte. Die Fahrt dauerte keine 15 Minuten und durch den Tunnel waren wir auch schnell am Hafen. Der Start erfolgte nicht wie in den Vorjahren am Casino sondern dort, wo auch die Formel 1 startet. Absperrungen waren zwar schon da, aber der Platz machte einen eher verwaisten Eindruck. Im Hafenbecken dümpelten Luxusyachten in allen Größen in der Morgensonne. Der Gipfel des Luxus, die Lady Mona K mit 57m Länge. Aber kaum einmal zeigte sich ein Mensch. Es war wohl noch zu früh im Jahr. Auch sonst wirkte Monaco eher wie ausgestorben. Die Masse der Bewohner ist wohl wirklich nur temporär vor Ort.

Mit der Zeit füllte sich der Platz aber dennoch. Wenn man Düsseldorf und Münster erlebt hat, erinnerte es mehr an einen Volkslauf. Um 8h45 war ein Treffen mit den Mitgliedern eines französischen Laufforums angesagt. Da keiner erschien haben wir uns umgesehen und doch noch einen kleinen Trupp ausgemacht. Man kannte sich natürlich und als neuer wurde ich doch irgendwie etwas vorsichtig beäugt. Aber viel Zeit war eh nicht mehr. Noch ein kurzer Besuch auf der Toilette, neben den obligatorischen Dixi’s standen auch die Toiletten vom Hafen zur Verfügung, die nicht nur sauber waren, sondern wo es auch an nichts fehlte. Die Zweckentfremdung eines Parks war also nicht notwendig. Ob dies einer der Gründe war den Startort zu verlegen? Offiziell wollte man aber den Kurs entschärfen.

Den Startschuss für die 1120 Läufer gab wieder, anscheinend traditionell, der Prinz höchstpersönlich. Offiziell wurde von 2208 gemeldeten Läufern gesprochen, wobei man aber anscheinend die Teilnehmer der 10 km Laufes mitgerechnet hat. Egal erst einmal stob die Kavalkade davon. Meine Taktik, da es ein Vorbereitungslauf werden sollte, sah vor, nicht an die Leistungsgrenze zu gehen. Aber wo lag die? Das Profil war deutlich härter, als ich es bislang kannte, von passender Vorbereitung ganz zu schweigen. Die Tagestemperaturen von 16⁰C eigentlich akzeptabel, aber nur im Schatten. Was würde es in der Sonne ergeben? Vorsichtshalber setzte ich mir eine Schallgrenze bei der HF von 150, also 84%. Damit sollte eigentlich nicht viel schief gehen können.

Die erste Haarnadelkurve kam schon nach 100 m und der Kurs bog vom Hafen den Berg hoch ab. Noch war die Steigung moderat. Das allgemeine Tempo für meinen Geschmack an dieser Stelle aber schon verdammt hoch. Lieber ließ ich mich überholen. Keine 500 m weiter ging es scharf rechts durch einen Tunnel. Das Schnaufen um mich herum wurde schon deutlicher, aber keiner reduzierte seine Geschwindigkeit. Also fiel ich noch weiter zurück. Am Ende des Tunnels standen schon die ersten am Felsen und ließen Wasser ab. Keine fünf Minuten nach dem Start, da fragt man sich unwillkürlich was sich in dieser Zeit so entscheidendes getan haben kann. Noch ein kurzer Tunnel und es ging wieder bergab zum Hafen. Vorbei an den auf Hochglanz polierten Yachten des Jetsets. Aber lediglich auf einer Back standen drei Herren und beobachteten den bunten Tausendfüßler am Ufer. Auch sonst war Publikum in Monaco Mangelware. Es ist halt nur eine Saisonstadt. In einer Ecke des Hafens spielte eine exotische Band, noch weitgehend unbeachtet. Dann ging es zum zweiten Mal in die Schleife. Mein Frauchen reichte mir noch ein Gel. Diesmal musste ich es selber tragen, denn sie hatte keine Chance mich unterwegs zu versorgen, wie sie es sonst so treu macht.

Und wieder den Berg rauf. Das Läuferfeld hatte sich aber schon etwas auseinander gezogen. Der Abzweig zum Hafen war jetzt abgesperrt und es ging geradeaus weiter den Berg rauf. Am Freitag waren wir hier mit dem Auto gefahren und ich war ganz sicher, dass es irgendwo weiter unten einen anderen Weg für die Läufer geben müsste. Klassischer Fall von denkste! Na gut, irgendwo mussten die 80 Höhenmeter aus dem Profile ja her kommen. In engen Kurven zog sich die Straße bergan. Mit reduziertem Tempo und 148 Schlägen stampfte ich den Berg hinauf. Die Kraft reichte noch sich die Gegend anzuschauen. Neben den vielen hässlichen Wohnbunkern Monacos gibt es doch ein paar schöne Häuser mit gepflegten Gärten. Blüten in allen Farben und Formen. Die meisten, mir unbekannt, konkurrierten in ihrer Pracht. Hier war der Frühling in vollem Gange. Die Seeluft war noch frisch, duftete leicht nach Salz und Tang.

Die Steigung wurde wieder flacher, der Straßenbelag beim Verlassen der monegassischen Gefilde aber auch merklich schlechter. Die Füße eierten ein bisschen, was in dieser Phase aber noch unbedenklich war. Ein Hüftgelenk zwickte etwas. Das kommt selten vor, weshalb es mich gerade hier beunruhigte. Aber die von mir mit äußerstem Misstrauen beäugte Achillessehne und die Kniegelenke bleiben ruhig. Also muss es gut gehen.

Die 10 km Marke meldet 53‘31‘‘, Platz 529, wie ich später der Liste entnehme. Es geht Richtung Cap Martin. Das Gelände ist wellig aber nicht erschreckend. Manchmal öffnete sich die Bebauung und gab einen Blick nach Süden auf die Bucht von Monaco frei. Aus der Distanz schon deutlich erfreulicher. Aber hier ist jeder qm Gold wert und entsprechend dicht ist die Bebauung. Auf Cap Martin findet sich auch quasi der Scheitelpunkt der Strecke. Der erste Lauf, bei dem ich mal einen Schwamm nehme und mir den Schweiß von der Stirn wische. Die Helfer sind ausgesprochen freundlich, wenn nicht gar fröhlich. Hier einmal ein Lob für das Engagement der vielen Hände, die sich unerkannt im Hintergrund um die Läufer mühen.

Kurz darauf kam mir ein Läufer entgegen. KM 12 und schon aufgegeben? Der arme Hund! Hinter der nächsten Kurve war ein Blick über den ganzen Strand von Menton möglich. In der nun schon hoch stehenden Sonne tummelten sich hunderte auf den bunten Promenaden. Es ging bergab und ich wurde häufig überholt. Manch einer raste wahrhaft die Straße hinab. Hinter einem Tunnel in einer Kurve wartete ein Terzett mit Gitarre auf. Ein wunderbar melodisches Spiel und zum ersten Mal hatte ich wirklich Lust einer Gruppe länger zu lauschen, aber der Sog des Gefälles zog mich davon. Am Fuße dieses Felsens ging es dann am Strand von Menton entlang. Die Zuschauer wohl in Masse Touristen, die mehr zufällige Beobachter, dafür aber nicht weniger interessierte waren. Häufig saßen sie auf in den Cafés entwendeten Stühlen am Straßenrand und feuerten die Läufer an. In Summe war es der belebteste Abschnitt der Strecke. Zwischendurch immer wieder Kellner, die mit ihren Tabletts waghalsig über die Straße zwischen den Läufern durch hasteten.

Drei km fast schnurgerade Straße. Wieso kommt einem die Sonne auf solchen Strecken immer besonders intensiv vor? Bis dahin ging es ja auch nicht gerade durch Palmenhaine. Lediglich ein paar Tunnel brachten zwischenzeitlich eine kurze Erleichterung.

Km 17! Die Spitzengruppe stürmte mir entgegen. Sie hatte fast 10 km Vorsprung. Nein, ich beneide sie nicht, nicht für das Leben, dass sie führen. Sieger wurde später Geoffrey Mulai mit 2h12.40. An diesem Tag ein Held, aber bald wird sich keiner mehr an ihn erinnern. Von den Veranstaltern werden sie als Stars gehandelt, doch sind sie Eintagsfliegen. Verbrauchsmaterial einer Konsumgesellschaft. Aber sie sind zufrieden damit und so gönne ich es ihnen. Viele wissen, dass der Weltrekord bei 2h4.26 liegt, aber wer kann schon auf Anhieb Haile Gebrselassie fehlerfrei schreiben ohne nachzuschauen?

Für ein kurzes Stück trennen sich die Routen und ich weiß nicht, wann die Verfolger kommen. Als nächstes kommt mir eine Frau entgegen. Elena KOZHEVNIKOVA, noch so ein Name, den niemand aussprechen kann, geht mit 2h41.21 als erste Frau ins Ziel. Mit zwei Landsmänninnen steht sie später auf dem Treppchen. Ein Omen für die Olympischen Spiele?

Analog zu den steigenden Temperaturen kletterte auch mein Puls. Noch einmal checkte ich alle Systeme. Achillessehne? Knie? Hüftgelenk? Es sah gut aus, aber die Beine waren schon deutlich schwerer. Fast hatte ich das Gefühl fühlen zu können, wie der Laktatspiegel stieg.

Es folgte die italienische Grenze. Eine Kapelle spielte schmissig „Eviva Espana…“ Nicht ganz passend aber immerhin. Eine Gruppe von Veteranen der Alpinis, erkennbar an ihren Tirolerhüten, feuerte uns an. Aber wer sind wir? Dem bunten Tausendfüßler waren schon jede Menge Beine abhanden gekommen. Die Läufer hatten schon Platz ohne Ende. Der Beweis kommt bei der Auswertung: km 21,1 1h50:58 und schon Platz 498. Alain kam mir entgegen. Über der Absperrung klatschen wir uns ab. Er hatte gut 3 km Vorsprung.

Holger, SV Lengede besagte die Aufschrift auf seinem Shirt, sprach mich an. Woher ich denn käme usw. Eine von den Erscheinungen die mir läuferisch Respekt einflößen: Hager und lange Beine. 51 Jahre alt, wie ich später der Liste entnehme. Das ist der Vorteil von anständigen Startnummern, da steht dann noch der Vorname und die Nationalflagge drauf. In Monaco allerdings wichtig, da immerhin 37 Nationen an den Start gingen. In den Gefällestrecken konnte die Geschwindigkeit von Holger nicht mithalten und bei der nächsten Steigung war ich dann wieder an ihm dran. Daher blieben die Gespräche bruchstückhaft.

Der Wendepunkt in Italien kam ziemlich abrupt. Eher eine Kehrtwendung, die doch den Rhythmus heftig aus dem Takt brachte und für die Füße eine heftige gymnastische Einlage bedeutete. Mitten im Gefälle ging es direkt wieder bergauf. Achterbahn pur. Hier holte ich auch Holger wieder ein. Nach dem Scheitelpunkt zog er mir aber wieder davon. Km 24, ich glaube meinen Augen nicht zu trauen, aus der Gegenrichtung kommt einer auf Stelzen. Er hat sie an den Beinen festgebunden und schwebt so gut einen Meter über dem Boden. Mit irgendetwas von 4h20 kommt er ins Ziel. Lange habe ich über die Belastung nachgedacht, da er nun mal nicht wirklich laufen konnte sondern nur schreiten. Diese Art der Fortbewegung hat zumindest den Vorteil, dass man nur halb so viele Schritte machen muss und dadurch echt Energie spart. Mit etwas Training ist das also gar nicht so schlecht.

Der Rückweg über Menton war fest mit den Gedanken an Cap Martin verbunden. Wieder den Berg rauf! Hier hatte sich Udo heiß gelaufen und ich war froh von seiner Erfahrung profitieren zu können. Laufberichte die den Lesern das Leben entscheidend erleichtern sind unbezahlbar. Ein „Franzose“ sprach mich auf Deutsch an. Als ich so seine Sprachkenntnisse lobte, gestand er aber Belgier zu sein und nur in der Region zu leben. Am nächsten Getränkestand verlor ich ihn dann leider. KM 30 2h38.02 Platz 463. Vor Cap Martin war auch mein Gel fällig. Leider irrte ich mich in der Entfernung zur nächsten Tränke, was mir zwei km mit verklebtem Gaumen bescherte. Nach der üblen Erfahrung in Düsseldorf hatte ich aber schon im Ansatz immer genug getrunken. Entweder direkt zwei Becher genommen oder eine der Halbliterflaschen, die ich dann auf dem nächsten km ausgetrunken habe. So ließ sich dann auch noch das Gel überstehen bis zu meiner Rettung kurz vor dem allseits beliebten Anstieg nach Cap Martin.

Dieser stellte mehr ein psychologisches Hindernis dar. Die meisten Läufer fielen schon nach den ersten Metern in Schritttempo. Nein, gehen kam für mich nicht in Frage. Den Blick fest auf die Pulsuhr geheftet verlangsamte ich das Tempo, sobald die magische 150 auf der Anzeige erschien. Für mein immer noch fröhlich spielendes Terzett konnte ich aber kaum noch die gebührende Aufmerksamkeit aufbringen. Ein schwerer Mann vor mir humpelte nur noch den Anstieg hinauf. Da stellt sich dann doch die Frage, ob man über 10 km vor dem Ziel nicht besser abbricht, bevor man sich ernsthafte Schäden einhandelt.
Mittlerweile klebten mir alle Klamotten am Leib und meine Oberschenkel wurden immer härter, so dass ich doch langsam unsicher wurde, ob das gut geht. Bisher hatte ich noch nie Probleme mit Krämpfen und Zerrungen, aber auch noch nie eine Strecke mit solchen Steigungen. Mein Respekt für die Teilnehmer des Jungfraumarathon wuchs ins Unendliche. Dabei fühlte ich mich ansonsten sehr gut. Der Ausblick über die Küste auf das Meer war einfach herrlich. Stahlblaue See. Der Sonnenschein war zum Laufen zwar ungeeignet, aber für diese Gegend einfach passend. Wie sagte weiland schon Ulrich von Hutten: Es ist eine Lust zu laufen. Oder so ähnlich jedenfalls. Genuss pur und ich nahm ihn mit. Es ist auch so ein Augenblick wo ich dann Motoradfahrer etwas beneide ob ihrer Möglichkeit mal eben an einem schönen Platz zu halten.

Es konnte eigentlich nicht ausbleiben. Irgendwo pickte ich Holger wieder auf. Er lehnte ein Gespräch ab, er kämpfte schon ums Durchhalten.Man konnte das Ziel quasi schon sehen, aber auch die noch vor uns liegende Strecke: 7 km. Ist nicht mehr weit, aber muss trotzdem noch gelaufen werden. Bei der sich langsam ausbreitenden Ermüdung bremste dies dann doch etwas den Spaßfaktor. Zwar spekulierte ich, denn 150 sind ja noch weit vom Limit. Sollte ich mal auf 157/158 beschleunigen? Aber so frisch war ich auch nicht mehr, die Disziplin siegte. Die letzten km erfordern wie immer mehr Konzentration. Die Umgebung verschwimmt, wird nur noch blitzlichtartig wahrgenommen. Bei dem heißen Abstieg nach Monaco rafften sich einige noch einmal zu einem halsbrecherischen Tempo auf. Für mich lohnte es nicht, noch etwas zu riskieren. An den Straßenrändern von Monaco wieder gähnende Leere. Vor einem Luxushotel ein paar Gäste, die auf ihren Weitertransport warteten und eher etwas perplex schauten. Ein letztes Mal am Hafen vorbei, dessen Wasser erstaunlich sauber war und auf dem die Boote sanft schaukelten. Auch ein letztes Mal an der exotischen Kapelle vorbei, die immer noch unermüdlich spielte. Welcher Stil war das? Karibisch? Multimix? Vorbei!

Lange hatte ich mich gefragt, wie man denn zu dem Stadion rüber kommt. Bisher hatte ich eine Straße gesehen, die über den Felsbuckel führte oder den Aufzug, den wir am Vortag benutzt hatten. Zu meiner Erleichterung tat sich aber ein Tunnel auf. Wie schon zuvor hallte das Tippeln der Füße von den Felswänden wieder. Es hörte sich ein bisschen an wie Regen auf einem Dach. Vor mir ging noch ein großgewachsener Amerikaner. Es sah nicht mehr so aus als hätte man ihn noch motivieren können. Nicht einmal die Hälfte der Marathonis lief überhaupt noch. Aus dem Tunnel kommend erkannte ich schon die Straße vor dem Stadion. Kein km mehr!!! Udo schrieb von einem Marathontor. Gestern hatte ich danach gesucht, es aber für die Einfahrt zu einem Parkhaus gehalten. Und die Rampe war eine Rampe und damit eine echt unangenehme Überraschung. Ziemlich die Länge des Stadions, also gut 100 m. Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben und den Marathon nicht vor der Rampe. Noch einmal raffte ich meine Kräfte zusammen zum Kampf gegen die harten Muskeln. Diese Rampe sollte mich nicht noch auf den letzten Metern kleinkriegen. Wieder vorbei an sich dahinschleppenden Gestalten im Halbdunkel. Endlich der Zugang zum Stadion, durch die Phalanx der Cheerleader, die mittlerweile auch einen etwas abgespannten Eindruck machten. Nur noch die Dreiviertelrunde um die Bahn, in deren Mitte das Schild mit dem km 40 stand. Ein paar Läufer starten noch einen Endspurt, den ich mir aber spare. Meine Zeit stimmte schon. Zwischen 3:50 h und 3:59 h sollte es werden und mit 3h47.30, Platz 387, gehe ich durch das Ziel. Mein Frauchen winkt von der spärlich besetzten Tribüne. Der 9. war damit besiegt. Hamburg kann kommen!

Epilog
Den Nachmittag haben wir dann am Strand verbracht. Mit etwas weniger Sonne, denn die Bewölkung kam nur mit einiger Verspätung. Es war aber trotzdem ein tolles Feriengefühl. Am Montag fühlten sich meine Beine dann an wie nach dem ersten Marathon, dank der vielen Steigungen. Aber dieser Marathon ist doch sehr geeignet eben die Angst vor Anstiegen zu besiegen.
PB 2006: M 3:30:33, HM 1:43:03, 10 KM 44:03


09.05.2010 Maratona del Custoza 04:01:38
06.06.2010 Schlössermarahton Potsdam 04:10:28
26.09.2010 Berlin Marathon

Kein existentieller Trübsinn, der nicht von einer veritablen Katastrophe im Handumdrehen geheilt würde. Michael Klonovsky

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Hallo Peter,

vielen Dank für den schönen Bericht von einem wunderschönen Marathon :daumen: Deine Erzählungen sprechen Bände; die Landschaft muss traumhaft sein.

Ich wünsche Dir nur das Allerbeste für Hamburg!

Viele Grüße
Monika

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Hallo Peter,

Trainingsplan erfüllt und noch einen tollen Bericht geschrieben. Mein Glückwunsch zu beidem :daumen: :daumen:

Mit viel Sehnsucht hab ich den gelesen, denn Monaco gehört zweifelsohne zu meinen schönsten Erinnerungen. Ein herrlicher Lauf über drei Länder in wunderbarer Landschaft. Wenn man weiß, worauf man sich einlässt (Anstiege, ggf. Wärme, bei Schlechtwetter sicher auch Wind) und entsprechend verhalten läuft, kann man dort ein tolles Lauferlebenis einfahren - so wie es dir gelungen ist.

Alles Gute weiterhin :daumen:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h
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