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Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren ...

Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren ...

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Nachdem mein in Heidelberg studierender Sohn vor ein paar Wochen mir mitgeteilt hatte, dass er am 27. April in Heidelberg bleiben würde und ob ich nicht Lust hätte, beim Heidelberger Halbmarathonmitzulaufen, wollte ich mich gleich anmelden. Zu meinem Schrecken, war der Lauf schon lange komplett ausgebucht.

Über Laufen-Aktuell erhielt ich dann eine nette Mail, dass ich einen Startplatz von einer Läuferin (nennen wir sie mal Katherina) haben könnte. Wir würden uns am Samstag 26. April um 17:00 vor dem Wettkampfbüro treffen um die Ummeldung durchzuführen.

Samstag morgens fuhren meine Frau und ich los. Auf der Autobahn war wenig los, sodass wir schon recht früh in Heidelberg waren. Meine Frau wollte ein wenig shoppen gehen und ich wollte ein wenig Carboloading machen. Also ab in die Brauerei und eine Riesenportion Käsespätzle verdrückt. Dazu ein frisch gezapftes Maibock. Nicht sehr lauftauglich, aber ich wollte ja keine Bestzeit laufen. Das Höhenprofil des Heidelberger HM eignet sich nicht für Zeitenjäger.

Punkt 17:00 klingelt mein Handy und ich treffe mich mit Katherina und ihrem Freund. Das Umgemelde war ein wenig stressig, weil Katherina erst an der Chiausgabe einen Bon holen musste, um ihre Startunterlagen abholen zu können. Dann konnten wir ihren Leihchip zurückgeben und konnten uns ummelden. Da die Startnummern personalisiert sind, war ich der Meinung, dass ich eine neue erhalten würde.

Nix da, ich musste als Katherina starten. Blockwechsel war auch nicht möglich. Gut, dass Katherina keine 1:30 angegeben hatte.

Wir sind dann noch was trinken gegangen und danach habe ich mich ein wenig auf der Messe umgeschaut. Erfreut stellte ich fest, dass hier Messepreise wirklich noch Messepreise sind. Den DS-Trainer 13 für 90,- Euro hätte ich mir fast gekauft.

Sonntag um 7:00 klingelt mein Wecker. Mein Sohn meint nur verschlafen: „Du kennst dich ja in der Küche aus. Ich komm dann mit dem Mountainbike an die Strecke“.

Nach einem gemütlichen Frühstück bin ich dann in die Stadt gegangen und zur Kleiderabgabe. Im Startblock grinsen einige der 5000 Mitläufer um mich rum, als sie den Namen Katherina auf der Startnummer sehen. Ich steh dazu. Andere Ummelder haben den ursprünglichen Namen mit ihrem eigenen Namen überklebt.

Die Sonne heizt uns schon um 9:30 ganz schön ein. Ich starte meine Pulsuhr. Ein Laufen nach Zwischenzeiten erscheint mir angesichts des Höhenprofils recht sinnlos. Nachdem ich vor ein paar Wochen einen Laktattest gemacht habe, möchte ich zum ersten Mal bei einem Wettkampf nach Puls laufen. Diese Idee scheinen wohl einige Läuferinnen und Läufer um mich rum auch zu haben. Obwohl meine Pulsuhr funkentstört ist, zeigt sie plötzlich Pulswerte um die 230 an.

Egal, das wird sich schon wieder beruhigen. Die Beats aus den Lautsprechern sorgen für Stimmung. Es ist immer wieder ein tolles Gefühl auf den Start zu warten. Ich genieße die ganze Atmosphäre um mich rum. Endlich der Schuss und es geht los. Gehen im wahrsten Sinne des Wortes. Nach einigen 100 Metern kommt die Sache in Schwung und ich kann etwas besser überholen. In einer Schleife laufen wir in die Heidelberger Hauptstraße ein. An der Heiligen-Geist-Kirche geht es in einer Kurve, vorbei an meiner gestrigen Brauerei, über die leider eingerüstete Karl-Theodor-Brücke auf die andere Neckarseite. Plötzlich höre ich meinen Namen. Katherina und ihr Freund haben es sich nicht nehmen lassen, an die Strecke zu kommen. Ich bin richtig gerührt. Trotz der Uhrzeit stehen schon sehr viele Zuschauer an der Strecke und feuern uns an. Über eine Schleife in Neuenheim, beginnt jetzt der ernste Teil des Laufs. Es geht den Philosophenweg hoch. Immerhin 270 Höhenmeter sind zu bewältigen. Mein Puls geht in den Grenzbereich über, aber ich fühle mich wohl. Einige Läufer fangen an zu gehen. Sehr diszipliniert gehen sie am rechten Rand und lassen die schnelleren vorbei.
Am Philosophenweg stehen Heidelbergs teuerste Villen. Der Blick auf die Stadt und das Schloss auf der anderen Neckarseite sind aber auch gigantisch. Obwohl hier eine so teure Wohngegend ist, lassen es sich die Bewohner nicht nehmen und stellen sich an die Strecke. Manche verteilen Bananenstücke, oder reichen uns Wasser.

Es geht immer höher hinauf und da sehe ich sie. Meine Frau und meine Sohn stehen am höchsten Punkt und feuern mich an. Danach wird es ruhigen und wir laufen im Wald. Der kühle Schatten tut richtig gut. Anstrengender als das Berhochlaufen ist das Bergrunterlaufen. Das geht voll in die Knie. Dann wieder eine Steigung. An dieser Stelle mein Kompliment an die Veranstalter, die nicht nur Kilometerschilder aufgestellt haben, sondern auch gleich das Höhenprofil dazu und wo man sich gerade befindet. Irgendwann laufen wir dann wieder über eine Brücke und wechseln die Neckarseite. Ein Stück am Neckar entlang und dann wieder 220 Höhenmeter den Berg rauf. Wir passieren das Heidelberger Schloss und ich kann einen Blick auf die gegenüberliegende Bergseite werfen und was ich alles schon hinter mir habe.

In einer Kurve steht dann tatsächlich ein Bierstand. Nicht nur für die Zuschauer, sondern auch für die Läufer. Das gibt es doch gar nicht! Ich bin hin und hergerissen. Soll ich weiterlaufen, oder erst mal ein kleines Bier trinken. War ich nicht hier angetreten, um den Lauf zu genießen und Spaß zu haben? Also was solls! Ich schnapp mir ein Glas und trinke während des Weiterlaufens das Bier aus. Der Alkohol steigt mir ein wenig zu Kopf. Aber die paar Schluck wecken neue Kräfte in mir. Beschwingt rase ich in die Stadt runter. Waren bisher eigentlich überall genügend Zuschauer, so steppt jetzt in der Altstadt der Bär. Ein gigantisches Menschenmeer. 50% vermutlich Touristen aus Asien und den USA, die es aber offensichtlich genießen uns anzufeuern. Mich feuern sie halt als Katherina an, aber ich kann nur drüber schmunzeln. Jetzt noch 1 Km Vollgas durchs Menschenmeer. Das Piepen meiner Pulsuhr überhöre ich einfach. Dann kommt am Universitätsplatz das Ziel. Glücklich laufe ich ein.
Nachdem ich den Zielbereich verlassen habe um meine Sachen zu holen, treffe ich doch tatsächlich in der Menschenmasse die echte Katherina und ihren Freund. Mein Sohn ruft mich an, er würde in der Brauerei auf mich warten.
Erschöpft, aber glücklich nimmt er mich in Empfang. Meine Beine sind jetzt ein wenig schwer. Dank der Weitsicht meines Sohnes und seiner Freundin brauche ich nicht nach hause zu humpeln, sondern darf mit dem Rad der Freundin meines Sohnes fahren.

So fahre ich also glücklich mit der Startnummer auf der Brust mit dem Namen Katherina auf einem Damenrad zum Duschen.

Auf dem Foto, welches mein Sohn gemacht hat, seht ihr die grünen „Klapperhände“ meiner Frau und mich beim ersten Anstieg.

Ich kann den Heidelberger HM nur wärmstens weiterempfehlen. Ein wirklich fantastischer Lauf. Wer noch etwas mehr über die Strecke wissen möchte sollte auch diesen Bericht von 2007 lesen.

Ach so und meine Zeit: 2:03:19, aber das ist völlig nebensächlich.
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Dateianhänge
Heidelberg HM.JPG Heidelberg HM.JPG 227 mal betrachtet 181.05 KiB

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caterpillar hat geschrieben:Auf dem Foto, welches mein Sohn gemacht hat, seht ihr die grünen „Klapperhände“ meiner Frau und mich beim ersten Anstieg.
Schade, daß man bei dir nur von hinten den Aufdruck ABB sehen kann, aber nicht die Startnummer. :D

Das klingt nach einer schönen Veranstaltung bei ja nicht ganz einfachem Profil. Schöner Bericht!

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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Hallo,
schöner Bericht!

Ich fands auch toll und die Strecke ist wirklich schön. Anspruchsvoll ist es auch, aber manchmal kann man halt nicht alles auf einmal haben.

Gruß
Wolfgang

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burny hat geschrieben:Schade, daß man bei dir nur von hinten den Aufdruck ABB sehen kann, aber nicht die Startnummer. :D

Das klingt nach einer schönen Veranstaltung bei ja nicht ganz einfachem Profil. Schöner Bericht!

Bernd

Sorry, aber ich bin der mit dem gelben Post-SV TübingenTrikot. :D

Doch, der Heidelberger HM war für mich einer der schönsten HM´s, die ich bisher gelaufen bin.

Hier noch ein paar Bilder aus der RW.
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