Als ich am 23. September 2007 den Thread für den Berlin HM 2008 eröffnete, war ich felsenfest davon überzeugt, in der deutschen Hauptstadt eine neue PB zu laufen.
Aber, wie heißt es doch so schön: Erstens kommt es anders - zweitens als man denkt .
Die Vorbereitung für das erste Lauf-Halbjahr 08 lief alles andere als optimal. Eine Woche katastrophales Wetter in Wien mit Sturmböen, etwas später eine lästige Bronchitis, die echtes Tempotraining verhinderte und dazu noch zu viel Arbeit, störten meine Pläne empfindlich.
In Wahrheit aber alles Kleinigkeiten! Denn in der Woche vor Ostern starb meine Mutter. Ich war in den darauf folgenden zehn Tagen nur zwei mal laufen - nach jeweils knapp drei Kilometern musste ich umkehren, da mein ganzer Körper weh tat. Ich stand eine Zeit lang physisch völlig neben mir.
Trotzdem bin ich, mit etwas zeitlichem Abstand, mit Gudrun, meinen Laufsachen - und vor allem mit einem großen Vorrat an Vorfreude auf den Lauf und auf einer Wiedersehen mit einem fröhlichen Haufen Foris - nach Berlin geflogen.
Die Bestzeitenjagd hatte ich mir rechtzeitig abgeschminkt; dafür sollte der Laufspaß, garniert mit einer Zeit knapp unter 1.45, im Vordergrund stehen.
Am Freitag, nach dem Abholen meiner Startnummer, fuhren wir mit der U-Bahn zum Kurfürstendamm. Wir nahmen uns vor, die Gedächtniskirche zu besuchen, deren Bilder mich schon als Bub faszinierten. Einer der Gründe dafür war für mich immer, dass Deutschland die Heimat meiner Mutter war und mich die Geschehnisse und die Geschichte des Landes daher schon immer interessierten.
Obwohl ich inzwischen einige Male in Berlin war, fand ich nie die Zeit für eine Besichtigung der Gedächtniskirche. Als ich am Samstag dann mit Gudrun in dem Raum unter dem schwer beschädigten Turm stand, konnte ich meine Tränen plötzlich nicht mehr zurückhalten.
Mag sein, das Alles passt nicht hier her. Aber es war für mich der Anlass, diesen Halbmarathon in Gedanken an meine Mutter zu laufen.
Der Samstag verging mit einem Besuch der Dali-Ausstellung am Kudamm und entspanntem Sightseeing wie im Flug. Am Abend ließen wir es uns beim Fori-Treffen im Restaurant Lafil am Kollwitzplatz gutgehen. Die Freude über bekannte und auch neue Gesichter war groß.
Sonntag morgens waren wir um 09.30 beim vereinbarten Treff im Café Balzac. Die Zeit bis zum Start verging wie im Flug und ich machte mich mit meinem Coach Gudrun auf in Richtung Startblock B.
Ich brauchte etwa drei Minuten, um nach dem Startschuss über die Startmatte zu kommen. Ich drückte den Start-Knopf meiner Beurer PM80 und ließ mich - vorbei am ollen Fritz und über die Prachtstraße Unter den Linden - von der Menge in Richtung des Brandenburger Tores treiben.
Ohne gescheites Tempotraining in den Beinen hatte ich überhaupt keine Lust, meine Energie sinnlos zu verpulvern. Ich freute mich dafür umso mehr, dass ich km 1 auch ohne riskante Überholmanöver in 5.10 erreichte. Was mich noch mehr freute: Meine neue Beurer-Pulsuhr erwies sich als äußerst präziser Partner. Bis km 8 stimmte die Kilometermessung überhaupt auf den Meter genau, danach gab es ganz leichte Abweichungen nach oben. Im Ziel zeigte die Uhr nur 40 Meter mehr an .
Ab km 1 hielt ich meine Zeiten mit einer Schwankungsbreite von maximal zwei bis drei Sekunden Differenz auf 5 Minuten. Wunderbar . Ich konnte mich also mit anderen Dingen beschäftigen. Zum Beispiel damit, die Umgebung zu betrachten, oder mich über das tolle Berliner Publikum zu freuen, dass sich auch von den unfreundlichen Wetterverhältnissen nicht die Laune verderben ließ.
Bei km 8 lag ich plötzlich 14 Sekunden hinter meinem 5-Minuten-pro-Kilometer-Plan. Kein Wunder: Ich war kurz in einem Pulk von Läufern hängen geblieben und musste mich erst einmal durchkämpfen, um wieder freie Bahn zu haben. Dafür ging es dann in einer der Straßen leicht bergab und beim nächsten km hatte ich bereits wieder sechs Sekunden aufgeholt.
Am Kurfürstendamm war besonders in der Nähe der U-Bahn Stationen viel Publikum. Die tolle Stimmung spornte an und sukzessive holte ich mir noch die eine oder andere Sekunde wieder zurück.
An der Gedächtniskirche hielt ich zumindest im Geist etwas inne. Mir fiel dabei sogar wieder ein, dass Gudrun und ich meiner Mutter im Vorjahr von hier eine Karte geschickt hatten.
Die nächsten Kilometer spulte ich stoisch mein Tempo herunter und freute mich still, dass es mir dabei gut ging.
Bei km 16 lief ich auf einen Teilnehmer mit einem Laufshirt des LC Parndorf auf.
Parndorf liegt im Burgenland, in der Nähe des Neusiedler Sees und ist hauptsächlich durch ein riesiges Designer-Outlet bekannt. Dabei ist die Gemeinde auch sonst ganz nett und hat mehr verdient, als unter dem bloßen Gesichtspunkt des Konsums besucht zu werden.
Klaus, so hieß der Laufkumpel, war nicht zufrieden mit seiner Tagesform und hatte sich eine Zeit von unter 1.45 bereits abgeschminkt. Er lag laut seiner Rechnung bereits eine Minute über der Soll-Zeit. Ich wunderte mich ein bisschen über die deutliche Differenz zu meinen Berechnungen, denn - abgesehen von den noch nicht einkalkulierten 97,5 Metern - hatte ich nur noch 2 Sekunden Rückstand.
Wir unterhielten uns ein bisschen, während Klaus versuchte, kurze Zeit mit mir mitzuhalten. Wir verabschiedeten uns aber bald wieder und ich setzte mich langsam ab.
Bei km 17 merkte ich, dass ich mein Pulver noch nicht verschossen hatte. Ich begann langsam, aber stetig, mein Tempo zu erhöhen und Kilometerzeiten um 4.50 zu laufen .
Ich war überzeugt, dass mich schließlich auch die 97,5 Meter nicht mehr kratzen würden und beim Check-Point Charly hatte ich das Tempo auf gut 13,5 km/h erhöht. Das Rote Rathaus im Sicht legte ich noch etwas nach und ließ beim Zielsprint noch eine Reihe von Teilnehmern hinter mir.
Endzeit: 1.44.32 (Rang: 3.498)
Ich weiß, fast zehn Minuten über meiner PB. Aber ich bin trotzdem vollkommen zufrieden. Vor allem auch deshalb, weil ich nicht am letzten Zacken gelaufen bin und mir einen wirklich schönen negativen Split erarbeitet habe.
Im Ziel verzog ich mich rasch in Richtung Duschen und Umkleide. Im heißen Wasserdampf glaubte ich zuerst an eine Sinnestäuschung - duschte doch eine selbtsbewusste Dame unter all den Herren (ich glaub, ich probier das nächstes Jahr mal umgekehrt in den Damenduschen ).
Gudrun wartete schon beim Cafe Wiedemann auf mich und dann marschierten wir schnurstracks zur Schleusenbrücke, wo schon Kathrin(chen) und Stefanie (Rennschnecke) auf uns warteten.
Im Maredo am Rathausplatz ließen wir uns dann gemeinsam mit Bianca (Pitti), Tess und Jan (Steilküste) und Holgii das Bier und die Hähnchenflügel schmecken.
Den Montag ließen wir gemächlich am Postdamer Platz, beim Brandenbuger Tor und Unter den Linden ausklingen, ehe wir uns auf den Rückflug machten.
Gratulation übrigens an alle (auch an Janina und ihren stillen, aber sehr netten Freund, an PapaBaer, an Jürgen und auch an jene, deren Namen ich verschwitzt habe) - egal ob eine neue PB rausgeschaut hat oder nicht.
Berlin sieht uns auch im nächsten Jahr wieder: Schon deshalb, weil Gudrun und Bianca vereinbart haben, das Projekt HM gemeinsam anzugehen.
Und auch darum, weil es einfach schön ist, in Berlin zu laufen .
Liebe Grüße
Wolfgang
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Hallo Wolfgang,
ein sehr schöner, offener Bericht. Mein herzliches Beileid, ich hoffe, Du kannst das Erlebte gut aufarbeiten.
Viele Grüße
Monika
ein sehr schöner, offener Bericht. Mein herzliches Beileid, ich hoffe, Du kannst das Erlebte gut aufarbeiten.
Viele Grüße
Monika
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Lieber Wolfgang, danke für die emotionale Berichterstattung. Ich bin meinen ersten Rennsteig auch für meine Mutter gelaufen, die bereits 1982 gestorben ist, als ich 16 war. Sie liegt in Suhl auf dem Friedhof, und mit jedem Schritt kam ich ihr ein Stück näher. Aber eigentlich war sie sowieso die ganze Zeit bei mir. Das war Deine Mutter bei Dir auch, da bin ich ganz sicher. Wie erklärst Du Dir sonst Deine Leichtigkeit beim Laufen?
Es war schön, Euch wieder zu treffen, dauert ja nicht mehr lang, bis zum Rennsteig! Auch wenn wir uns diesemal dann erst im Ziel treffen (hoffentlich.... )
Es war schön, Euch wieder zu treffen, dauert ja nicht mehr lang, bis zum Rennsteig! Auch wenn wir uns diesemal dann erst im Ziel treffen (hoffentlich.... )
☼ ☼ ☼
Entscheide Dich. Und wenn Du Dich entschieden hast,
vernichte die Alternativen.
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Doch, es paßt hierher. Danke für Deinen emotionalen Bericht und Beileid für Deinen Verlust. Egal wie alt man ist, der Verlust eines Elternteils ist immer ein einschneidendes, schmerzliches Erlebnis. Meine Mutter ist 2001 verstorben, sie hatte lange in Berlin gelebt. An einen gemeinsamen Besuch der Gedächniskirche mit ihr kann ich mich sehr gut erinnnern. Auch daher hat mich Dein Bericht berührt.elcorredor hat geschrieben:Mag sein, das Alles passt nicht hier her. Aber es war für mich der Anlass, diesen Halbmarathon in Gedanken an meine Mutter zu laufen.
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Lieber Wolfgang, danke für diesen großartigen Bericht und mein herzliches Beileid. Es ist schon sehr bewegend zu spüren und zu lesen, dass man mit seinen Gefühlen nicht allein ist. Vor meinem ersten Berlin HM starb meine Tante, die mir an dem Tag als ich sie 1985 anrief um Ihr zu sagen, dass ihre Schwester und meine Mutter gestorben war sofort antwortete "jetzt habe ich einen Sohn". Ich muss nicht sagen, dass Sie mich meinte. Und sie hat das bis 2004 gelebt. Ich habe auf den km die Du jetzt auch mit diesem Gefühl gelaufen bist, immer wieder das Heulen gekriegt. Es war ein großer emotionaler Moment (damals noch 2h08) und zeigt, dass wir beim Laufen nicht nur körperliche Grenzen spüren sondern die Grenzen des Alltags hinter uns lassen. Immer wenn ich in Berlin laufe, bin ich meiner Tante und meiner Mutter ganz nah, genau wie Du,melrose oder Kathrinchen auf dem Rennsteig; ob auf der Strecke oder in der Gedächtniskirche.
Danke, dass Du mit Deinem Bericht auch andere ermutigst hast, Ihre Gefühle, die sie beim laufen so haben zu offenbaren. Wir sind, wie gesagt, nicht allein.
Herzliche Grüße
Dein Berthold
der knobi
Danke, dass Du mit Deinem Bericht auch andere ermutigst hast, Ihre Gefühle, die sie beim laufen so haben zu offenbaren. Wir sind, wie gesagt, nicht allein.
Herzliche Grüße
Dein Berthold
der knobi
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Danke für Deinen gefühlsbetonten Bericht Wolfgang,
ich bewundere immer die Leute, die Ihre Emotionen so zu Papier bringen können, dass man beim Lesen auch berührt wird. Auch von meiner Seite aufrichtiges Beileid zu deinem Verlust.
Grüße PapaBaer
ich bewundere immer die Leute, die Ihre Emotionen so zu Papier bringen können, dass man beim Lesen auch berührt wird. Auch von meiner Seite aufrichtiges Beileid zu deinem Verlust.
Grüße PapaBaer
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Da drücke ich Dich doch nochmal virtuell - schön, daß Du trotzdem dabei warst. Wir sehen uns am Rennsteig, liebe Grüße an Gudrun .
Renn-Schnecke
... von 2 auf 100 in 11 Jahren ...
... von 2 auf 100 in 11 Jahren ...
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Danke für diesen berührenden Bericht - mal wieder zu lesen, dass auch das Leben abseits vom Laufen existiert und nicht nur Tralala ist - und das auch Auswirkungen auf das Erleben beim Laufen hat, war eine gute Erfahrung!
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Dein Lauf und der emotionale Bericht davon waren für dich bestimmt eine sehr wichtige Trauerbewältigung. Nicht jeder kann damit so umgehen. Dafür bewundere ich dich und übermittle dir noch mein aufrichtiges Beileid.
Viele Grüße
Anett
Viele Grüße
Anett
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elcorredor hat geschrieben: Denn in der Woche vor Ostern starb meine Mutter.
Trotzdem bin ich, mit etwas zeitlichem Abstand, mit Gudrun, meinen Laufsachen - und vor allem mit einem großen Vorrat an Vorfreude auf den Lauf und auf einer Wiedersehen mit einem fröhlichen Haufen Foris - nach Berlin geflogen.
Mag sein, das Alles passt nicht hier her. Aber es war für mich der Anlass, diesen Halbmarathon in Gedanken an meine Mutter zu laufen.
Wo sollst Du es sonst so eindrucksvoll beschreiben?
Hallo Wolfgang,
das ist ein sehr schöner, emotionaler Bericht. Als meine Mutter starb (vor 5 Jahren sehr schnell und unerwartet), hab ich das schweigend verarbeitet, aber auch fast nur durch das Laufen ertragen.
Es ist gut, wenn man darüber reden kann. Heute kann ich das auch.
Bleib stark,
liebe Grüße von
Laufmaus Elke
Liebe Grüße von
Laufmaus Elke
Lerne zu Lachen. Werde zu einer Sonne für deine Freunde.
Meine HP: www.laufmauselke.de
Mein Blog: http://mein-streak.over-blog.de/
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Hallo!
Vielen Dank euch allen für euren Trost und euer Mitgefühl!
Stellvertretend für eure Antworten, über die ich mich sehr gefreut habe, möchte ich auf ein Zitat von Laufmauselke eingehen:
Das trifft es sehr genau.
Für mich hat offenbar erst mein Besuch in der Gedächtniskirche einen inneren Knoten gelöst. Und ich war sehr froh darüber, Gudrun an meiner Seite zu haben.
Mein Lauf durch Berlin war dann trotzdem - oder gerade deswegen - sehr schön für mich.
Liebe Grüße
Wolfgang
Vielen Dank euch allen für euren Trost und euer Mitgefühl!
Stellvertretend für eure Antworten, über die ich mich sehr gefreut habe, möchte ich auf ein Zitat von Laufmauselke eingehen:
Als meine Mutter starb ... hab ich das schweigend verarbeitet
Das trifft es sehr genau.
Für mich hat offenbar erst mein Besuch in der Gedächtniskirche einen inneren Knoten gelöst. Und ich war sehr froh darüber, Gudrun an meiner Seite zu haben.
Mein Lauf durch Berlin war dann trotzdem - oder gerade deswegen - sehr schön für mich.
Liebe Grüße
Wolfgang
Danke ...
13... für Deinen Bericht, er hat mich sehr berührt.
Ich möchte Dir hier auch gerne mein Mitgefühl aussprechen und wünsche Dir viel Kraft für die Zeit der Trauerbewältigung.
Schön, daß Ihr beide im "Lafil" ward und Euch vorgenommen habt, nächstes Jahr wiederzukommen . Es war ein schönes und aufregendes Treffen.
herzliche Grüße
Angelika
Ich möchte Dir hier auch gerne mein Mitgefühl aussprechen und wünsche Dir viel Kraft für die Zeit der Trauerbewältigung.
Schön, daß Ihr beide im "Lafil" ward und Euch vorgenommen habt, nächstes Jahr wiederzukommen . Es war ein schönes und aufregendes Treffen.
herzliche Grüße
Angelika
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Hallo Wolfgang,
herzliches Beileid zum Verlust Deiner Mutter auch von mir.
Du hast in sehr beeindruckender, persönlicher Art und Weise Deine Gefühle während des Laufes geschildert. Danke dafür.
Walter
herzliches Beileid zum Verlust Deiner Mutter auch von mir.
Du hast in sehr beeindruckender, persönlicher Art und Weise Deine Gefühle während des Laufes geschildert. Danke dafür.
Walter
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Hallo Wolfgang,
vielen Dank für den sehr offenen Bericht und mein herzliches Beileid. Dein Bericht hat mich sehr berührt.
Viele Grüße und auf ein baldiges Wiedersehen.
Bernhard
vielen Dank für den sehr offenen Bericht und mein herzliches Beileid. Dein Bericht hat mich sehr berührt.
Viele Grüße und auf ein baldiges Wiedersehen.
Bernhard
Benutzerbild aufgenommen beim Rotterdam Marathon 2012
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Lieber Wolfgang,
es gibt Läufe, an die erinnert man sich wegen der Laufpremiere. Oder halt wegen der Bestzeit. Dieser Lauf war und wird sich immer für dich mit deiner Mutter verbinden. Du schriebst oben, dass du den Lauf als sehr schön empfunden hast. In all dem Schmerz, den so ein Verlust der Mutter mit sich bringt das Schöne zu finden, was diese einem auf dem Lebensweg mitgegeben hat, das hast du wohl in diesem Lauf entdeckt.
Ich wünsche dir viel Kraft für die kommendende Zeit und immer die Fähigkeit, in der Trauer das zu entdecken, was uns der Mensch, der nicht mehr da ist, Wertvolles hinterlassen hat.
Alles Liebe dafür und danke für diesen offenden, sehr bewegenden Bericht! Mein Vater ist nun schon seit fast 26 Jahren nicht mehr da, aber irgendwie bleiben die Eltern einem im Herzen erhalten, selbst wenn man sie im Leben viel, viel weniger gehabt hat, als man sie nun schon nicht mehr hat. Durch deinen Bericht ist mir das auch nochmals bewusst geworden.
es gibt Läufe, an die erinnert man sich wegen der Laufpremiere. Oder halt wegen der Bestzeit. Dieser Lauf war und wird sich immer für dich mit deiner Mutter verbinden. Du schriebst oben, dass du den Lauf als sehr schön empfunden hast. In all dem Schmerz, den so ein Verlust der Mutter mit sich bringt das Schöne zu finden, was diese einem auf dem Lebensweg mitgegeben hat, das hast du wohl in diesem Lauf entdeckt.
Ich wünsche dir viel Kraft für die kommendende Zeit und immer die Fähigkeit, in der Trauer das zu entdecken, was uns der Mensch, der nicht mehr da ist, Wertvolles hinterlassen hat.
Alles Liebe dafür und danke für diesen offenden, sehr bewegenden Bericht! Mein Vater ist nun schon seit fast 26 Jahren nicht mehr da, aber irgendwie bleiben die Eltern einem im Herzen erhalten, selbst wenn man sie im Leben viel, viel weniger gehabt hat, als man sie nun schon nicht mehr hat. Durch deinen Bericht ist mir das auch nochmals bewusst geworden.
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Hallo Miriam, Deine Worte sind meine Gedanken, auch meine Mutter ist seit genau 26 Jahren tot und die Gedanken, daß ich sie schon länger nicht mehr habe, als ich sie hatte, ist mir vor 10 Jahren erstmals gekommen.Miriam1973 hat geschrieben:Mein Vater ist nun schon seit fast 26 Jahren nicht mehr da, aber irgendwie bleiben die Eltern einem im Herzen erhalten, selbst wenn man sie im Leben viel, viel weniger gehabt hat, als man sie nun schon nicht mehr hat.
Dabei fühlt es gar nicht so an, die Zeit, in der ich sie hatte, kommt mir dennoch ewig vor. Und dann wieder auch nicht.
Sorry Wolfgang Auch wenn es jetzt vielleicht komisch klingt: Du kannst Dich wirklich glücklich schätzen, daß Du sie so lange gehabt hast.
☼ ☼ ☼
Entscheide Dich. Und wenn Du Dich entschieden hast,
vernichte die Alternativen.
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Zitat Kathrin
Sorry Wolfgang. Auch wenn es jetzt vielleicht komisch klingt: Du kannst Dich wirklich glücklich schätzen, daß Du sie so lange gehabt hast.
Liebe Kathrin, liebe Miriam!
Das tue ich auch.
Meine Mutter wurde immerhin 87 Jahre alt und hatte bis zuletzt - auch durch ihre Familie - ein Umfeld, in dem sie gut aufgehoben war.
Sie ist sanft eingeschlafen - und ich hoffe, sie hatte in dieser Nacht einen schönen Traum.
Trauer zuzulassen ist wichtig - aber viel wichtiger ist es, sich an das zu erinnern, was einen verbunden hat. In diesem Sinn habe ich den Lauf in Berlin erlebt.
Liebe Grüße
Wolfgang
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Hallo Wolfgang,
auch von mir noch mein Beileid.
Auch ich habe im Januar meinen Vater verloren. Wenn ich jetzt unterwegs bin denke ich öfters mal daran das er diese sportlichen Aktivitäten gut geheißen hat und das er selber frührer ja mal ein begeitsterter Langstreckenläufer gewesen ist. Für mich hat die Außeinandersetzung mit Krankheit und Tod auch zu dazu geführt das ich jetzt noch bewusster die Sachen tue die ich tuen möchte und die Freude bereiten. Außerdem überlege ich seit dem auch wie man Sport und etwas sinnvolles zu tun noch besser verbinden kann. Daher auch die Überlegung mal einen Marsch wie den Hamburger-hundertereinfach selbst zu organisieren und statt Startgeldern zu spenden aufzurufen.
auch von mir noch mein Beileid.
Auch ich habe im Januar meinen Vater verloren. Wenn ich jetzt unterwegs bin denke ich öfters mal daran das er diese sportlichen Aktivitäten gut geheißen hat und das er selber frührer ja mal ein begeitsterter Langstreckenläufer gewesen ist. Für mich hat die Außeinandersetzung mit Krankheit und Tod auch zu dazu geführt das ich jetzt noch bewusster die Sachen tue die ich tuen möchte und die Freude bereiten. Außerdem überlege ich seit dem auch wie man Sport und etwas sinnvolles zu tun noch besser verbinden kann. Daher auch die Überlegung mal einen Marsch wie den Hamburger-hundertereinfach selbst zu organisieren und statt Startgeldern zu spenden aufzurufen.
20
Hallo Wolfgang,
ich überlege nun schon seit 2 Tagen, was ich schreiben soll. Erstmal auch von mir herzliche Anteilnahme.
Ein schöner emotionaler Laufbericht, so wie ich ihn mag.
So vieles ging mir dazu im Kopf rum, aber ich weiß nicht, was davon noch hierher gehört und was nicht.
Meinen ersten Marathon bin ich in HH am Geburtstag meines Vaters gelaufen, fast genau 10 Jahre nach seinem Tod. Ich musste dabei auch viel an ihn denken, weil er Hamburg sehr mochte und sicher an der Strecke gestanden hätte, obwohl er nie ein sportlicher Mensch war.
Die Mutter zu verlieren, auch das weiß ich leider aus Erfahrung, ist immer schwer, egal in welchem Alter. Campino hat mal gesagt, das ist wohl der letzte Schritt ins Erwachsenenleben und ich glaube, da hat er irgendwie recht.
Die Umstände bei deiner Mutter hören sich allerdings -wenn man das so sagen kann- wünschenswert an, das ist sicher ein Trost.
Viele Grüße
Birgit
ich überlege nun schon seit 2 Tagen, was ich schreiben soll. Erstmal auch von mir herzliche Anteilnahme.
Ein schöner emotionaler Laufbericht, so wie ich ihn mag.
So vieles ging mir dazu im Kopf rum, aber ich weiß nicht, was davon noch hierher gehört und was nicht.
Meinen ersten Marathon bin ich in HH am Geburtstag meines Vaters gelaufen, fast genau 10 Jahre nach seinem Tod. Ich musste dabei auch viel an ihn denken, weil er Hamburg sehr mochte und sicher an der Strecke gestanden hätte, obwohl er nie ein sportlicher Mensch war.
Die Mutter zu verlieren, auch das weiß ich leider aus Erfahrung, ist immer schwer, egal in welchem Alter. Campino hat mal gesagt, das ist wohl der letzte Schritt ins Erwachsenenleben und ich glaube, da hat er irgendwie recht.
Die Umstände bei deiner Mutter hören sich allerdings -wenn man das so sagen kann- wünschenswert an, das ist sicher ein Trost.
Viele Grüße
Birgit
21
[quote="Big-Biggi"]Hallo Wolfgang,
ich überlege nun schon seit 2 Tagen, was ich schreiben soll. Erstmal auch von mir herzliche Anteilnahme.
Ein schöner emotionaler Laufbericht, so wie ich ihn mag.
/QUOTE]
Ging mir auch so! Ich habe meinen Vater schon vor 17 Jahren verloren, als ich selber gerade ein frischer Vater war. Da habe ich erst gemerkt, wie sehr ich ihn noch gebraucht hätte.
Meine Mutter ist mit 60 gestorben vor 4 Jahren, Krebs. Vorher 4 Jahre Leiden.
Das Laufen ist für mich auch eine der Gelegenheiten mich zu erinnern und Sachen zu verarbeiten.
Finde das sehr stark, dass du deine Emotionen hier schreibst.
ich überlege nun schon seit 2 Tagen, was ich schreiben soll. Erstmal auch von mir herzliche Anteilnahme.
Ein schöner emotionaler Laufbericht, so wie ich ihn mag.
/QUOTE]
Ging mir auch so! Ich habe meinen Vater schon vor 17 Jahren verloren, als ich selber gerade ein frischer Vater war. Da habe ich erst gemerkt, wie sehr ich ihn noch gebraucht hätte.
Meine Mutter ist mit 60 gestorben vor 4 Jahren, Krebs. Vorher 4 Jahre Leiden.
Das Laufen ist für mich auch eine der Gelegenheiten mich zu erinnern und Sachen zu verarbeiten.
Finde das sehr stark, dass du deine Emotionen hier schreibst.
Gruss
Andreas
Andreas
22
Hallo Wolfgang,
zunächst einmal mein herzliches Beileid, ich habe wirklich Gänsehaut bekommen als ich den Bericht las. Ich kann Dein Schicksal sehr gut nachempfinden, da mein Vater erst vor ein paar Tagen noch auf der Intensivstation lag. Da merkt man erst mal, dass es noch wesentlich wichtigere Dinge im Leben gibt, als die Jagd nach Bestzeiten.
Viele Grüße
gamma
zunächst einmal mein herzliches Beileid, ich habe wirklich Gänsehaut bekommen als ich den Bericht las. Ich kann Dein Schicksal sehr gut nachempfinden, da mein Vater erst vor ein paar Tagen noch auf der Intensivstation lag. Da merkt man erst mal, dass es noch wesentlich wichtigere Dinge im Leben gibt, als die Jagd nach Bestzeiten.
Viele Grüße
gamma
23
...und er hat mit "Nur zu Besuch" meiner Ansicht nach eines der -wenn man es so sagen darf- "schönsten" Lieder zum Tabuthema Tod geschrieben. Wenn ich das richtig verstanden habe, hat er dieses Lied nach dem Tod seiner Mutter verfasst.Big-Biggi hat geschrieben: Campino hat mal gesagt, das ist wohl der letzte Schritt ins Erwachsenenleben und ich glaube, da hat er irgendwie recht.
Ich denke, es geht allen, die ein Elternteil verloren haben, manchmal so wie in dem Lied:
"Und jetzt red ich mit dir wie immer,
so als ob es wie früher wär,
so als hätten wir
jede Menge Zeit.
Ich spür dich ganz nah hier bei mir
kann deine Stimme im Wind hör'n ..."
Ich danke dir Wolfgang nochmals für deinen Bericht, der in einigen von uns wohl auch etwas hoch geholt hat. Das man dazu noch gemeinsam hat, es beim Laufen bewusst verarbeiten zu können verbindet uns (überwiegend persönlich fremde) Menschen in erstaunlicher Weise.
auch von mir herzliches Beileid
24Lieber Wolfgang,
auch von mir mein herzliches Beileid. Schön ist es, dass Du jetzt reden kannst, das wird einiges in dir Auslösen und auch lösen. Schön, dass Du Gudrun an Deiner Seite hast.
Es hat wohl so sein sollen, dass Du gerade jetzt in Berlin warst und so den Lauf Deiner Mutter widmen konntest.
Ich freue mich auf Euch, wenn ihr nächstes Jahr wieder in Berlin seid, dann bin ich hoffentlich auch wieder beim Treffen dabei!
Dir alles Liebe und noch viel Kraft in nächster Zeit!
Liebe Grüße Binchen
auch von mir mein herzliches Beileid. Schön ist es, dass Du jetzt reden kannst, das wird einiges in dir Auslösen und auch lösen. Schön, dass Du Gudrun an Deiner Seite hast.
Es hat wohl so sein sollen, dass Du gerade jetzt in Berlin warst und so den Lauf Deiner Mutter widmen konntest.
Ich freue mich auf Euch, wenn ihr nächstes Jahr wieder in Berlin seid, dann bin ich hoffentlich auch wieder beim Treffen dabei!
Dir alles Liebe und noch viel Kraft in nächster Zeit!
Liebe Grüße Binchen
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Lieber Wolfgang,
vor ein paar Jahren habe ich jemanden verloren, die mir seit meiner Kindheit ganz viel bedeutet hat. Manchmal vermisse ich sie so sehr, dass es mir das Atmen nimmt. Es gibt einen gemeinsamen Ort, droben in Skagen, wo sich Ost- und Nordsee treffen, den haben wir beide geliebt. Immer, wenn ich in Dänemark bin, reise ich dort hin, wandere den Rest allein bis in die allerletzte Spitze. Dort ist sie mir dann ganz nah. Die Tibeter kennen einen Brauch, für all das was man versäumt hat demjenigen zu sagen. Sie schreiben demjenigen einen Brief, steigen auf den höchsten Berg, verbrennen ihn dort und lassen den Wind die Asche forttragen. Ob ich das nächste Mal einen Brief mit nach Skagen nehmen sollte?
Auch ich wünsche Dir einen solchen Ort.
Tröstende Grüße
Monika
vor ein paar Jahren habe ich jemanden verloren, die mir seit meiner Kindheit ganz viel bedeutet hat. Manchmal vermisse ich sie so sehr, dass es mir das Atmen nimmt. Es gibt einen gemeinsamen Ort, droben in Skagen, wo sich Ost- und Nordsee treffen, den haben wir beide geliebt. Immer, wenn ich in Dänemark bin, reise ich dort hin, wandere den Rest allein bis in die allerletzte Spitze. Dort ist sie mir dann ganz nah. Die Tibeter kennen einen Brauch, für all das was man versäumt hat demjenigen zu sagen. Sie schreiben demjenigen einen Brief, steigen auf den höchsten Berg, verbrennen ihn dort und lassen den Wind die Asche forttragen. Ob ich das nächste Mal einen Brief mit nach Skagen nehmen sollte?
Auch ich wünsche Dir einen solchen Ort.
Tröstende Grüße
Monika